Wenn Halle besser erhalten wäre (vielleicht auf dem Niveau von Görlitz), wäre es sicher auch mein Favorit. Wieso wurde in Halle eigentlich so viel in der Innenstadt abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt? War die Substanz da schon so marode? Görlitz war ja auch kurz vor dem Einsturz, aber dort wurde ja eigentlich alles unverändert gelassen.
Dresden - Allgemeines
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Zitat von "silesianospostato"
Wenn Halle besser erhalten wäre (vielleicht auf dem Niveau von Görlitz), wäre es sicher auch mein Favorit. Wieso wurde in Halle eigentlich so viel in der Innenstadt abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt? War die Substanz da schon so marode? Görlitz war ja auch kurz vor dem Einsturz, aber dort wurde ja eigentlich alles unverändert gelassen.
Görlitz war abgelegene Provinz, Halle war Bezirkshauptstadt. Den Sozialismus hat man halt bevorzugt dort aufgebaut wo es die Genossen auch sahen. Wenn man so will auch Leuchtturmpolitik.
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Immer diese Vergleiche...
Ich sehe da keine Konkurrenz.
Wer von Dresden die Nase voll hat, kann nach Halle fahren oder auch umgekehrt.
Dazwischen liegt auch noch [lexicon='Leipzig'][/lexicon],
ganz zu schweigen von den zahllosen kleinen Perlen:
Oschatz, Döbeln, Grimma, Waldheim, Torgau usw.Eigentlich müßte man wie ein Student zu Goethes Zeiten mal ein halbes Jahr zu Fuß durch Mitteldeutschland, um sich alles genau anzuschauen.
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Von "Aufbau" würde ich bei Brachen aber nicht reden, anstelle von Abriß und grüner Wiese hätte man es doch gleich unverändert lassen können (?)
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Dresden hat den Vorteil, daß es zur Not auch ohne "Altstadt" funktioniert.
Man hat alles, was man braucht.frei nach H.Heine:
Ja, Eierschecke für jedermann,
bis daß die Bäuche platzen!
Den Neumarkt überlassen wir
Den Touris und den Spatzen. -
Frische Eierschecke!!! Und dann dieser Ausblick! Traumhaft!!!
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Aus der heutigen SZ:
Artikel Nr. 1
ZitatEin politischer Architekt geht in den Ruhestand
CDU-Politiker Herbert Feßenmayr feiert heute seinen 65. Geburtstag. Er kam 2001 nach Dresden und verwaltete mehr, als er gestalten konnte.
Von seinem Schreibtisch im dritten Stock des Technischen Rathauses fällt der Blick auf ein Bild der Frauenkirche. Sein Vorgänger hat es angebracht und Herbert Feßenmayr ließ es hängen. Schließlich gehört der Neumarkt zu seinen schönsten Aufgaben.Als Feßenmayr im Herbst 2001 sein Amt als Bürgermeister...
Also "Humor" hat er ja, das muss man ihm lassen...
Artikel Nr. 2
Zitat„Viele Dresdner Baudebatten sind irrational“
Herbert Feßenmayr blickt auf fast sieben Jahre als Bürgermeister für Stadtentwicklung zurück.
Herr Feßenmayr, was wird Ihnen am meisten fehlen, wenn Sie im Herbst im Ruhestand sind?Sicher das Umtriebige jeden Tag. Die vielen Kontakte, dieses Etwas-Machen-Können. Dann werde ich wohl meine baulichen Aktivitäten ins Private verlegen und am eigenen Haus arbeiten.
Könnten Sie sich eine weitere Amtsperiode vorstellen?...
Hat jemand den restlichen Text?
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:grosshuepfen:
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Text1:
ZitatEin politischer Architekt geht in den Ruhestand
Von Bettina KlemmCDU-Politiker Herbert Feßenmayr feiert heute seinen 65. Geburtstag. Er kam 2001 nach Dresden und verwaltete mehr, als er gestalten konnte.
