Berlin - Fotos aus der Nachkriegszeit

  • In der Tat erstaunlich, auch das Romanische Café stand ja fast noch komplett da. Sehe ich so zum ersten Mal. Als eines der Hauptwerke der Zweiten Neoromanik mühelos weggerissen.

  • ...und ein Luftbild von 1937, in leider schlechter Auflösung, vielleicht hat da jemand was Besseres


    Eine Luftaufnahme des Friedrichswerders gegen Ende der 30er Jahre...

    ...bestätigt, dass zumindest bis dahin der an den Werderschen Markt angrenzende Bereich zwischen Kurstraße und Oberwasserstraße (inkl. des Messel-Baus) noch stand.


    Aber zeitlich weiterschreitend - gemäß dem Thema - in die Nachkriegszeit:

    Mai 1946:

    Mitte 1946:

    1947:

    8. Mai 1946:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich habe mal versucht aus dem Beitrag #8 von Marc! ein Bild vom Werderschen Markt zu verbessern. Hier kann man, so meine ich, die Reste des Werderhauses sehen, bevor sie auf die Trümmerberge der Stadt verbracht wurden. Das Bild stammt vom Juni 1952. Damit wäre auch erwiesen, dass das Werderhaus den Krieg überlebte und dann, wie der gesamte Block rund um die Parteizentrale der SED, abgerissen wurde.

    Bilder vom Werderhaus, ich habe auch die Gesamtansicht, aber nur in kleiner Auflösung, daher hier ein paar Detailfotos aus index:

    und aus der Französischen Straße Richtung Osten, mit Bauakademie, dem Werderhaus rechts und dem Neuen Marstall im Hintergrund, 1907:

  • Wenn dieses Bild tatsächlich erst 1945 oder danach entstanden ist, bin ich sehr erstaunt wieviel Substanz doch noch vorhanden war. Wieder einmal ein Beleg dafür, daß man viel mehr hätte retten können, wenn nur der Wille da gewesen wäre.

    Es ist schon schockierend, wie viel Substanz damals noch erhalten war. Eigentlich war das gesamte Areal wiederaufbaufähig. Wenn man sieht, was heute aus dem Areal geworden ist, kann man nur schockiert sein mit welchem Eifer man in der Nachkriegszeit scheinbar nicht dem Zeitgeist entsprechende Bauten einfach weggerissen hat. Sicherlich gibt es Areale, wie z.B. in Dresden, in denen wirklich nicht mehr viel zu retten war. Insbesondere in Berlin habe ich aber den Eindruck, dass man im Zweifel eher mit dem Abrissbagger angerückt ist, als insbesondere die vielen Gründerzeitbauten zu erhalten. Die Bilder von Spreetunnel zeigen sehr eindrucksvoll, dass insbesondere im Berliner Zentrum viele Gebäude zu Kriegszeiten wohl kaum älter als 40 Jahre waren, was dazu geführt hat, dass viele dieser Gebäude wohl deutlich solider gebaut waren als frühere Bauten und sie daher den Krieg trotz Bombentreffern doch besser überstanden haben, was die Behörden in Ost wie in West aber nicht davon abgehalten hat, großflächig abzureißen. Leider sind von den Abrissen besonders häufig die prächtigen Eckbauten betroffen, was den Verlust noch schmerzlicher macht.

    APH - am Puls der Zeit

  • Damit wäre auch erwiesen, dass das Werderhaus den Krieg überlebte und dann, wie der gesamte Block rund um die Parteizentrale der SED, abgerissen wurde.


    So sieht's aus, zumindest das Eckgebäude des aus fünf Bauteilen bestehenden Werderhauses wurde wohl nicht im Zuge des Erweiterungsbaus der Reichsbank abgerissen.
    Recht gut zu sehen auf dieser Aufnahme aus dem (nur noch kurze Zeit stehenden) Schloss aus dem Jahr 1950:

    Ist das die Ruine vom Kaufhauses Gerson (später Reichskriminalpolizeiamt), welche hinter der Einmündung Kurstraße zu sehen ist?

    Wie es dagegen mit dem ganzen auf dem Luftbild zu sehenden Block inkl. der Münze (von der heute eine im Krieg in der Spree versunkene Statue geborgen wurde) zwischen 1937/1938 und 1945 weitergegangen ist... huh:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • In der Tat ist das Haus hinter dem Werderhaus das ehemalige Kaufhaus Gerson, das unter den Nazis ab 1938 das Reichskriminalamt beherbergte.

    Bei einem Vortrag neulich im Märkischen Museum in Berlin hat Frau Kessemeier einen Vortrag zum Thema Gerson / Freudenberg gehalten.
    Wer mehr dazu erfahren möchte, dem empfehle ich folgendes Buch:

    http://www.hentrichhentrich.de/autor-gesa-kes…6mdqvk8oavud421

    Und natürlich Informationen bei Wiki:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kaufhaus_Gerson


    Hier mal ein paar Bilder zum Kaufhaus Gerson.

