Posts by Mündener

    Die Ziegelherstellung kam zwar erst mit dem Ringofen im 19. Jahrhundert so richtig in der Massenproduktion an; gleichwohl gab es auch davor schon fortschrittlichere Brennverfahren als den Feldbrand, die durchaus weitgehend gleichbleibende Qualität erlaubten. Im fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim steht ein Ziegelofen des frühen 15. Jahrhunderts, der für den kontinuierlichen Betrieb ausgelegt war.


    Zu historischen Deckungen: Viele sind nicht mehr erhalten, aber ein paar Beispiele stammen noch aus dem Hoch- und Spätmittelalter. Etwa die Martinskirche in Neckartailfingen mit einer teilweise erhaltenen Spitzziegeldeckung des 12. Jahrhunderts - ähnliche Ziegel von der Klosterkirche Prüfening (dort sind auch noch Restflächen erhalten) konnte ich vor ein paar Jahren mal in der Hand halten. Spätmittelalterliche Deckungen - jeweils Mönch/Nonne - sind etwa auf dem Chordach der Kremser Dominikanerkirche (1.Hälfte 14. Jahrhundert) und auf dem Pfründehaus in Wolframs-Eschenbach (frühes 15. Jahrhundert) erhalten geblieben, letztere heute unter einer Schutzabdeckung.

    Regensburg war seit dem späten Mittelalter eine Stadt der flächig verputzten Fassaden. Das galt sowohl für Steinbauten, deren Bruchsteinmauerwerk in aller Regel keine Ansichtsqualität hat, als auch für Holzbauten, die aus Brandschutzgründen seit etwa 1330 obrigkeitlich verordnet mit Ziegelplatten beschlagen und verputzt werden mussten (entsprechende Befunde gibt es von diversen Bauten des Spätmittelalters, sowohl Bohlenständerbauten als auch die in Regensburg eher seltenen Fachwerkbauten).

    Was dann aber dazukam waren Putzdekorationen und Farbfassungen aller Art, wie von Leonhard erwähnt, und zwar sowohl an Stein- als auch an Holzbauten (die ja auch verputzt waren, die oben erwähnt). Üblich waren verschiedene Formen von Bändern, dazu Tür- und Fensterfaschen in allen damals verfügbaren mineralischen Pigmenten, teils mit Ecklilien, sowie Eckquaderungen. Rekonstruiert nach Befund(en) wurde solch eine Farbfassung am Keplerhaus, einem zweiphasigen Bohlenständerbau der Zeit 1325-40, wobei dort Elemente mehrerer aufeinander folgender Fassungen kombiniert wurden (siehe dazu das Buch von Richard Strobel).

    Vergessen darf man dabei natürlich nicht, dass gerade auch die Steinbauten mitunter recht üppig mit Natursteinornamentik ausgestattet waren - allerdings nie in Form einheitlich verzierter Fassaden; das Mittelalter dachte vom Innenraum her und wendete gerade Fensterformen und ggf. Erker je nach Raum an. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel hierfür ist das Gravenreutherhaus aus dem 13./14. Jahrhundert, an dessen Fassade man allein anhand der Fensterformen die Raumnutzungen nachvollziehen kann. Das EG war eine große, halböffentliche Halle, daher mit unverglasten Arkadenfenstern ausgestattet. Das 1. OG hat Fenstergruppen von insgesamt drei Holzstuben - die älteste mit kleinen Fenstern unter einem Entlastungsbogen in der Mitte, rechts daneben eine weitere des 14. Jahrhunderts mit drei Maßwerkfenstern, und ganz links am vorspringenden Gebäudeteil eine Dritte aus dem 15. Jahrhundert an einem flachen Erker, bestehend aus drei Kreuzstockfenstern. Im 2. OG wiederholen sich dann die Fensterformen des EG, allerdings mit dem wichtigen Unterschied, dass die Spitzbögen nur noch Blendmaßwerk sind und die eigentlichen Fenster rechteckig, also für Verglasung vorgesehen.

