Düsseldorf (Galerie)

  • Da ich vor kurzem "geschäftlich" nach Düsseldorf musste, hab ich mir nach meinem Termin noch Zeit genommen, ein paar Fotos zu machen.
    Da ich allerdings vor allem ein Fan von Historismus und der Architektur der 20er und frühen 30er bin, hab ich mich vor allem auf das Gebiet um die Königsallee beschränkt und die Gebäude der barocken Altstadt sowie der klassizistischen Karlstadt mehr oder weniger außen vor gelassen - wobei ich Klassizismus ja auch sehr mag, aber irgendwie war's mir etwas unangenehm, mit Anzug & Krawatte knipsend durch die Stadt zu laufen, außerdem war das Wetter schlecht und ich musste pünktlich wieder in Dortmund sein. Maybe, vielleicht ein andermal.

    Die schlechte Bildqualität bitte ich zu entschuldigen, irgendwie krieg ich - vor allem nachts und bei schlechtem Wetter - keine vernünftigen Fotos mit meiner Kamera hin. Ich hab ne Olympus µ DIGITAL 600 und eigentlich sollten die Fotos besser sein... kennt wer jemanden der diese Kamera auch hat?


    Bevor ich mit den Fotos vielleicht noch was zur Stadt:

    Düsseldorf ist mit etwa 582.000 Einwohnern nach Köln, Dortmund und Essen die viertgrößte Stadt in und Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen. Da es im Gegensatz zu den Ruhrgebietsstädten lange Zeit Residenzstadt war, wirkt Düsseldorf etwas gehobener als Dortmund, Essen, Bochum oder Duisburg. Das spiegelt sich auch in den Mieten und der Art der Geschäfte im Zentrum wieder. Dennoch ist Düsseldorf vergleichbar mit den Ruhrgebietsstädten, denn auch hier war und ist viel Industrie beheimatet.
    Düsseldorf wurde im Krieg sehr stark zerstört, aber im Gegensatz zu Köln haben sich die Bomben weniger stark verteilt. So ist die historische Altstadt in großen Teilen erhalten geblieben, dafür ist die Innenstadt zwischen Köningsallee und Hauptbahnhof fast komplett dem Erdboden gleichgemacht worden. Hier dominiert mit einem Anteil von geschätzten 80% die Nachkriegsarchitektur und selbst Altbauten wie z.B. die Mariae-Empfängnis-Kirche an der Oststraße sind mit viel Beton wiederaufgebaut worden. Von der hier im Forum schon mal erwähnten St. Rochus-Kirche will ich gar nicht reden. Wärend meines kurzen Fotorundgangs habe ich mich jedoch auf die Altbauten zwischen KÖ und Rhein konzentriert.
    Apropos Rhein:
    Im Gegensatz zu Köln und Duisburg hat Düsseldorf keine historische Rheinbrücke mehr. Die letzte, die Hammer Eisenbahnbrücke, wurde 1987 bis auf die Brückentürme abgetragen. Die Rheinseite mit vielen historischen Gebäuden wird daher leider von 2 Schrägseilbrücken dominiert.


    Teil 1: Königsalle und nahe Umgebung


    Direkt an die KÖ grenzt der Hofgarten, in dem etliche Denkmäler, ein paar historische Brücken und sonst viel Grün vorzufinden ist. Das obige Bild zeigt das Kriegerdenkmal, 1892 von Carl Hilgers erschaffen.


    Im Hintergrund das unter Denkmalschutz stehende Dreischeibenhaus, auch als Thyssen-Haus bekannt. Es steht im Hofgarten und bildet zusammen mit dem Schauspielhaus ein Ensemble der 50er Jahre. Und von dort oben hat man einen wahnsinnig schönen Ausblick über Altstadt und Rhein. Leider hatte ich keine Gelegenheit von da oben ein Foto zu schießen.


    Rückseite der Oper. Die Oper war zwar kriegszerstört, bekam diese Form jedoch erst in den Jahren 1954-56 als der Zuschauerraum abgerissen und neugebaut wurde. In der Denkmalliste steht noch 1873-75 als Baujahr, ich bin jedoch um das Gebäude herumgelaufen und konnte nichts entdecken, was augenscheinlich älter als 1950 aussah.
    So sah sie übrigen vor dem Umbau und dem Krieg aus:
    Link


    Das ehemalige Hofgärtnerhaus, mittlerweile Museumsstandort.


    Das Ratinger Tor, Eingang zur Altstadt wobei das Gebäude im Hintergrund rechts nicht gerade Lust darauf macht. Hier eine historische Perspektive:
    Link


    Nochmal das Opernhaus


    Das nördliche Ende der KÖ, an der Ecke ein interessanter Bau aus den 20ern.