Von seinem Schreibtisch im dritten Stock des Technischen Rathauses fällt der Blick auf ein Bild der Frauenkirche. Sein Vorgänger hat es angebracht und Herbert Feßenmayr ließ es hängen. Schließlich gehört der Neumarkt zu seinen schönsten Aufgaben.
Als Feßenmayr im Herbst 2001 sein Amt als Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau angetreten hatte, war die Kirche gerade im Bau – ringsum gab es so gut wie nichts. Inzwischen nimmt der Neumarkt Gestalt an – aus einigen Blickwinkeln wirkt er schon wieder wie zu den viel heraufbeschworenen alten Zeiten, als der Maler Canaletto den Platz verewigte.
„Ich kann nur für das danken, was meine Leute geleistet haben“, sagt er. Die Bauherren seien überzeugt worden, an dieser Stelle Häuser mit originalgetreuen historischen Fassaden zu errichten. Dabei schwingt auch Stolz auf die eigene Arbeit mit. Und dann kommt doch etwas Trotz hervor: „Aus städtebaulicher Sicht bin ich nach wie vor überzeugt, dass die Fläche des Gewandhauses bebaut werden sollte“, sagt er. Doch er akzeptiere, dass dieses Thema derzeit für zu viel Unfrieden sorgt.
Mann der leisen Töne
Herbert Feßenmayr wirkt ausgeglichen, ein wenig distanziert. Dass der 1,90 Meter große Mann mal mit der Faust auf den Tisch schlägt, scheint unmöglich. Der Chef von 1330 Mitarbeitern in sechs Ämtern ist ein Mann des Kompromisses, der leisen Töne. Er ist diszipliniert, doch muss er meist die Pläne seiner Vorgänger vorantreiben. Eigener Spielraum bleibt ihm nur selten, wie in der Friedrichstadt und Wilsdruffer Vorstadt. Aus Altersgründen hat er sich für die nächste Wahlperiode nicht mehr beworben.
CDU-Mitglied Feßenmayr wurde von seiner Partei für das Amt vorgeschlagen. Nur einmal, so ist es zumindest an die Öffentlichkeit gedrungen, hat er sich gegen die Parteimeinung gestellt. „Ich habe mich lange bemüht, Brücke und Welterbetitel unter einen Hut zu bringen“, sagt er. Gemeinsam mit dem amtierenden Oberbürgermeister Lutz Vogel hat er versucht, die Unesco mit einer architektonisch neu gestalteten Brücke zu überzeugen.
Vielleicht hätte diese Alternativbrücke Erfolg gehabt, sagt er wehmütig. Doch die Landesregierung habe die Entwürfe nicht nach Paris geschickt. Seine Partei wolle keine Luft an das Planungsrecht lassen. „Ich müsste mir etwas vorwerfen, wenn ich nicht alles versuche“, sagt er. Als Architekt hätte er sich gern mit einem Bauwerk geschmückt, das auf breite Zustimmung seiner Zunft stößt. Vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass sein Haar ganz weiß geworden ist.
Wandern zur Entspannung
Herbert Feßenmayr hat sich die letzten Jahre seines Berufslebens schon etwas anders vorgestellt. Dass es in Dresden noch viel zu gestalten gibt, hat er gewusst und als Herausforderung betrachtet. „Aber dass ein gutes halbes Jahr nach meinem Amtsantritt die Flut in Dresden so viel Leid bringt, hätte sich niemand vorgestellt“, sagt er.
Sehr zugesetzt hat ihm die Unsicherheit: Weil die CDU damals fast alle Bürgermeisterposten mit den eigenen Leute besetzt hatte, zog die SPD vor Gericht. Das Urteil in erster Instanz hätte für Feßenmayr und seine Kollegen das Aus bedeutet. Eine Situation, der sie ausgeliefert waren, bis das Oberverwaltungsgericht anders entschied.
