Ich fang hier mal ein neues Thema an weil ich glaube, das es sehr viele private Bemühungen in Deutschland gibt die durchaus erwähnenswert sind.
Ich fang mal an mit einer Bautzner Meldung, die ich soeben in der SZ las.
ZitatAlles anzeigenAus der Platte ins Umgebinde
Von Carmen SchumannSchirgiswalde. Familie Heimann wohnt in der vierhundert Jahre alten Kappler-Mühle und fühlt sich darin pudelwohl.
Alles an diesem Haus atmet Geschichte: Die urige Eingangstür, die Granitplatten im Flur, die tiefhängenden Deckenbalken im Wohnzimmer. Die so genannte „Kappler-Mühle“ in der Kieferbergstraße in Schirgiswalde ist für die sechsköpfige Familie Heimann ein richtiger Glücksfall. Vor zehn Jahren bewohnten Angelika und Hans-Reinhard Heimann noch einen Plattenbau in Weißwasser. „Unser Traum war ein Umgebindehaus“, denkt Angelika Heimann zurück. Durch den Hinweis eines Arbeitskollegen stieß das Ehepaar auf die idyllisch gelegene Mühle nahe der Spree. Doch in seinem damaligen Zustand war das Gebäude noch nicht als Umgebindehaus erkennbar. Umso größer war die Freude, als im Laufe der Sanierungsarbeiten die unter Putz verschwundenen Umgebindebögen frei gelegt wurden.
Noch keine Sekunde bereut Angelika Heimann den Entschluss, die alte Kappler-Mühle zu neuem Leben zu erwecken, obwohl der An-fang schwer war. „Die letzte Bewohnerin, eine alte Dame, die hier sogar geboren wurde, war entsetzt“, erinnert sich die Hausherrin. „Und selbst die Stadt Schirgiswalde als Eigentümerin wollte das Gebäude eigentlich abreißen.“
Der Zustand muss wirklich grauenvoll gewesen sein. „Als Trockentoilette benutzte die letzte Mieterin ein hölzernes ehemaliges Gurkenfass“, berichtet Angelika Heimann. „Fenster und Türen waren undicht, Elektro-, Wasser- und Gasleitungen verrottet.“ Im noch vorhandenen mühlentechnischen Teil lagerten Unmengen von Müll. Und auch den Müll auf dem großen Grundstück konnten die Heimann erst nach und nach abtragen.
Das Ehepaar Heimann mit seinen vier Kindern schuf sich nicht einfach nur lebenswerten Wohnraum, sondern ging mit dem Erbe aus alter Zeit auch sorgsam um. Angelika Heimann, die während der Sanierung zur Kinderbetreuung zu Hause war, besuchte Seminare und studierte jede ihr zugängliche Literatur über den Bau der Umgebindehäuser. „Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit ist mir durch das Bauen gekommen“, erklärt Angelika Heimann. Glücklicherweise sei die Grundsubstanz nicht angegriffen gewesen. Nach dem Krieg waren hier Umsiedler untergebracht, weswegen zahlreiche Zwischenwände zu beseitigen waren. Für die Erneuerung der Balkenstube besorgten sich Heimanns abgelagertes Holz aus Abrisshäusern.
Im Inneren des Hauses ist von der alten Mühlentechnik kaum noch etwas zu sehen. Aber den Mühlgraben und das Wehr haben die Bauherren inzwischen restauriert. Als nächstes haben sie sich vorgenommen, den Abfluss des Grabens wieder frei zu legen. Irgendwann soll auch mal das Wasserrad wieder hergestellt werden. „Doch das ist noch Zukunftsmusik, denn die Dacherneuerung ist uns jetzt erst einmal wichtiger“, erläutert die Hausherrin. Auf alle Fälle fühle sich die Familie in Schirgiswalde inzwischen total heimisch und sehr glücklich.