Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Wenn es solche Gesetze gibt, dann werden die eben auch umgesetzt, komme, was da wolle.

    So muß der evangelische Kirchentag Stuttgart schlappe 100.000 Euro für Brandmelder ausgeben (siehe Stuttgarter Zeitung), weil ja sonst niemand in den Klassenzimmern von Schulen provisorisch übernachten dürfte (klar, das merkt natürlich bei 20 Leuten pro Raum niemand, wenn es mal brennen sollte), das Weinfest am Stuttgarter Schimmelhüttenweg verfügt nicht über genug "Rettungswege" im Brandfall (nochmals Stuttgarter Zeitung - wobei ich mich frage, was denn bei einem Weinfest unter freiem Himmel brennen soll), aus demselben Grund ist auch der Stuttgarter Fernsehturm geschlossen usw.

    So etwas wie Menschenverstand oder Ermessensspielräume scheint es in Behörden generell nicht mehr zu geben.

  • Zitat

    (klar, das merkt natürlich bei 20 Leuten pro Raum niemand, wenn es mal brennen sollte)

    Ich war ein paar mal auf Kirchentagen. In den Klassenzimmern gibt es keine Nachtwachen, meistens schlafen alle tatsächlich gleichzeitig, und zwar in Bodennähe auf Isomatten oder Luftmatratzen. Rauch (z. B. von einem durch Kurzschluss eines Handyakkus ausgelösten Schwelbrandes in einer Ansammlung von Rucksäcken) sammelt sich zunächst unter der Decke eines ca. 4,00 - 4,50 m hohen Klassenraumes und sinkt erst mit zunehmender Dichte zu Boden. Ein schlafender Mensch riecht nichts und würde erst durch Erstickungserscheinungen wach - dann ist es für eine Flucht durch den dann dichten Rauch zu spät. Ein Rauchmelder unter der Raumdecke ist daher schon sinnvoll und hat zudem einen Mehrwert als Brandmelder auch bei nachts ungenutzten Räumen, um den Hausmeister oder Nachbarn zu alarmieren. Dass die Kosten dafür allerdings alleine durch den kirchentag zu tragen sind, ist allerdings fragwürdig...

    Zitat

    wobei ich mich frage, was denn bei einem Weinfest unter freiem Himmel brennen soll

    Es reicht eine Ansammlung von Menschen mit Kleidung/ Jacken auf Kunstfaserbasis und z. b. eine achtlos gehaltene Zigarette o. ä.. In Österreich gab es vor einigen Jahren mal einen Großbrand in einer an sich mit unbrennbaren Materialien ausgekleideten Bergbahn, ausgelöst durch einen überhitzten Heizlüfter bei dichtem Gedränge von Menschen, von denen viele Kunststoff-"Ski"-Jacken getragen hatten.
    Auch gibt es ja genügend Zeitgenossen, denen mal die Sicherung durchbrennt und z. B. mal einen Brandsatz oder auch nur einen Böller oder "Pyrostick" in eine Menschenmenge wirft. Im dichten Gedränge kann man dann sich dann nicht mal eben zu Boden werfen und dadurch löschen (wie man es so schön in gängigen Selbsthilfe-Kursen lernt), also muss immer genügend Platz vorgehalten werden, eben jene "Rettungswege", um ein Gedränge zügig auflösen zu können. Auch bei Veranstaltungen im Freien.

    Ich finde manches auch skurril und auf dem ersten Blick übertrieben, aber Behörden wollen in der Regel nicht andere ärgern, sondern reagieren mit fachlichem Wissen oder mit fachlicher Beratung auf bereits gemachte Erfahrungen.
    Vor Duisburg hätte ich auch nie gedacht, dass es in einer Ansammlung von gut gelaunten Menschen, die einfach nur Spass haben wollten, Tote geben kann...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

    2 Mal editiert, zuletzt von Ein_Hannoveraner (18. Dezember 2014 um 14:49)

  • Darum würde ich mich ja auch über fundierte Einzelfallentscheidungen freuen - natürlich gibt es sinnvolle Sicherheitsregelungen, aber das meiste ist übertrieben oder einfach Schikane durch die Behörden.