    Ab dem 15. Jahrhundert werden für die Hauptwohnräume große, verglaste Reckteckfenster mit teils aufwändiger Profilierung üblich, etwa an diesem Beispiel in der Rote-Hahnen-Gasse. Die drei Fenster gehörten dabei zur Stube und sind deshalb in sich symmetrisch angeordnet. Ein frühes und besonders eindrucksvolles Beispiel hierfür ist das Deggingerhaus aus der Zeit um 1400 (dessen gemauerte Obergeschosse einen älteren Holzbau ersetzen, siehe die vorkragende Brandmauer rechts). Die Maßwerkformen des Stubenerkers sind im Umfeld der Parler-Bauhütten anzusiedeln, was vom Anspruch des Bauvorhabens zeugt. Durch die Stubenfenster sieht kann man übrigens noch die kassettierte Stubendecke aus der Zeit um 1530 erkennen - ein frühes Beispiel der kaum präsenten Renaissance in Regensburg.

    Womit wir in der frühen Neuzeit angekommen wären. Dort ging es erstmal weiter wie gehabt. Die Renaissance in Regensburg präsentierte sich eher schlicht, entsprechend der wirtschaftlich bescheidenen Lage der Stadt zu dieser Zeit. Ein typisches Beispiel wäre das heute als Keplermuseum genutzte Haus Keplerstraße 5 aus der Zeit um 1540. Nicht vergessen darf man dabei aber, dass die Fassaden weiterhin farbig gefasst wurden. Mit welcher Qualität dabei teils gearbeitet wurde, lässt das berühmte Goliathfresko an der gleichnamigen Patrizierburg, entstanden im Jahr 1573, erahnen. Der Regensburger Barock wiederum war zweigeteilt. Die Stadtbevölkerung baute, so notwendig, weiterhin extrem schlicht. Allerdings brachte der Immerwährende Reichstag ab dem späten 17. Jahrhundert mit den Gesandten eine neue und wirtschaftlich sehr potente Bauherrnschaft in die Stadt. Diese erwarben meist mittelalterliche Bauten und ließen diese umgestalten, etwa das Gebäude Obere Bachgasse 7. Ausnahmsweise entstanden dabei auch komplette Neubauten, etwa das für den Bankier Löschenkohl 1733 errichtete Palais am Neupfarrplatz, ab 1743 Sitz der kursächsischen Gesandtschaft. Auch ein paar Fassaden im Zopf- und Empirestil aus dem späten 18. Jahrhundert gesellen sich noch dazu, etwa Hinter der Grieb 10, Unter den Schwibbögen 1 oder das bekannte Thon-Dittmer-Palais am Haidplatz. Aber diese wenigen Um- und Neubauten änderten am Gesamtbild der Stadt kaum etwas. Ähnlich sieht es mit den hin und wieder eingestreuten Bauten des Historismus aus, die nur lokal (Westende des Haidplatzes, Rathausplatz, Maximilianstraße) dominanter wurden.

    Insofern ist Regensburg vor allem eine Stadt, deren Fassaden zwar stets reich dekoriert waren, wo sich dieser Reichtum aufgrund der vergänglichen Erscheinungsformen vor allem in Form von Fassadenmalereien aber nur bruchstückhaft erhalten konnte.

    Ich schrieb bereits dazu etwas, aber es spielt keine Rolle, ob man in Deutschland, Frankreich oder England schaut - originale Fensterverschlüsse von vor 1800 sind überall sehr selten (wenn auch nicht vollkommen inexistent). Die von dir oft zitierten englischen Bleisprossenfenster sind auch zu 99% Rekonstruktionen des 20. Jahrhunderts, kein irgendwie „besser bewahrter Bestand“. Und auch in Frankreich oder England hat die Mehrzahl der Fachwerkbauten weiß gestrichene Sprossenfenster, in Letzterem meist Schiebefenster (Sash windows).

    Außerdem darf man nicht vergessen, dass es in den letzten 50 Jahren ein grundlegendes Umdenken der Denkmalpflege im Umgang mit Substanz des 19. Jahrhunderts. Hat man bei Maßnahmen der 70er und 80er Jahre noch in aller Regel Fenster des Historismus zugunsten der Wiederherstellung mehr oder weniger gut belegter älterer Fensterformate geopfert, so geschieht dies heute nur noch in gut begründeten Ausnahmefällen (z.B. vor ein paar Jahren bei einem Gebäude in Limburg, wenn ich mich recht erinnere). Und zumindest meiner Meinung nach ist das auch gut so, denn diese Zeit hat Spuren auch jenseits von Gründerzeitvierteln hinterlassen, welche bedeutende historische Zeugnisse für sich darstellen.

