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Hamburg - Kriegszerstörungen und Wiederaufbau
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Nach dem Krieg hat man meiner Meinung nach vieles Richtig gemacht.
Die großen Fehler kamen später - Abriss von Altonaer Bahnhof und Europahaus z.B. :x
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Zitat von "Booni"
Nach dem Krieg hat man meiner Meinung nach vieles Richtig gemacht.
Die großen Fehler kamen später - Abriss von Altonaer Bahnhof und Europahaus z.B. :x
Hamburg hat meiner Meinung nach einen sehr guten Wiederaufbau
nach dem Krieg vollbracht. Das Wichtige - Hamburg hat seine alte
Identität behalten; trotz vieler Bauwerke, die verlorengegangen sind.
An den wichtigsten Plätzen (Rathausmarkt, G. Hauptmann-Platz,
Gänsemarkt usw.) und den Einkaufstraßen ist zum allergrößten Teil
Architektur aus der Gründerzeit vorherrschend.
Geht man weiter weg von den belebten Einkaufsstätten, so steigt
der Anteil neuerer Architektur merklich an. Aber diese passt sich
meist in die Umgebung noch gut an. -
Das mag vielleicht für die Innenstadt zutreffen...aber in dieser Gewerbeödnis Hamm und Hammerbrook erinnert kaum etwas daran, dass sich hier mal ein Venedig des 19. Jahrhunderts befunden hatte...
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Es ist immer sehr schwer für einen jungen Menschen nachzuvollziehen,
wie es in den verschiedenen Stadtteilen früher ausgesehen hat.
Man hat es nicht gesehen. Und weil man es nicht gesehen hat, denkt
man, daß alles immer schon so stand wie jetzt. Man beurteilt dann
nur noch die Stadt im Vergleich zu anderen Städten, aber nicht mit
der ursprünglichen Bebauung.
Vielleicht werde ich mal einen Fotovergleich hier hineinstellen,
um den Wiederaufbau ganz neutral beurteilen zu können. -
Ich habe da schon mal ein Bild im Bildindex gefunden...Hammerbrook 1938. Alles Ende Juli 1943 verbrannt -nicht mal von der Kirche ist heute noch was zu finden. Sie hätte ja auch keine Gemeine mehr...
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A propos Hamburg: weiß jemand von den Hamburgern hier im Forum denn, wie es mit diesem Projekt steht?
Zitat
Neuer Glanz fürs alte Gängeviertel
Misch-Quartier aus Kunst, Gastronomie und Wohnungen entsteht - Vorbild Hackesche Höfevon Gisela Schütte
Hamburg bekommt eine neue Attraktion: Nach dem Vorbild des Bremer Schnoor-Viertels oder der Hackeschen Höfe in Berlin wird das historische Gängeviertel in der Neustadt vom kommenden Jahr an zu einem Quartier mit Wohnen, Kunst und Kunsthandwerk, Gastronomie, Läden und Galerien. Das Projekt soll städtebauliche Wunden kurieren und zur Belebung des Stadtteils hinter dem Gänsemarkt beitragen. Ein Bauvorbescheid für das Projekt Hamburger Gängeviertel zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und Speckstraße liegt auf dem Tisch. Die Kommission für Bodenordnung hat der Übertragung des städtischen Geländes mit rund 4500 Quadratmetern Grundstücksfläche an die Hamburger Gängeviertel GmbH & Co. KG zugestimmt. Insgesamt ist von den Veränderungen ein Areal von über 10 000 Quadratmetern betroffen. Geschäftsführer der Gesellschaft ist Hans-Peter Werner, gleichzeitig mit Harald Schulz Chef der Werner Unternehmensgruppe, die sich mit Projektentwicklung, Neubau und Altbausanierung befasst. Werner will mit Schulz aus dem vernachlässigten Areal einen zugkräftigen Standort entwickeln. "Wir wollen Wohnen und Arbeiten eng miteinander verknüpfen, den Charakter des historischen Gängeviertels wiederherstellen und eine Adresse für Kunst und Handwerk schaffen." Beides habe im Viertel eine lange Tradition.
