• "Gorki", das ist bekannt. Man hätte aber nach dem Krieg das Areal wieder entlang der alten Parzellen neu bebauen oder gar rekonstruieren können, wenn man gewollt hätte.

  • Ich möchte apellieren, bei bestimmten Reizworten wie z.B. Degeneration, bestimmten Formulierungen und bestimmten Themen möglichst vorher zu überlegen, wie diese auf andere wirken. Natürlich hat das auch mit Empfindlichkeiten auf der anderen Seite zu tun, aber auch damit, dass damit assoziierte Denkmuster der anderen Seite einfach sehr fremd sind. Ich verstehe immer nicht, warum man nicht auf beides Rücksicht nehmen sollte.

    Und von mir zum Kulturforum: vor allem das gläserne Eingangsgebäude mit der Rampe ist missglückt. Wenn hier was wirklich repräsentatives stünde, würde der gesamte Ort schon ganz anders wirken. Wie Grimmiger schon sagte, die Innenräume der Gemäldegalerie sind sogar ziemlich gut.

  • Nochmal zu den Museen im Kulturforum:

    Die Besucherzahlen im Kunstgewerbemuseum sind so schlecht, dass alle Alarmglocken läuten sollten. Für eine größere Kulturinstitution im ländlichen Raum von Sachsen-Anhalt wären die jährlichen Zahlen akzeptabel. Aber an einem zentralen Museumsstandort einer Millionenmetropole? Das beste Kunstgewerbemuseum in Ostdeutschland ist das GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig. Das hat wesentlich höhere Besucherzahlen. Die Defizite in Berlin liegen in der Präsentation, nicht in der Qualität der Sammlung.

    Die Präsentation der Alten Meister in der Berliner Gemäldegalerie spricht Menschen an, die sich ernsthaft für Alte Malerei interessieren. Viele Menschen haben jedoch ein eher oberflächliches Interesse an dieser Kunst und würden durch eine opulentere Inszenierung in historischen Galerieräumen stärker angesprochen. Diesbezüglich steht in Deutschland die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden am besten da. Die Berliner Galerie erreichte in den vergangenen Jahren etwa drei Fünftel der Besucherzahlen der Dresdner Galerie.

    Das Kupferstichkabinett ist die größte grafische Sammlung in Deutschland und macht am Kulturforum gute Ausstellungen.

    Die Foyerbereiche am Kulturforum wirken ernüchternd, farblos, uninspiriert. Moderne Architektur kann mehr.


    Nachtrag:

    Zufällig las ich gestern einen Satz von Roland Tichy:

    "Das Normal von früher ist heute der Feind."

    Die Quelle verlinke ich lieber nicht, denn das ist nur eine "Mindermeinung". Aber der Satz stimmt nachdenklich.

  • Das zukünftige Museum der Moderne (die "Kunstscheune") soll nach neuesten Plänen von reichlich Pflanzen umkränzt werden. Ausgehend vom Rendering scheint man es mit dem Grün ziemlich zu übertreiben.

    Das Dach des Museums sollte ursprünglich mit lichtdurchlässigen Ziegeln gedeckt werden, nun wird alles mit Solarmodulen zugepflastert. Schade um die darunter liegenden Ausstellungssäle.

    Link: https://www.bz-berlin.de/unterhaltung/m…-berlins-kultur

  • Ich trauere der freien Sicht auf die hässliche Scheune sicher nicht nach, aber den Urwald, den man jetzt drum herum pflanzt ist schon... :gehtsnoch:
    Mich erinnert das Ganze nun an eine verlassene und verwahrloste Industriehalle, die von der Natur zurückgewonnen wurde. Passt irgendwie schon zu Berlin...