    Und was „Fachwerkstädte“ angeht, zu guter Letzt, kann England mit Frankreich und auch mit Deutschland nicht ansatzweise mithalten. Die bedeutende Substanz steht dort meist in Form verstreuter Bauern- oder Herrenhöfe im ländlichen Raum. Städte wie York oder Salisbury mit überdurchschnittlich gut, aber keinesfalls geschlossen erhaltener Substanz sind in England schon bedeutende Ausnahmen; vielgenannte Fachwerkorte wie Lavenham oder East Grinstead lassen sich auf einen Niveau mit schwäbischen Winzerorten wie Strümpfelbach einsortieren. Mit dem Unterschied, dass man von dort aus nach Esslingen fahren kann und dann in einer anderen Liga unterwegs ist.

    Freut mich, dass du deinen Links uneingeschränkt vertraust. Manchmal schadet ein wenig zusätzliche Recherche aber nicht.

    Die meisten dieser bleiverglasten Fenster in englischen Fachwerkbauten sind Werke des 19. und 20. Jahrhunderts. Zumindest, wenn man den Einträgen in der englischen Denkmalliste glauben darf. Da findet man nur ganz selten was Älteres.

    Zu Glasfenstern hierzulande: Es gibt zwar keine erhaltenen Beispiele mehr aus der Zeit vor ca. 1520, dafür aber umso mehr Abbildungen des 14. und 15. Jahrhunderts, die teil- und vollverglaste Fenster zeigen, meist vor allem im Bereich der Stube, teils aber auch schon umfangreicher (Zeichnungen wie die des Wolfgang Katzheimer von Motiven der Stadt Bamberg - Beispiel 1, Beispiel 2, Beispiel 3 - aus dem Zeitraum 1470-90 etwa sind dabei durchaus verlässliche Quellen, weitere Beispiele gibt es in großer Zahl). Für die Zeit ab dem 14. Jahrhundert sind zudem in Fachwerkbauten nachweisbare Spuren von Verglasungen erhalten - Fenster mit Formaten, die kaum was Anderes erlauben, Anschläge für Rahmen, Anschläge für außenliegende Läden, die ansonsten zu der Zeit untypisch waren, etc.

    Abgesehen davon findet man die von dir so ungeliebten wenig geteilten Sprossenfenster auch schon im 18. Jahrhundert, nur zu der Zeit eben oft noch mit kleinformatigen Scheiben (Beispiel, hier Kreuzstockfenster des 18. Jahrhunderts mit Sechseckscheibenverglasung, im 1. und 2. OG - EG Erneuerung 2. Hälfte 19. Jahrhundert).

    Dem war aber nicht so. In England haben sich verglaste Fenster in der Masse viel später flächig verbreitet (im 16. Jahrhundert im bürgerlichen Hausbau, im ländlichen Hausbau teils erst im 17. Jahrhundert), während im deutschsprachigen Raum Glasfenster zumindest für die Hauptwohnräume (Stube, teils auch Kammern) schon ab dem 14. Jahrhundert üblich wurden und im 15. Jahrhundert auch im bäuerlichen Wohnbau Standard wurden.

    Auch die Bauweise der Fenster unterschied sich massiv zwischen England und dem deutschsprachigen Raum. Auf der Insel hat man bis ins 17. Jahrhundert im Fachwerkbau Fenster fest ins Hausgerüst integriert, sowohl die einfachen unverglasten Sprossenfenster (mullion window) des Spätmittelalters als auch die dann schon verglasten Fenster mit Längs- und Quersprossen, die fürs 16. und frühe 17. Jahrhundert (Elizabethean/Jacobean style) so typisch waren (im Steinbau hatten diese übrigens üblicherweise Steinsprossen).

