Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Es wird ähnlich laufen wie beim Schloss.

    Es wird einen Wettbewerb mit vielen interessanten Modernen Entwürfen geben. Am Ende wird aber dennoch die historische Originalfassade rekonstruiert, weil kein Entwurf auch nur ansatzweise die Qualität von Schinkel haben wird...

    Dann könnte man sich die ganze Arbeitszeit und das für Diskussionen, Wettbewerbe, Präsentationen und Co. verschwendete Geld sparen, um somit gleich den Bau zu rekonstruieren. Haben wir in Deutschland keine anderen Probleme, als sinnlos menschliche Ressourcen zu verbrauchen, nur um ein paar modernistische Dauernörgler eine Weile bauchzupinseln?

  • Sehr schön, dass es in den Medien aufgegriffen wird. Ich dachte nämlich als Bautradition die Umfrage hier teilte, dass es besser wäre, wenn die auch öffentlich weit vebreitet würde und die für den Wiederaufbau Verantwortlichen erreicht.

  • Auch die WELT berichtet

    "(...) die Rekonstruktion des Berliner Schlosses, die die allermeisten Besucher tief beeindruckt – nicht wegen des multikulturellen Abrakadabras, das die Truppe vom Humboldt Forum dort zelebriert, sondern wegen der Wucht des Gebäudes und der festlichen Barockfassaden"

    Auch wenn das eher in einen anderen Thread gehört: Hat das schon jemals jemand so schön ausgedrückt?

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Ich komme aus dem Architektur-Notstandsgebiet Wien, lese schon lange in diesem Forum mit und schreibe hier meinen ersten Beitrag.

    Besonders bemerkenswert finde ich diesen Absatz aus dem von Snork verlinkten Artikel:

    "Bemerkenswert ist, dass man die größten Schinkel-Fans bei den 18- bis 29-Jährigen findet (73 Prozent Zustimmung). Genauso war es schon beim Berliner Schloss."

  • Wenn es schon ein Kompromiss von alt und neu sein muss, und das wird es leider sein müssen, könnte ich mir ja noch gut vorstellen, dass man, nachdem man das Äußere originalgetreu rekonstruiert hat, den kompletten Innenraum als einen hypermodernen Raum gestaltet. Und damit meine ich nicht sowas hässliches, simples mit Rohbaucharme, wie das zukünftige Innere des Blockhauses in Dresden. Ich stelle mir einen lichten, spektakulären Raum vor. Z.B. könnte man im Gegensatz zum kubigen Äußeren innen alles geschwungen und organisch halten. Etwas Santiago Calatrava-mäßiges schwebt mir vor.
    Ein Raum, der eine neue Sehenswürdigkeit Berlins darstellt, der für sich schon Besucher anlockt. Nur bloß kein weiterer langweiliger Zweckbau.

  • "Bemerkenswert ist, dass man die größten Schinkel-Fans bei den 18- bis 29-Jährigen findet (73 Prozent Zustimmung). Genauso war es schon beim Berliner Schloss."

    Bemerkenswert ist aber nicht die Zustimmung der jungen Generation, denn Schönheit spricht für sich und Berlin ist mit schönen Gebäuden nicht übermäßig ausgestattet, sondern dass die Gesellschaft gesundet und die alten Ideologien - wie Deutschland darf nichts Schönes mehr bauen, denn es hat den 2. WK zu verantworten - im Niedergang befindlich sind.

    Interessant wäre zu wissen, ob diese 73 % der 18 - 29-jährigen von den Lautsprechern des Modernismus mit ihrem üblichen Attribut der politischen Colour versehen würden. Da die Antwort auf der Hand liegt, zeigt sich damit einmal mehr die Absurdität der Aussagen dieser Architektengruppe.

  • Guter und erfreulicher Artikel von Rainer Haubrich (WELT)

    Neben dem Umstand, dass sich offenbar eine große Mehrheit der jüngeren Menschen für eine Rekonstruktion der Bauakademie ausspricht, finde ich es auch bemerkenswert und gut, dass die Aufbau-Arbeiten zu DDR-Zeiten (dieses Areal betreffend) lobend erwähnt werden.