    Ganz kurz noch etwas Off Topic

    Das Schimmelhüttenfest ist ein Weinfest entlang des gleichnamiges Wegs in den Stuttgarter Weinbergen, ein Fest mit vielen Familien und Rentnern, die völlig problemlos in die neben dem Weg gelegenen Weinberge oder Schrebergärten ausweichen könnten. Umgekehrt ist die Situation natürlich bei der Love Parade in Duisburg - ein abgetrenntes Gelände ohne Fluchtmöglichkeiten, bei dem die Parade im Kreis stattfindet und das Verlassen des Geländes nur durch einen einzigen Tunnel möglich ist, der zugleich ohne bauliche Trennung als Zugang dient (!), ist kompletter Irrsinn und hätte nie genehmigt werden dürfen.

  • Der Spiegel hat sich diesem Thema mal angenommen.

    Der Artikel hieß treffend: "Die Nanny-Republik, wie der Staat den Bürgern das Denken verbietet".
    Aber die blökende Volksherde macht ja auch alles mit. Bald werden wir lesen können (müssen):

    "Achtung Feinstaub! Der Aufenthalt auf der Aussenterrasse kann gesundheitsschädliche sein"

    oder:

    "Achtung Wasserfläche trägt nicht! Betreten verboten"

    oder einfach:

    "Einatmen, Ausatmen!"

    Gibt es dann bestimmt als APP, aber Achtung! Handystrahlung.

    Jetzt zurück zum Thema.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Diese drei Webcams mit Blick auf das Baugeschehen finde ich supercool.

    Leider beginnt der Rückblick im Zeitraffer nicht schon mit dem Abriss des Technischen Rathauses. Wäre dieses gegeben, hätte es für mich zwei Dinge zur Folge:

    1) Es entstünde ein runder Genuss, vergleichbar mit dem Endspiel der letzten Fussball-WM (oder dem 7:1 gegen Brasilien).

    2) Es wäre offensichtlich, welche gewaltige städtebauliche Verbesserung wir auf Geländer des ehemaligen Technischen Rathauses sehen werden, bauliche Details hin oder her, so ärgerlich sie im Einzelfall auch sein mögen.

  • Ein schönes stimmungsvolles Abendbild, das ich entdeckt habe und nicht vorenthalten wollte! Schön der Detailreichtum, fast schon ein Wimmelbild, gibt viel zu entdecken, als ob es schon echt wäre!
    http://abload.de/img/hg_dr_nachtbild_1920x8xxef.jpg

    Ob das jetzt perspektivisch verzerrt ist, mag ich nicht wirklich beurteilen, aber es kommt richtig Altstadtfeeling auf. Auch die Innenhöfe sind scheinbar frei von störenden Kontrasten :thumbup:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Aktuelle Informationen und ein Bild zur Rekonstruktion des Hauses Braubachstraße 21, anyone?

    Hier wächst das erste neue Altstadt-Haus - bild.de_Frankfurt

    Auf der Dom-Römer-Seitesieht das mit der Seitenansicht (Bruchstein) und der Erdgeschoss-Quaderung ein wenig anders aus.

    Welche ist denn die aktuellere/richtige Variante?

    Hier ist das Haus Braubachstraße 21 rechts etwa um das Jahr 1910 herum zu sehen:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das hatten wir nun doch schon mehrfach. Die Variante mit der verputzten Fachwerkvariante stammt aus der NS-Zeit, weshalb man wohl aus "antifaschistischem" Bewusstsein diese nicht rekonstruieren möchte. Vorher war dort eine Abbruchkante, also fensterlose Brandmauer. Das wäre auch nicht befriedigend. Also hat man eine Fantasie-Brandmauer mit Fenstern kreiert. Ich halte davon nichts, aber so ist es leider. Die BILD-Variante ist also aktuell.

  • Die Fachwerkvariante gefällt mir besser, nicht weil die verputzte Version die NS-Fassung ist, sondern einfach so. Warum hat man das Fachwerk verputzt? War es schadhaft? Bei Bild ist zu lesen, dass die Bruchsteinmauer kommt, um anzudeuten, dass das Haus ursprünglich ein Reihenhaus war, aha, interessiert das irgend jemanden?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das Fachwerk von Braubachstr. 21 war nicht echt, sondern nur aufgemalt. Dies dürfte um etwa 1900 so gemacht worden sein. Als das Haus dann während der Nazi-Zeit (was für die Baugeschichte des Hauses eigentlich völlig irelevant ist) um etwa 1944 umgebaut wurde, wurde das aufgemalte Fachwerk wieder überstrichen. Falls jetzt das Fachwerk in Holz rekonstruiert würde, entstünde ein völliges Fantasieprodukt!