    Im deutschsprachigen Raum waren Fenster schon im Spätmittelalter eigenständig konstruiert worden, als Rahmenfenster mit weitgehender Festverglasung und einzelnen Öffnungselementen mit Schiebe- oder Kippverschluss. Diese blieben mit wenigen Änderungen (mehr Öffnungselemente und größere Fenster in der Renaissance und im Barock) im herrschaftlichen Wohnbau bis ins 18. Jahrhundert üblich, im bürgerlichen und bäuerlichen Wohnbau teils bis weit ins 19. Jahrhundert. In wenig umgebauten Häusern kann man solche Fenster vereinzelt noch in Dachgeschossen finden. Ausnahmen hiervon waren Teile Westdeutschlands (z.B. Niederrhein, Bergisches Land) wo im Barock Schiebefenster nach englischen und flämischen Vorbildern üblich wurden. Die große Austauschwelle brachte dann der Historismus mit moderneren Fenstertypen (Stulpfenster mit Bascule- oder Espagnolette-Verschluss, größere Scheibenformate), und dann erneut die Nachkriegszeit mit den hier so heißgeliebten ungeteilten Fenstern in Holz oder Kunststoff.

    Das ist aber auch in Deutschland nicht anders. Die meisten der knapp 30 bisher bekannten Fachwerkbauten des 13. Jahrhunderts hierzulande sind nur in stark fragmentiertem Zustand erhalten. Entscheidend für die Betrachtung ist am Ende aber auch weniger die absolute Anzahl an erhaltenen Bauteilen als vielmehr die Erkenntnis, dass es sich bei den gefundenen Hölzern um zusammengehörige Reste eines vollständigen Bauwerks handelt und nicht um Zweitverwendungen. Aus dem Grund ist auch die Rote Straße 25 in Göttingen wieder von der Liste verschwunden, da sich bei Nachuntersuchungen herausstellte, dass es sich um ein wiederverwendetes Dachwerk des 13. Jahrhunderts auf einem Fachwerkbau des frühen 15. Jahrhunderts handelt. Hingegen bleiben Gebäude wie etwa Kanzleistraße 24 in Reutlingen (1267d) trotz nur weniger erhaltener Teile auf der Liste, weil sich aus den wenigen Teilen das Hausgerüst weitgehend rekonstruieren lässt.


    Und ja, in Frankreich kam die Dendrochronologie in der Bauforschung erheblich verzögert an, holt aber mittlerweile ganz gut auf. Trotzdem bleibt noch sehr viel zu entdecken.

    In Frankreich meines Wissens nach Orléans, 9 rue des Trois-Maries/272 rue de Bourgogne, von 1257(d) - Quelle

    In England wären wir im 12. Jahrhundert, z.B. mit dem Bischofspalast von Hereford von 1180(d). Da gibts aber noch ein paar andere sehr alte Hallen, vor allem in Suffolk und Essex, da könnte evtl. noch was Älteres dabei sein.
    Ergänzung: Fyfield Hall, Dendro 1167-85 (Baudatum letzteres) und Burmington Manor von 1191(d) konnte ich noch finden. Bleibt demnach aber erstmal bei Hereford.

    Ludlow kann man - bezogen auf die Lage - mit Rothenburg vergleichen. Die Stadt ist sehr wohl ziemlich ordentlich gewachsen (vor allem im 20. Jahrhundert), aber quasi nur in eine Richtung - nach Osten, weg vom tief eingeschnittenen Tal des Flusses Teme. Auf der Westseite grenzt die Altstadt daher beinahe unmittelbar an die offene Kulturlandschaft an.

    In der Praxis ist es oft ein Aushandlungsprozess zwischen den verschiedenen Akteuren (u.a. der Denkmalpflege), bei dem die Wiederherstellung eines anhand von Befunden nachweisbaren Zustands (falls vorhanden) eine Option ist - meist die naheliegendste. Aber gerade Bauherrenwünsche können da gern mal eine erhebliche Flexibilität in die Sache bringen.

