Dresdner Bausituation

  • Zitat von "Booni"

    Wenn du in der GNHD bist, kannst du evtl mal etwas über die Reko vom Haus an der Rampischen Straße 29 erzählen, evtl. wie weit ihr bisher seid oder noch ein paar Informationen über das Gebäude?

    Wollte ich auch schon vorschlagen: Wie sieht's denn mit R' 29 aus?
    Auf der GHND-Seite ist dazu lange nicht neues mehr erschienen.

  • booni schreibt zu R'29:
    Kein Stahlbetonbau sondern traditionelle Bauweise

    wäre interessant zu wissen, in welcher form das aufgehende des originalgebäudes ausgeführt war. ausschließlich backstein-klinker oder auch bruchstein? wird man bei der reko deshalb ausschließlich klinker einsetzen oder eben doch wärmetechnisch günstigere ziegel? die bestimmungen hinsichtlich des wärmeschutzes werden doch berücksichtigt?

    das wäre dann aber streng genommen auch nicht mehr authentisch oder traditionell. man sieht daran schließlich, wie problematisch die diskussion hinsichtlich 'besser oder schlechter rekonstruiert' in materialfragen der konstruktion ist.


    in bezug auf die modernistischen neubauten von prisco müßte man sicher nicht zur spitzhacke greifen. ein komplettabbruch ist nicht nötig, anders sieht es natürlich aus, wo neubauten die reko bedeutender gebäude oder die ursprüngliche struktur stören.
    vieles läßt sich zukünftig durch eine korrektur von dächern und fassadengestaltung erreichen. auch hier möchte ich nochmals auf die fenstergestaltung hinweisen, die gerade auch für das neumarktgebiet besonders wichtig erscheint. die notwendigkeit einer echten, traditionellen versprossung und eine einfassung der fenster im falle der füllbauten wäre von den investoren das mindestmass gewesen. wer das geld für schwache modernistische zitate wie glasstaffeln und teuere natursteinverkleidungen oder metalkastenfenster mit farbigen glas-schiebe-elemente besitzt, der hätte es wohl auch für holzfenster und einfache putzfassaden...

    versagt hat hier aber in erster linie die gestaltungssatzung für den neumarkt, die diesen umstand offensichtlich nicht auseichend regelt.
    wäre der wille und das bewußtsein bei den verantwortlichen entscheidungsträgern vorhanden, wäre dies baurechtlich zu regeln gewesen und der jetzt entstehende torso am neumarkt würde erspart bleibt. um dem neumarkt seine geschlossen wirkung zu geben, wäre solche regelungen zwingend notwendig. da hilft es nicht mit erklärungen einer pluralistischen entwicklung zu argumentieren.

    kritischerweise müßte man feststellen, dass auch die GHND hinsichtlich gestalterischer mindestanforderungen eine äußerst liberale haltung einnimmt, ja sogar trendige modernistische lösungen (z.b. fenstergestaltung füllbau baywo) löblich herausstellt. warum sollten bauherren mit gutem willem demnach am neumarkt überhaupt rekonstruieren, wenn in unmittelbarer nachbarschaft gebäude aus dem emsemble negativ herausstechen werden?

  • Zitat

    kritischerweise müßte man feststellen, dass auch die GHND hinsichtlich gestalterischer mindestanforderungen eine äußerst liberale haltung einnimmt, ja sogar trendige modernistische lösungen (z.b. fenstergestaltung füllbau baywo) löblich herausstellt.

    Nun, teilweise divergieren die Meinungen der GHND als Ganzes und dem Webmaster der GHND-Heimatseite doch stärker als um ein paar Nuancen.


    @Hamonica

    Ich danke Dir. :zwinkern:

  • Philipp

    mag sein, indessen ist für eine öffentliche darstellung im internet dieser dissens unerheblich und nicht einsehbar. es entstehen dadurch jedoch z.t. widersprüchliche aussagen und positionen, die nicht im eigentlichen interesse der GHND sein können.

    dokumentation und positive beurteilung der 'marktgalerie [lexicon='leipzig'][/lexicon]' auf den seiten der GHND sind dann ebenfalls ein zeichen dieses zwiespalts!?

  • Zitat von "Harmonica"

    [
    Noch ein Detailfoto der künftigen Sandsteinverkleidung. Sieht etwas billig aus. Hoffen wir, dass hier nicht der Look der typischen 90er Jahre Sandsteinverkleidungen auftritt.

    Mir fällt da was auf: In den 90ern wurden (und werden immer noch) die Sandsteinplatten meistens mit hohlen Zwischenräumen ohne Verfugung angebracht, also irgendwie von hinten an Halterungen angeschraubt. Bei den Platten auf dem Bild sieht das genau so aus, da ist kein Mörtel dazwischen. Das würde jedenfalls überhaupt nicht nach 19. Jahrhundert aussehen, sondern - tja, wie bei einem Bürogebäude der letzten 10 Jahre.
    Aber es gibt schlimmeres...