    Was muss das Ensemble mit Parkhotel und Oper früher schön gewesen sein, heute sieht es eher Trist aus, auch wenn das Hotel immer noch Düsseldorfs erste Adresse ist und die Fassade nichts von ihrem Reiz verloren hat.
    Damals sah es jedoch deutlich edler aus.


    Blick zum Schadowplatz, der Altbau in der Bildmitte ist neben dem Schadowdenkmal das einzige, was an diesem Platz den Krieg überstanden hat.


    Der "Tausendfüßler", eine denkmalgeschütze Hochstraße im Zentrum deren Abriß allerdings diskutiert wird. Städtebaulich wäre es ein Gewinn, als ich darunter stand hab ich aber irgendwie akzeptiert dass es unter Denkmalschutz steht. Vielleicht, weil wir im Dortmunder Zentrum keine Hochstraßen haben, ich diese auch aus Rheine nicht kenne und in Mülheim, wo ich auch öfters bin, sehen sie deutlich weniger ästhetisch aus.


    Schadowstraße Richtung Hauptbahnhof. Die Schadowstraße ist Düsseldorfs Haupteinkaufsstraße, leider mit sehr, sehr wenigen Altbauten.


    Hier nocheinmal das Dreischeibenhaus. Diese Form ist wirklich nicht häufig in Deutschland und daher steht es auch m.E. zu recht unter Denkmalschutz. Zumal es im Stadtbild trotz seiner Höhe nicht stört. Bin mal gespannt, wer es nach dem ThyssenKrupp-Umzug nach Essen nutzt.


    Direkt neben dem Dreischeibenhaus steht das Düsseldorfer Schauspielhaus. Neben dem Essener Aalto-Theater das einzige mir bekannte Nachkriegstheater, dem ich Eigenschaften wie interessante Architektur oder Ästhetik zuschreiben würde.
    Das alte Schauspielhaus, mit seiner burgähnlichen Architektur sicherlich einzigartig in Deutschland, stand an anderer Stelle, wurde jedoch im Krieg oder später zerstört. Hier ein paar alte Bilder.


    Das Hohenzollernhaus an der Königsallee, einer der Altbauten an der östlichen Seite. Während auf der westlichen Seite hauptsächlich Bürogebäude stehen, die deutlich breitere Straßenfronten haben und dort auch der Altbauanteil recht hoch ist, dominieren auf der östlichen Seite luxuriöse Geschäfte das Stadtbild. Es gibt zwar viele Altbauten, auch mit sehr interessanten Fassaden, jedoch sind die meisten Gebäude jüngeren Baujahrs (viele Nachkriegsgebäude wurden in den letzten 15 Jahren durch Neubauten ersetzt). Besonders schade finde ich den Umbau des Kinos "Lichtburg" von 1910 in ein normales Geschät. Ich war dort nicht drin, deswegen kann ich leider nicht sagen, in wiefern die Einrichtung erhalten wurde.


    Die Schadow-Arkaden, eines der gelugensten Neubauten in der Umgebung der Königsallee, auch die Ecktürmchen der Gründerzeit wurden zitiert.


    Daneben entsteht ein weiterer Neubau, der ganz gelungen ist. Die Patschke-Bauten in Berlin sind dennoch um Längen besser.


    Das berühmte Kaufhof-Kaufhaus an der KÖ, leider kann ich nicht sagen, ob im Innern noch orginale Ausstattungsteile erhalten sind.
    So sah's früher aus





    Am Martin-Luther-Platz finden sich noch Denkmäler von Kaiser Wilhelm und Bismarck sowie die Johanniskirche und das Justizministerium


    Eines der Bürohäuser an der westlichen KÖ-Seite


    Eine der historischen Brücken der Königsallee


    Das Görresgymnasium an der KÖ, hier ging auch Heinrich Heine zur Schule (allerdings stand die Schule zu seiner Zeit anderorts und hieß Düsseldorfer Lyzeum).
    Hier eine historische Ansicht, wie man sieht hat sich nix geändert.


    Am südlichen Ende der KÖ steht heute eine moderne Skulptur.


    Ein weiteres historisches Gebäude an der KÖ (1907/08 erbaut), hier von einer Seitenstraße aus fotografiert.


