Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Ich denke bezüglich des Dach-Restaurants besteht hier eine etwas übertriebene Sorge. Wahrscheinlich wird das Ding ein flacher, unauffälliger Pavillon werden, genauso wie das Restaurant auf dem Dach des Reichstags (vgl. Bild 1 und Bild 2). Und beim Reichstag hat sich auch noch kein Mensch über eine ruinierte Außenwirkung durch dessen Dachkiste beschwert. Alles halb so schlimm, ich freue mich vielmehr schon darauf "auf dem Schloss" lecker essen zu gehen. :wink:

  • Auf dem Bild der West-Webcam von heute macht es mir nicht den Eindruck, als wolle der Aufbau nur ein Fahrstuhlschacht werden. Lastenaufzug vielleicht. :wie: Ist ein ganz schöner Kasten mit Fensteröffnungen, wie es aussieht - jetzt ohne Schalung

  • Also, zu der Finanzierung des Dachrestaurants:
    Ich habe an verschiedenen Stellen nachgefragt und nun vom Sprecher der Initiative, Bernhard Wolter, eine Antwort bekommen.

    Meine Fragen:
    1. Wird das Dachrestaurant bereits gebaut?
    2. In den AGBs der Stiftung steht allgemein, dass es aus Spenden finanziert werden würde. Sind damit die Spenden des "Spendenkontos Bau" gemeint? (http://www.sbs-humboldtforum.de/de/Spenden/) oder wird es dafür ein Extrakonto geben?
    3. Falls es ein Extrakonto gibt, wäre es dann theoretisch trotzdem möglich bei Bedarf die Gelder des "Spendenkontos Bau" zu nutzen?

    Seine Antworten gebe ich aus datenschutzrechtlichen Gründen leicht verändert in eigenen Worten wieder (Inhaltlich und in der Ausführung identisch):
    1. Das Restaurant befindet sich nicht im Bau.
    2. Durch Beschluss des Bundestages soll das Dachrestaurant durch Spenden finanziert werden.
    3. Alle Spenden an die Stiftung gehen auf das "Spendenkonto Bau".

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

    3 Mal editiert, zuletzt von Lingster (11. Februar 2015 um 18:42)

  • Also gibt es derzeit keinen Sondertopf und alle Spenden an die Stiftung dürfen für das Restaurant verwendet werden. Eine für mich extrem enttäuschende Antwort.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry


  • Seine Antworten gebe ich aus datenschutzrechtlichen Gründen leicht verändert in eigenen Worten wieder (Inhaltlich und in der Ausführung identisch):
    1. Das Restaurant befindet sich nicht im Bau.
    2. Durch Beschluss des Bundestages soll das Dachrestaurant durch Spenden finanziert werden.
    3. Alle Spenden an die Stiftung gehen auf das "Spendenkonto Bau".


    Hm,
    ich übersetzte mal:
    1. Das Restaurant befindet sich (noch nicht) im Bau. Stimmt, noch entstehen Technik-oder Aufzugräume...
    2. Durch Beschluss des Bundestages soll das Dachrestaurant durch Spenden finanziert werden. Von müssen also keine Rede, ausserdem wusste ich nicht dass es einen Bundestagsbeschluss zum Dachrestaurant gibt...
    3. Aus dem Spendentopf "Bau" werden alle "Extras" finanziert und nicht nur die historischen...

    :aufdenkopf:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • 2. Durch Beschluss des Bundestages soll das Dachrestaurant durch Spenden finanziert werden. Von müssen also keine Rede, ausserdem wusste ich nicht dass es einen Bundestagsbeschluss zum Dachrestaurant gibt...

    Die Wortwahl der Antworten ist meine eigene, also bitte nicht jedes Wort auf die Goldwage legen sondern nur den Inhalt, wobei das Wort "soll" in diesem Fall auch im Original verwendet wurde.
    Bei dem Beschluss handelt es sich um einen Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestages von Juni 2011.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Guten Abend,

    jeder dieser Forumsmitglieder wird die Worte des Förderverein Schloß Berlin e.V. für sich deuten.