  • Ich bin auch dagegen, jetzt schon über Fassadendetails zu diskutieren, bevor das Resultat für alle sichtbar fertig ist. Diese Bürohausverkleidung mit offenen Verfugungen kann ich mir für die rekonstruierten Gebäude aber nicht so recht vorstellen. Von daher gehe ich schon davon aus, dass die Platten verfugt werden. Falls nicht, könnte dieses ästhetische Problem aber in der Zukunft relativ einfach gelöst werden.

  • Die heutige Ansicht gefällt mir interessanterweise fast am Besten.
    Gerade durch die vielen Restaurants, meines Erachtens aber auch durch die DDR-Neubauten wurde einiges an Urbanität geschaffen.
    (Die früheren Bauten wirkten trotz unterschiedlicher Gebäudetraufen etwas kahl).
    Allerdings wirkt das Ensemble nur dank der wiedererstandenen Frauenkirche. Denn am wenigsten gefällt mir die Situation 1990.
    Alles in allem eine glückliche Entwicklung für die Münzgasse, finde ich.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • die heutige gefällt mir auch am besten, wahrscheinlich wegen der hohen urbanität und lebendigkeit!
    allerdings sollten die gauben überarbeitet werden...!

  • Was auch gefällt ist, daß das Café an der Frauenkirche, also der Plattenbau an der Münzgasse zum Neumarkt endlich mal einen ordentlichen Putz bekommt. Kann man bloß mal hoffen, daß der Rest in der Münzgasse auch noch gemacht wird. Der Bau ist ja im Gegensatz zu anderer DDR Architektur noch ganz gut gelungen, obwohl es etwas weniger Gauben auch gemacht hätten :augenrollen:

  • Zitat von "Tony"

    Der Bau ist ja im Gegensatz zu anderer DDR Architektur noch ganz gut gelungen, obwohl es etwas weniger Gauben auch gemacht hätten :augenrollen:


    Die Proportionen und Abstände wirken unharmonisch.
    Das hat man bei vielen modernen Fassaden.

    Es ist wie bei einem Musikstück, in dem ein falscher Ton gespielt wird.
    So etwas hört man sofort heraus, selbst wenn man das Lied vorher noch nie gehört hat. Ähnlich ist es bei der Architektur.
    (Obwohl - es gibt ja auch "Neue Musik")

  • Hey, danke für die Bilder!
    Mir wird dadurch klar, wie wertvoll dadurch allein diese einzige Rekonstruktion für Dresden ist! Der Vergleich mit mehreren schwarz-weiss-Fotos ist sehr überzeugend.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Ich habe neulich auch mal ein Vergleich des berühmten Blickes vom Jüdenhof gemacht. Dabei ist mir aufgefallen, dass auf den vor-45-Bildern die Frauenkirche viel weiter weg erscheint als sie eigentlich ist. Kommt das durch die damals verwendeten Linsen zu stande, oder durch das Fehlen der Gebäude des Quartiers I?

    April 2005:

    1936

    Quelle: http://www.bildindex.de">http://www.bildindex.de


    1962

    Quelle: http://www.bildindex.de">http://www.bildindex.de[/img]


    Ich freue mich schon auf den Vergleich 1936-2005-2006!

  • Zitat von "Harmonica"

    Ich habe neulich auch mal ein Vergleich des berühmten Blickes vom Jüdenhof gemacht. Dabei ist mir aufgefallen, dass auf den vor-45-Bildern die Frauenkirche viel weiter weg erscheint als sie eigentlich ist. Kommt das durch die damals verwendeten Linsen zu stande, oder durch das Fehlen der Gebäude des Quartiers I?


    :) An den Gebäuden liegt es sicher nicht.
    Aber man sieht, daß es verdammt schwierig ist, eine Aufnahmedisposition zu rekonstruieren.

    Vielleicht müßte man das alte Foto auf eine Folie kopieren, zum Neumarkt gehen - durch die Folie schauen, bis es paßt,
    dann das eigene Auge gegen die Kamera austauschen...
    Dann muß nur noch die Brennweite stimmen.
    :zwinkern:

  • Zitat von "Miwori"


    Aber man sieht, daß es verdammt schwierig ist, eine Aufnahmedisposition zu rekonstruieren.
    Vielleicht müßte man das alte Foto auf eine Folie kopieren, zum Neumarkt gehen - durch die Folie schauen, bis es paßt,
    dann das eigene Auge gegen die Kamera austauschen...
    :zwinkern:

    Haha, naja ich hatte das Bildindex-Bild ausgedruckt, meiner Freundin in die Hand gedrückt und versucht, den richtigen Bildausschnitt zu finden. Auf dem Mini-Bildschirm der Digitalkamera sah es auch ganz gut aus, nur auf dem Computer passte es doch nicht mehr ganz. Am besten ich krame mal mein Stativ raus, nehme mein Laptop mit und kann so live den besten Bildausschnitt wählen... :)Wenigstens die Uhrzeit passte - dem Schatten nach zu urteilen :)