    Brunnen am nördlichen Ende der KÖ.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Teil 2 - das Geschäftsviertel zwischen KÖ und Altstadt

    Zwischen KÖ und Altstadt befinden sich an 2 Straßen, die Kasernen- und die Breite Straße, die sich später zur Heinrich-Heine-Allee vereinen, zahlreiche Geschäftsbauten aus dem 20. Jh., viele davon noch aus der Vorkriegszeit. Die interessantesten möchte ich hier vorstellen:



    Die alte Post von 1921. Leider wurde der Sandstein weiß angepinselt, so dass das Gebäude heute wie ein klassizistischer Bau aussieht. Vor kurzem wurde es entkernt und mit diesem Dachüberhang versehen. Es ist jetzt Teil des GAP-15-Hochhauses.


    Vorkriegsansicht

    Vorkriegsansicht
    Das Stummhaus von Paul Bonatz, 1922-25 von Paul Bonatz erbaut. Besonders interessant finde ich das Pförtnerhaus, dass irgendwie inmitten der Hochbauten recht verloren wirkt.


    Westlich der Kasernenstraße schließt direkt die Altstadt an


    Blick in die Kasernenstraße Richtung Norden


    Der Stahlhof ist wohl das imposanteste der Düsseldorfer Geschäftsbauten. Zur Zeit wird er saniert, daher war mir nur dieses Foto möglich.


    Direkt gegenüber steht die Luisenschule, die auch noch als solche genutzt wird.


    Das Walzstahlhaus schließt südlich am Stahlhof an und ist wie ich finde ebenfalls ein sehr ästhetisches wenn auch modernes Gebäude. Mit einer Bauzeit von 1938 bis 1940 wird es wohl der letzte große zivile Neubau Düsseldorfs vor dem Krieg gewesen sein.


    Ebenfalls interessant ist die Kombination aus Alt- und Neubau der AOK, wobei der Neubau von 1932 schon recht alt ist.


    Bis ich dieses Bauschild gesehen habe, dachte ich, in Düsseldorf würden die Neubauten wieder besser werden. Aber irgendwie ist alles, was Carrée heißt Mist....


    In Düsseldorf gibt es noch alte Straßenbahnfahrzeuge im Alltagsbetrieb


    Die Commerzbank an der Bastionstraße hat ebenfalls den Krieg überlebt.
    Hier ein älteres Foto


    Das Wilhelm-Marx-Haus ist eines der ersten Hochhäuser Deutschlands und nach dem Hansa-Hochhaus in Köln das zweithöchste Vorkriegshochhaus im Rheinland. Es soll ein sehr schönes Treppenhaus haben


    Eine interessante Neubaufassade


    Beim Neubau des Breidenbacher Hofes hat mich der Bauträger etwas gewundert...


    Der Neubau des Breidenbacher Hofes, ich als Fan der frühen Bauhaus-Bauten finde das ursprüngliche Gebäude (im Krieg zerstört) dennoch besser.


    Nochmal das Wilhelm-Marx-Haus


    Kaufhof zur Heinrich-Heine-Allee


    Das Carsch-Haus, 1979 wegen U-Bahn-Bau abgetragen, 1984 27 Meter versetzt wiedereröffnet.


    Der Musiktempel vor dem Carsch-Haus wurde beim Bau des Wilhelm-Marx-Hauses abgerissen und mit der Versetzung des Carsch-Hauses wieder rekonsturiert. Woher er stammt weiß man nicht genau, man vermutet, dass er für die Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung 1902 geschaffen wurde.

    Ebenfalls in diesem Viertel befand sich der Altbau der Deutschen Bank Foto
    Vor kurzem (ich glaube es war 2002) wurde er abgeirssen weil er wegen einem Flachdach und ein paar fehlenden Stuckapplikationen nicht denkmalwert war. Denen gesichtslosen Nachfolgebau habe ich jedoch nicht lokalisieren können.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Danke Booni für die Fotoserie!

    Zitat

    Das alte Schauspielhaus, mit seiner burgähnlichen Architektur sicherlich einzigartig in Deutschland, stand an anderer Stelle, wurde jedoch im Krieg oder später zerstört. Hier ein paar alte Bilder.


    Ist das Theater des Westens in Berlin vom selben Architekten? Ist irgendwie unglaublich ähnlich. (dasselbe fiel mir bei Deinem letzten Link der ehem. Düss. Deutschen Bank auf- nimm mal die Deutsche Bank Häuser von Hannover oder Essen zum Vergleich!)

    Zitat

    Rückseite der Oper. Die Oper war zwar kriegszerstört, bekam diese Form jedoch erst in den Jahren 1954-56 als der Zuschauerraum abgerissen und neugebaut wurde. In der Denkmalliste steht noch 1873-75 als Baujahr, ich bin jedoch um das Gebäude herumgelaufen und konnte nichts entdecken, was augenscheinlich älter als 1950 aussah.