    Im Strang "Frankfurt in alten Ansichten" habe ich einen Beitrag mit ein bisschen Hintergrundgeschichte geschrieben: Beitrag 90 plus Folgebeiträge

    Dort ist auch das folgende Bild mit der Zeile vor dem Braubachstrassendurchbruch zu sehen:

    Vergrösserung
    Kunstanstalt Lautz & Balzar, Darmstadt, vor 1905

  • @Vulgow u. Riegel

    Vielen Dank für den Artikel und die tollen Hintergrundinformationen!

    Dass die Fassade in Sicht-Fachwerk kommen wird finde ich persönlich sehr gefällig, abgesehen davon, ob nun historisch korrekt oder nicht. Die bemalte Fassung bis 1944 war ja eigentlich auch nicht korrekt und diese ist es nun auch nicht, aber wird es in 100 Jahren dafür sein...wie auch immer. Richtig dämlich finde ich jedoch den ungefälligen Steinbruch ums Eck...denn das schaut nicht nur belämmert, sondern auch ensemblestörend aus.

    Auf das Endprodukt bin ich schon sehr gespannt! Meint Ihr, dass dort ein richtiges Altstadtgefühl aufkommen kann? In etwa vielleicht so wie am Dresdner Neumarkt?

  • Zur Frage von Exilwiener:
    Wenn ich am wiederhergestellten Krönungsweg entlanglaufen werde und den Blick ausschließlich auf die Nordseite richte, dann wird bei mir eher kein Altstadtgefühl aufkommen. Wie es für die weiteren Menschen sein wird, dazu möchte ich mich enthalten.

  • ^ Gut wäre, wenn du statt Artikel nur zu verlinken, hier auch kurz zusammenfassen könntest. Oder zumindest die Einleitung wiedergibst, damit wir wissen, was uns erwartet. Danke! Also:

    Der schönste Teil der im 2. Weltkrieg zerbombten historischen Frankfurter Altstadt wird nach alten Bauplänen wieder aufgebaut. Dabei wurde ein wichtiger Auftrag an eine Tischlerei in Buer vergeben: Gert Möller und Max Kreye bauen die drei Säulen für das geschichtsträchtige Rote Haus am Krönungsweg der deutschen Kaiser.

  • Der schönste Teil der im 2. Weltkrieg zerbombten historischen Frankfurter Altstadt wird nach alten Bauplänen wieder aufgebaut.

    Eine Falschinformation. Es handelt sich um einen witzigen Teil des schönsten Teils, mehr nicht. Fünffingerplätzchen, Roseneck Bendergasse, Heilggeistplätzchen, Weckmarkt, Krautmarkt, Tuchgaden werden nicht kommen und von historischem Vorbild kann bei den paar Häusern leider auch nicht die Rede sein. Richtiger wäre auf historischem Grundriss, in angepasster Bauweise, die Rekonstruktion von 15 Häusern nach historischem Vorbild beinhaltend.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • oops! :biggrin: winzig meinte ich natürlich. Das Programm ersetzt auch jedesmal entstuckt durch entseucht, wenn man nicht aufpasst.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Wobei entstuckt und entseucht für manche Modernisten, die immer noch das Ornament als eine Seuche betrachten, identisch sein mag. Womöglich hast Du also ein sehr modernistisch beeinflusstes Programm. :computer:

  • Ärgerliches aus der zukünftigen Altstadt: Damit die auch noch denkmalgeschützte Moderne des neuen Steinernen Hauses "zu ihrem Recht kommt", also nicht angetastet wird, wird ein 30 cm-Abstand zwischen dem Torbogen des ehem. Nürnberger Hofs und eben solchem eingehalten.
    http://www.stvv.frankfurt.de/download/B_46_2015.pdf

    Anstatt wie früher ein Tor zu sein, wird der Bogen jetzt zur Staffage degradiert. Ein ärgerliches Detail zwar nur aber damit, eine Glaskiste an ein historisches Gebäude zu pappen, damit hat man ja bekanntlich weniger Probleme. Wieso die Kiste denkmalgeschützt ist, erschließt sich mir ehrlich gesagt ohnehin nicht. Das ist völlig belanglose Massenware ohne den Anflug von Kreativität oder Originalität.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.