Shanghai-Pudong: Willkommen im Superlativ (RC) (Galerie)

  • 1990 wurde Shanghais erste Sonderwirtschaftszone auf einem sumpfigen, überwiegend von Bauernhand bewirtschafteten Gebiet ggü. des berühmten Bund eingerichtet. Die Folge war ein beispielloser Bauboom, der bis heute anhält. Ein paar Eindrücke von meinem Besuch im März '08:


    Skyline Pudong


    Bank Of Chine Tower (Bj. 1999, 258m)


    Alt und Neu


    Wohnhochhäuser


    weitere Ansichten


    Straßenkehrerin


    Oriental Pearl Tower und Bank Of China


    Jin Mao Tower (Bj. 1998, 421m)


    Gleich daneben das World Financial Center (Fertigstellung noch 2008, 492m)


    weiter geht's


    Blick aus 350 Metern Höhe des Jin Mao Towers, im Hintergrund der Huangpu River


    Ein Meer aus Hochhäusern, dazwischen niedrige Wohnbebauung mit blauen...


    ...grauen und roten Dächern


    gefährliche Mission der Fensterputzer


    Spiegelung


    Blick in die Lobby des Grand Hyatt Hotels


    Arbeiten am World Financial Tower


    Zoom zur Baustelle, die von chinesischen Wanderarbeitern dominiert wird


    weitere Ansichten


    wieder unten


    Chinesische Wanderarbeiter haben kein leichtes Leben. Oft schuften sie 12 bis 14 Stunden am Tag, schlafen im Rohbau und verdienen nicht mal 100 Euro im Monat, wovon sie auch noch ihre Familien in den bettelarmen Gebieten Zentral- und Westchinas ernähren müssen.


    Oriental Pearl Tower (Bj. 1993, 468m) in der Nachmittagsonne


    Auf dem Huangpu River geht's mitunter so chaotisch zu wie auf 'ner deutschen Autobahn


    weitere Ansichten Skyline


    In den letzten Jahren sind entlang des Huangpu River zahlreiche Wohnhochhäuser entstanden.


    The International Exhibition Hall


    weitere Ansicht


    Zum Schluss noch 3 Nachtaufnahmen


    Der angeblich weltgrößte LCD-Bildschirm der Welt ist am Aurora Tower zu bewundern

  • Das ist wahrscheinlich die Welt, von der deutsche BDA-Vertreter träumen. Geschäftstürme als Selbstverwirklichungsstätte, dazwischen die Wohnmaschinen für die formierte Bevölkerung. Haben graue, blaue und rote Dächer für die Blocks irgendeine Bedeutung zur Separierung der Wohngebiete in unterschiedliche Klassen oder Berufsgruppen? Man weiß es nicht...
    Also, so beeindruckend eine solche Kulisse für den Touristen sicher ist. Sie stellt kein modernes, menschengerechtes Stadtmodell für die Zukunft dar, eher die Verwirklichung von jenen Bildern, die schon in Fritz Langs "Metropolis" vor bald 100 Jahren der Öffentlichkeit präsentiert wurden, und die nun in Ländern der ehemaligen "Dritten Welt" umso massiver nachgeholt werden.

  • Vielen Dank für diese erschreckenden Bilder; wie sang doch Frank Zappa so treffend:

    "If this is the future, spare me please!"

    Science - Fiction - gewordene Gegenwart, Alptraum des Menschseins und so sieht es in Sao Paulo und in Mexico und in und in und in aus.
    Die Hälfte der Menschheit "lebt" mittlerweile in solchen Ballungszentren und man noch froh sein, wenn die Stadt Shanghai heißt und nicht Bombay oder Lagos, grusel.

    Vielleicht wirken diese Fotos auch besonders schlimm, wenn man gerade noch von den Eindrücken des Arnsberg-Themas träumt.

  • Ich kann Friedrich voll zustimmen. Was habe ich davon, wenn ich in dieser Betoneinöde eine kleine Wohnung in Etage 54 eines Hochhauses habe und anstatt schöne Landschaft, nur dreckverpestete Betonklötze sehe. Das Problem der Chinesen ist, daß sie nur kopieren können und nicht selbst Akzente setzen. Johan hat so viele schöne chinesische Architektur in wunderbaren Parkanlagen gezeigt, was tausendmal schöner ist, als das.