    Ich gehe davon aus dass auf dem Dach einfach Vorbereitungen getroffen werden, dass man die Dachterrasse bei genügend Spendeneingang später einfach ergänzt. Jetzt die Kuppel zu rekonstruieren, das Dach darauf zu schließen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu öffnen um es durch eine Dachterrasse zu ergänzen macht betriebswirtschaftlich keinen Sinn.

    Viele Grüße :cool:

  • Guten Abend,

    der Chefredakteur des Zeit Magazin Christoph Amend hat am Montagabend ein Interview im Militärhistorischem Museum in Dresden mit Schriftsteller Martin Walser geführt. Der Schriftsteller Martin Walser rät den Berlinern, sich beim Wiederaufbau ihres Stadtschlosses die Dresdner Frauenkirche zum Vorbild zu nehmen.

    "Wenn es den Berlinern gelingt, dass Schloss so herzustellen wie den Dresdnern die Frauenkirche, sage ich ja. Wenn sie diese Kraft haben, sage ich ja"

    "Wenn wir erlebt haben, wie viel man kaputt machen kann, dann darf man doch auch erleben, wie viel man wieder aufbauen kann."

    http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-20…schloss-003.htm

    Viele Grüße :cool:

  • @Herr Lampe
    Am allerschönsten finde ich die folgende Aussage von Herrn Walser, da sie meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf trifft:

    Walser betonte, in der Frauenkirche stünden sogar die Steine wieder an der Stelle, an der sie original standen. "Das ist schon krankhaft genau, wie das gemacht wurde. Und wenn das gelingt, ist es lächerlich, noch von Erst- und Zweitschöpfung zu reden. Das ist nur noch Ideologie."

    (ebenfalls aus den Finanznachrichten)

  • Also gibt es derzeit keinen Sondertopf und alle Spenden an die Stiftung dürfen für das Restaurant verwendet werden. Eine für mich extrem enttäuschende Antwort.

    Und was heißt das auf Deutsch?

    Entweder:

    "Erst einmal werden die Kuppel und alle Außen- und Hoffassaden finanziert und rekonstruiert. Und dann, sofern Geld verfügbar ist, vielleicht ein Treppenhaus und zwei oder drei Innenräume. Und wenn danach (= in ein gut 10 Jahren) immer noch Geld übrig ist bzw. noch neue Spenden eingehen, dann leisten wir uns noch ein Dachrestaurant"

    Oder:

    "Wir verwenden die Spenden nach eigenem Ermessen, und wenn wir meinen, die Zeit ist gekommen, dann nehmen wir ein, zwei Millionen Euro und bauen schon mal das Restaurant. Wenn dann kein Geld für Treppenhaus oder Innenräume und ähnlichen historischen Kram übrig ist oder gar der Schlüterhof noch nicht fertig ist, dann muss das eben warten, bis noch mehr Leute etwas spenden. Hauptsache, wir haben erstmal unser Restaurant."

  • Man muss ja unterscheiden zwischen Schlossverein und Stiftung. Die Spenden an den Schlossverein werden niemals für das Restaurant ausgegeben. Die Gelder der Stiftung stell ich mir als Lückenfüller vor, da wo Spenden fehlen wird das Geld eingesetzt. Wie die Prioritäten da liegen werden wir wohl bald erfahren. Aber ich fürchte, dass das Restaurant recht weit oben auf der Liste steht. Wenn erst mal alles andere finanziert ist werden die Spenden versiegen. Realistisch betrachtet haben sie also nur eine Chance das Restaurant aus Spenden zu finanzieren, wenn sie schnell Fakten schaffen.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Wieso muss denn überhaupt für ein Restaurant gespendet werden? Das Humbold-Forum kostet Geld, aber ein Restaurant bringt doch Profit (vor allem an der Stelle)? Es ist doch nicht davon auszugehen, dass es dort Currywurst mit Pommes gibt, sondern ein exclusives Angebot.

