Potsdam - sonstiges Baugeschehen

  • Fragwürdig finde ich allerdings, dass hier in meinen Augen der Denkmalschutz zweckentfremdet wird. Herausragende architektonische Besonderheiten sind für mich bei diesen sehr einfachen Gebäude nicht erkennbar.

    Verstehe deinen Punkt nicht so richtig. Ich kenne mich in Potsdam nicht so gut aus, aber ich gehe mal davon aus, dass erhaltene Bauten der Neuen Sachlichkeit durchaus Seltenheitswert haben. Und für eine vergleichbare Bauaufgabe gibt es vermutlich erst recht kein weiteres Beispiel.

    Und was heißt schon keine "herausragende architektonische Besonderheiten"? Das der Bau funktional ist, ist dem Stil inhärent und mindert nicht per se den künstlerischen Wert. Und was ist so herausragend an dem Xten historistischen Wohnhaus? Dennoch steht es in der Regel (zurecht) unter Denkmalschutz.

  • Der Eigentümer muss doch nichts dafür zahlen. Er kann sich halt jetzt kein goldenes Näschen mehr daran verdienen. Verlieren tut er aber nichts.

    Solche Äußerungen sind - ohne Kenntnis der wirtschaftlichen Lage des Eigentümers - eine der Ursachen, warum in Deutschland immer weniger gebaut wird. Billiger Sozialneid statt sachlicher Argumentation.

    Ob deshalb der Mietvertrag für die Kneipe verlängert wird ist mit der Denkmalunterschutzstellung nicht gewährleistet. Für mich wird hier der Denkmalschutz für eine sozialromantische Kiezpolitik mißbraucht, eine Schöpfungshöhe kann ich bei dem Bau nicht erkennen. Natürlich ist er Typisch für die neue Sachlichkeit, aber mit der Logig müsste diese Telfonzelle am Wilhelmplatz auch unter Schutz gestellt werden: ein inzwischen seltenes Exemplar der Architektur der 1990er Jahre.

  • Verstehe deinen Punkt nicht so richtig. Ich kenne mich in Potsdam nicht so gut aus, aber ich gehe mal davon aus, dass erhaltene Bauten der Neuen Sachlichkeit durchaus Seltenheitswert haben. Und für eine vergleichbare Bauaufgabe gibt es vermutlich erst recht kein weiteres Beispiel.

    Und was heißt schon keine "herausragende architektonische Besonderheiten"? Das der Bau funktional ist, ist dem Stil inherent und mindert nicht per se den künstlerischen Wert. Und was ist so herausragend an dem Xten historistischen Wohnhaus? Dennoch steht es in der Regel (zurecht) unter Denkmalschutz.

    Stimmt, dieser banale Zweckbau sucht in Potsdam wirklich seines gleichen. Erst die späteren Lidl-Filialen konnten wieder an dieses architektonisch hohe Niveau anknüpfen.

    Der Bau besitzt keine besondere Gestaltung, wodurch man schon einen deutlichen Qualitätsunterschied zu zeitgleichen Bauten der Neuen Sachlichkeit sieht.

    Historistische Wohnhäuser müssen nicht herausragend sein, sie haben ja gerade die Besonderheit große Fassadenflächen mit eher einheitlicher, aber aufwendiger Gestaltung zu schaffen. Dadurch entsteht eine harmonisch wirkende Straßengestaltung, die jedoch nicht langweilig ist. Beide Qualitäten besitzt der thematisierte Bau übrigens nicht.

  • Graf Cylinar Aber der moderne Denkmalschutz berücksichtigt halt nicht nur ästhetische Aspekte und bezieht sich auf eine besondere Gestaltung, sondern hat auch zur Aufgabe bescheidene Werke zu schützen, wenn sie über kulturelle Bedeutung verfügen. Das mag man werten wie man will. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass der Denkmalschutz hier nicht missbraucht wird, sondern durchaus gemäß den Grundsätzen der Charta von Venedig agiert und seinen gesellschaftlichen Auftrag erfüllt.

  • Telefonzelle

    Der Wettbewerbsentwurf erfüllt die gestellte Aufgabe in Bezug auf den Punkt Nachhaltigkeit in nahezu vorbildhafter Weise. Es wurde eine nach außen hin abgegrenzte Welt erschaffen, welche durch unzählige Nutzer:Innen aufgesucht und wiederholend in Anspruch genommen werden kann. Die klare Formensprache überrascht in Kombination mit effizienter Platzausnutzung und geringem Ressourcenverbrauch. Die Beschreib- und Beklebbarkeit der Telefonzelle ermöglicht zudem menschlichen Austausch über das Telefonieren hinaus. Auch ist die temporäre Nutzbarkeit als WC gegeben. Ein solch multifunktionales Raumwunder ist sehr selten in der Architekturgeschichte und verdient deshalb eine dauerhafte Unterschutzstellung ohne Beseitigung der Einwirkungen verschiedener Zeitschichten, um die Ablesbarkeit der Dauer der Aufstellung kontinuierlich zu gewährleisten.