Das erste Dreivierteljahr nach Amtsantritt hat Feßenmayr im Hotel gelebt. Wenn es die Zeit erlaubte, ist er an den Wochenenden zur Familie nach Mainz gefahren. Dann haben seine Frau Henrike und er sich eine Wohnung am Conertplatz in Löbtau gesucht. Von hier aus läuft er täglich zur Arbeit oder schwingt sich aufs Fahrrad. Rad fahren und in der Sächsischen Schweiz wandern, zählt das Paar zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen. Die beiden Töchter und der Sohn sind erwachsen. Seit sieben Monaten haben die Feßenmayrs aber eine Enkeltochter. Die kleine Greta wird nun ihren Opa wieder häufiger nach Mainz locken.
Text2:
ZitatZur Person
Privates: Herbert Feßenmayr wurde 1943 in Bamberg geboren. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder.
Ausbildung: Von 1949 bis 1963 besuchte er die Volksschule und das Realgymnasium in Nürnberg. 1965 bis 1972 studierte er an der TH Darmstadt Architektur und Städtebau. 1973 bis 1975 Ausbildung für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst Fachrichtung Städtebau in Frankfurt, Darmstadt, Berlin
Berufstätigkeit: 1972 bis 1976 Freiberufliche Tätigkeit, danach bis 1986 Leiter des Planungsamtes in Coburg. 1986 bis 2001 Leiter des Planungsamtes der Landeshauptstadt Mainz. Seit 2001 Beigeordneter für Stadtentwicklung der Landeshauptstadt Dresden und Zweiter Bürgermeister.
Text3:
Zitat„Viele Dresdner Baudebatten sind irrational“
Herbert Feßenmayr blickt auf fast sieben Jahre als Bürgermeister für Stadtentwicklung zurück.
Herr Feßenmayr, was wird Ihnen am meisten fehlen, wenn Sie im Herbst im Ruhestand sind?
Sicher das Umtriebige jeden Tag. Die vielen Kontakte, dieses Etwas-Machen-Können. Dann werde ich wohl meine baulichen Aktivitäten ins Private verlegen und am eigenen Haus arbeiten.
Könnten Sie sich eine weitere Amtsperiode vorstellen?
Ich denke, mit 65 stellt sich die Frage nicht. Aber bei manchen Projekten, an denen mein Herzblut hängt, fällt es mir schon schwer loszulassen. Die hätte ich schon gern zu Ende gebracht. Dazu zählen der Altmarkt, die Prager Straße mit der künftigen Centrum-Galerie, der Postplatz und natürlich der Neumarkt.
Was gefällt Ihnen an Dresden besonders?
Die Stadt und deren Umgebung haben für mich einen großen Freizeitwert. Hier kann man gut Rad fahren und wandern. Das Engagierte der Dresdner ist vielfach eine Hilfe bei der Planung, weil die Öffentlichkeit zum Verbündeten wird. Allerdings kann das auch zum Nachteil werden, beispielsweise am Neumarkt. Da gibt es Menschen, die Bauherren vorschreiben wollen, wie sie ihr Geld zu verwenden haben, ohne dass dies eine gesetzliche Grundlage hat.
Was sehen Sie aus heutiger Sicht als einen Fehler?
Die Antwort fällt mir schwer, vielleicht der Zeitpunkt der Bewerbung um den Welterbetitel. Das weiß ich jetzt besser.
Was hat Ihnen den meisten Ärger gemacht?
Vieles ist in der Diskussion so irrational, wie beim Beispiel die Waldschlößchenbrücke. Da nehmen Falschmeldungen einen Selbstlauf und es ist schwer, dagegen anzukommen. Ein anderes Beispiel ist der bürokratische Umgang mit Natur- und Landschaftsschutz. Warum ist es so schwierig, zwischen Albert- und Loschwitzer Brücke einen zweiten Elberadweg zu schaffen. Es ist doch besser, die Leute können sich in der Stadt erholen.