Insgesamt fünf renommierte Architektenbüros sind an den Planungen beteiligt, um die Kleinteiligkeit der Baumaßnahmen zu gewährleisten: das Büro Professor Schweger, die Gruppe "me di um", Marc-Olivier Mathez, Sefl, und Dinse Feest Zurl sowie Professor Alexander Lux als Koordinator. Dabei geht es um zwölf Einzelprojekte, die saniert, erneuert oder neu gebaut werden. Es entstehen 100 Nutzungseinheiten, davon etwa 70 Prozent für Wohnen. Markantestes Objekt ist die heruntergekommene gründerzeitliche Eckbebauung an der Caffamacherreihe. Sie soll für Wohnungen von Grund auf saniert werden. Die Entwickler wollen bei der Realisierung neue Wege gehen und den Innenausbau zum Teil Mietern oder Eigentümern überlassen. Dabei wird über den Dächern der Innenstadt eine Reihe von spektakulären Wohnungen mit Loftcharakter geschaffen.
Der Charme des Projekts liegt in der Mischung aus Altbauten und neuen Projekten, aus restaurierten Fachwerkhäusern und Industriegebäuden, aus Gründerzeitstuck und Glaskonstruktionen, der historischen Schier's Passage, den benachbarten Kleinwohnungen am Bäckerbreitergang. Läden und Gastronomie sollen Passanten verleiten, einen Umweg zu machen, sich die Zeit vor und nach dem Besuch der Musikhalle zu vertreiben. Die Beschäftigten der Umgebung sollen nach Feierabend verweilen.
Schon jetzt wohnen Künstler wie der Hamburger Wolfgang Werkmeister im Quartier. Dieses Potenzial wollen die Entwickler nach dem Vorbild des Schnoor-Viertels oder der Hackeschen Höfe aktivieren - durch Ausstellungen, Ateliers, ein Kunst-Café, Schaufensterpräsentationen der Kunst und traditionelles Handwerk, durch Kurse und einen quartierseigenen Kunstverein. Als Spezialität ist auch ein Schaufenster für das aktuelle Baugeschehen in Hamburg geplant, bei dem Projekte vorgestellt werden. Und ein Kindergarten wird einziehen. Das Investitionsvolumen liegt bei 30 Millionen Euro.
Artikel erschienen am Die, 3. August 2004
Dieses Projekts wäre doch eine wunderbare Gelegenheit, die eine oder andere Rekonstruktion durchzusetzen! - eine schöne Aufgabe für unsere Hamburger :piksen: !
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klingt interessant! komisch, dass sich das konzept noch nicht viel mehr verbreitet hat. diese mischnutzung aus kunst, einzelhandel, gastronomie, wohnen und arbeite ist eine gute lösung für deutsche innenstädte!
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Ich war über Silvester das erste Mal in Hamburg und war architektonisch gesehen doch positiv überrascht, störender fand ich am Silvesterabend gewisse Teile der Bevölkerung, die mir mit ihrem Verhalten nicht so zugesagt haben!
Mitten in der Innenstadt direkt neben der Binnenalster enststeht momentan die riesige Europa-Passage (http://www.europa-passage.de) über deren Äußeres man sich sicherlich streiten kann...
Ausserdem interessant fand ich die Ruine der Nikolaikirche (ich weiß nicht, ob es das Thema schon gab); weiß irgendjemand, ob man da an eine Reko denkt? Im Reiseführer stand nur, dass die jetzige Situation geändert werden soll...
Kurze Infos zu St. Nikolai:
- Vorgängerkirche: beim Stadtbrand 1842 zerstört
- Neubau: 1846 – 74; 147 Meter hoher Kirchturm (der dritthöchste im Bundesgebiet), Vorbild: Kölner Dom
– 1943 schwer beschädigt (Gewölbe, Orgel, Holzausstattung vernichtet)"Der heutige Ruinenzustand aber ist das Ergebnis der Sprengungen in den fünfziger Jahren. Von da an war und blieb der Turm ein Torso [...] Die Ruine blieb als Mahnmal erhalten."
(Quelle: http://www.hauptkirchen.de/hauptkirchen/nikolai/nikolai.htm)Zum Vergleich:
Bis 1943:
1947/1950:
1952:
Heute steht der Turm verloren inmitten moderner Bebeauung herum:
Aktuelle Bilder gibt es hier: http://www.bildarchiv-hamburg.de/hamburg/kirchen/nikolai/index.htm
Inzwischen gib es an der Ruine eine internationale Begegnungsstätte (mit Eingang, der als gläserne Mini-Pyramide (http://www.bildarchiv-hamburg.de/hamburg/kirche…i/nikolai93.jpg) errichtet worden ist, wahrscheinlich als Louvre-Kopie...). Im Kellergewölbe befinden sich eine Weinhandlung und ein Weinmuseum. (http://www.hamburg-magazin.de/st_kirch1.htm)
Meiner Meinung nach schreit die Ruine geradezu nach Rekonstruktion!
