Dresden, Neumarkt - Quartier III

@ thodremuc

Okay, nichts für ungut, aber das Unwort "D-Land" hat hier eben schon zu viel Streß geführt (nicht nur bei mir!) , weil es immer wieder irgendwo auftaucht und - dabei bleibe ich - absolut fehl am Platz, abgenutzt und leicht widerlegbar ist und der Verwender dieses Wortes sich damit selbst disqualifiziert.

Daß Du von der GHND seiest, hatte ich vermutet, weil Du der Abbildung einen Rattenschwanz von Urheberangaben beigefügt hast, die aus deren Homepage stammen (was wohl nicht nötig ist, einfach Bildquelle http://www.neumarkt-dresden.de">http://www.neumarkt-dresden.de angeben).

Zitat

Zeig mir eine Gestaltungssatzung oder irgendeinen anderen Text, in dem die Rekonstruktion des gesamten Areals oder nur ganzer Häuserfronten festgeschrieben wurde. Wirst Du nicht finden, weil es so etwas nicht gibt. Es war von Anfang an klar, dass es Neubauten geben wird, denen man ihr Baujahr auch ansieht. Ursprünglich sollten sie sogar in der Überzahl sein

.

Das weiß ich. Aber "Neubauten" muß nicht heißen "extreme Brüche und Kontraste". Da gibt es durchaus Abstufungen, und mit manchem kann ich ganz gut leben. Verschiedene Beispiele habe ich in einem meiner letzten Beiträge gezeigt, kannst ja mal blättern.

Kan jemand ein gutes Bild des Boettcher entwurfes posten
Ich sehe nur ein Bild mit der liebe Frau Boettcher davor.javascript:emoticon('')
zwinkern

Thodremuc kann dann vielleicht das Bild zwischen die Leitbauten "zeichnen".
Alle Anerkennung fuer deine kreative faehigkeiten!

Danke für die Blumen! :o

Zitat

Thodremuc kann dann vielleicht das Bild zwischen die Leitbauten "zeichnen".

Ist schon geschehen, kann es nur erst gegen 20Uhr hochladen.

Wer sich einen Eindruck verschaffen will, schaue sich die Fassade vom Glashaus am Wiener Platz an: Viel Glas, breitere horizontale und schmale vertikale Metallstreifen, die der Gliederung dienen. Nur nicht so regelmäßig. Warscheinlich werden die verwendeten Metalle alles etwas heller erscheinen lassen.

Hier ein Foto von Tony:

Schade, dass sich hier alle Welt nur über den Böttcher-Entwurf auslässt! Berechtigterweise zwar, das muss angesichts der banalen Architektur nicht diskutiert werden, allerdings ist der gespiegelte Bau "Neumarkt 4" in diesem Ensemble nicht weniger störend. Auch wenn der vielleicht "schön" sein mag und sich besser einfügend, steht er doch sinnbildhaft für Eines, die Beliebigkeit der Bebauung: alles ist möglich, es gibt keine Regeln!

Insofern wäre es genauso wichtig, endlich stärker auf die handwerklich und gestalterisch exakte Wiederherstellung der Leitbauten zu achten, andernfalls wird der Neumarkt endgültig zum Jahrmarkt , zwischen abgedroschenster Moderne und Pseudobarock! Den Begriff Disneyland wagt man kaum in den Mund zu nehmen, dennoch ist er hier absolut passend, werden doch lediglich billige Kitschkulissen für die Touristen errichtet. Mit Städtebau hat das alles nichts mehr zu tun.

Diejenigen, die immer lauthals jubilierten angesichts der pseudobarocken "Pracht" und jeden leisen Anflug von Skepsis an dieser Art der "Rekonstruktion" brüsk als die nicht ernstzunehmende Meinung von Minderbemittelten abtaten (siehe ein paar Beiträge zuvor Schloßgespenst), sollten sich einmal fragen, ob sie mit ihrer eigenen Oberflächlichkeit nicht zu solchen Ergebnissen wie dem Böttcher-Entwurf beitragen. Eigentlich passt diese gläsern-stählernde Provinzmoderne ganz gut zum kitschigen Plastikbarock rundum.

Zitat

Plastikbarock

Wo, bitteschön, finde ich denn diesen Plastikbarock?
Würde ich mir gerne mal anschauen...

In modernen Architekturensembles scheint es dieses Brüche/Kontrast - Problem ja nicht zu geben.

Wiener Platz: Hier ist alles einfühlsamst aufeinander abgestimmt - Harmonie in Glas/Stahl.
Prager Straße Nord: Harmonie in Glas/Sandstein.
Prager Straße Mitte: Harmonie in Glas/Platte.

(Was ich ja befürworte, aber warum ist am Neumarkt bitte nur das Gegenteil möglich??? )

@ singa

Nun, zu Neumarkt 4 habe ich mich bereits mehrfach mißbilligend geäußert (und andere auch, Du warst offenbar eine Weile nicht mehr im Netz). Auch bin gegen diese Spiegelung, ich halte sie für eine unsinnige Idee. Eine gespiegelte Fassade ist verfälschend, allerdings hat sie immer noch weitaus mehr mit dem historischen Neumarkt zu tun als Glaskästen.

Zitat

handwerklich und gestalterisch exakte Wiederherstellung der Leitbauten

...sind auch ein Anliegen von uns allen. Fast jeder hier (auch ich) hat die Abweichungen der Rekonstruktionen vom Original kritisiert (schau mal öfter rein! ). Aber man muß eben (leider) Abstriche machen und sich mit der zweitbesten Lösung zufriedengeben. Die Warschauer Altstadt ist auch nicht bis ins Detail originalgetreu, und die Warschauer leben ganz gut damit.

