Ich übernehme heute einmal die dankbare Rolle des Überbringers froher Kunde aus Landshut - ja, man mag es kaum glauben, dass es nach all den Abrissen et cetera auch mal was Gutes zu berichten gibt.
Wie wahrscheinlich den meisten nicht bekannt ist, gibt es in Landshut neben einer Vielzahl prominenter Sakral- und Profanbauten des Spätmittelalters aus Backstein auch eine überschaubare, aber für altbairische Verhältnisse sehr bedeutende Gruppe Blockbauten des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts. Besondere Beachtung verdient dabei der Umstand, dass es sich bei den vier bisher bekannten Bauwerken ausschließlich um Nebengebäude und Vorstadthäuser handelt.
Und nun zur frohen Kunde:
Zwei dieser Bauten wurden vor Kurzem bzw werden im Moment vorbildlich saniert und damit zumindest in einem Fall buchstäblich in letzter Sekunde gerettet.
Fangen wir mit dem Haus am Graben Nr. 23, gelegen oberhalb der Burg Trausnitz im Stadtteil Landshut-Berg in einer Gruppe sehr bedeutender Vorstadthäuser des 15.-18- Jahrhunderts. Der eingeschossige Vollblockbau mit steilem Dach ist dendrochronologisch datiert in die Jahre 1494/1495 und wurde damit aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahr 1496 errichtet. Bis ins 19. Jahrhundert blieb der Bau wohl weitgehend unverändert, dann mauerte man bis auf Höhe der Fensterbrüstungen im Erdgeschoss eine dünne Backsteinwand vor den Blockbau, darüber wurde nur eine dünne Holzlattung als Träger für den Verputz angebracht. Die Fenster wurden zum größten Teil im 18. oder 19. Jahrhundert vergrößert. Im späten 19. Jahrhundert wurden die Fenster der Straßenfassade erneut ausgetauscht, und die letzten Erneuerungen waren wohl um 1960 der Schornstein und die Dachantenne. Danach passierte erstmal nichts mehr. Wohl seit den 80er oder 90er Jahren stand das Haus leer und faulte vor sich hin. Zuletzt war es in einem erbärmlichen Zustand und stark einsturzgefährdet, mit einem Abriss war jederzeit zu rechnen.
Bilder des Zustands vor der Sanierung, die ich 2013 aufgenommen habe.



Wie man erkennen kann, war der Abrissbagger nicht mehr weit weg. Wohl in den Jahren 2016/2017 jedoch erwarb das Architekturbüro Wager Gärtner Knoch aus Landshut das Haus und restaurierte es bis 2018 mit großem Aufwand, um es danach als Sitz des Büros zu nutzen.
(Bilder der Sanierung auf der Website des Büros)
Letztes Wochenende nun bin ich selbst hingefahren, um mir das Resultat in natura anzuschauen.




Für meine Begriffe eine vollumfänglich gelungene Sanierung; es wurde so viel wie möglich Substanz innen und außen bewahrt. Als Auszeichnung dafür gab es in diesem Jahr dann die Bayerische Denkmalschutzmedaille.
Nun zum zweiten Haus - mein Beitrag dazu wird wesentlich kürzer ausfallen, da ich es erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal gesehen habe. Es handelt sich um das Haus Pfettrachgasse 7 in der alten nördlichen Vorstadt um das Kloster Seligenthal. Die dendrochronologische Untersuchung ergab hier das Jahr 1482, auch in diesem Fall wird das Haus wohl im Folgejahr erbaut worden sein. Über die weitere Baugeschichte weiß ich nicht allzu viel; irgendwann wird man auch hier die Fenster erneuert haben, zudem wurde die rechte Traufwand in Backstein neu errichtet. Zuletzt gab es wohl in den 80er Jahren eine sehr umfangreiche Sanierung, bei der man aber erstaunlicherweise nicht im Geringsten erkannte, was man da vor sich hatte.
Vom Zustand nach dieser Sanierung und bis zum letzten Jahr gibt es dieses Bild aus der Wikipedia.
Auch dort bin ich am letzten Wochenende vorbeigekommen; es sieht dort natürlich noch etwas anders aus als beim letzten Haus, da die Sanierung noch in vollem Gange ist. Was aber schon zu erkennen ist, ist die hohe Qualität der ausgeführten Arbeiten, die sich insbesondere bei den schon ersetzten Fenstern zeigt.
Im Gegensatz zum Haus Am Graben 23 bestand hier keine Einsturzgefahr, sodass man das Haus problemlos in seiner historischen Schieflage belassen konnte. Das Obergeschoss ist in diesem Fall nur teilweise aus Blockbau ausgeführt, die Seitenbereiche waren wohl ursprünglich verbrettert und werden es nach der Sanierung wohl auch wieder sein.

Die Fenster wurden auf die anzunehmende Ursprungsgröße zurückgebaut. Das neue Holz drumherum sticht momentan sehr stark hervor, wird sich aber wohl in den nächsten Jahren durch die einsetzende Verwitterung gräulich verfärben und sich dem historischen Bestand angleichen.

Über die gesamte Breite der Giebelseite hat sich hier an der Oberkante des Erdgeschosses eine spätgotische Abfasung erhalten, die für die Landshuter Holzhäuser der Zeit charakteristisch zu sein scheint.

Zuletzt noch ein Fenster der linken Traufseite, das neben dem linken EG-Fenster das Einzige ist, dessen Größe nie verändert wurde. Vermutlich gehörten beide Fenster ursprünglich zur Stube.

Damit beende ich die guten Nachrichten aus Landshut und hoffe auf baldigen Anlass für eine Fortsetzung.