    Ich bete noch immer täglich, dass sich tatsächlich eine große Koalition in Berlin durchsetzt, und dass sich dann eine gestärkte Senatsbaudirektion bei der Bauakademie durchsetzt. Wenn das nicht gelingt, dann schwant mir nämlich bei einer modernistischen Öko-Bauakademie ganz schlimmes... Nicht-Architektur, über- und umwachsen mit Gestrüpp und Bäumen und zugeklatscht mit Solarpanelen.
    :gutenacht:

  • Jenseits aller Geschmacksfragen dürfte es sich zum besseren Verständnis der ästhetischen Bezüge dennoch als sinnvoll erweisen, die Erklärung der Staatlichen Museen zum neuen Entwurf zu lesen:

    Für die Fassade sind nun Klinker ohne Beton vorgesehen. Sie ersetzen die ursprünglich geplanten Beton-Klinker-Fertigteile. Auch hier wird durch die archaische Materialität und Schichtung des Mauerwerks die archetypische Form des Hauses verstärkt ausgedrückt. Während das Material weiterhin einen Bezug zur St. Matthäus-Kirche herstellt, bezieht sich die sandgraue Färbung des Klinkers auf den Sockel der Neuen Nationalgalerie. Gemeinsam mit der dunklen Farbe des Photovoltaik-Daches entsteht so eine optische Verbindung zum Mies-van-der-Rohe-Bau. Weitere Optimierungen haben zu einer Verschlankung des Tragwerkes und Einsparungen von Stahl und Beton geführt.

    Das Museum der Moderne „berlin modern“ am Kulturforum
    Das Museum der Moderne „berlin modern“ am Kulturforum soll sozial und ökologisch deutlich nachhaltiger und teilhabegerechter werden.
    www.smb.museum
  • Ein definitiv Gutes hat das Ganze: Der nach meinem Geschmack schlimmste Ort in Berlin, die zynisch als "Piazetta" bezeichnete Vorplatzschräge vor der Gemäldegalerie über dem Parkhaus soll zu einem begrünten Garten gewandelt werden. Wenn dadurch auch die Plus-1-Ebene als Zugang wegfiele, dann würde sich zumindest ein erträglicher Stadtraum auf natürlicher Höhe zum Matthäikirchplatz ergeben, der durch sein neues Grün wie ein Fortsatz des Tiergartens verstanden werden könnte.

    Siehe: https://www.morgenpost.de/kultur/article…rlin-klima.html

  • Zumal von dem ursprünglichen Entwurf, abgesehen von der Grundform, kaum noch etwas übrig geblieben ist. Und die neuesten Pläne für den wilden Urwald um das Museum gehen wohl auf Claudia Roth zurück. :augenrollengruen:

    Das ist das eigentlich Erschütternde: Der ursprüngliche Entwurf war wirklich nicht so schlecht, wie er (nicht nur hier) tlw. gemacht wurde. Ich hatte mich da richtig eingekuckt, ein helles, freundliches Gebäude mit etwas heller Klinkerspielerei - das war nicht schlecht. Das jetzt sieht WIRKLICH aus wie ein Lidl in weiß. Unfassbar.

  • Leider steht zu befürchten, dass die graue Verklinkerung aus den meisten Perspektiven wie Sichtbeton wirken wird. :crying:

    Das ist wirklich zu befürchten, wegen der Änderung der Farbe der Klinkersteine:

    Die Fassade soll nun aus sandgrauen Klinkern gefertigt werden, die keinen klimaschädlichen Beton mehr enthalten. Daraus ergibt sich eine neue Farbpalette des Gebäudes, das nach Ansicht der Beteiligten aber dennoch weiterhin gut zum Areal passt. „Während das Material weiterhin einen Bezug zur St. Matthäus-Kirche herstellt, bezieht sich die sandgraue Färbung des Klinkers auf den Sockel der Neuen Nationalgalerie. Gemeinsam mit der dunklen Farbe des Photovoltaik-Daches entsteht so eine optische Verbindung zum Mies-van-der-Rohe-Bau“, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

    Sandgrau... googlet man diese Farbe ergibt sich keine freundliche Farbe für einen Museumsbau. :augenrollengruen:

    Der puristische aber m.E. durchaus reizvolle Ursprungsentwurf ist durch die zahlreichen Überarbeitungen völlig versaut worden. Von dessen durch die Mauerung transparent wirkendem Dach und Wände, durch die nachts das Licht kristallartig nach draußen strahlt, ist keine Rede mehr. Und genau hierin lag ja auch die Stärke und Besonderheit des Ursprungsentwurfs. Stattdessen bekommt das Kulturforum nun eine große graue Scheune mit Solardach. Die ursprüngliche Originalität der Fassade wurde also dem Klimagedanken geopftert. Ähnliches ist bei der Schinkelschen Bauakademie zu befürchten.

  • Die "Berliner Abendschau" hat am 18. April ebenfalls berichtet.

    rbb24.de/kultur/beitrag/av7/video-neubau-museum-der-moderne-berlin

    RBB-Kulturkritikerin Maria Ossowski findet den Bau jetzt besser als vorher. Aber nur "diplomatisch ausgedrückt". Wirklich begeistert ist sie also auch nicht. Immerhin: Das neue Haus heißt jetzt nicht mehr "Scheune", weil es keine Scheunentore mehr gibt. Und: Wir dürfen uns auf einen großen Beuys-Raum freuen. Ich habe Beuys mal im Hamburger Bahnhof gesehen. Um es diplomatisch auszudrücken: Ich freue mich auf den Beuys-Raum und nehme die Herausforderung, die "Vorplatzschräge" namens Piazetta (schräg ist insbesondere auch der Name) zu erklimmen, weiterhin gerne an, um in die Gemäldegalerie zu gelangen.

    Insgesamt mag ich das Kulturforum. Man kann von dort quer durch den Tiergarten zum Hauptbahnhof laufen. Wenn sich nun die Pflanzenwelt nach Süden ausdehnt, finde ich das nicht schlecht. Beuys im Wald und solarbedacht. Der überarbeitete Entwurf erscheint mir praktikabler als das gehäkelte Ziegelkleid, das ursprünglich geplant war.

  • Zu Joseph Beuys habe ich auch keinen "Zugang". Es wäre aber grob vereinfachend das neue Museum nur auf diesen Künstler zu reduzieren. Die Neue Nationalgalerie verfügt über eine der besten Sammlungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts in Deutschland, die aufgrund von massivem Platzmangel bisher immer nur überaus rudimentär gezeigt wurde. Daher die Notwendigkeit für einen Ergänzungsbau, dessen Architektur freilich mittlerweile reichlich defizitär ist.

  • Beuys im Wald und solarbedacht. Der überarbeitete Entwurf erscheint mir praktikabler als das gehäkelte Ziegelkleid, das ursprünglich geplant war.

    "Gehäkeltes Ziegelkleid" ein schöner Ausdruck, den ich als sehr positiv bewerte. Mir hätte der alte Entwurf (hier, hier) gut gefallen. Der der moderne Bau machte vieles richtig: Die breite Treppe, die einladenden Eingangsportale und die Fassadengestaltung war einfach nur mega. Meinetwegen hätte man da auch gerne ein Solardach draufmachen können, auch viel grün davor im Sinne von Beuys: viele viele Eichen. Das hätte ich cool gefunden.

    Stattdessen, banale seitliche Eingänge wie Löcher und der Haupteingang wie beim Aldi. Gestaltlos und Geschmacklos

    Einfach traurig.

    Irgendwo bin ich von Claudia Roth enttäuscht. Ich hatte mich nicht aufgeregt, dass sie das Berliner Schloss + Kreuz nicht mag. Das musste sie tun. Aber an anderer Stelle dachte ich: "Lasst sie mal machen". Stattdessen Klimageschwätz. Und nein, die Ressourcen zu schonen bedeutet nicht, langweilig und hässlich zu bauen.

    PS. An welchen Verantwortlichen könnte man sich am Besten wenden, um seine Enttäuschung mitzuteilen? Ich möchte gerne einen Brief schreiben. Weiß das jemand?

    Beauty matters!