Rekonstruktionsmythos Polen

  • Sandomierz wäre noch zu nennen.

    In Sandomierz an der Weichsel war ich gerade vor 3 Wochen! Ein wunderschöner Hauptplatz der leicht abschüssig ist - könnte auch in Böhmen liegen. Fotos habe ich komischerweise nur von einem Naturspektakel, das von der Stadt hinab zur Weichsel verläuft...sehr idyllisch dort und die Kinder hatten eine Hetz dort halfepipemässig herumzulaufen!

    Die schönste urpolnische Stadt in PL, die ich kenne, - wenn auch wirklich klein - ist aber Kazimierz Dolny.

  • Na, Sandomierz ist Gennep doch klar um einiges überlegen, obwohl es dort offenbar keine gotische Häuser gibt. Gennep ist aber seit 1944 (beachtliche Kriegsschäden) zu viel verschandelt worden, um noch ernsthaft Konkurrenz bieten zu können.

    Nun haben wir schon:
    Krakau
    Thorn/Torun
    Zamosc
    Lublin
    Sandomierz
    Kazimierz Dolny
    (Warschau)
    (Posen)
    Breslau
    Danzig


    Für ein Land so groß wie die heutige BRD ist das doch wirklich winzig (da auch Krakau und Thorn nicht wirklich atemberaubend zu sein scheinen).

    3 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (29. Oktober 2015 um 16:53)

  • ..und bitte auch Skąpe (Skompe, früher Hermannsdorf, nördlich von Thorn), nicht vergessen. Es ist zwar nur ein sehr kleines Städtchen, aber malerisch um einen schönen See herum gebaut und im Krieg wurde die historische Bebauung nicht zerstört. Die Hauptattraktion ist dort sicher das historische Schulgebäude aus roten Backsteinen gebaut und mit einem monumentalen Giebel.
    Dort ging meine Großmutter von 1915 bis 1918 zur Schule. Dann mussten sie fort, denn nach dem 1. WK wurde das Gebiet mit Posen und Thorn polnisch.

    Hier sind weitere Informationen:
    http://www.westpreussen.de/cms/ct/ortsver…ails.php?ID=856

  • Ein weiteres Rekonstruktionsprojekt in Polen, das in Deutschland mehr oder weniger unvorstellbar wäre: Die mittelalterliche Königsburg in Posen, teilrekonstruiert 2011/12.

    Im Bau:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…nan_11.2011.jpg


    Nach der Fertigstellung:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ys%C5%82awa.JPG


    Neben vermutlich vorausgegangenen archäologischen Untersuchungen des Geländes ist diese Ansicht übrigens die einzige Quelle für das Aussehen des Gebäudes.

  • Naja, meine Begeisterung hält sich ehrlich gesagt in Grenzen. Solche Projekte sind für den Rekogedanken definitiv nix Gutes. Was PLs Hang zu Rekonstruktionen betrifft, war es früher sicherlich besser als heute.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dieser blödsinnige Artikel strotzt nur so vor journalistischem Halbwissen, dass einem übel wird.
    Was hat in dieser Aufzählung Greiffenberg zu suchen? Eine schlesische Kleinstadt, nach 45 durch Abriss einer wertvollen Ringplatzseite völlig entstellt, überhaupt kein Fall von Kriegszerstörung. Wird die Seite jetzt etwa wiederaufgebaut? Und wenn (ich habe nix gefunden, warum würde dann die gesamt Altstadt "falsch" aussehen?
    Und welche Städte in D hat man, jetzt mal DD, FF und Potsdam ausgenommen, "altertümelnd" wieder aufgebaut?
    Diese miesen journalistischen Schreiberlinge haben von überhaupt nichts eine Ahnung, schmieren nur den ganzen lieben Tag lang irgendwelche Blödheiten und Infamien auf minderwertiges, gottseidank nicht beständiges Papier.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es gibt natürlich schon Altstädte, die man "altertümelnd" wieder aufbaute, z.B. Münster oder Freudenstadt. Also ein vereinfachter traditioneller Wiederaufbau, teils mit rekonstruierten Leitbauten. Was ja auch positiv ist, hätten dort ja auch auch Flachdachblocks z.B. statt des Prinzipalmarktes entstehen können. Und Guratzsch ist mit Sicherheit kein "mieser journalistischer Schreiberling", sondern jemand, der sich durchaus mit der Materie befasst und auch dem Stadtbild-Anliegen wohlgesonnen ist (im Unterschied zu vielen echten Schreiberlingen). Aber es stimmt natürlich, dass der "altertümliche" Wiederaufbau in Deutschland marginal ist, und von Künstlichkeit oder Disneyland keine Rede sein kann.