So komplett verschieden sind unsere Ansichten also gar nicht. Wie Du aber auf "Plastikbarock" kommst, ist mir schleierhaft. "Billige Kitschkulissen für die Touristen"- wieso interessieren und engagieren sich dann so viele Dresdner dafür? Nur damit Touristen kommen? Meinst Du, die GHND-Leute betreiben seit Jahren ehrenamtlich so viel zeit- und nervenraubenden Aufwand nur für die Touristen?

Es gibt viel kritisches zu sagen über die gegenwärtige Entwicklung des Neumarkts, keine Frage. Aber "Disneyland" - wie gesagt, dazu ist in diesem Forum an verschiedenen Stellen eigentlich alles gesagt worden. Wer's immer noch nicht verstanden hat, dem kann ich nicht auch helfen.

so, jetzt mal ne richtige Visualisierung vom Quartier III incl. Boettcher Entwurf:

(scan)quelle: sächsische zeitung

@ tony

vielen Dank für die Aufklärung. Der Böttcher Entwurf ist furchtbar. Der Bau Landhausstraße 1 glänzt aber auch nicht gerade. Der sieht aus wie ein sanierter Plattenbau. Hätte man den nicht einfach verputzen können.

@ Schloßgespenst: Ist doch ziemlich logisch... die Dresdener setzen sich für ihre Stadt ein während die Stadtverwaltung die Rekonstruktionen als Mittel zum Zweck sehen, mögen Touristen sie doch deutlich lieber. Wenn sich keiner für Rekos einsetzen würde, würde vermutlich nur reiner Pseudobarock gebaut... oder nur Glaskisten.

Ich halte die gespiegelte Fassade des Neumarkt 4 Gebäudes auch für einen riesigen Fehler da sie den Platz dominiert und ein nie existentes Gebäudes darstellt. Im Prinzip nicht besser als der Böttcher-Entwurf. Und auch der gläserne Passageneingang passt nicht. Sorry, aber das Quartier ist wirklich nur Mist, hätte von der Baywobau mehr erwartet.

Ich schließe mich booni an. Dieses so markante Quartier ist wirklich großer Mist. Diese Durchmischung von Reko- und Glasfassaden! Warum nur? Meint man denn wir würden es nicht anders ertragen weil wir es kaum noch kennen- ein stimmiges Viertel mit Barockfassaden? Dieser Wörnerentwurf ist auch nicht der große Wurf besonders wieder diese hässlich großen Gauben! Ist ja schon fast zum Markenzeichen geworden...

Man kommt sich irgendwie fast vor wie in einem Architekturmuseum. Betonwand und dann wird einfach nach belieben kunternunt durcheinander ein Stil nach dem anderen draufgeklatscht.

Das Problem wird meiner Meinung nach in erster Linie die Qualität der Rekonstruktionen sein, nicht einzelne modernistische Bauten, die sich proportional einfügen.

Und um einmal ehrlich zu sein: Von Rekonstruktionen kann man im Falle des Neumarktes ja kaum sprechen. Ich hoffe, daß ich unrecht habe, aber zu befürchten ist, daß die Neubebauung künstlich wirken wird. Eine Tiefgarageneinfahrt auf dem Platz, Errichtung der Häuser in Plattenbauweise, Kleinteiligkeit nur vorgeschoben und im Inneren mißachtet, die Fassaden vereinfacht, und immer wieder Details, die einen den Betrug erkennen lassen - wie die geschlossenen Schornsteine. Außerdem werden es wohl zu viele Füllbauten, die einfach nur langweilig sind.

Vielleicht auch mal was positives zu diesem Quartier. Es werden endlich Spitzdächer gebaut. Auch der Wörnerentwurf ist nicht sooo schlecht. Die Gauben sind noch erträglich. Der Vorgangerbau war nicht viel besser. Trotzdem bleibt dieses Quartier eine seltsam anmutende Mischung aus Barock, Moderne und dazu noch der florentinisch anmutende Eckbau.

@wissen.de

Gib dir recht, lasst uns doch nicht all zu pessimistisch sein aber kritisch auf jeden fall!

Ich lass mich nicht deprimieren durch dieser misst und freue mich auf ein schoener Neumarkt in der zukunft .

Zitat

Ich lass mich nicht deprimieren durch dieser misst und freue mich auf ein schoener Neumarkt in der zukunft

Ich lasse mich sogar ganz gewaltig deprimieren durch so eine Architekturkrüppelei an diesem in meinen Augen wichtigsten Platz Deutschlands,
durch so eine Verlogenheit und Selbstdarstellung beinahe aller Beteiligten, seien es die Medien, Baubürgermeister, Investoren oder Arschitekten (Sorry),
und freuen auf so einen Neumarkt - na das fällt mir aber ganz schön schwer.
Als nächstes freue ich mich dann aufs Stahlgewandhaus, das den Platz restlos erdrücken wird!

@ youngwoerth

In Bezug auf das Gewandhaus gibt es nur zwei mögliche Lösungen, die einen Erfolg versprechen.

1. man verzichtet auf die Fläche, was ich aber nicht glaube, da die Planungen schon zu weit fortgeschritten sind

2. wenn die Fläche bebaut werden soll, ist die einzige Möglichkeit, der Versuch, den Investor dazu zu bringen, die historische Häuserfront um einige Meter nach vorne zu schieben. Wird die Fassade neu gestaltet, droht uns sicherlich schlimmes.