Dresdner Bausituation II

  • @ Dase

    Zitat

    Auch wenn es in deine Weltsicht nicht hineinpasst, aber es ist davon auszugehen, dass die Gebäude deswegen so umgebaut wurden, weil es einen Bedarf für Grundrisse und Innenräume abseits der klassischen und von dir wohl favorisierten klassischen Räume mit Fenster, Stuck und Balkon gibt. Ferner würde es wohl zur Relativierung beitragen, wenn du dir vergegenwärtigen würdest, dass es sich hierbei um den Umbau eines Gebäudes handelt, dass vorher den Charme eines sanierten Plattenbaus hatte. Hier wird nichts zerfressen, hier wurde verbessert, auch wenn es nicht in dein ästhetisches Weltbild passt.

    ... und von diesem Standpunkt ausgesehen ist es eine durchaus differenziertere architektonische Anschauung geworden. Freilich weit entfernt von dem, was Einfügen in den historistischen Kontext wäre. Aber in der Aufnahme der baulichen Voraussetzungen interessant ausgeführt. Hätte ich mit den kubischen Formen hantiert, hätte ich allerdings diese Trilogie der Reihung des gleichen kubischen Aufbaus vermieden und 3 verschiedene, individuelle, aber harmonisch proportionierte Gebäudeteile geschaffen, die in einem spielerischen Zusammenhang zueinander stehen und zur links liegenden Villa in einen spannungsreichen, sich einordnenden Dialog treten. Das hätte der Erscheinung den nunmher dominierenden, monumentalen Charakter genommen! :schockiert:
    Huch, wie schnell der architektonische Schwalomat anspringt,... kann unsere Herren Architekten schon verstehen, wenn man halt nix anderes macht... ! :zwinkern:

  • Zitat von "Remy"

    Erinnert mich ein klein wenig an das MI5 Gebäude direkt an der Themse in London

    http://privatedetectivelondon.files.wordpress.com/2010/03/mi5.jpg

    Danke für dieses Londoner "Kleinod", das kannte ich noch gar nicht. Ohne dem Herren Baumeister zu Nahe zu treten, aber dies ist etwas klassisches - und zwar ein klassisches Legohaus.......

    Erinnert vom Stil her tatsächlich sehr stark an von Gerkans Meisterstück am Dresdner Altmarkt.... wobei London meines Erachtens solche Spielchen sehr viel besser vertragen kann, als eine von der Erde gefegte Stadt wie Dresden. London erlitt natürlich auch Bombentreffer im Krieg, aber diese mit Dresden oder Hiroshima zu vergleichen wäre waghalsig. Die City von sowohl Westminster als auch die "eigentliche" City of London haben beide eine völlig intakte urbane Struktur, die Stadt ist voller alter Häuser, was man vom Dresdner Zentrum leider nicht sagen kann. Fast alles was in der Innenstadt (etwa zwischen Wettiner Platz und Fetscherstrasse) steht, sind Rekos, gibt nur ganz wenige Ausnahmen und Einzelbauten wie z.B. das alte Bank-Gebäude am Dr. Külz Ring und die Altbauten in der Günzstrasse.

    In einer Stadt wie Dresden sollte man erstmal die urbane Struktur wieder herstellen, dann kann man weitersehen und evtll. auch einige "moderne" Gebäude errichten (was immer das sein mag). Aber solange in Dresden noch ganze Plätze Beton-Wüsten und Brachen sind (Pirnanischer Platz, Freiberger Str. etc.), halte ich solche experimentellen Spielchen für völlig inadäquat.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Habe vorhin folgendes Bonmot auf der Webseite der Altmarktgalerie entdeckt:

    Zitat

    Jährlich kürt die [New York Times] die Orte in der Welt, die zu besuchen sich lohnt. In diesem Jahr gehört die sächsische Landeshauptstadt dazu und befindet sich damit in bester Gesellschaft. [...] Auch der Wiederaufbau der Innenstadt findet Anerkennung. Deshalb lohnt sich der Besuch Dresdens ganz sicher auch schon im Vorfeld der Wiedereröffnung des Militärhistorischen Museums – nicht zuletzt, weil auch die Altmarkt-Galerie mit ihrem Erweiterungsbau zu einer architektonischen Vervollständigung der Innenstadt beiträgt.