    Hermann Gerson(1813 - 1861) hatte zuerst einen Laden im EG der Bauakademie, bevor er am Werderschen Markt 5 um 1848 sein erstes Haus eröffnete:

    Das Innere:

    1886 wurde die Firma verkauft und von Carl Bauer ein neues Gebäude errichtet, nun als "Kaiserbazar" geführt.

    Kurze Zeit später übernahm nach einem Konkurs Hermann Freudenberg das Kaufhaus , der, bzw. dessen Kinder es bis zur "Arisierung" durch die Nazis unter dem Namen "Hermann Gerson" führte.

    Anbau in der Jägerstraße 38 durch Hermann Dernburg (aus Wasmuths Monatshefte für Baukunst, Heft 10-12, 1919-20):

    Nachdem das Haus 1937 zwangsversteigert wurde, erfolgte ein Umbau und die Bereinigung der Fassade von umliebsamem Stuck und Zierrat, bevor dann ab 1938 das Reichskriminalamt hier seinen Sitz hatte.

    Hier noch ein Bild von der Werderstraße mit dem Möbelhaus Gerson an der Ecke zur Oberwasserstraße, daneben die Neue Münze von Friedrich August Stüler. In der Werderstraße das Werderhaus und hinter der Kurstraßeneinmündung das Kaufhaus Gerson, dass die Nummer Werderscher Markt 5-6 hatte, Foto: 1896:

  • Nachfolgend einige Bilder aus der Mauerstraße, Voßstraße, Wilhelmstraße, dem Wilhelm- und Zietenplatz:

    Blick in die Mauerstraße mit dem Reichspropagandaministerium, im Hintergrund das noch vorhandene, aber entstuckte Gebäude der Lotteriedirektion:

    Blick über den heute nicht mehr existierenden Wilhelmplatz zum Zietenplatz mit den Resten des Hotel Kaiserhof, rechts das noch vorhandene Bankgebäude der Ritterschaft, genutzt vom Ministerium für Arbeit und Soziales:

    Blick in die Voßstraße, rechts angeschnitten das Borsigpalais Voßstraße 1, links ist als 5. Gebäude das ehemalige Reichsbahnamt zu erkennen, mit Erker, das einzige noch erhaltene Gebäude der Voßstraße:

    Die ehemalige Alte Reichskanzlei mit dem Erweiterungsbau von Siedler und dem Borsig-Palais, Wilhelmstraße 77-78:

    Das Palais des Reichspräsidenten, Wilhelmstraße 73, das Gebäude sollte nach dem Krieg wiedererrichtet werden, wegen der nahen Sektorengrenze wurde jedoch darauf verzichtet und das Gebäude 1963 abgerissen:

    Blick in die Wilhelmstraße nach Süden, links das Gebäude, in dem heute das Ministerium für Verbraucherschutz etc. untergebracht ist:

    Blick in die Wilhelmstraße nach Norden, rechts das völlig zerstörte Johanniterpalais, bzw. seines Anbaus, genutzt als Reichspropagandaministerium:

    Wilhelmstraße 66, einst als Mietobjekt für den Adel gebaut, zuletzt Dienstgebäude der Reichspost:

    Die Wilhelmstraße 67 A, Ecke Behrenstraße 1

    Wilhelmstraße 70, einst erbaut als Palais Strousberg, für den Eisenbahnkönig, später Britische Botschaft:

    Wilhelmstraße 70b, in Besitz vom Hotel Adlon:

    Das Palais Pringsheim, Wilhelmstraße 67. Rittergutsbesitzer Rudolph Pringsheim zu Rodenberg hatte in Beuthen sein Geld mit Industrie-Schmalspur-Bahnen gemacht, weshalb man ihn in Gegensatz zu seinem Cousin Hugo Pringsheim auch den "Schmalspurigen" nannte, obwohl sein Palais eher den Titel "Großspurig" verdient hätte. Sein Cousin aber hatte diesen Spitznamen, er war auch mit Eisenbahnen, aber eben "großspurigen", engagiert. Er wohnte wesentlich bescheidener nahe dem Reichstag im Alsenviertel

    Ich schweife etwas von den Trümmerlandschaften ab um zu zeigen, was mit der Zerstörung und Abriss an interessanter Architektur verloren ging.

    Das Palais Pringsheim, erbaut von EBE und BENDA in den Jahren 1872 - 74.