  • Wenn jemand (bspw. ein privater Gastronom) mit einem überzeugenden Konzept eine Bank betritt, vielleicht noch Reverenzen (Schloss) mitbringt, dürfte die Finanzierung ein Selbstgänger werden. Kann mir nicht vorstellen, dass jetzt, beim gegenwärtigen Spendenstand, irgendjemand ernsthaft über eine Spendenfinanzierung des Cafés nachdenkt. Dass Spenden für Innenrekos zurückgelegt werden, daran glaube ich auch nicht. Die werden so schnell nicht kommen. Wer aber die bautechnischen Vorleistungen für das Café zahlt, das bliebe noch zu hinterfragen. Sind die in den 590 Mio EUR enthalten?

  • In der Humboldt-Box hat man es mir auf konkrete Nachfrage so erklärt:

    Die Kernbaukosten betragen 510 Mio., in denen ist der Bau eines Dachcafés allerdings nicht erhalten. Falls ein Investor ganz regulär das Dachcafé bezahlen würde, würde ihm dieses natürlich auch gehören, die Stiftung möchte aber, dass das gesamte Gebäude in Bundeshand bleibt. Was auch Sinn macht, denn man stelle sich vor, der Restaurantbesitzer würde das Café nach ein paar Jahren weiterverkaufen wollen, dann wären Bund und Stiftung quasi machtlos, falls McDonald's oder etwas ähnliches der Käufer wäre.

    Deswegen sucht man also nach einem "Spender", der mit einer zweckgebundenen Spende das Dachcafé finanziert, und im Zuge dieser zweckgebundenen Spende das Recht erhält, das Café selbst zu betreiben, um so auf lange Sicht Gewinn zu erwirtschaften. Das Café als Bauwerk würde auf diese Weise dann aber in Zukunft eben der Stiftung - und damit dem Bund - gehören, obwohl sie es nicht selbst bezahlt hat.

    Ob sich auf diese Weise ein Finanzier und anschließender Betreiber finden lässt, wird sich zeigen. Was im Moment aus den 510 Mio. Kernbaukosten - nicht aber aus Spenden - entsteht ist das Ende eines Fahrstuhlschachts und entsprechende Technikaufbauten auf dem Dach, die es rein theoretisch ermöglichen, das Dachcafé als anschließende Baumaßnahme in Zukunft zu errichten - wenn sich dafür ein Investor finden lässt, der eine zweckgebundene Spende entrichtet.

    Alle anderen Spenden werden natürlich ausschließlich für Schmuckelemente verwendet - Sandstein oder in wenigen Fällen Metallarbeiten -, selbst Fenster, die Kuperverdachungen und das Mauerwerk werden aus den Bundesmitteln finanziert, da dies nicht in den Bereich "Schmuckelement" fällt. Einzig bei Eckrondell war es anders, da hat der Spender mit seiner zweckgebundenen Spende ebenfalls die Rundung im Rohbau finanziert, da diese in den Kernbaukosten des Bundes nicht enthalten waren. Diese zweckgebundene Spende ist übrigens vergleichbar mit der fürs Dachcafé, mit der Ausnahme dass der Eckrondell-Spender das Eckrondell in Zukunft natürlich nicht als Mieter nutzen wird.

  • denn man stelle sich vor, der Restaurantbesitzer würde das Café nach ein paar Jahren weiterverkaufen wollen, dann wären Bund und Stiftung quasi machtlos, falls McDonald's oder etwas ähnliches der Käufer wäre.


    Warum nicht? Der McCityPalace, wo es leckeren Humboldtburger oder das Schlüter-Sparmenü und Stüler McNuggets gibt - das würde vom Niveau am besten zu der fettigen Idee passen, auf dem Dach eines Stadtschlosses eine Fressbaracke zu platzieren.