Auch um das 50er Jahre Unrecht ungeschehen zu machen. Im Übrigen könnte man so die ganze Umgebung aufwerten (, die aktuell nicht gerade einladend wirkt).
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Hallo Sauerländer,
die Nikolaikirche wird wohl nicht wieder rekonstruiert werden,
weil sie ja jetzt ein Weltkriegsmahnmal ist. Politisch wird
eine Reko wohl nicht durchsetzbar sein. Aber wer weiß schon,
wie es in ein paar Jahrzehnten dort ausschauen wird...Zum Gängeviertel habe ich heute in dem Hamburger Abendblatt etwas
gefunden. Im Sommer geht es los und es wird 35 Mio. € kosten.
http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/03/382619.htmlZitatDie Projekte:
Acht Gebäude werden denkmalgerecht restauriert und erhalten neue Elektrik, Heizungen und Fahrstühle. Die Straßenfassaden zu Valentinskamp und Caffamacherreihe werden in ursprünglicher Form von Grund auf wiederhergestellt. Dabei ist auch das auffällige Eckgebäude an der Speckstraße, in dem nur noch Friseur Jan Helmers und drei andere Mieter wohnen. Die alte Eckkneipe in dem Haus soll (in "klassisch-hanseatischer Art") eröffnet werden.
In den drei Neubauten entstehen Lofts mit Balkonen, Dachterrassen und auch begrünten Dächern.
Eine neue Tiefgarage für 50 Autos ist per Lift über die Speckstraße zu erreichen.
Am Valentinskamp entsteht ein Informationspunkt. In die Ladenlokale sollen auch Geschäfte zur Nahversorgung einziehen. "Wir setzen mit einer familiären Einkaufsatmosphäre in historischem Umfeld einen Kontrast zu den modernen Shoppingcentern", sagt Harald Schulz (48) der ebenfalls Geschäftsführer der Werner Unternehmensgruppe ist.
Mit mehreren hundert Quadratmetern soll ein "Immoforum" entstehen. "Das wird eine öffentliche Plattform für Wohnimmobilien-Anbieter und alle am Baugeschehen in Hamburg Beteiligten - eine Art Messe", sagt Werner.
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Verdammt schwierig zu erraten was davon die Neubauten sind... :schild3:
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Dirk,
hoffentlich sehen die anderen Straßenseiten dafür besser aus...ZitatAcht Gebäude werden denkmalgerecht restauriert und erhalten neue Elektrik, Heizungen und Fahrstühle. Die Straßenfassaden zu Valentinskamp und Caffamacherreihe werden in ursprünglicher Form von Grund auf wiederhergestellt. Dabei ist auch das auffällige Eckgebäude an der Speckstraße, in dem nur noch Friseur Jan Helmers und drei andere Mieter wohnen. Die alte Eckkneipe in dem Haus soll (in "klassisch-hanseatischer Art") eröffnet werden.
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@Dirk: :kugelnlachen:
Oliver: schoenes Projekt! Das freut mich fuer die Gegend.
@der Sauerlaender: schoen, dass Du in Hamburg warst! Wie Oliver schon sagte, das mit dem Wiederaufbau der Nikolaikirche wird wohl nichts. Denk mal an den Rueckgang der Leute, die heutigentags noch zur Kirche gehen. Auch ist St. Nikolai (eine der 5 Hamburger Hauptkirchen (die alle in der Innenstadt sind) nur einen Steinwurf von der noch funktionierenden Hauptkirche St. Katharinen entfernt.
Du hast ja die Elendsgegend dort gesehen. Eine sechsspurige Strasse und grossenteils Glaskisten. Aber ganz herzlichen Dank fuer das Material, das Du ueber St. Nikolai zusammengetragen hast! :applausueberkopf:
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@ Oliver: Vielen Dank für die Infos über das Gängeviertel, auch wenn ich von den Fassaden (Speckstraße, s.o.) nicht gerade begeistert bin!
@ Oliver, @ Pilaster:
Danke für die Infos zur Nikolaikirche, man sollte die Hoffnung aber nicht aufgeben.
ZitatDenk mal an den Rueckgang der Leute, die heutigentags noch zur Kirche gehen. Auch ist St. Nikolai (eine der 5 Hamburger Hauptkirchen (die alle in der Innenstadt sind) nur einen Steinwurf von der noch funktionierenden Hauptkirche St. Katharinen entfernt.