Gespräch: Bettina Klemm
Text4:
ZitatNachsitzen für den Neumarkt
Altstadt
Wegen der Planung zur weiteren Bebauung des Neumarkts muss der Ortsbeirat Altstadt am 6. Mai zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) hatte darum gebeten. Grund ist, dass das Planungsamt die Vorlagen für die objektbezogenen Bebauungspläne bis zur Sitzung in dieser Woche nicht fertigstellen konnte. Die Planer müssen nun mit Hochdruck weiter daran arbeiten. Es geht unter anderem um das Quartier III und den Plan für das British Hotel. öse
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Hyade
Wie immer, ein toller Service hier im aph. Vielen Dank.ZitatDas Engagierte der Dresdner ist vielfach eine Hilfe bei der Planung, weil die Öffentlichkeit zum Verbündeten wird. Allerdings kann das auch zum Nachteil werden, beispielsweise am Neumarkt. Da gibt es Menschen, die Bauherren vorschreiben wollen, wie sie ihr Geld zu verwenden haben, ohne dass dies eine gesetzliche Grundlage hat.
Ob der gute Mann eigentlich selber glaubt, was er hier zum Besten gibt? Wie war denn das zum Beispiel mit dem Erstentwurf für das Quartier III von Dietze? Wer hat denn hier dem Bauherren *vorgeschrieben*? Wer hat denn hier den weitgehend historischen Entwurf "verboten"???
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Zitat von "BautzenFan"
Hyade
Wie immer, ein toller Service hier im aph. Vielen Dank.Ob der gute Mann eigentlich selber glaubt, was er hier zum Besten gibt? Wie war denn das zum Beispiel mit dem Erstentwurf für das Quartier III von Dietze? Wer hat denn hier dem Bauherren *vorgeschrieben*? Wer hat denn hier den weitgehend historischen Entwurf "verboten"???
Genau das habe ich mir auch beim Lesen seiner Aussage gedacht! Es ist gut, dass dieser Falschspieler in Pension geht. Aber, ob es nach ihm besser wird...ich glaube nicht daran. Die Gestaltungskommission und er haben schon die Weichen für die Zukunft gestellt - leider.
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Zitat
Allerdings kann das auch zum Nachteil werden, beispielsweise am Neumarkt. Da gibt es Menschen, die Bauherren vorschreiben wollen, wie sie ihr Geld zu verwenden haben, ohne dass dies eine gesetzliche Grundlage hat.Da hat der Mann recht!
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@Wolfsheim: Dacht ich's mir, dass Du mit Fessie auf einer Wellenlänge liegst.
BautzenFan hatte zu diesem Zitat ja bereits die richtigen Worte gefunden... -
gewidmet youngwoerth
ZitatKaiserpalast krönte die Einkaufsmeile
Von Andreas ThemIm letzten Jahrzehnt des 19.Jahrhunderts entwickelte sich der Pirnaische Platz zu einem der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte Dresdens. Acht Straßen mündeten hier. Mit der König-Johann-Straße (heute Teilstück der Wilsdruffer Straße) entstand eine Vielzahl neuer Geschäftshäuser. Büros, Einzelhandelsgeschäfte und zahlreiche gastronomische Unternehmen siedelten sich in diesem Areal an. An diesem attraktiven Standort ließ der angesehene Dresdner Apotheker Friedrich Hermann Illgen (1856–1940) ein prächtiges Wohn- und Geschäftshaus errichten. Für den im Neobarock gehaltenen Neubau beauftragte er das Architekturbüro Schilling & Gräbner. Zwei Millionen Mark betrugen die Gesamtkosten.
Elegant und gutbürgerlich
Der neue Kopfbau zum Pirnaischen Platz, zwischen der Ring- und der Amalienstraße gelegen, entwickelte sich zu einem der beliebtesten Vergnügungsetablissements vor dem Ersten Weltkrieg. Als Pächter für das gastronomische Unternehmen „Kaiserpalast“ gewann er den bekannten Dresdner Gastwirt Otto Scharfe. Zur Voreröffnung am Abend des 21. Dezember 1897 war für das ausgewählte Gästepublikum eine festliche Tafel gedeckt. Die Küche des Hauses hatte ein vorzügliches Menü gezaubert und ein jeder konnte sich von der Erstklassigkeit der Weine überzeugen. Weihnachten 1897 war es dann endlich so weit. Die neugierigen Dresdner konnten endlich den „Kaiserpalast“ betreten und sich von der Einrichtung, dem Service sowie der Qualität der Speisen und Getränke ein Bild machen.