  • Mich erinnert das Beispiel des Waschbären an die Trinkhallen, die vor allem für das Stadtbild im Ruhrgebiet charakteristisch waren. In beiden Fällen liegt ihr Wert natürlich nicht in der Ästhetik der Architektur, sondern im Zeugnis für eine vergangene urbane Kultur. Nordrhein-Westfalen führt die Tradition der Trinkhallen sogar als Immaterielles Kulturerbe. Wenn man die wenigen noch existenten Exemplare erhalten möchte, muss der Denkmalschutz natürlich ein Auge darauf haben. Insofern kann ich die Potsdamer Entscheidung ein Stück weit nachvollziehen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Etwas problematisch ist daran aus meiner Sicht, dass der Denkmalschutz in solchen Fällen zwar nicht nach ästhetischen und funktionalen Aspekten entscheidet, seine Unterschutzstellung aber erhebliche ästhetische, wie auch funktionale, Folgen hat. So verhindert hier der Denkmalschutz wirksam, dass dieser im Gegensatz zum Umfeld sehr freistehende Bau in eine geschlossene Bebauung wohl gewandelt werden kann. Auch ist die Einstöckigkeit bereits heute für diesen Stadtbereich unangemessen. Somit verhindert der Denkmalschutz eine Abrundung des Straßenbildes, wie auch eine Anpassung an veränderte Nutzungsansprüche, schließlich ist das unter Schutz gestellte Gebäude relativ klar einer einzelnen Nutzung zugeordnet.

    Sowas wäre vermeidbar, wenn alle diese genannten Aspekte bei der Abwägung einfließen würden und auf Verhältnismäßigkeit überprüft würden. Dann wäre in so einem Fall wohl eine Festschreibung als unangemessen starker Eingriff ins Stadtbild zu gewerten gewesen. In der Regel sind Entscheidungen, die auf umfassendere Gesichtspunkte eingehen, bessere Entscheidungen, als jene die monokausal getroffen werden.

  • Das sind sehr gute Punkte, aber ich möchte hinterfragen ob die Blockrandbebauung hier wirklich so erstrebenswert wäre. Zunächst scheint eine geschlossene Bebauung doch schon deswegen unmöglich, weil sonst die Einfahrt zu dem dahinterliegenden Haus zugebaut werden müsste. Darüber hinaus gibt die Bauflucht der Fassaden das eigentlich gar nicht her, da das linke Haus schräg fluchtet. Außerdem sind beide Nachbarhäuser für eine offene Bebauung ausgelegt. Bei dem linken, neoklassizistischen Nachbarn müsste sonst des gefrieste Mezzaningeschoss zugebaut werden und beim rechten, sanierungsbedürftigen und der Schinkelschule folgenden Nachbarn müsste die Ädiklua mit Figurennische samt Dachüberstand weg. Auch würde die entstuckte (?) aber dennoch repräsentative Fassade des hinteren Hauses verdeckt.

  • Der Brandenburger Tagesspiegel / Potsdamer Neuste Nachrichten schreibt in der Wochenendausgabe das eine Machbarkeitsstudie erstellt werden soll.

    Das Ernst- von- Bergmann Klinikum soll neu gebaut werden. Entweder im Krampnitz oder an einem anderen Ort in der Innenstadt.

    Die Artikel der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) und des Brandenburger Tagesspiegel, liegen hinter der Betahlschranke.

    Ich bin für Krampnitz!!!

  • Von welchem Geld soll das gebaut werden? Und in Krampnutz schon gleich gar nicht. Undenkbar, dass die Krankenwagen im Stau stehen, um Patienten zur Notaufnahme in der Pampa zu fahren.

  • Von welchem Geld soll das gebaut werden? Und in Krampnutz schon gleich gar nicht. Undenkbar, dass die Krankenwagen im Stau stehen, um Patienten zur Notaufnahme in der Pampa zu fahren.

    Da gebe ich dir vollkommen Recht.

    An gleicher Stelle war vorher ja auch schon ein Krankenhaus. Wenn man aber das Bettenhaus abreissen würde und an gleicher Stelle kleinteilig baut, würde sich das Quartier vom Aussehen vollkommen verändern. Aber ich gehe davon aus dass erstmal Flüchtlinge oder Studenten einziehen könnten, bzw. es werden die Gewerbefläche in Wohnungen verwandelt. Denn auch in Potsdam fehlt es an Wohnraum.