Die Gemeinde von St. Nikolai gibt es aber noch, nur an einem anderen Standort (in Harvestehude) mit einem modernen Gebäude:
Siehe hierzu: http://www.hauptkirchen.de/hauptkirchen/nikolai/nikolai.htm
Noch schlimmer als der jetzige Zustand wäre meiner Meinung nach aber eine Verwirklichung dieses Vorschlages: http://www.carstenroth.com/index/Competit…3-97/83-97.html
Wisst ihr zufälligerweise, ob man das Gebäude vor der Sprengung wenigstens vernünftig dokumentiert hat, und ob diese Unterlagen noch vorhanden sind? Vielleicht existieren ja auch noch ein paar mehr steinerne Überreste als an der Ruine ausgestellt?
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Soeben habe ich den "Gestaltungsrahmen" (1987) für die Mönckebergstraße
der Hamburger Baubehörde durchgeblättert und bin regelrecht erstaunt,
wie präzise doch die Fehler der Nachkriegsarchitektur dargelegt werden.
Die verunstalteten Dächer werden kritisiert, die außerordentlich
belangslose Straßenmöblierung und die aggressive Werbung gefährdet
laut Baubehörde das städtebauliche Konzept. Man macht dann allerdings nur
zaghafte Vorschläge zur Verschönerung der Fassaden, zur Begrünung
bzw. zum Straßenmobiliar. All das in einem Bericht von 1987. Wenn
das alles schon 20 Jahre bekannt ist:
Warum korrigiert man die Dächer und das Straßenmobiliar nicht endlich
nach 20 Jahren Nichtstun ? Es gibt ja zaghafte Ansätze in den letzten
Jahren, aber es reicht einfach nicht.Hier der Gestaltungsrahmen als pdf: http://www.traegerverbund-innenstadt.de/pdf/tvpi_moenckeb_gestaltungsr.pdf\r
http://www.traegerverbund-innenstadt.de ... tungsr.pdfAuszüge:
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Am 17.10. war ich auf dem Turm von St. Nicolai. Besonderes toll sind die Bilder nicht geworden, aber besser als nichts. Die Konstruktion des Kirchturmes verhindert einen weiteren Bildausschnitt und im Besonderen Blicke über Teile der Hafen-City. Vielleicht brauche ich auch mal eine neue Kamera.
Interessant ist aber der Blick von der Holzbrücke zur Reimersbrücke mit der Katharinenkirche dahinter. Bis auf die Kirche und die direkte Uferbebauung ist wirklich alles weg. Meine Tochter würde sagen: Hammer! In der Nikolaikirche sind Bilder vom Kirchturm herunter nach dem Luftangriff im Sommer 1943 ausgestellt. Natürlich war alles komplett ausgebrannt, aber Fassaden waren jede Menge erhalten. Hier hat offensichtlich nach dem Krieg ein kompletter Kahlschlag stattgefunden, gekrönt durch die heutige Ost-West-Straße.
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Übel. Der Michel ist reichlich abseits und unwirtlich gelegen - Hamburgs Wahrzeichen mitten in der Wüste. Wie man auch von oben sieht, sind die Bereiche westlich des Rathauses am besten erhalten. Hier steht noch viel und das Flair ist großstädtisch und urban.
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Zitat von "Erpel"
Die Konstruktion des Kirchturmes verhindert einen weiteren Bildausschnitt und im Besonderen Blicke über Teile der Hafen-City.
Gerade die Blicke sind recht schmerzhaft und ernuechternd. Aber ueber Bilder aus Hamburg freue ich mich immer sehr, darum ganz herzlichen Dank, Erpel! Es ist wahr, zwei von Hamburgs vier noch heute benutzten Hauptkirchen liegen in einem recht elenden Umfeld, obwohl es um St. Michaelis herum noch die eine oder andere gemuetliche Ecke gibt.
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Vergessener Farbfilm
Hamburgs Aufbruch nach dem Bombenkrieg
Kinder fahren Rollschuh zwischen Trümmern, Familien haben sich in den Kellern zerstörter Gebäude eingerichtet: Im Sommer 1948 war Hamburg noch immer vom Feuersturm gezeichnet, doch es herrschte Aufbruchstimmung. Ein seltener Farbfilm dokumentiert eine geradezu gelöste Atmosphäre. -
Ein sehr bewegendes Dokument. Heute, aus unserer Überflussgesellschaft, ist es einfach nicht mehr vorstellbar, wie das Leben in der direkten Nachkriegszeit gewesen sein muss. Vielleicht kann ich auch ein kleines Stück verstehen, warum diese Generation nach dem verheerenden Bombenkrieg alles neu und anders machen wollte. - In dem Film sieht man, bei der Laufzeit von zirka 02:35, daß St. Nikolai durchaus hätte wieder aufgebaut werden können.
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