  • Nicht wahr ? Da regen sich Tierschützer über Hühnerlegebatterien auf und kein Mensch sagt ein Wort gegen die Massenmenschhaltung in endlos aufgeschichteten Etagen.
    Da wunderts nicht, wenn der Alk in Strömen fließt und die winzige Wohnzimmerwand von einem riesigen Flachbildschirm ausgefüllt wird oder die Leute in virtuelle Rollenspiele abtauchen.
    Ich wage keine Prognose abzugeben, wie ich das emotional verkraften würde, wenn ich dort hausen müßte. Hinzu kommt noch das Gebrüll aus der Nachbarwohnung, die Black&Decker - Olympiade von zehn Stockwerken tiefer, der Siff im Fahrstuhl und die wenig vertrauenerweckenden Figuren, an denen man im Treppenhaus vorüberschleichen muß - oder man gehört selbst dazu. :peinlich:

  • Irgendwie bin ich froh, dass ich in Deutschland lebe. Ich liebe Deutschland über alles - von der Maas bis an die Memel! :piksen:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Nun regt euch wegen ein paar gezeigten Bildern nicht wieder so künstlich auf. Pudong ist nur ein Stadtteil, und auch nicht unbedingt repräsentativ für die ganze Stadt. Ich zeige in Kürze noch 3 weitere Shanghai-Galerien, wovon ihr zumindest bei zweien einen ganz anderen Eindruck von der Stadt bekommen werdet.

    Im übrigen ist weder Alkohol ein Problem in Shanghai (zumindest nicht in der Öffentlichkeit), noch gibt es dort nennenswerte Gewaltdelikte. Bettler sieht man nur selten, dafür auf der Nanjing Road umso mehr die "Watch-Bags-DVD"-Fraktion, die mit Plagiaten handelt. Die meisten Straßen in Shanghai sind so sauber, dass man getrost vom Fußboden essen könnte. Das gleiche gilt für die U-Bahn, wo es weder Schmutz, noch zerkratzte Scheiben gibt. Graffiti und Vandalismus stellen in Shanghai ebenfalls kein Problem dar. Bei 20 Mio Einwohner ein Wunder, oder?

  • Zitat von "spacecowboy"

    Nun regt euch wegen ein paar gezeigten Bildern nicht wieder so künstlich auf. Pudong ist nur ein Stadtteil, und auch nicht unbedingt repräsentativ für die ganze Stadt. Ich zeige in Kürze noch 3 weitere Shanghai-Galerien, wovon ihr zumindest bei zweien einen ganz anderen Eindruck von der Stadt bekommen werdet.

    Im übrigen ist weder Alkohol ein Problem in Shanghai (zumindest nicht in der Öffentlichkeit), noch gibt es dort nennenswerte Gewaltdelikte. Bettler sieht man nur selten, dafür auf der Nanjing Road umso mehr die "Watch-Bags-DVD"-Fraktion, die mit Plagiaten handelt. Die meisten Straßen in Shanghai sind so sauber, dass man getrost vom Fußboden essen könnte. Das gleiche gilt für die U-Bahn, wo es weder Schmutz, noch zerkratzte Scheiben gibt. Graffiti und Vandalismus stellen in Shanghai ebenfalls kein Problem dar. Bei 20 Mio Einwohner ein Wunder, oder?


    Wow. O_o Aber ich glaube, der Staat regelt das dort ganz gut. ,P

    Was mir aufgefallen ist: Der eine Wolkenkratzer sieht aus wie das Empire State ohne Spitze. O___o Oder nicht?
    Das Shanghai World FInancial Centre ist die Hässlichkeit im Wörterbuch. Das Ding sieht aus wie ein Flaschenöffner. Hochhäuser müssen für mich aussehen wie das Crysler Building, Woolworth Building, Flatiron, Manhattan Municipal Building, San Remo oder das Plaza. Der gläserne Gigantismus ist zwar architektonisch eine Herausforderung, aber alles andere als lebenswert und im Sinne der Lage soooo austauschbar. Das für mich aber einzig gelungene Glasmonster ist bisher das Taipei 101. Es sieht - da fast wie eine Pagode - asiatisch aus und passt somit zum Kulturraum und wird ausserdem nicht von anderen, gestaltungsarmen Megabauten umgarnt und geht in ihnen unter.

    Nebenbei: Die Wohnhochhäuser, seien es die in Shanghai, Hong Kong oder Chicago, machen für mich jede lebenswerte Stadt kaputt. Wie DDR Plattenbauten, die aufgerundet jeder abscheulich findet. Es ist nix anderes.


