Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Fusajiro: wenn es kein statisches Problem ist, die Decke zu ändern, ist es so ja erstmal gut, dann kann man in 20, 30 Jahren noch ein Dachcafé (oder eine Dachkapelle) bauen. Muß ja nicht gleich sein. Hauptsache, es geht ohne große Probleme. - Es spricht schon sehr für Stella, wenn er auch das schon soweit eingeplant hat, daß es geht.


  • Schaut man sich den ursprünglichen Entwurf Stellas an, so kann man sehen, dass zunächst auch eine Rekonstruktion des Kuppelinnenraums und der inneren Kuppel geplant war.

    Den Grund für eine Veränderung der Planung kann man hier nachlesen:

    berliner-schloss.de/blog/554856/

    "Unter der Kuppel entsteht einer der prominenten Ausstellungssäle des Humboldt Forums. Wegen der konservatorischen Anforderungen (Klimatisierung) wird der Kuppelinnenraum in 14 Metern Höhe durch eine Zwischendecke aus Beton abgeteilt."


    Diese Zwischendecke hat keine statische Funktion, sondern hängt ihrerseits mittels Stahlstreben an der Innenseite des Oktogons. Man kann zudem sehen, dass die pilasterartigen Streben neben den Fensteröffnungen leicht schräg in Beton gegossen wurden. Diese Form hatten die Pilaster auch im Original. Außerdem sind die vier Apsiden im Raum unter der Zwischendecke in Beton gegossen worden. Eine spätere Rekonstruktion der inneren Kuppel und der Schlosskappelle ist somit - zumindest meiner Ansicht nach - möglich. Einzig die Zwischendecke müsste entfernt werden.


    Es muss sich also nur ein Spender finden, der politische Wille vorhanden sein (das wird wohl das Schwierigste) und die Ausstellung darin einen anderen Platz finden. Eine Rekonstruktion ist aus bautechnischer Sicht möglich, wenn nicht sogar angedacht.


  • "Unter der Kuppel entsteht einer der prominenten Ausstellungssäle des Humboldt Forums. Wegen der konservatorischen Anforderungen (Klimatisierung) wird der Kuppelinnenraum in 14 Metern Höhe durch eine Zwischendecke aus Beton abgeteilt."

    Es ist wirklich überaus ärgerlich, dass man die Höhle von der Seidenstraße und weitere asiatische Kunstwerke nicht in einem anderen Raum unterbringt, dann könnte man auf die Zwischendecke verzichten!

  • Mal abgesehen davon das die damaligen Erschaffer der Ausstellungsstücke sich an den Kopf fassen würden ob der Tatsache in welcher unwürdig dekonstruktivistischen Grotte man ihre Exponate zeigt

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Na ja, paßt ja vielleicht für pittoreske Felshöhlen. Die Idee an sich den Kuppelraum ohne Fenster dafür zu nutzen ist ja nicht ganz unsinnig!

    Stiftung Humboldtforum im Berliner Schloß

    Das Ziel sollte freilich sein, den Kuppelraum lanfristig gesehen in seiner ganzen Höhe und Schönheit auszubauen und nutzbar zu machen!

  • Auch wenn es uns allen schwer fällt - und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein - sei aber auch hier abermals an den Entstehungsprozess des Humboldtforums erinnert. Was hier entsteht ist eben zunächst einmal ein modernes Museum in der Kubatur des einstigen Schlosses. Die Kuppel war zunächst nur eine bauliche Option, die Raumfolge der Großobjekte stand aber schon fest, bevor die Optionen dann schlussendlich Realität wurden. Dies erklärt dann eben auch die ein oder andere Absurdität.

    Man kann natürlich sagen, man hätte dann, als die Kuppel als festes Element feststand, diese auch nach oben hin öffnen und ins Konzept integrieren können. Fakt ist aber auch, dass es immer die erste Devise von Herr Rettig war, im Planungsprozess so wenig wie möglich zu verändern. Dies mag an dieser Stelle jetzt sehr ärgerlich sein, wird uns aber meiner Meinung nach langfristig sehr helfen, weil es nämlich gerade diese Änderungen sind, die bei vielen Projekten die Kosten völlig aus dem Ruder laufen lassen.