    Quelle: altmarkt-galerie-dresden.de

    "Architektonische Vervollständigung" ist mal wieder eine PR-Sprech Meisterleistung, denn wenn man sieht wie dort "vervollständigt" wurde, dann würde man deshalb sicher nicht nach Dresden kommen.

  • Sich über die Eigenwerbung eines Einkaufszentrums zu echauffieren finde ich dann doch ein wenig übertrieben.
    Es gehört nun einmal zu unserer Zeit, daß jeder, der etwas verkaufen will, von sich behauptet, daß er der Größte sei.

    Viel schlimmer ist, daß die Menschen, nach heutiger Ideologie nur noch "Verbraucher" genannt, wie eine verblödete Hammelherde darauf anspringen und immer weniger in der Lage sind, Qualität von Müll unterscheiden zu können.

  • Kennt ihr schon den aktuellen Baustellenflyer des City Management Dresden?

    http://cms.cm-dresden.de/opencms/export…yer_deutsch.pdf

    Diese zum nunmehr dritten Mal erschienene Broschüre stellt die aktuellen Innenstadtprojekte vor und präsentiert sich ausdrücklich zum 20. Jubiläum der Dresdner Nachwende-Innenstadtentwicklung. Aus diesem Grund hat man einen kleinen Rot-Blau-Plan beigefügt, der die Neubauten und Sanierungen der letzten zwei Jahrzehnte eindrucksvoll verdeutlicht.
    Ich selbst habe vor geraumer Zeit einen solchen Plan gezeichnet. In meiner Version gab es allerdings eine weitere Kategorie der noch nicht realisierten Projekte. Dies zeigt einem erst einmal, welch gewaltigen Weg diese Stadt noch vor sich hat. Dennoch kann man ob der bisherigen Entwicklungen schon vorsichtig zufrieden sein!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ab und an tun erfreuliche Nachrichten aus Dresden auch mal richtig gut...nämlich dass in Dresden nicht nur langweilige 0815-Kuben mit Strichcode-/Schüttelfenstern enstehen...leider dort...wo Dresden sowieso noch weitgehend das Alte ist ;)

    Das Palais Böheim, das wir der Baywobau zu verdanken haben...in der Hans-Böheim-Straße in Striesen...dort waren bisher DDR-Garagen.

    http://www.immowelt.de/immobilien/imm…spx?id=19942789

    Villa "Rebecca" und "Johanna" auf dem Rissweg (Weißer Hirsch)

    http://www.meiag.de/index.php?id=47&L=0

    und ganz frisch Projekt Parkpalais (wiederum in Striesen)

    http://www.parkpalais-striesen.de/Startseite/42/

    Ja...auch SO kann ein Neubau aussehen. ( ihr seht richtig...da gibt es sogar Fensterläden)

    http://www.parkpalais-striesen.de/images/scaled/PH1_Vorn_600x395.jpg

    oder SO

    http://www.parkpalais-striesen.de/images/scaled/PH2_600x603.jpg

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

    Einmal editiert, zuletzt von DarkVision (3. März 2011 um 20:30) aus folgendem Grund: Linkdarstellung

  • Ein paar Neuigkeiten:

    zuerst auf dem Weißen Hirsch:

    Am "Weißen Adler" geht es endlich mit der Sanierung los: Hier eine Meldung aus dem Wochenkurier vom 07. April 2011:

    Foto: cda - Wochenkurier

    Bis zum Jahr 2014 soll Sanierung endlich abgeschlossen sein:Endlich naht Rettung für den seit Jahrzehnten verfallenden Weißen Adler, den ehemaligen Gasthof mit Ballsaal auf dem Weißen Hirsch.
    (...)
    Das Anwesen gehört jetzt einer GbR, der der ehemalige Präsident des
    Bundesverbandes der Deutschen Industrie vorsteht. Ziel der Bauarbeiten
    ist es, etwa 40 Wohnungen einzubauen. Dazu wird der Mittelteil des
    Gebäudes abgetragen und neu eingezogen. In die historische wird eine
    moderne Fassade integriert.
    Bisher betreibt die Gesellschaft schon in
    den Nachbargebäuden das betreute Wohnen. Mit der Sanierung des Weißen Adlers wird das Angebot erweitert.
    Bis 1940 war der Weiße Adler als Tanzlokal bewirtschaftet worden. Nach dem Krieg gab es für kurze Zeit eine Neuauflage als Vergnügungsstätte.
    1996 wurde mit dem Abriss einiger Nebengebäude begonnen. Claudia Dahlke

    ____

    Was diese moderne Fassade da wieder soll? Macht einem gleich wieder Sorgen.

    weitere führende Links:

    http://www.dresden-weisser-hirsch.de/Geschichte/Bauten/leer/Weisser_Adler/weisser_adler.html

    http://www.dresden-weisser-hirsch.de/Geschichte/Bau…BxDnWz-x5-7QtVw

    http://www.dresden-weisser-hirsch.de/Geschichte/Bau…BxDnWz-x5-7QtVw

    ________________________________________________

    Und eine weitere Villa wird vorm weiteren Verfall gerettet:

    Die Villa Schellenberg/Turmeck

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20090516124332

    Rettung für die Dresdner "Villa Schellenberg"[pointer]=2&tx_ttnews[backPid]=16

    Am Weißen Adler, Bühlau 01324 Dresden, Sachsen - Google Maps

    _________________________________________________

    und auch die Villa nebenan trägt einen Schlauch:

    Am Weißen Adler, Bühlau 01324 Dresden, Sachsen - Google Maps

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    Die Ecke BautznerStr/Weintraubenstraße ist beräumt und wird bald bebaut. Ob es sich um den vor einiger gezeigten postmodernen Entwurf handelt, ist mir nicht bekannt.

    Neubau Weintraubenstrasse

    _________________________________________________

    Das Haus hinter dem Mast wird nun auch saniert:

    Radeberger Straße, 01099 Dresden, Sachsen - Google Maps
    cbp=12,334.47,,0,-6.14

    Des weiteren ist das Grundstück einer stark verfallenen ( auf google-street-view verpixelten ) Villa auf der Pillnitzer Landstraße in Loschwitz beräumt. Ob das auf baldige Sanierung hinweist, muss man abwarten.
    Gruß DV

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    2 Mal editiert, zuletzt von DarkVision (10. Mai 2011 um 19:45) aus folgendem Grund: Leider zerschießt es mir die ganze Formatierung. Ob Links usw funktionieren, weiß ich nicht.

  • Sanierung in Dresden-Gruna...um das Eckhaus geht es...

    bodenbacher str dresden - Google Maps

    Beilstraße/Ecke Herkulesstr.

    Weiter geht es in der Bodenbacher Str. in DD-Seidnitz

    ein bisher total verwildertes Grundstück wurde beräumt und der ebenfalls darauf befindliche Altbau erst wieder sichtbar. Das ruinöse Hinterhaus wurde abgerissen. Wollen wir hoffen, dem Haupthaus bleibt dieses Schicksal erspart.

    Blick durch das Gründstück in Richtung Alt-Seidnitz

    Wir gehen weiter:

    ein Dreiseitenhof, eine Hälfte hui, die andere wartet noch....

    Bei der Sanierung der Bodenbacher Str. 99 geht es stramm voran

    Im Hintergrund sieht man den letzten Rest des Stallgebäudes (mit dem Stalltorbogen). Der Stall wird wieder-
    aufgebaut und ist für Wohnnutzung eingeplant.

    Gruß DV

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  • Vielen lieben Dank für die umfangreiche Dokumentation!