    Zitat aus Berlin und seine Bauten:

    Zitat

    Die Fassade des Pringsheimschen Hauses war in Berlin der erste Versuch einer durchgängig polychromen Behandlung. Der gelbgraue Seeberber Sandstein, aus welchem das Erdgeschoss mit seinen kräftig profilierten Quadern besteht. hat nach Fertigstellung des Baus noch eine bräunliche Abtönung erhalten. Die Flächen des oberen Stockwerkes sind mit dunkelroten, ein Teppichmuster bildenden Mettlacher Fliesen bekleidet. Die Architekturteile des Erkers, die Umrahmungen und Bekrönungen der Fenster, die Füllungen der Fensterbrüstungen, die Konsolen, welche das Hauptgesims tragen, und dieses selbst sind aus teilweise glasierten Terrakotten hergestellt. Die Terrakotten sind mit Ausnahme der Konsolen unter dem Kranzgesims, welche dunkelrot sind, von gelber Farbe. Die Ornamente in den Pilasterfüllungen, in den Gesimsen u. s. w. sind rotgelb auf blaugrünem Grunde. Der Fries unter dem Kranzgesims ist in farbigem Glasmosaik auf Goldgrund nach Entwürfen A. v. Werners von Salviati ausgeführt. Die Atlanten, welche den Erker tragen, sind von dem Bildhauer Steiner entworfen. Die Fassade lehnt sich an Motive der italienischen Spätrenaissance. Baukosten: 750 000 Mark.

    Mosaiken an der Fassade, entworfen von Anton von Werner:

    Eine freudige Sphynx mit kleinen Kindern als Symbol für die Geburt:

    Die Kindheit

    Die Jugend

    Brautwerbung

    Vaddan muss abeeten, Mudda kümmert sich

    Lohn des Alters, Kunst und Antiquitäten sammeln

    Das Ende (Gesichtszüge Friedrich des Großen), der Genius der Geschichtsschreibung bewahrt die Verdienst des Toten, man sieht die ersten Buchstaben des Namens PRINGSHEIM:

    Eine trauernde Sphynx dem Totenschädel als Symbol des Todes:

    Heute befindet sich entlang der Wilhelmstraße ein Plattenbau-Wohngebiet, lediglich zwei Gebäude haben zwischen den Linden und der Leipziger Straße Zerstörung und Abriss überlebt.

  • Die Farbe erschließt sich aus der Lektüre des Zitates:

    "Der gelbgraue Seeberber Sandstein, aus welchem das Erdgeschoss mit seinen kräftig profilierten Quadern besteht. hat nach Fertigstellung des Baus noch eine bräunliche Abtönung erhalten. Die Flächen des oberen Stockwerkes sind mit dunkelroten, ein Teppichmuster bildenden Mettlacher Fliesen bekleidet."

    Also braun-rötlich, aber einen Schuss ins Grau (wie Loriot es gesagt hätte :biggrin::biggrin: )

  • Ups, habe das Zitat bei den ganzen Bildern wohl übersehen :D. Sorry. Hm, irgendwie etwas enttäuschend. Hatte etwas mehr Farbspiel erwartet. Aber jut, dann würde einem wohl schwindelig...

  • Hochinteressante und betrübliche Bilder aus der Wilhelmstraße, 'Spreetunnel'. Welch ein irrer "Tabula Rasa-Furor" dort nach 1945 in den Ruinen gewütet hat! sad:)
    Auch der von dir im ersten Bild gezeigte Blick in die Mauerstraße offenbart, dass die Jägerstraße heute nicht auf einen Bunkerbau zulaufen müsste. Die Französische Straße hätte man am Nordstern-Block m. E. auch nicht zwingend zur Ebertstraße durchprügeln müssen...

    Ein weiteres Bild aus der Umgebung der Wilhelmstraße zeigt am linken Bildrand das wenig später rigoros beseitigte Reichsfinanzministerium am Wilhelmplatz im Jahr 1951 (Blickrichtung ist zur Wilhelmstraße, die Menschenmenge steht dort, wo heute die Tschechische Botschaft steht):

    Bei deinem anderen Bild vom Wilhelmplatz müsste es bezüglich der Ritterschaftsbank übrigens 'links' statt 'rechts' heißen. :zwinkern:


    Dann noch einige Nachkriegsbilder vom beseitigten Stettiner Bahnhof aus dem Jahr 1945:


    Bildquelle: Life bei Google

    Noch 1950:

    Und 1952, schon als Nordbahnhof umbenannt:

    Der vollständige Abriss des Bahnhofs erfolgte bis zum Jahr 1962. Erhalten ist nur das Empfangsgebäude der Vorortbahn westlich der Bahnhofshallen; heute ist dort ein Restaurant.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Jetzt auch barrierefrei: :zwinkern:
    http://lmgtfy.com/?q=life+bei+google

    Gleich der erste Treffer wird dir weiterhelfen. Du kannst für weitere Bilder auch in diesem Strang zurückblättern.

    ___
    Im Gleichschritt, Marsch!
    1. Charlottenburger Chaussee 1946:

    2. Unter den Linden 1951:

    3. Irgendwo (nur: wo genau?) im sowjetischen Sektor 1951:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)


  • 3. Irgendwo (nur: wo genau?) im sowjetischen Sektor 1951:


    könnte es vielleicht die Boxhagener Straße kurz vor der Gärtnerstraße gewesen sein? Die hintere Häuserreihe wären demnach abgerissen und durch einen Nachkriegsbau ersetzt worden, das vordere Haus müßte dann in "geglätteter" Umgestaltung noch stehen.

    Einmal editiert, zuletzt von OberstMadig (4. Januar 2014 um 08:49)