    Zum verputzten Fachwerk - es gibt Stilepochen, während derer zwar Fachwerkbauten errichtet wurden, diese aber als solche nicht geschätzt waren, sondern allenfalls für die verhältnismäßig geringen Baukosten. Solche Bauten waren darauf ausgelegt verputzt (oder geschlämmt oder anderweitig verkleidet, z.B. Schiefer) zu werden. Das Fachwerk bei solchen Bauten freizulegen zerstört die bauzeitlich vorgesehene Fassadenwirkung und sollte, falls schon so vorhanden (z.B. aus einer Sanierung der 30er bis 80er Jahre) wieder verputzt werden.


    Ein schönes Beispiel aus Bad Arolsen, wohl späteres 18. Jahrhundert. Dank Feuchtigkeitsschäden am Putz sieht man das Fachwerk leicht durchscheinen.
    1280px-Kirchplatz_3_%28Bad_Arolsen%29.jpg

    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kirc….jpg?uselang=de, Autor: Gliwi

    Aber natürlich gibt es keine Regel ohne Ausnahmen: Dieses Gebäude in Korbach (datiert 1720) setzt anstatt von flächigem Verputz auf kunstvolle Ziegelausfachungen (soweit ich mich recht erinnere ist dieser Zustand als bauzeitlich belegt).
    File:Stechbahn 9 Korbach 20190730 003.jpg

    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stec….jpg?uselang=de, Autor: Tilman2007

    Sehr schöne Zeichnung :thumbup:

    Wenn ich einen ungefragten Ratschlag geben darf, dann wäre es, den Fenstern noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Proportionen und Sprosseneinteilungen sind schon sehr gefällig, aber gerade in puncto Dekoration der Fensterrahmen, -stöcke, -pfosten und -sprossen gibt es eine große Vielfalt an Möglichkeiten, und ein Mehr an Dekoration oder auch ein bewusst schlicht gewähltes Fenster trägt viel zum Charakter einer Fassade bei - gerade bei ansonsten eher schlichten Fassaden. Ich lasse mal einfach ein paar Beispiele für die genannte Vielfalt da:

    Fensterbeispiel1

    Fensterbeispiel2

    Fensterbeispiel3

    Fensterbeispiel4

    Die dürften teils auch noch älter sein - Häuser wie diese hier:

    Quote


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    gehören zum Beispiel ins 18. Jahrhundert. Der Barock war in England im uns vertrauten Sinne eigentlich nur bei Repräsentationsbauten und großen Landsitzen (Paradebeispiel: Castle Howard) verbreitet, die Masse des normalen Hausbaus auf der Insel folgte diesem extrem reduzierten Baustil, der nur mit Fensteranordnungen und -proportionen und Türen als einzig verziertem Bauteil sowie dem Material Backstein arbeitet und bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts üblich bleibt.

    Das vornehme Wohnhaus im London des 18. Jahrhunderts war übrigens auch nicht reicher verziert, sondern ging in der Regel in diese Richtung:

    1280px-Queen_Anne%27s_Gate_01.JPG

    Quelle: Wikipedia, Autor Philafrenzy, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…s_Gate_01.JPG/2

    Der Ort scheint mir ziemlich am Rand der Natursteinreichweite zu liegen, zumindest suggeriert die Stadtkirche St. Sylvester das (romanischer Kernbau Sandstein-Bruchstein, frühgotischer Langhausumbau Backstein, spätgotischer Chor dann wieder Bruchstein, spätere Ergänzungen wieder Backstein). Bei verkehrsgünstiger Lage kam der Naturstein ja teils weit ins Tiefland (Verdener Dom, Tuffsteinkirchen in Friesland und Dänemark). Aber gerade für den Profanbau der Neuzeit, so er denn nicht in Fachwerk stattfand (was in Quakenbrück bis ins 19. Jahrhundert die Regel war), kann man schon von einer Dominanz des Backsteins sprechen, der bei geregelter Produktion einfach viel günstiger war als Bruchstein, weil der Transportweg entfiel.

    Wohl wahr, aber man lässt ja doch eigentlich nicht irgendeinen wildfremden Maler sein Plakat dort aufhängen. Und so ein Gerüst ist recht schnell umgebaut.

    Im Endeffekt alles Spekulation - hoffen wir aufs Beste.

    Quote

    Kann aber auch sein, dass das Gerüst nur steht, weil im oberen, zum "Haus Eden" (Königstraße 25) gehörenden Teil des gemeinsamen Daches gearbeitet wird.