    Dieser Glasaufbau ist dem jüngsten Umbau (der glaube ich noch nicht einmal abgeschlossen ist) zu verdanken. Das innere ist eigentlich ganz schön (auch ohne Stuck)

    Zitat

    als ich darunter stand hab ich aber irgendwie akzeptiert dass es unter Denkmalschutz steht. Vielleicht, weil wir im Dortmunder Zentrum keine Hochstraßen haben, ich diese auch aus Rheine nicht kenne und in Mülheim, wo ich auch öfters bin, sehen sie deutlich weniger ästhetisch aus.


    Respekt für Dein Verständnis aber ich kann Hochstraßen, zumindest aus Fußgängersicht, rein gar nichts Ästhetischeas abgewinnen.

    Zitat

    http://i201.photobucket.com/albums/aa259/Booni84/P7100053.jpg\r
    i201.photobucket.com/albums/aa25 ... 100053.jpg


    au backe!
    Das ist doch unglaublich, welche ästhetischen Entgleisung vom Denkmalschutz toleriert werden. Man stelle sich mal vor, auf das Thyssen-Hochhaus käme noch ein Fachwerkaufbau mit Schrägdach, Giebeln und Türmchen...

  • Im Innren der Oper war ich noch nicht... aber irgendwie finde ich sie nicht persönlich einladend. Den Glasaufbau finde ich nichtmal sonderlich störend, der 50er-Jahre-Umbau hat meiner Meinung nach viel mehr kaputtgemacht. Auch die häßliche Front zur Heinrich-Heine-Allee ist älter als der momentane Umbau (der wirklich noch nicht ganz abgeschlossen ist).
    Mit deiner Vermutung hast du übrigens Recht, beide wurden von Bernhard Sehring errichtet - ebenso wie die Stadttheater von Bielefeld und Cottbus, wobei das Cottbusser Theater ebenfalls diese Burgähnlichkeit hat.

    Hab auch noch ein paar Fotos aus der Altstadt und vom Rheinufer... die poste ich beizeiten auch noch.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • @bonni
    Als jemand, der Düsseldorf von sporadischen Besuchen her kennt, aber schon lange nicht mehr da war, freue ich mich natürlich über die Fotos... Danke!

    Ich kommentriere jetzt einfach mal zwischen den Zeilen:

    Zitat Bonni:
    "So ist die historische Altstadt in großen Teilen erhalten geblieben..."

    Ganz so positiv hätte ich das nicht beschrieben. Es haben Teile der Altstadt die Katastrophe überstanden, aber immer nur einzelne Straßenabschnitte und Einzeldenkmäler. Es ist jedoch genug erhalten geblieben, dass viele Straßen den historischen Zuschnitt bewahren konnten. Anteilmäßig ist von mir geschätzt sicherlich 70% der Bausubstanz der "Altstadt" nach 1945 entstanden.



    Zitat:
    "Im Hintergrund das unter Denkmalschutz stehende Dreischeibenhaus, auch als Thyssen-Haus bekannt. "
    Das Thyssenhochhaus wurde nach meiner Erinnerung 1957 als Verwaltungsgebäude für den Phönix-Rheinrohr-Konzern gebaut von den Architekten Hentrich, Petschnigg und Partner (kurz HPP). Das wichtige an dem Gebäude, ist, dass der Grundriss relativ wirtschaftlich ist (Verhältnis Verkehrsfläche zu Nutzfläche). Relativ deshalb: Hochhäuser sind nie besonders wirtschaftlich. Mit diesem Projekt wurde das Büro HPP "bekannt" und gehört heute zu den renomiertesten in Deutschland. Werbeblock: http://www.hpp.com\r
    http://www.hpp.com


    Die Oper/das Theater von 1873ff. ist also futsch. Auf das blöde Bühnenhaus können wir glaube ich auch noch verzichten. Das gestalterisch wichtige an Konzerthäusern, Theatern.. sind schließlich die Zuschauerräume, Foyers, Treppen....


    Die beiden klassizistischen Torhäuschen des Ratinger Tores wurden im 2. Jahrzehnt des 19. Jhs. nach Plänen von Adolf von Vagedes gebaut.
    Sie gehören heute zu den wenigen noch existierenden Bauten von Vagedes.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_von_Vagedes\r
    de.wikipedia.org/wiki/Adolph_von_Vagedes



    Ist dieser Tausendfüssler dieses grässliche schwarz-verrusste Ding, unter dem man beim Shoppen in der Schadowstr. immer drunter her laufen muss? Nix wie weg damit.


    http://www.reffert.de/gal_bilder/d_schsphs_buehs.jpg\r
    http://www.reffert.de/gal_bilder/d_schsphs_buehs.jpg
    http://www.reffert.de/gal_bilder/d_schsphs_brand.JPG\r
    http://www.reffert.de/gal_bilder/d_schsphs_brand.JPG
    Zitat: "Das alte Schauspielhaus, mit seiner burgähnlichen Architektur sicherlich einzigartig in Deutschland, stand an anderer Stelle, wurde jedoch im Krieg oder später zerstört."