  • In der Potsdamer Innenstadt, ca 1600 m oder 25 Minuten zu Fuß vom Ernst-von-Bergmann-Klinikum entfernt, befindet sich das St-Josephs-Krankenhaus. Jenseits der Havel, in Babelsberg, ist der Standort der Oberlinklinik 2200 m bzw. ca 35 Minuten zu Fuß entfernt. Das nächste Krankenhaus Richtung Norden (Nordosten) ist das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin-Kladow (16 km oder 3h 40). Ein neues Krankenhaus in Krampnitz würde in Potsdam-Innenstadt keine empfindliche Versorgungslücke hinterlassen, hingegen die Versorgung im Potsdamer Norden deutlich verbessern. Die Bauten am bisherigen Standort stören das historische Stadtbild erheblich (etwa wenn man die Charlottenstraße nach Osten schaut); ein Umzug des Krankenhauses würde eine weitere behutsame Entwicklung der Innenstadt ermöglichen.

  • Man öffne einmal die Karten-Anwendung der Wahl und betrachte den großen, etwas unregelmäßig geformten Straßenblock zwischen Charlottenstr., Hebbelstr., Gutenbergstr. und Berliner Str. Das ist bis auf wenige Wohngebäude und einen Supermarkt alles 'das Krankenhaus'. Nicht nur der DDR-Plattenbau.

  • Nein, aber der DDR-Plattenbau ist bei weitem das größte und störendste Gebäude in dem Quartier. Die Altbauten stören bei weitem nicht so wie das achtgeschossige Bettenhaus, auf den das Klinikum aber sicherlich nicht verzichten kann.

    Ein Neubau "auf der grünen Wiese" böte übrigens auch den Vorteil, dass man gemäß heutigem Anforderungen von Grund auf neu planen kann, ohne an Bestandsbauten gebunden zu sein. Der ganze Komplex an der Charlottenstraße ist ja doch ein ziemliches Flickwerk, wie ich Ende September ganz persönlich erfahren durfte.

  • Undenkbar, dass die Krankenwagen im Stau stehen, um Patienten zur Notaufnahme in der Pampa zu fahren.

    das Josephs-Krankenhaus hat auch eine Notaufnahme - zu dieser und der im Bergmann sollen sich zukünftig also die Bewohner von Potsdam-Nord ("Pampa") also durch den Stau quälen? Was ist damit gewonnen? Dass ein Krankenhausstandort im Norden sinnvoll wäre, kannst du nicht bestreiten.

    Wie die Finanzierung aussieht, ist eine ganz andere Frage. Wenn wir aber hier nicht mehr diskutieren dürfen über Projekte, deren Finanzierung fraglich ist, können wir die Hälfte der threads zumachen.

    Ich war eben in der Poliklinik und hatte Muße, einen Teil des Komplexes "EvB" zu betrachten. Nicht einmal die Altbauten sind bemerkenswert...

  • Also halte ich mal aus der ganzen Diskussion fest. Es stört eigentlich dass 1983 durch die damalige DDR errichtete Bettenhaus. Das ist doch die einzige Dominante. Die anderen Gebäude können ja stehen bleiben, sind zum Teil modernisiert und niedriger.

    Ich habe alte Bilder im Netz gesucht, wie es in dem Quartier zwischen 1950 - 1980er Jahren ausgesehen hat, aber nur aus den 80er Jahren konnte ich Bilder finden.

  • Im Zuge der aktuellen Krankenhausplanung und diesbezüglichen Reformenvorhaben Lauterbachs (mit Leistungskonzentration und damit einhergehender Schließung oder Neuausrichtung von kleineren Krankenhausstandorten) könnte da in den kommenden drei bis fünf Jahren durchaus Bewegung in die Sache kommen.

  • Aber das Bettenhaus ist das Herz eines Krankenhauses. Du kannst so viele OPs und Behandlungszimmer haben wir du willst, aber vor und nach der ärztlichen Behandlung müssen die Patienten irgendwo "auf Station" liegen. Eine Erneuerung des Bettenhauses wäre also nur bei laufendem Betrieb möglich - und da fehlt dann der Bauplatz. Außerdem müsste auch ein neues Bettenhaus acht oder mehr Stockwerke haben, weil es sonst erheblich mehr Fläche verbrauchen würde, die es in der Innenstadt schlicht nicht gibt.

    (Auch bei einem Neubau auf der grünen Wiese würde man vermutlich nicht zwei- bis vierstöckig bauen, weil das "Stapeln" der Geschosse natürlich erhebliche Vorteile bringt - mit dem Aufzug ist der Transport eines Patienten im Bett halt viel weniger umständlich als hunderte Meter durch Gänge und Brandschutztüren.)

    Ich habe keinen Zweifel, dass - falls sich die Neubaupläne verwirklichen - der bisherige Standort nicht vollständig aufgegeben würde. Die Poliklinik bspw. kann und sollte in der Innenstadt bleiben, und auch die Kinderklinik muss nicht notwendigerweise umziehen. Aber das Problem lässt sich eben leider auch nicht auf das Bettenhaus reduzieren...