    Und Herr Rettig hat schon richtig erkannt, dass es gerade bei diesem Rekoprojekt sehr ratsam wäre, im Kostenplan zu bleiben, um gerade den ganzen Kritikern zu zeigen, dass man die Kosten eben doch einhalten kann. Damit ist meiner Meinugn nach für unser Gesamtanliegen mehr getan als der aktuell vielleicht ein oder andere ärgerliche Zwischenzustand, den man vielleicht jetzt ein paar Jahre ertragen muss.

    Und hier gilt es auch nochmal anständig gegenüber den beteiligten Personen zu sein. Es wurde bautechnisch alles unternommen, dass eben keine Option verbaut wurde. Weder bei der Kuppel, noch bei den Prunksälen und auch nicht bei den Treppenhäusern. Alles kann prinzipiell zurückkehren.

    Ich danke daher Gott, dass wir es mit Stella in Berlin zu tun haben und nicht etwa mit Herr Kulka. Der hätte da vermutlich das ein oder andere nicht in unserem Sinne gelöst. Ich erinnere ans Potsdamer Stadtschloss, wo man meines Wissens nach die Schlosshofinnenseite extra nicht statisch ertüchtigt hat, damit die Figuren im Innenhof nicht zurückkehren können. Da hat Stella einfach ganz andere Vorarbeit geleistet. Dafür sollten wir ihm sehr dankbar sein, auch wenn wir mit der ein oder anderen Zwischenlösung jetzt zunächst einmal leben müssen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich danke daher Gott, dass wir es mit Stella in Berlin zu tun haben und nicht etwa mit Herrn Kulka. Der hätte da vermutlich das ein oder andere nicht in unserem Sinne gelöst.

    Vollkommen richtig!

    Sehr guter Text insgesamt! :applaus:

  • Es wurde bautechnisch alles unternommen, dass eben keine Option verbaut wurde. Weder bei der Kuppel, noch bei den Prunksälen und auch nicht bei den Treppenhäusern. Alles kann prinzipiell zurückkehren.

    Naja, das stimmt doch aber leider nicht so ganz. Stehen nicht tragende Betonsäulen mitten in einem potentiellen rekonstruierten Saal wie dem Rittersaal? Und eine Rekonstruktion des Weißen Saals ist doch ebenfalls von Anfang an unmöglich gemacht worden. Von den faktisch garantiert unheilbaren Geschwüren auf dem Dach wollen wir gar nicht erst anfangen.

  • Wie passend in dem gerade hier diskutierten Kontext: Gunnar Schupelius von der BZ keilt abermals grandios gegen die gewollte Geschichtslosigkeit im Schlossinneren:

    Zitat von Schupelius

    Viele Räume im Stadtschloss könnten mühelos im Original wiederhergestellt werden. Das war politisch nicht gewollt. Man wollte die Erinnerung an die preußischen Könige nicht wecken, sondern tilgen, die man lieber als reaktionäre Altlast betrachtet, als das böse Preußen. Stattdessen wurde der Name Humboldt-Forum erdacht. Alexander von Humboldt, der weitgereiste Weltbürger und Forscher, soll nun der Pate des guten Preußens sein. Doch diesen Widerspruch gibt es nicht. Alexander von Humboldt war mit Friedrich Wilhelm IV. befreundet und las ihm aus seinen Büchern vor. In jenem Teesalon, der jetzt nicht wieder aufgebaut werden darf.
    „Wer die Welt verstehen will, geht ins Humboldt-Forum“. So lautet das amtliche Motto für das Stadtschloss.
    Wer ins Humboldt-Forum geht, wird die Welt der preußischen Könige nicht verstehen, weil er sie nicht zu sehen bekommt. Das ist die Wahrheit.

    :applaus::applaus:
    Der ganze Kommentar >> hier

  • Dann würde etwas Wesentliches fehlen, nämlich der authentische Hinweis auf das Gottvertrauen, dass seit über 1000 Jahren die Geschichte unseres Landes geprägt hat und das es auch heute gibt.
    Es kann doch nicht sein, dass man einerseits am Hauptportal des Schlüterhofes sämtliche Götter und Halbgötter der griechischen Mythologie rekonstruiert, sich aber andererseits bei der Kuppel einen wesentlichen Hinweis auf den einen christlichen Gott verschämt verkneift! (Bei einer Sure würde man sich das vermutlich nicht trauen...)

    Es stimmt dass das Spruchband in den Plänen nicht eingezeichnet ist. Aber im Leistungsverzeichnis für die Putz- und Malerarbeiten habe ich die Position gefunden: Der historische Text kommt also doch in vergoldeten Lettern auf den Kuppeltambour.


    Wir können uns also doch freuen!!!

  • Und dass der Rittersaal wegen der Decke und Stütze nicht rekonstruiert werden kann, ist auch nicht wahr. Stella hat in seinen Plänen sogar explizit darauf hingewiesen, dass seine Einbauten (Stützen, Treppen und Decken) dafür zurück gebaut werden können.

    Einmal editiert, zuletzt von Plaza de Insula (12. Mai 2017 um 12:57)

  • Danke, Werderhof. doch wie lautet nun der Spruch. Meine kurze Recherche brachte kein brauchbares Ergebnis!?

    Dafür habe ich auf der Seite des Fördervereins noch eine Erklärung zu den Dachaufbauten gefunden:


    Hervorhebungen von mir!
    Hm, frägt sich nur wie aktuell diese Informationen sind. Das Dachcafe wird noch als Option erwähnt!?

  • Naja, das stimmt doch aber leider nicht so ganz. Stehen nicht tragende Betonsäulen mitten in einem potentiellen rekonstruierten Saal wie dem Rittersaal? Und eine Rekonstruktion des Weißen Saals ist doch ebenfalls von Anfang an unmöglich gemacht worden. Von den faktisch garantiert unheilbaren Geschwüren auf dem Dach wollen wir gar nicht erst anfangen.


    Diese Betonpfeiler stützen nur die Zwischendecke zum Mezzaningeschoß, das ebenfalls im Bereich des Rittersaales weichen müsste. Daher sind die Stützen nicht schlimm. Sobald Geld für eine vollständige Rekonstruktion des Rittersaales gespendet wird, wird die Zwischendecke zusammen mit den Stützen entfernt.

    Die wichtigsten Räume, die in naher Zukunft rekonstruiert werden müssen sind die Haupttreppe und der Schweizer Saal, damit man das Schloß nicht über eine moderne Betontreppe betreten muss um zu einem rekonstruierten Raum zu gelangen. Dann als nächsten der Rittersaal, als Höhepunkt barocker Raumschöpfungen Europas. Als nächstes folgen dann die Räume zwischen Rittersaal und Schweizer Saal. Jeder Raum war eine Steigerung an Pracht, die im Rittersaal den Höhepunkt hatte.
    Leider sind diese Räume nicht sehr groß, so dass sie nicht gut für Schloßkonzerte benutzt werden könnten. Ideal wäre hier der Weiße Saal gewesen, der über die Weiße Saal Treppe auch gut zu erreichen gewesen wäre. Hier hat leider die Politik völlig versagt, dass dieser größte Saal des Schlosses nicht wiederhergestellt werden soll. Nur weil dieser Saal von Ernst von Ihne, dem Architekten des letzten Kaisers, der auch die Staatsbibliothek oder das Bodemuseum entworfen hat, gestaltet wurde.
    Der Hass auf die Kaiserzeit und ihre Architekten ist bei den Politikern sehr ausgeprägt. Das zeigt auch die hysterische Ablehnung der romantischen Kolonnaden vor dem Schloß, dessen Aufbaukosten vom Bund sogar bereitgestellt wurde. Selbst die CDU ist hier auf der Seite der Kulturzerstörer, der roten Taliban, also der SED, äh PDS - nein, der Linken, wie die sich jetzt nennen. Die Kolonnaden dürfen nie wiederkommen, denn sie sind böse und verbreiten nur Böses Gedankengut und würden, wenn sie wieder errichtet werden, zum 3. Weltkrieg führen....
    Gehirne können manchmal doch sehr falsch ticken. Leider sind diese Gehirne oft in der Politik anzutreffen.