  • Aus obigem Artikel:

    Zitat

    In die einst deutschen Ostgebiete in Schlesien, West- und Ostpreußen wurden Menschen eingewiesen, die zuvor kaum Berührung mit westlichen Lebensstilen, westlicher Baukultur oder Wirtschaftsweise hatten. Kirchen, Rathäuser, steinerne Wohnbauten, moderne Gebäudetechnik kamen vielen von ihnen fast feindlich vor. "Sie rissen aus den Häusern die Kanalisation heraus, weil sie sie für Teufelszeug hielten," so sagt es die polnische Kunsthistorikerin Elzbieta Berendt.

    Überwiegend siedelten dort Polen neu, die schon zuvor auf polnischem Staatsgebiet gelebt hatten*, dazu kamen relativ wenige Angehörige von Minderheiten wie Ukrainern oder Weißrussen, die schon zuvor auf polnischem Gebiet gesiedelt hatten (und zwangsumgesiedelt wurden), sowie deutlich unter 2 Millionen Ostpolen, also Menschen, die in Städten wie Lemberg/Lwow aufgewachsen waren, die sich nach 150 Jahren Zugehörigkeit zu Österreich nicht grundlegend von Mitteleuropa unterschieden. Mich würde mal interessieren, auf welchen wissenschaftlichen Grundlagen Aussagen wie oben beruhen.

    Die umgesiedelten Lemken aus dem Artikel gab es tatsächlich, wir sprechen hier aber von wenigen tausend Menschen (und die lebten auch nicht "weit im Osten", sondern verteilt über vormals österreichische oder polnische Gebiete).

    *und die wurden nicht "eingewiesen", sondern sahen aufgrund der verfügbaren Immobilien und Infrastruktur eine Chance für einen Neuanfang (kehrten aber oft wieder nach Zentralpolen zurück)

  • Ein Großteil der polnischen Neusiedler in den alten dtsch. Ost- bzw. in den neuen poln. Westgebieten dürfte, von Stadtgemeinschaften wie Lemberg oder Wilna mal abgesehen, aus eher ländlichen Regionen gekommen sein. Beim Vorrücken der Sowjets gen Westen und natürlich auch schon vorher durch die Deutschen sind im heutigen Weißrussland und Polen ganze Landstriche völlig verwüstet worden. Nur so lässt sich auch erklären, warum die Gebiete trotz großem Bevölkerungsverlust auf polnischer Seite überhaupt so schnell wiederbesiedelt werden konnten, bzw. so viele Menschen ihre Heimat in Zentralpolen bereitwillig verließen. Im Sudetenland bspw. dauerte das deutlich länger und man hat hier auch etliche Dörfer und sogar kleine Städte vor allem in unmittelbare Grenznähe gar nicht wiederbesiedelt.
    Jedenfalls dürfte die polnische Landbevölkerung in der Tat bis dato wenig Erfahrung mit sanitären Anlagen gemacht haben. Eine massenhafte "Aufrüstung" dieser Art hat im heutigen Ostpolen eigentlich erst nach der Wende und dann deutlich verstärkt nach dem EU Beitritt stattgefunden. Vergleichbar mit den Investitionen in den neuen Ländern bei uns nach 1990.

  • Das viel rauhere Sudetenland lässt sich schwer mit dem fruchtbaren Ostdeutschland vergleichen. Aber es ist wirklich bemerkenswert, wie die Polen diesen gigantischen Austausch logistisch hingekriegt haben. Die Polen sind einfach Weltmeíster im Improvisieren und Organisieren. Das, was man so abfällig "polnische Wirtschaft" nennt, funktioniert einfach immer.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was mich immer wieder verdutzt:
    Die Warschauer Altstadt, zumindest der Kern, wurde ja so aufwendig und liebevoll rekonstruktiert, da ruiniert kein Bruch das historische Idyll...
    ...bis auf den Neubau direkt gegenüber dem Schloss und entlang der Senatorska. Was hat es damit auf sich? Wieso alles so liebevoll bis aufs kleinste Detail rekonstruieren, und dann dieses zwar angepasste, aber dennoch arg herausstechende Haus genau dahin setzen?

  • Was mich immer wieder verdutzt:
    Die Warschauer Altstadt, zumindest der Kern, wurde ja so aufwendig und liebevoll rekonstruktiert, da ruiniert kein Bruch das historische Idyll...
    ...bis auf den Neubau direkt gegenüber dem Schloss und entlang der Senatorska. Was hat es damit auf sich? Wieso alles so liebevoll bis aufs kleinste Detail rekonstruieren, und dann dieses zwar angepasste, aber dennoch arg herausstechende Haus genau dahin setzen?

    Unter dem Neubau ist die einzige Tiefgarage in der Altstadt. Aber das kann eigentlich nicht der Grund sein. Der Bau ist in der Tat störend und hat da nichts zu suchen.

    ...

  • Der Ersteller des Beitrags war hier im Forum leider seit über 10 Jahren nicht mehr aktiv. Vielleicht könnte ja jemand diese Links aktualisieren oder die entsprechenden Fotos noch einmal hochladen / aus anderer Quelle verlinken?

    Danke!