    Kindvon2D wusste es oder hat richtig geraten: Das Düsseldorfer Schauspielhaus wurde von Bernhard Sehring (Berlin) kurz nach 1900 erbaut. Sehring war ein führender Theaterarchitekt in Deutschland. Von ihm sind mir bekannt das erwähnte Theater in Berlin (Theater des Westens, noch Neobarock, um 1895), Stadttheater Bielefeld (steht noch, Fassade in den 50ern vereinfacht, Mitte der 80er getreu rekonstruiert, Zuschauerraum 1937 modernisiert, 2002-2004 wurde der Bau entkernt, es flog innen alles außer die Foyers auf die Mulde - Planung eines Münchener Büros), Stadttheater Halberstadt (zerstört) und das Theater in Cottbus (jetzt schon mit deutlichen Refomstiltendenzen....
    Ach.. und wiki weiss das sowieso schon alles... http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Sehring\r
    de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Sehring
    Das Theater Bielefeld hat übrigens auch Zinnen an dem hohen Bühnenhaus ("burgartige Architektur") - bis heute.


    "Das berühmte Kaufhof-Kaufhaus an der KÖ... " wurde 1907-09 von Joseph Maria Olbrich als Warenhaus Tietz erbaut. Ähnliche Kaufhauhausbauten finden sich beinahe in jeder Stadt in Nordrhein-Westfalen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Maria_Olbrich\r
    de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Maria_Olbrich

    Seine wichtigen Bauten sind dem "Wiener Secessionsstil", sie entstanden in einer späteren Schaffensphase.

    Im Inneren sind natürlich keine historischen Ausstattungen erhalten. Wie üblich wurden in den ehem. Lichthof Rolltrepen eingebaut etc. Es sind überall recht neue Gipskarton-Abhangdecken.... ihr kennt das.

    Ich freue mich schon auf die Fotos der Altstadt :D Dann vielleicht mal bei schönem Wetter? - Bei dem grauen Wetter wirkt NRW immer noch hässlicher als es schon ist.

  • Zitat

    Stadttheater Bielefeld (steht noch, Fassade in den 50ern vereinfacht, Mitte der 80er getreu rekonstruiert, Zuschauerraum 1937 modernisiert, 2002-2004 wurde der Bau entkernt, es flog innen alles außer die Foyers auf die Mulde - Planung eines Münchener Büros), Stadttheater Halberstadt (zerstört)


    Ohne das jetzt zu sehr zu vertiefen, das Bielefelder Theater ist 2004-2006 grundsaniert worden, hatte es auch dringendst nötig, und der Zuschauerraum war eh nicht mehr orginal.
    Mit halberstadt habe ich heute auch das erste mal gelesen, ist ja echt der Hammer: das Haus hatte einen seitlichen Bombentreffer aber wäre durchaus aufbaubar gewesen es wurde i(wie auch das Theater in Gotha) abgerissen und als Ersatz (das muss man sich mal reinziehen) wurde eine Gaststätte gekauft und etwas ausgebaut... Nachzulesen hier:
    http://www.reffert.de/staedte/halberstadt.html\r
    http://www.reffert.de/staedte/halberstadt.html

  • Vielen Dank für die Bilder. Näheres zur Altstadt würde mich auch interessieren. Ich bin, was das Land "NRW" angeht, durchaus nicht vorurteilsfrei. Zu fest ist bei mir der Eindruck verankert, hier habe man nach dem 2. Weltkrieg mehr abgerissen, was noch zu retten gewesen wäre, mehr entstuckt bzw. dezidiert "progressiv" saniert und modernistischer wiederaufgebaut als irgendwo sonst in Deutschland. Und wenn ein kleiner eingemeindeter Ort den 2. Weltkrieg unversehrt überstanden haben sollte, so hat es ihn nach dem Krieg doch noch erwischt, da er einfach in erhaltenem Zustand zu deutschtümelnd aussah... Aber ich lass' mich gerne eines besseren belehren.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Die Düsseldorfer Altstadt ist - was den Bauten betrifft - tatsäclich ganz schön. Leider ist sie ja auch "die längste Theke der Welt" :?

    Mag sein, dass etwa 50 % Neubauten sind. Viele sind aber sehr traditionel und fügen sich sehr gut ein - z.B am Markt. Und die Breite + Citadell-Strasse sind einfach sehr schön. Dazu gibt es 4-5 sehr schöne Kirchen und einige gemütliche Gassen sowie das Geburtshaus von H. Heine.