  • Das ist nur eines von vielen Symptomen für den Niedergang des Respekts vor Architektur. Selbst als in den Budapester Hauptbahnhof ein mcdonalds einzog, hütete man sich, die altehrwürdige Restauranthalle allzu sehr zu beeinträchtigen. Und hier rammt man mal einfach so einen erbärmlichen, schmierigen Klotz mitten in die Sichtachse des wohl prestigeträchtigsten deutschen Ensembles, auf das Dach dieses Schlosses? Von mir aus, wenn se denn unbedingt wollen, aber dann sollen die den Sch***dreck gefälligst dem Spreeflügel draufschnoddern, wo er einzig hingehört. Oder würde das die ach-so gegebene Harmonie des ach-so tollen modernistischen Machwerks beeinträchtigen? Natürlich, das würde sie, denn im Gegensatz zur Barockfassade gibt es hier nichts, was dieses Ungleichgewicht kompensieren könnte, viel eher würde es die ästhetische Katastrope als solche demaskieren.
    Dachterrasse - top, Dachcafé - von mir aus, aber sich so dreist zu platzieren, hat nichts mehr mit Notwendigkeit zu tun; allenfalls mit geistiger Umnachtung. Sollen die Verursacher an ihrem Kaffee...

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Unglaublich, wie hier einige heißlaufen, weil da oben drauf vielleicht (!) ein Restaurant kommt. Liegt wahrscheinlich an der deutschen Eigenart essen nicht als Kultur, sondern nur als notwendiges Übel begreifen zu können.
    Über die Annahme, dass dort ein Stadtschloss gebaut wird, will ich mich lieber nicht äußern.

  • @Arwed: Nicht das Restaurant an sich ist das Problem, es ist die Tatsache, dass man sich anmaßt, es an so prägnanter Stelle gut sichtbar und mitten auf dem Dach zu platziern. Und das hat auch nichts mit einer etwaigen Geringschätzung des Essens zu tun, welches ich durchaus als ein gutes Stück Lebensqualität betrachte, sondern schlicht mit der sich daraus ergebenden Priorisierung im Zusammenhang mit dem Humboldt-Forum (das ich allerdings nicht grundlos, sondern ganz dezidiert wegen seiner Bedeutung für das Stadtbild als Schloss bezeichne. Alles mögliche kann - zurzeit noch - ein Humboldt-Forum sein, wenn man nur den Namen draufschreibt. Aber es ist halt nicht ein allmöglicher Bau, sondern, wenn auch nur als Torso, eine Rekonstruktion des Schlosses). Mahlzeiten sind, vom Essen abhängig mal mehr, mal weniger, Kultur, aber eben weder die Museums- noch die Baukultur. Zwar kann man alles verknüpfen, nur soll das Museum dabei ein Museum bleiben, anstatt zwischen Rembrandt und Monet Schweinshaxe zu servieren. Und dementsprechend ist es unangemessen, eine solche bauliche Beeinträchtigung an dieser exponierten Stelle vorzunehmen. Sport ist schließlich auch eine Art Kultur und hat ein Anrecht zum Betrieb im Berliner Tiergarten, nur macht man deshalb nicht die Siegessäule zum Kletterpark.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Das wird jemand, der gegen das Befremden über den sichtbaren Dachwürfel mit angeblicher Ablehnung von Essen argumentiert, doch gar nicht versthehen...

    Es ist ja auch nicht so, dass mit aller Macht der verseilschaften Kreise (oft erfolgreich) versucht wurde, die Wirkung des Schlosses zu beeinträchtigen: Die unsägliche Rathausbrücke, die beinahe-Schlossplatzbebauung (Thyssen-Grundstück), die primitive Schinkelplatzbebauung, die sehr moderne U-Bahnhof-Gestaltung, die (bisherige) Verhinderung einer an das historische angelehnten Umfeldgestaltung und jetzt die rücksichtslose funktionalistische Bebauung des Dachbereichs.

    Da die Frage der Finanzierung des Dachrestaurants nicht in transparenter Weise kommuniziert wird, werde ich nichts mehr spenden und bereue meine bisherigen Zuwendungen.

    Hier noch zwei Ansichten von gestern - dürften, der Größe nach, wohl beiderseits 3 Aufzüge ankommen. Deutet dann wohl doch auf ein Schnellrestaurant hin. :zungeorange:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)