Separate Eingänge führten zu den „6 Abtheilungen“. Im Parterre des Hauses befanden sich ein „elegantes bürgerliches Restaurant mit hervorragenden Schnitzereien und anderen Deckenmalereien“, ein „separates Likör-Büffett“ und eine „Bar-International“. Das „Tunnel-Restaurant“ im Souterrain des Hauses erreichte man vom Eingang Amalienstraße.
In der ersten Etage erwartete die Gäste ein großer „Restaurations- und Speisesaal“, verschwenderisch „von einer großen Anzahl elektrischer und Gasglühlampen beleuchtet“. Aus den mit Spiegelglas ausgerüsteten Fenstern bot sich ein Blick auf das geschäftige Treiben des Pirnaischen Platzes, der Ringstraße sowie der Amalienstraße.
Im zweiten Obergeschoss des Hauses gab es ein vornehmes Weinrestaurant mit separaten Familien-Salons. Eine feine deutsche und die vornehme französische Küche bestimmten die Speisekarte. Holländische Austern, English Natives und frische Hummer sollten Gäste nach abendlichen Theatervorstellungen anlocken. Stolz berichtete der Inhaber Otto Scharfe im Dezember 1898, dass für das Weihnachtsfest, direkt aus den Pariser Markthallen, extravagante Rohstoffe für seine Küche eingetroffen sind.
Unterhaltsam und intim
Zahlungskräftige Dresdner und Besucher der sächsischen Residenz kehrten hier ein. Reiseführer jener Zeit empfahlen das Haus, das ganz dem Trend entsprechend nach der Jahrhundertwende auch Unterhaltung anbot. So entstand im November 1906 ein „Weinkabarett“. Dafür wurden einige kleine Säle des Weinrestaurants durchbrochen. Ein „künstlerisch ausgestalteter rauchfreier intimer Festsaal“ nahm die Gäste auf. Es gab keinen Kabarettaufschlag. Eine „exquisite Küche und erstklassiger Tropfen“ waren zugesichert. Die Vorstellungen begannen abends um 9 Uhr und endeten meist um Mitternacht. Auch im darunterliegenden Marmorsaal spielten bekannte Orchester. Ihre Konzerte begannen meistens 7 Uhr abends und endeten ebenfalls um Mitternacht.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges veränderte sich auch der Charakter der Veranstaltungen im „Kaiserpalast“. Fortan gab es nun „Vaterländische Bier- oder Weinabende“. In der Begeisterung der ersten Kriegsjahre wollten auch die Dresdner „wohlsituierten Damen der feinen Gesellschaft“ ihren „patriotischen“ Beitrag zum Vaterland tragen. So gab es zum Beispiel um Weihnachten 1914 das „erste öffentliche Kriegsstrümpfestricken“ im Kaiserpalast. Nach dem Kriege veranstaltete man, um die Gäste zu halten, eine „Genussmittellotterie“. Zu gewinnen gab es unter anderem „200 Flaschen pasteurisiertes echt bayrisches Bier, Zigarren, Liköre, Zigaretten“. Schon Ende Dezember 1918 wurde versucht, an die gastronomischen Erfolge der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Bekannte Orchester wurden engagiert. Neben den Schwierigkeiten bei der ausreichenden Beschaffung von Speisen und Getränken, behinderten auch die Stromsperren den Betrieb. Doch Not macht erfinderisch. So wurde die fehlende elektrische Beleuchtung durch ein Meer von Wachslichtern ersetzt. Im Marmorsaal des Kaiserpalastes entstand so eine vorweihnachtliche Stimmung.
Unrentabel und zerstört
Ein Jahr später machen sich aber erste Anzeichen bemerkbar, dass die Bewirtschaftung des großen Etablissement „Kaiserpalast“ sich nicht mehr rentierte. So informiert der langjährige Pächter Otto Scharfe im August 1920, dass demnächst der gastronomische Betrieb eingestellt werden würde.