    Ach so: Wie immer Dank an den Bilderknipser.^^

  • Von mir vielen Dank für die Eindrücke. Ich denke, die neue Architektur ist noch das, was Europa und China am meisten verbindet - trotz der gewaltigen Dimensionsunterschiede und des anderen Tempos. Der größte Unterschied sind letztlich die völlig anderen Lebensgewohnheiten der Menschen dort. Ich habe mir uns erster Quelle von Bekannten berichten lassen, die dort waren und mit den Leuten (nicht nur Geschäftsleuten) zu tun hatten... es ist schon ziemlich anders dort.

  • Zitat von "Leipziger"

    Von mir vielen Dank für die Eindrücke. Ich denke, die neue Architektur ist noch das, was Europa und China am meisten verbindet - trotz der gewaltigen Dimensionsunterschiede und des anderen Tempos. Der größte Unterschied sind letztlich die völlig anderen Lebensgewohnheiten der Menschen dort. Ich habe mir uns erster Quelle von Bekannten berichten lassen, die dort waren und mit den Leuten (nicht nur Geschäftsleuten) zu tun hatten... es ist schon ziemlich anders dort.

    Also, ich wurde sagen dass China hat bisher nur auf die USA geschaut. China liegt ja auch nicht so weit weg von der amerikanische Kontinent. Die Idealstadt ist dann ein Stadt mit Hochhausskyline. In Beijing wohnen zum beispiel auch die Amerikaner eher über Sanilutun wo es amerikansich und modern ist. Intressant ist dass China auch nicht mehr nach USA schaust sondern auch nach Europa. Viele Chinesen fahren ja auch nach Deutschland, Frankreich und Italien und sehen unsere Altstädten an. Gerade in Bejing hat sich ziemlich viel verändert. Die Altstadt in Beijing werden mehr und mehr renoviert (sieht Qianmen Dajie) und europäische Altstädte gilt als Vorbild. Seit ein paar Jahren ist es auch erlaubt für Ausländer Hofhäuser in die Hutongs zu kaufen mit die Pflicht die zu renovieren. Das war vorher verboten. Ein grossen teil von die Verkauf an Hofhäuser geht nach Europäer,besonders dann an Deutschen und Franzosen. In viele bereichen sind die Hutongs was einmal die Altstadt waren bei uns: ein Platz für die Hantwerker, leben auf die Strassen. Die schönsten Kneipen gibt es auch in die Altstadt wo die Chinesen ist. Die Ausländerkneipen (für Amerikaner) sind alle in die Aussenbezirken. Damit hat sich ein Umorientierung geschehen. Diese Veränderung kommt auch nach Shanghai die trotz alle Hochhäuser ziemlich viel historische Bausubstanz besitzt.

    Ich werde demnächst meiner Bilder von Pudong hochladen.

  • :schockiert:

    Sehr beeindruckend ist das alles...

    Ich bin jedoch froh, daß sowas in Deutschland und Europa niemals gebaut würde. Vorher war die Gegend auch schon bebaut, mit niedrigen traditionellen Vierteln. Diese Leute sind einfach entschädigunglos herausgeschmissen worden. Das zeugt davon, das hier eine Brachialentwicklung stattfindet, die keine Rücksicht auf Menschen oder irgendwas nimmt. Menschenverachtend ist das. Dabei zeugt die Skyline nicht einmal von besonderem Stil. Eigentlich eher ein phantasiearmes Sammelsurium, das keine eigenen Stil hat und artifiziell wirkt. Nicht besonders anziehend, da steril, antiseptisch und menschenfrei.

    Aber so sehen Entwicklungsprozesse in Diktaturen wohl aus... mich beeindruckt zwar das Tempo, aber attraktiv ist das alles nicht.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Wolfsheim_Jena

    Naja, Pudong war Ackerfeld bevor und gehörte nicht zu Altstadt. Deswegen ist es auch überwieged modern weil es nicht anders da gab. Übrigens mussen wir auch klären. Shanghai ist kein Traditionsstadt a la Beijing, Nanjing, Suzhou oder Xian mit eine historische gewachsene Altstadt, sondern ein direkte Resultat von Englische Kolonialmacht. Shanghai ist in die 19 bis 20 Jahrhundert extrem schnell gewachsen. Im Gegensatz zu bejing wo die meisten alte Bausubstanz in die Innenstadt ist historische Archiktektur überall in Shanghai verstreut.