    Zitat

    Zwar ließ SED-Chef Walter Ulbricht das Berliner Schloss sprengen, aber fast zur gleichen Zeit hat die DDR das Alte Museum, das Zeughaus und die Staatsoper wiederaufgebaut. Das Kronprinzenpalais wurde 1968 sogar aus dem Nichts rekonstruiert.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Bericht über die Forsa-Umfrage auf der Webseite der Bundesstiftung Bauakademie, die ja letztlich als Bauherrin fungieren wird:

    https://bundesstiftung-bauakademie.de/news/detail/fo…demie-gebaeudes

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Lassen wir uns doch nicht immer so vom Tagesspiegel ärgen. :wink:
    Klar dichtet der jetzt, um zu provozieren, den bisherigen Leitsatz "so viel Schinkel wie möglich" einfach mal um.
    Ich kenne die meisten Leute des Stiftungsrates nicht, also glaube ich dem TS mal, dass er vor allem modernistisch besetzt ist. Es sollten und scheinen aber dennoch auch einige wichtige Wortführer einer zumindest originalgetreuen Fassade dabei sein. Ich hoffe, Frau Kahlfeldt zeigt jetzt mal Profil.
    Außerdem wurde die representative Umfrage anscheinend mit Wohlwollen vom Kopf der Stiftung, Hern Spars, zur Kenntnis genommen, und dieser hat ja auch immer wieder gesagt: "So viel Schinkel wie möglich". Das Ganze ausgerechnet jetzt umzukehren, gerade nach repräsentativer Umfrage, wäre jetzt schon etwas... :augenrollengruen:

    Also, nicht gerade Neuigkeiten zum Aufatmen, aber auch keine Katastrophe.

    Last but not least, der Tagesspiegel nervt!

  • Die Schnecke hat sich also einen Zentimeter bewegt. Wenn das in dem Tempo so weitergeht, erleben die meisten Mitglieder des Stiftungsrates (sind da eigentlich auch Ostdeutsche vertreten?) die Fertigstellung nicht mehr.

  • Zitat von Tagesspiegel

    Wer Interesse daran hat, an der Werkstatt Bauakademie teilzunehmen, kann sich bis zum 5. August unter werkstatt@bundesstiftung-bauakademie.de melden. Bei einer hohen Zahl von Anmeldungen entscheidet das Los. Über die Werkstatt sollen die Stadt- und die Zivilgesellschaft in das Vorhaben eingebunden werden.“

    Also, liebe Berliner unter uns! Bitte mitmachen und nicht ärgern, denn das ist schlecht fürs Gemüt! Soviel „Schinkel wie nötig“ ist doch kein Problem: Fassade, Treppenhaus und Grundriss a la Schinkel, denn das ist unbedingt nötig. Die Leitungen, die HKLS und die Klinker können und müssen wohl komplett neu kommen ?. Ist doch ein fairer Kompromiss.

  • Auch der Kulturblog Zeilenabstand.net berichtet über die Forsa-Umfrage, die Historie und Bedeutung des Bauakademiegebäudes sowie die Vorgeschichte der Wiederaufbaupläne.

    Link

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  • Im Berliner Unterforum des Deutschen Architekturforums hat sich übrigens eine ganz interessante Diskussion über die Bauakademie entwickelt, ausgehend von dem Bericht der Berliner Zeitung über die Forsa-Umfrage.

    Auch in jenem Forum zeigt sich bei den Beiträgen ein Meinungsbild von ca. 80-90% Befürwortung einer äußerlichen Rekonstruktion des Bauakademiegebäudes.

    Es ist so wichtig, dass die allgemein ganz überwiegende Zustimmung zur originalgetreuen Rekonstruktion in dieser Vorbereitungsphase zum Architekturwettbewerb öffentlich artikuliert wird. Wenn es keinerlei Bekundungen aus der Stadtgesellschaft gäbe, wäre doch das folgende Szenario nur zu wahrscheinlich: bei einem offenen internationalen Architekturwettbewerb würden von vielleicht 100 eingereichten Entwürfen voraussichtlich nur 1-3 Entwürfe eine originalgetreue Rekonstruktion der Fassade vorsehen, wenn überhaupt. Die international besetzte Jury würde nach einigem Hin und Her einen "modern interpretierten, zeitgenössischen" Entwurf "im Geiste Schinkels" prämieren. Die Öffentlichkeit würde vor vollendete Tatsachen gestellt. Es wäre nichts mehr wesentlich daran zu ändern.

    Das darf einfach nicht passieren. Die Bauakademie ist der Schlussstein in dem eigentlich winzig kleinen historisch bedeutenden, unverwechselbaren inneren Kern der Berliner Mitte. Sie ist ein unverzichtbarer Teil der baukulturellen Identität Berlins, gerade auch im Ensemble mit der benachbarten Friedrichswerderschen Kirche. Kein anderer Entwurf könnte ihren originalen architektonischen Ausdruck gleichwertig ersetzen.

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