Am 28. September 1920 fand dann die große Abschiedsfeier statt. Zwei Tage später schloss der „Kaiserpalast“ für immer seine Türen. Ein Jahr später zog der „Chemnitzer Bank-Verein“ in die Räumlichkeiten ein. Fotos aus den 1930er Jahren belegen, dass das Haus von der Commerzbank genutzt wurde. Am 13. Februar 1945 fiel es dem Bombenhagel zum Opfer. Der Prachtbau am Pirnaischen Platz verschwand in Schutt und Asche.
Bilder: Schsische Zeitung [online]
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Zitat
Am 13. Februar 1945 fiel es dem Bombenhagel zum Opfer. Der Prachtbau am Pirnaischen Platz verschwand in Schutt und Asche.
Ich will ja kein Faß aufmachen, aber das stimmt eben so nicht, wie man auf diesem Bild ganz gut erkennen kann. Der Kaiserpalast war - ausgebrannt - stehengeblieben. Er war mit Sicherheit nicht stärker, sondern weniger beschädigt als Schloß, Zwinger oder Oper. Nicht dem Bombenhagel, sondern dem Ulbricht ist er zum Opfer gefallen.
Mich ärgert es nur, daß es so oft - in Frankfurt oder Berlin genauso - heißt "der Krieg, die Bomben", obwohl die eigentliche Zerstörung nach 1945 erfolgte. Warum kann man das nicht klar trennen?
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Hyade: :bussigelb:
Wie schön, dass ich den Wiederaufbau noch miterleben werde. -
Zitat von "Schloßgespenst"
Mich ärgert es nur, daß es so oft - in Frankfurt oder Berlin genauso - heißt "der Krieg, die Bomben", obwohl die eigentliche Zerstörung nach 1945 erfolgte. Warum kann man das nicht klar trennen?
Das ist wohl eine Mischung aus Unwissenheit und Entschuldigung für die Hässlichkeit des Wiederaufbaus. Und wer will schon wahrhaben, dass vor 60 Jahren radikal mit der Tradition gebrochen wurde, während bis heute keine überzeugende Alternative existiert.
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Zitat
Mich ärgert es nur, daß es so oft - in Frankfurt oder Berlin genauso - heißt "der Krieg, die Bomben", obwohl die eigentliche Zerstörung nach 1945 erfolgte. Warum kann man das nicht klar trennen?
Es wäre sicher schon sinnvoll, da mehr Präzision walten zu lassen, aber gerade in Frankfurt und Berlin waren es eben auch größtenteils "der Krieg, die Bomben". Wenn du wie in Frankfurt eine zu über 90% durch die Bomben ausradierte Altstadt hast, dann waren es eben zu über 90% "die Bomben".
Außerdem ist, denke ich, auch noch ein Unterschied, ob man nun eine ausgebrannte Ruine abreißt, die man nur unter größten Mühen hätte retten können, oder ein intaktes Gebäude.
Zerstört wurde ein solches Gebäude dann eben schon primär durch "die Bomben" und der anschließende Abriß der Ruine hat die Zerstörung nur vollendet. -
Zitat von "youngwoerth"
Wie schön, dass ich den Wiederaufbau noch miterleben werde.
Glaubst Du das denn wirklich? (Ich hätte nichts dagegen, wenn's so wäre....!)
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@ youngwoerth: Du kannst mich ja schon richtig gut einschätzen.
Jedenfalls stimme ich mit dem Mann in dem Punkt überein, das es einige Leute in der Stadt gibt, die in einer absolut unangemessenen Weise argumentieren. So gehts eben nicht. Es geht nur um Gebäude, da braucht keiner ausfallend und persönlich zu werden, wie es oft in der Diskussion passiert ist.
Gut, dass das im Artikel einmal angesprochen wurde. Das nervt nämlich wirklich und vergiftet die Atmosphäre so ungemein, so dass jedes Engagement gleich ideologisch ausgelegt wird und am Ende zu puren Quälerei verkommt, die ich nur zu gern den wenigen Fanatikern überlasse. -