    Dann würde da aber kaum ein Plakat eines Malers am Gerüst hängen. Insofern sehe ich da schon Grund zum Optimismus.

    Ist schwierig insofern, dass für Regensburg zwar die Aussage mit den Loggien als überholt gilt, als Standardwerk aber immer noch Strobel (Das Bürgerhaus in Regensburg) gilt, wo eben das Loggien-Thema noch ausgebreitet wurde. Zu dem Thema Fenstergruppen an Bohlen- und Blockstuben (die gerade im österreichischen Raum gern als Blockwerkkammern bezeichnet werden) gibt es nach meinem Wissensstand nur verstreute Aufsätze zu Einzelobjekten, maximal regionale Betrachtungen (hauptsächlich aus Österreich und Tschechien, keine zu Regensburg).

    Ein paar Beispiele:

    Dobroslava Menclová, Blockwerkkammern in Burgpalästen und Bürgerhäusern (1963) - die erste Arbeit, die den Zusammenhang zwischen Stuben und Fenstergruppen erkannt hat (kann man unter dem Link herunterladen)

    Dobroslava Menclová: Blockwerkkammern in Burgpalästen und Bürgerhäusern / Wooden chamber in the castle palaces and townhouses / Dřevěné komory v hradních palácích a měšťanských domech
    The study was published in the journal ,,Acta Historiae Artium Academiae Scientiarum Hungaricae " (Tom 9, n. 3-4) Released in Budapest in 1963.
    www.academia.edu


    Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Die Rekonstruktion einer Blockwerkkammer aus der Burg Ruttenstein, Oberösterreich (2001). (Geht zwar primär um die Rekonstruktion, aber eben auch Manches zum Thema selbst.)

    Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Die Rekonstruktion einer Blockwerkkammer aus der Burg Ruttenstein, Oberösterreich. In: Holz in der Burgenarchitektur. Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e.V., Braubach/Rhein 2004, 211-216
    Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Die Rekonstruktion einer Blockwerkkammer aus der Burg Ruttenstein, Oberösterreich. In: Holz in der Burgenarchitektur.…
    www.academia.edu


    Bettina Withalm, Holz – das vergessene Dokument. Zur Bedeutung des Baustoffs Holz im historischen Baugeschehen am Beispiel der mittelalterlichen Wohnstube (2018). (ein guter Überblick über den aktuellen Forschungsstand und auch über die Entwicklung der Fehlinterpretationen)

    https://www.bda.gv.at/dam/jcr:89fb5042-00a7-44f7-96f2-d990ebd0baad/OEZKD_2018_Heft_1-2_ebook.pdf

    (ab Seite 59)

    Tatsächlich ist die Loggia des Baumburgerturms eine Fehlrekonstruktion des Jahres 1916 und der gesamte Typus "Loggia" im mittelalterlichen Hausbau Regensburgs eine jahrzehntealte Fehlinterpretation. Es handelte sich dabei nie um offene Loggien, sondern um Überfangbögen sogenannter Fenstergruppen von Bohlenstuben. Der Sinn der Überfangbögen lag in der Reduzierung der Wandstärke, um die kleinen Fenster der Stube nicht in allzu massiven Trichtern verschwinden zu lassen. Manche Beispiele kommen aber auch ohne Überfangbogen aus. Da die Stuben meist ab dem 15. Jahrhundert neue und größere Fenster bekamen, sind die meisten dieser Fenstergruppe zerstört worden. Am Gravenreutherhaus existiert noch eine Fenstergruppe in mehr oder weniger erkennbarer Form:

    Beispiele für Bohlenstuben mit Fenstergruppen gibt es in einem großen Gebiet zwischen Unterfranken und Siebenbürgen, vom 13. bis ins 16. Jahrhundert. Ein paar Beispiele, die ich als Referenzen für meine Master Thesis (zu dem Objekt oben rechts aus Passau) zusammengetragen habe. Die gestrichelten Linien symbolisieren, soweit vorhanden, die noch erkennbaren Umrisse der (in allen Fällen zerstörten) Holzstuben dahinter.