    Der von dir auf einem deiner Fotos nur angeschnittene ehemalige Seidnitzer Gasthof an der Ecke zur Rennplatzstraße, kann durchaus in die Rubrik der "totsanierten Objekte" eingeordnet werden. Dämm-, Granit- und sonstige Fassadenplatten, ummanteln einen ehemaligen "Gründerzeit'ler". Gekrönt wird das Konglomerat noch durch seine Kunststofffenster und den mediterranen Anstrich. Super!

    Apropos: hast du schon die Sanierungen am Pohlandplatz verfolgt?
    An seiner Südseite, direkt neben der scheußlichen Pohland-Passage gelegen, wird zur Zeit ein niedriges Zinshaus aus der Kaiserzeit "saniert". Diese Maßnahmen beinhalten das Aufbringen einer Wärmedämmung direkt auf der alten Fassade. Niveaulos!
    Ein Grundstück weiter stadtauswärts läuft ebenfalls eine Sanierung an einem um 1905 errichteten typischen Würfelhaus (man beachte die konservative Form des Baues in Verbindung mit der unorthodoxen Dekoration!). Die Schäden scheinen enorm gewesen zu sein, hat man doch den Dachstuhl vollständg abgebrochen und ihn nun originalgetreu rekonstruiert. Am Anfang hatte ich, den Maßnahmen am Nachbarhaus ansichtig, noch den Bau eines Staffelgeschosses befürchtet.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der ehemalige Seidnitzer Hof könnte damit glatt eine Sanierung aus der jetzigen Zeit darstellen. Meine Fresse, waren die damals schon der Zeit um Jahre voraus ;)

    Thema Pohlandplatz: Nee, hab ich nicht bemerkt. Ich fahre dort eher weniger lang, dort ist mir einfach mal auch die Straße zu schlecht. ;)

    Bis auf ein Haus am Eingang zur Ermelstraße, das bei der Treuwobau auch bereits als Sanierungskandidat angekündigt ist, wäre diese Ecke damit fertig. Irre! Zum Zinshaus ist zu sagen, dass ich so etwas leider erwartet habe. Es steht heute leider etwas ungünstig und wurde in den 90en bereits einmal billigsaniert. An der nötigen Sorgfalt fehlte es also schon damals.

    Gruß DV

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  • Laut SZ-Information gibt es weiterhin Ärger um das Schokopack-Hochhaus in Dresden Reick.

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20070519170519

    Der ab 1957 errichtete und unter Denkmlaschutz stehende Bau muss dringend saniert werden. Sein Eigentümer, die Meiag-Immobilien, sieht hierfür nur eine zukünftige Wohnnutzung (altengrechte Wohnungen) als wirtschaftlich tragfähige Lösung an. Da der Standort im Flächennutzungsplan jedoch als Gewerbefläche deklariert ist, kann die Stadt für ein Wohngebäude keine Genehmigung erteilen.
    Jetzt will der Eigentümer u.U. den Abriss einklagen. Das wäre, zumindest in meinen Augen, sehr schade. Bei dem Bau handelt es sich immerhin um einen der ersten, der in Dresden den Anschluss an die Internationale Moderne suchte.

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  • Das mag sein aber das Teil ist derartig hässlich dass es mich jedesmal gruselt, wenn ich daran vorbeifahre. Außerdem passt es nun wirklich überhaupt nicht in die Umgebung. Selbst von Prohlis (!) aus gesehen stört es und versperrt außerdem den Ausblick auf die Elbhänge. Der Abriss ist dringend geboten.

  • Dem schließe ich mich ausdrücklich an. Läuft alles unter dem Motto "Unsere Stadt soll schöner werden".

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zugegeben, das Haus ist keine Schönheit. Allerdings halte ich es für baugeschichtlich interessant und durchaus nicht störend, Was würde denn in dieser zersiedelten und von Gewerbe geprägten Gegend besseres nachkommen?
    Wenn jedoch Oktavian das Knöpfchen drücken muss, würde ich auch nicht unbedingt in Tränen ausbrechen.

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