    Die Demokratische und moralische Perspektive hat eigenlich wenig mit Architektur zu tun. Die schönsten Architektur wurde tatsächlich nicht immer unter Demokratie geschafft sondern auch vorher. Kunst und Kultur hat selten etwas gemeinsames mit Menschenrecht und guter Moral, sondern auch mit Selbstinzenierung and Machtausübung. Ein guter Beispiel ist Timur, die blutdurstige Herrscher die uns Samarkand und alle ihre Städten und Kunstwerke gab. Denk mal nur an dieser Zitat von Orson Welles in die Dritte Mann über Schweiz:

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    http://www.youtube.com/watch?v=50wpkPXe ... re=related

  • Das einzig Gute, was sich über die chinesischen Hochhäuser sagen lässt ist, daß sie nicht so traurig und einfallslos wirken wie ihre "Brüder" in Deutschland (viereckig, grau und schmucklos).
    In China ist meist oben ein Abschluß in Pagodenform oder das Gesamtgebäude ein wenig mit Ornamentik versehen, sodaß die Häuser schon irgendwie asiatisch wirken.
    Aber Schönheit werde ich aus so einem Betonmeer nie herauslesen können.....

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Danke für die Bilder Johan. Der Jin Mao Tower beeindruckt auch nachts.

    2010 findet die Expo-Weltausstellung in Shanghai statt. In der Urban Planning Exhibition Hall am Volksplatz (Central District) werden u.a. aus diesem Anlass verschiedene Projekte vorgestellt. Ein sehr anschauliches, 650 qm großes Stadtmodell im Maßstab 1:500 bildet dort den Höhepunkt. Auf diesem Modell ist jedes Gebäude innerhalb des Autobahnrings zu finden; was noch als Projekt existiert, leuchtet in weißer Farbe.


    Urban Planning Exhibition Hall


    2 Wohnungsbauprojekte:


    Neuer Bahnhof. Man achte auf den Nordwestbahn-Schriftzug.


    Eine 32,5 km lange Brücke verbindet in naher Zukunft das Festland mit dem neuen Tiefseehafen. Die Betonpfeiler wurden schon ins Meer gerammt.


    Auf dieser Inselgruppe entsteht derzeit der neue Tiefseehafen von Shanghai.


    Das Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner realisiert zur Zeit das Projekt "Lingang New City", eine neue Stadt für ca. 800000 Menschen (Meinhards Baby). Den Mittelpunkt bildet ein künstlicher, kreisrunder See, der 2,5 km Durchmesser haben wird. Das Ufer wird von einer 8 km langen Strandpromenade bestimmt werden. Die geplante Blockrandbebauung soll ringförmig um den See verlaufen, und von Wasserkanälen und weiteren kleineren Seen durchbrochen werden. Dahinter entsteht eine lockere Wohnbebauung. Auf den Inseln entstehen Gebäude, die der kulturellen Nutzung und der Freizeit dienen sollen. Der erste Bauabschnitt wurde 2006 begonnen.


    Und nun ein paar Bilder von besagtem Stadtmodell:


    In Shanghai werden meines Wissens die olympischen Fußballspiele ausgetragen.


    Von Zeit zu Zeit wird auf dem Stadtmodell auch mal die Nacht simuliert.

  • spacecowboy

    Ich bin leider zu langsam mit mein Hochland. Hier kommen noch mehr Bilder von Pudong und Jin Mao Tower...

    Fortsetzung folgt...

  • Mal 2 Vergleichsfotos von Pudong aus den Jahren 1930 und 2004. Interessant ist dabei auch, dass auf dem Foto von 2004 die Gegend rechts vom Jin Mao Tower noch unbebaut ist. Ein Großteil meiner oben gezeigten Gebäude gab es vor 4 Jahren noch gar nicht.


    Der Transrapid, der in Shanghai Maglev Train heißt, verkehrt zwischen der ziemlich weit außerhalb gelegenen Station Lóngyáng Lu und dem neuen internationalen Flughafen Pudong. Einen Tag, nachdem ich folgendes 3-Minuten-Fahrvideo mit meiner Digiknipse drehte, kam das endgültige Aus für die geplante Transrapid-Strecke in München, u.a. wegen voraussichtlichen Lärmschutzkosten in Höhe von bis zu 1 Milliarde Euro. Jetzt schaut mal, wieviel die Chinesen wohl in ihren Lärmschutz investiert haben mögen (die Bahn ist wirklich ziemlich laut). Es mutet schon irgendwie makaber an, wie die wohl modernste Magnetschwebebahn der Welt durch die Vorstadt-Slums düst.


    Noch ein paar Bilder von der Maglev Train.

    Tickethalle


    Einfahrt


    Bahnsteighalle


    Nüchtern funktionales Interieur

    Bilder, Video von mir

  • Spannende Bilder aus Shanghai, einschließlich des Transrapidvideos! Die radikalen Veränderungen in China sind voller Widersprüche, das gilt für die Politik ebenso wie für die Architektur, Abschreckendes und Faszinierendes stehen dicht nebeneinander.

    Zur Architekturentwicklung in China gibt es übrigens interessante aktuelle Untersuchungen von Prof. Dieter Hassenpflug von der Bauhaus-Universität Weimar: Auch wenn viele chinesische Neubauten auf den ersten Blick sehr westlich aussehen, so folgen sie doch häufig einem sehr traditionellen "Code". Danach spielt z. B. die Himmelsrichtung der Häuser eine große Rolle. Ein Hauptunterschied gegenüber der westlichen, europäischen Bauweise ist, dass die chinesische Stadt nach Innen ausgerichtet ist (man denke an die außen unscheinbaren Hutongs mit ihren Innenhöfen), während die europäische Stadt traditionell die Fassaden und den öffentlichen Raum betont. Nach Hassenpflug ist daher Albert Speer mit seiner Planung für Anting bei Shanghai weitgehend gescheitert, weil er sich an der traditionellen europäischen Stadt und ihrer Ausrichtung auf den öffentlichen Raum orientiert hat, was chinesischen Wohnbedürfnissen widersprach und weitreichende Umplanungen notwendig machte.

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  • Auch von mir vielen Dank für die interessanten Bilder.

    Hier sieht man ein ganz anderes zeitalter (zumindest in ganz anderem Maßstab)

    Bei den Bildern kann man erahnen wo in absehbarer zeit (oder auch jetzt schon - wir sind ja durch unsere Medien sehr eurozentriert) der Puls der Welt schlagen wir. -- deutschland kann da unter verschiedenen Aspekten nicht auf Dauer mithalten - China wird ganz klar Deutschland in Bedeutung, Maßgabe ua. in spätestens nicht allzuferner Zukunft übertreffen - alleine schon aufgrund des zur Verfügung stehenden "Menschmaterials" (entschuldigt den Begriff - aber manchmal ist die blumige Sprache einer schlimmen Zeit eben doch zutreffend.) -

    Aber ich schließe mich der Meinung an - leben möchte ich da nicht - da lebe ich doch viel lieber weiterhin in Bautzen - nahe dem Arsch der Welt - unbedeutend, kleinteilig, menschwürdig ... (nach meiner subjektiv romantischen Meinung :) )

    Aber live sehen möchte ich das ganze schon unbedingt mal!

  • Der Herr Hassenpflug übersieht dabei aber, daß Antings Auftraggeber eine dezidiert deutsche Stadt wünschten. Obwohl man das Endergebnis bereits auf das optische Niveau westdeutscher Nachkriegsarchitektur runterdrückte, kann sich der Herr Hassenpflug (zumindest in den mir bekannten Vorlesungen) trotzdem der Polemik nicht enthalten - nicht etwa wegen der unchinesischen Maßstäbe und Grundrisse oder der städtebaulicher Nachkriegstypologie (nichts mit europäischer Tradition), sondern wegen der steilen Dächer. Die rufen aber nicht nur an seinem Lehrstuhl pures Entsetzen hervor. Hassi merkte man aber seine emotionelle Beteiligung stark an.

    China ist bei der Übernahme der westlichen Architektur sehr, sehr viel freier als die Bundesrepublik zu allen Zeiten. Ich glaube irgendwie auch nicht, daß derartig viele Diskussionen um "Ehrlichkeit" geführt werden.
    Es geht - und ab und zu mal erinnert man sich, daß neben völliger Beliebigkeit auch die Möglichkeit einer einheimischen Note im Spiegelglas gäbe. (Natürlich wäre man um die chinesische Beliebigkeit bei unseren Kästen froh)
    Zweitens sind in diesem Land soviele Probleme zu lösen, daß die "Übernahme" zumindest nicht reibungslos vonstatten gehen kann. Es gibt bereits jetzt zu viele zivile Opfer des Aufbaukrieges; eine schwere Hypothek für die Zukunft.
    Wo sollen z.B. die ganzen überschüssigen Männer hin, die dank der Ein-Kind-Politik keine Frau finden werden ? Als Deutschland in der Phase Chinas 2020 steckte, gab es schon bestimmte Möglichkeiten. Ob der asiatische Kontinent diese Lösungsansätze abkann, kann bezweifelt werden.

    Nein, die werden gedünstet

  • Snork 9. Oktober 2021 um 19:21

    Hat das Thema aus dem Forum Galerie nach China verschoben.