    Gründerzeit-Fans sollten aber unbeding nach Oberkassel fahren :D

    D-Kaiserswerth ist auch schön.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • In Düsseldorf, meiner geliebten Vaterstadt, habe ich kürzlieine Reihe von Fotos gemacht. Da die Düsseldorfer Altstadt bereits mehrfach erwähnt wurde, bisher aber niemand Bilder gezeigt hat, möchte ich einige zeigen.

    Wie schon erwähnt wurde, verfügt auch die Altstadt Düsseldorfs keineswegs über eine geschlossene hitsorische Bausubstanz. Dennoch: Einige Straßen sind praktisch vollständig im Vorkriegs-Erscheinungsbild überliefert, wenn sich hinter den Fassaden vilefach sehr viel verändert hat (v. a. Citadellstr., Orangeriestr., Eiskellerstr. oder der Stiftsplatz). Viele der anderen Straßen werden wesentlich durch historische Bauten geprägt, Neubauten sind ihnen in den Abmessungen oder gestalterischen Details angepasst. Das dadurch erreichte Straßenbild ist in der Altstadt - und das muss betont werden - fast immer befriedigend, auch wenn viele Lösungen für sich genommen unnötig und deplatziert sind. Es gibt hier eigentlich keinen Fehlgriff, der dem Stadtteil etwas von seiner starken Ausstrahlung, der gleichzeitig beschaulichen und lenbendigen Atmosphäre, etwas geraubt hätte. Die für rheinische Städte sehr typische Kleinteiligkeit insbesondere altstädtischer Bebauung spielt hierbei sicher eine Rolle.

    Beginnen möchte ich meine Auswahl mit dem Palais Nesselrode, dem ehemaligen Stadtplalais eines Grafen Nesselrode (so weit ich weiß ein hoher Beamter in Düsseldorfs Residenzzeit). Es hat die merkwürdige Baudatierung "1685, 1966-68": Im Krieg wurde es zerstört und nach langer Diskussion wiederaufgebaut. Man könnte diese Aktion als eine historisierende Rekonstruktion bezeichnen, denn der Neubau entspricht in seiner Kubatur keineswegs dem zerstörten Original. Es gibt deutliche Abweichungen. Die (rundum gelungene) Fassadengestaltung hingegen ist eng an den Vorgängerbau angelehnt, sodass der nicht eingeweihte Betrachter den Bau für hitsorisch halten wird. Das Vorgehen bei der Rekonstruktion des Palais Nesselrode halte ich für sehr ungwöhnlich im Nachkriegsdeutschland, es ist denkmalfachlich sicherlich bedenklich. Ästhetisch und das Stadtbild betreffend ist diese Reko aber ein Volltreffer: Man kann sich hier gar nichts besseres vorstellen, und will es auch gar nicht, da man den Bau ohne nähere Kenntnisse ja für historisch halten wird. Und auch die Kritiker eines solchen Historismus werden sich der Ausstrahlung des Baus vermutlich nicht entziehen können.

    Das Palais ist ein asymmetrischer dreiflügeliger Backsteinbau mit verschiefertem Mansarddach, fotografiert habe vor allem die Stirnseiten der beiden Seitenflügel, da der Mittelbau durch eine gewaltige Kastanie im Innenhof verdeckt wird. Leider ist das Palais aufgrund der Enge der Straße wenig fotogen, ich kann nur empfehlen, sich die ganze Gegend an einem sonnigen Wochenende einmal selbst anzusehen!


    Hier ein Blick in die gegenüber beginnende Citadellstraße. Hier stehen praktisch ausschließlich Häuser, die zwischen 1685 und 1850 errichtet wurden, das 18. Jahrhundert dominiert. Leider habe ich nur einen Foto in die Straße hinein gemacht, viele Häuser verdienen die nähere Betrachtung! Wenn man die Straße in nördlicher Richtung entlanggeht, fungiert übrigens das Palais Nesselrode als Point de vue. Vielleicht spielte diese Tatsache eine Rolle bei der Entscheidung für seine unkoventionelle Reko...

  • Nun zu humanerer Tageszeit weitere Bilder...

    Wir befinden uns in der südlichen Stadteweiterung Düsseldorf, der Karlstadt (mittlerweile heißt sie Carlstadt), die unter den pfälzischen Kurfüsten bzw. bergischen Herzögen im 18. Jahrhundert systematisch angelegt wurde.
    Das Palais Nesselrode und die Citadellstraße werden bereits zu diesem Stadtteil gerechnet, doch seinen Kern bilden die rechtwinklig angelegten Straßen Bastion-, Bilker Hohe und Poststraße sowie der Carlsplatz, der zur Altstadt vermittelt. Hier hat sich in vielen Abschnitten eine geschlossene historische Bausubstanz mit Häusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten.