  • "Dabei ist mir aufgefallen, dass auf den vor-45-Bildern die Frauenkirche viel weiter weg erscheint als sie eigentlich ist. Kommt das durch die damals verwendeten Linsen zu stande, oder durch das Fehlen der Gebäude des Quartiers I? "

    wenn du die maße der einzelnen objekte auf den beiden vergleichbildern vergleichst, siehst du, dass es nicht an dem fehlenden gebäude liegt.
    die figur vorne ist bei dir nur einen halben cm größer, die fk schon mehrere cm (gleiches gilt für die andere seite der freitreppe). ich bin nicht bewandert in fototechnik, würde aber sagen, dass dein objektiv die tiefe stärker heranzoomt. passiert so etwas nicht bei weitwinkeleinstellungen?

    zum thema fugen oben: ich bin mir eigentlich sicher, dass die platten verfugt werden.

    zum thema münzgasse: die alte bebbauung war sehr kahl und der verlust schmerzt nicht sonderlich. die jetzige ist auf straßenebene lebendiger, keine frage, aber ab dem 1. stock genauso öde und durch die monotonere höhe auch wieder etwas langweiliger.
    allerdings würde wenig viel helfen: gebäude verputzen, gewände vergreitern, erker überarbeiten, gauben verbessern.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Danke, dass du dir so viel Arbeit gemacht hast. Ich denke aber, es liegt wirklich an den Linsen, denn der Vordergrund scheint zu stimmen, die Frauenkirche ist aber zu nah dran.

    Freu mich aber auch schon auf die rekonstruierten Häuser, auch wenn Prisco viel unpassend frei Schnautze baut, ich glaub seine Rekos werden sehr, sehr gut.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Antiquitus"

    "
    zum thema münzgasse:
    allerdings würde wenig viel helfen: gebäude verputzen, gewände vergreitern, erker überarbeiten, gauben verbessern.

    Ich meine auch, dieser Block ist (neben dem Hilton) für DDR-Verhältnisse ohnehin schon ein Glücksfall, wenn ich an die vielen Dresdner Bausünden denke (auch die Blöcke and er Wilsdruffer sind schwach dagegen).

    Aber wichtig wäre neben dem Verputzen meiner Meinung nach auch, daß der Block neue, zweiflügelige Fenster bekommt. Wenn dann noch die Fassade verputzt würde und die Gauben an den Seiten geschlossen werden, sähe das Ding richtig gut aus.

  • [quote="Antiquitus"]"Dabei ist mir aufgefallen, dass auf den vor-45-Bildern die Frauenkirche viel weiter weg erscheint als sie eigentlich ist. Kommt das durch die damals verwendeten Linsen zu stande, oder durch das Fehlen der Gebäude des Quartiers I? "]

    Wenn der Mensch normal durch die Gegend schaut, dann entspricht das etwa, je nach Format, 45 oder 50 mm Brennweite, gemessen an 35 mm Film, das ist die Normalbrennweite.

    Brennweiten wie 30 mm, das ist Weitwinkel, es paßt mehr auf´s Bild, der Hintergrund wirkt kleiner und deshalb weiter weg, Gegenstände nah zur Kamera dagegen wirken übergroß, weil das Gehirn ja den normalen menschlichen Blick erwartet, und aus den Größenverhältnissen auf die Entfernung schließt.

    Der Effekt kann bei gleicher Brennweite unterschiedlich stark sein. Man kann sich je nach Perspektive mehr oder weniger gut in den Weitwinkel hineindenken,

  • @ innosonic

    Danke für die Info. Dann müsste ich mir mal eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv besorgen...


    Update 21.5.2005

    Heute noch einige wenige Bilder von mir. Ich war jetzt über eine Woche nicht mehr auf dem Neumarkt und überrascht, wie weit vorangeschritten der Abriss des Polizeianbaues ist. Es steht nur noch ein kleiner Rest, aber seht selbst:


    Die Dachgauben der Salomonisapotheke und des Hotel de Saxe sind auch schon zu erkennen:


    Hier wieder der Blick von der Salzgasse zum nun ehemaligen Polizeianbau (Vergleichsbilder eine Seite vorher):


    Blick in die Baugrube der VVK (der Keller rechts könnte zum Haus Zur Glocke gehören) :


    Bei Prisco ist man an der Töpfergasse bereits auf Grundniveau und hat sogar bei einem Gebäude mit dem Hochbau begonnen. Wie man sieht ebenfalls in Plattenbauweise wie bei der BayWobau. Es bleibt jedoch immer noch zu hoffen, dass die Leitbauten in traditioneller Ziegelbauweise errichtet werden: