^ Einer gegen Alle. Es ist immer wieder zu schön zu lesen, wie die angeblichen Argumente der Modernisten detailliert wiederlegt werden.
Eine kurze Anmerkung zum oft angespriesenen und angeblich ja seit jeher ungezügelten Leipziger Pragmatismus und stetigen und radikalen Wandel:
Man sollte vielleicht einmal die Hintergründe stärker beleuchten warum sich die Leipziger Innenstadt um 1900 so stark verändert hat. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] war eine DER Mesestädte Europas. Und noch viel wichtiger: Es gab damals keine Mobilität wie wir sie heute kennen. Gewerbegebiete auf der grünen Wiese wären aus infrastruktureller Sicht überhaupt nicht realisierbar gewesen. Kurze Wege und Effizienz waren oberste Priorität um wirtschaftlich mithalten zu können und weiterhin eine der größten Messestädte bleiben zu können. Daher war es nur logisch, dass ältere unfunktionale Häuser abgebrochen werden mussten. Und ja, auch die Optik gehörte mit zu den wichtigen Funktionen neuer Bauwerke. Die Waren mussten entsprechend prächtig präsentiert werden um sie an den Mann oder die Frau zu bringen. Durch die rasant fortschreitende technische Entwicklung und neue größere (technische) Ausstellungsmuster, waren die Flächen in der Innennstadt aus Platzgründen irgendwann am Ende. Und auch durch die Möglichkeiten zunehmender Mobilität konnten Räume außerhalb der Innenstadt wirtschaftlich sinnvoll erschlossen und genutzt werden (Technische Messe - Heute: Altes Messegelände). Somit kam es spätestens da zu einer Abkehr vom stetigen Abriss und Neubau in der Innenstadt. Nichtsdestotrotz gab es trotzdem noch viele einfachere Häuser in der Innenstadt und um sie herum, die spätestens im Zuge der Spreng- und Brandbomben der Alliierten den Geist aufgaben. Somit ist es auch kein natürlicher Prozess gewesen der zu dem Misch-Masch, der Mischung aus einer Vielzahl an moderner und traditioneller Architektur, geführt hat den wir heute in der Innnenstadt wahrnehmen. Schauen wir in andere europäische Städte. Da wurde die Überformung der Innenstadt auch irgendwann gestoppt. Auch [lexicon='Leipzig'][/lexicon] wollte diesen Weg mit dem Ring-Konzept gehen. Der Großteil der Innenstadt sollte eben nicht modern überformt werden, sondern es sollte das harmonische Bild traditioneller Stil-Richtungen für die Zukunft erhalten bleiben. Dass es hier und da eventuell moderne Ausreisser auch ohne Krieg gegeben hätte, ist sicher nicht auszuschließen. Trotzdem würde die kritische Masse an Bauwerken und vor allem die zahlreichen genialen Leitbauten sicher heute noch stehen.
Und daher wären für alle deutschen Städte ein paar Rekonstruktionen von Leitbauten sowie Neubauten, die zumindest an die Architektur der zerstörten Vor-Bebauung anknüpfen, oberste Priorität, um überhaupt erstmal wieder einen Stil-Mix herzustellen und Identität wiederzugewinnen. Dann wären sicher auch ein paar moderne Ausreiser kein Problem. Aber deren Eigenschaft ist es eben, als Solitär zu wirken (Uni-Riese) und sich eben nicht harmonisch in das Stadtbild einzufügen, anzupassen und das Ensemble gesamthaft aufzuwerten, sondern nur Kontraste und oftmals leider Unruhe zu schaffen. Vor allem nicht, wenn es sich um mehrere rein modernistische Bauwerke in einem Straßenzug handelt. Da wird das Problem nämlich offensichtlich.
Heute noch den "Leipziger Fortschrittsgedanken von 1900" mit seinen Abrissen von älterer Bebauug als Grund für radikales und unangepasstes modernistisches Bauwerk aufzuführen, entbehrt daher jeder Grundlage, da wir heute in einer ganz anderen Stadtlandschaft leben, wo freie Grundstücke in großer Anzahl vorhanden sind und wir eher ein qualitatives Problem, denn ein quantitatives Problem haben. "Moderne" Architektur, im Sinne von "verbessernder" Architektur, wie von Krier&Kohl gern! Aber keine weiteren kontrastschaffenden modernistischen Bauwerke. Davon hat selbst [lexicon='Leipzig'][/lexicon] genug. Auch wenn wir vielleicht besser gestellt sind als manch andere Stadt. Aber das heißt ja nicht, dass wir uns den Schlechteren anpassen müssen, wie hier Einige meinen, sondern dass wir unsere Stärke, unsere zum großen Teil harmonische Innenstadt, weiter ausbauen und anspruchsvoll, harmonisch und hochwertig ergänzen. Denn der objektiv schöne (im Sinne von Schönheit der Architektur) Teil der City ist bekanntlich dort, wo der Stil-Mix verschiedener traditioneller Architektur-Stile besteht und eben nicht dort, wo modernistische Ödnis herrscht. Tendenziell der Nord-Bereich der Innenstadt sowie die grauenhafte Seite östlich des Rings, beginnend vom SAS-Hotel bis zum Wintergartenhochhaus. Da hab ich noch nie einen Touristen fotografieren sehen. Und auch vor dem Kaufhof-Kaufhaus oder dem brachialen Uni-Neubau in der Grimmaischen Straße und Universitätsstraße steht selten einer und lichtet das ab. Zumindest nicht, weil er es schön findet.