    An der Schulstraße, direkt beim Palais Nesselrode, befindet sich die kath. St. Maximilianskirche, in Düsseldorf einfach Maxkirche genannt. Backsteinkirche, 1735-43 in niederländisch anmutendem Barock errichtet.

    Historische Bebauung in Orangeriestraße und Bäckerstraße:

    Dieses Haus von 1926 oder so ähnlich steht in der Benrather Straße:

    Gegenüber und an der Ecke zum Carlsplatz steht dieses Haus von 1894. Eines der wenigen historischen Gebäude am dennoch anmutigen Carlsplatz. Irgendwie atmet das Haus französischen Geist (vielleicht sind es die hohen schmalen Fenster und das Mansarddach, die diesen Eindruck erzeugen...)

    Nun zum Rheinufer.
    Lange Zeit hat es gedauert, bis sich Düsseldorf dem Rhein auch städtebaulich zugewandt hat. Direkt am Ufer siedelten bis ins 19. Jahrhundert hinein Fischer. Da sich Düsseldorf im 19. Jahrundert rasch zu einem der bedeutendsten rheinischen Gewerbe- und Industriestandorte entwickelte und ein nicht geringer Teil der benötigten Rohstoffe per Schiff angeliefert wurde, prägten bald Verladekräne und Lagerhäuser das unmittelbare Ufer. Aufgrund der ungebrochenen Entwicklung der Stadt und den Problemen, den dieser innerstädtische Hafen mit sich brachte, wurden um 1900 großzügige Hafenanlagen samt Kraftwerk auf der Lausward außerhalb der inneren Stadt fertiggestellt.
    Sofort begann man mit der Neugestaltung des Rheinufers im Innenstadtbereich als Kombination von großstädtischer Uferpromenade und beschänkter gewerblicher Nutzung. Die aufwendig mit Lampen und Fahnenmasten ausgestattete Promenade diente Fußgägern und Fahrzeugen, zwischen derselben und dem Fluss wurde das etwa 3-4 m tiefer gelegene Rheinwerft als Schiffsanlegestelle errichtet.

    Aufgrund der stetigen Verkehrszunahme im Lauf der Nachkriegsjahre wurden nach und nach Ausstattungsteile wie die Lampen und Masten und ein Restaurantgebäude, das Düsselschlösschen, entfernt. In den 80er Jahren wurde daher die auf der ehemaligen Promenade verlaufende Uferstraße in einen Tunnel verlegt. Die Promenade wurde in Anlehnung an die Gestaltung von 1902 rekonstruiert: Mit einer doppelten Platanenreihe, mit der historischen Pegeluhr und den groben Sandsteinquadern des Geländers. Die gewaltigen Stützmauern zum Rhein sind noch von 1902. Düsseldorf hat seine Uferpromenade zurückerhalten!

    Die Bebauung der Uferstraße stammt überwiegend aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jh. Hervorzuheben ist das großartige Verwaltungsgebäude des ehem. Mannesmannkonzerns, das Peter Behrens 1911-12 errichtete, heute vom Nachfolger Vodafone genutzt. Damals ein Meilenstein für die Bürohausarchitektur! Leider fehlt mir ein Bild.

    Oben die Promenade mit den Platanen, unten das Rheinwerft, heute im Altstadtbereich gastronomisch genutzt. Bis heute fungiert es aber auch als Anlegestelle für die Dampfer der KD:

  • Sehr schöne Bilder, danke ! Bist Du schonmal am alten Friedhof in der Nähe vom Hauptstaatsarchiv gewesen ? Der ist auch sehr schön ! Interessant ist ja auch das Palais Nesselrode, gerade wo wir in einem anderen Thema den Hauptwohnsitz der Grafen Nesselrode in Herten behandeln. :lachen:

  • Vielen Dank fuer die Bilder und die reichlichen Informationen. Letztes Jahr habe ich mich auch mal zufaellig in dieser Ecke verlaufen und war angenehm ueberrascht.

  • Danke. Finde D eigentlich eine recht schöne Stadt. War bisher leider nur zeit halbe Tage dort, sodass ich mehr oder weniger nur die Kö kennen gelernt habe.
    Mal ne andere Frage: Bei Wikipedia bin ich auf Prinzessin Stephanie von Hohenzollern-Sigmaringen, Königin von Portugal gestoßen. Dort steht "Bereits ein Jahr nach ihrem Tod wurde ihr in Düsseldorf ein Denkmal errichtet, und jedes Jahr im Mai gedenken die Schützen Düsseldorfs der Königin Stephanie.". Kann jemand viell. mal ein Foto von diesem Denkmal machen. Finde nichts und irgendwie hat mich das neugierig gemacht ;). Danke.

  • Wie in Berlin gegenüber der Friedrichstrasse am Spree der Fall war wurde auch eine der "Wilhelminische Giebel" in der Reihe Gründerzeitler am Rheinpromenade ergänzt und die fehlende Giebel wieder rekonstruiert (es handelt um das zweite Haus von links).
    So viel liebe für diese Häusser macht mich grosse Freude. Und immer mehr sehe ich das viele Gründerzeitler ihrer Kriegschäden repariert werden.
    Wunderbar!!!!
    Es lohnt sich Bilder von der 90-er Jahren mit heutigen Bilder zu vergleichen. Sofort fällt dann auch auf wie die Fassaden (Farbe) sich in einen Jahrzeht geändert haben. Kann auch sein dass das Patina der Fassaden leider auch verschwindet: es wird fast "zu schön"!!

  • Noch ein Nachtrag zum Görresgymnasium in der Bastionstraße, da hier nun mehrfach Bilder gezeigt wurden.

    Das Dachgeschoss und der Turmaufsatz sowie die Zwerchhäuser mit ihren Giebeln sind offenbar vor kurzem rekonstruiert worden. Jedenfalls ist auf einer ca. zehn Jahre alten Fotografie zu erkennen, das dort noch das ganze Dachgeschoss so gestaltet ist, wie man es auf meinem Foto zwischen dem Giebel in der Bildmitte und dem Turm erkennen kann, also als flacher Aufsatz mit durchgehendem Fensterband. Das Mansarddach und die aufwendigen Fenster wurden fast überall wiederhergestellt. Außerdem sind inzwischen die Giebel der Zwerchhäuser (diese fehlen auf dem alten Foto noch völlig), die historische Fensterteilung und der komplette Zinkaufsatz des Turms rekonstruiert worden. Die alte Abbildung, die das noch nicht rekonstruierte Gebäude zeigt, kann man übrgens im Buch "Denkmalgeschützte Häuser in Düsseldorf" von Jörg Heimeshoff finden. Ich schätze ihr Alter, wie gesagt, auf etwa 10 Jahre.

    Leider weiß ich keine Details, wann und unter welchen Bedingungen die Reko stattfand. Dennoch finde ich sie bemwerkenswert, ist doch ein solches Vorgehen in (West)deutschland noch immer die Ausnahme. Meist werden in solchen Fällen denkmalwidrige Eingriffe der sechziger oder siebziger Jahre einfach in moderner Formensprache wiederholt.

    Die Reko des Görresgymnasiums hat jedoch kleinere Partien ausgelassen: Das Dachgeschoss behielt zwischen dem mittleren Giebel und dem Turm das hässliche Flachdach. Außerdem wurde bei einigen Fenstern im 1. OG, in der linken Bildhälfte sichtbar, die historische Fensterteilung nicht rekonstruiert. Diese "Auslassungen" sind wohl praktisch begründet, schließlich wird der Bau noch immer als Schulgebäude benutzt.

    Hier noch einige Fotos:

  • Hallo. Ich habe mir gerade mal die Gallerie von Düsseldorf angesehen. Meines Wissens nach wurde folgendes Gebäude aber nicht in das GAP (Graf-Adolf-Platz) 15 integriert, sonder komplett neu gebaut. Deshalb war es auch von Anfang an weiss. An dieser Stelle befand sich zwar vorher eine Postfiliale, aber das war ein Nachkriegsbau. Ich bin ganz in der Nähe (Fürstenwall 100) zur Berufsschule gegangen. Das Gebäude wäre mir bestimmt aufgefallen.
    http://www.architekten24.de/projekt/gap-15-duesseldorf/uebersicht/index.html\r
    http://www.architekten24.de/projekt/gap ... index.html


    Das fürchterliche Parkhaus, welches sich in unmittelbarer Nähe zum Ratinger Tor befindet und eher wie ein Bunker aussieht, wird wohl demnächst verschwinden. Wie auch immer der nachfolgende Bau aussieht, schlimmer kann es nicht werden. Meiner Meinung nach ist das Parkhaus das hässlichste Gebäude Düsseldorfs.
    http://www.duesseldorf.de/planung/stadtentw/entwicklungsgeb/uebrigeprojekte/index.shtml\r
    http://www.duesseldorf.de/planung/stadt ... ndex.shtml