• Die Region wird sich schon machen, was Görlitz nur recht sein kann. Das wird zwar nur schleichend passieren, aber schon jetzt habe ich das Gefühl, die Region sieht besser aus als noch ums Millenium rum (siehe Bautzen).

    Kann ich so leider bisher (noch) nicht erkennen. Letztes Jahr hat Görlitz z.B. trotz Rentnerzuzugs wieder 700 Einwohner verloren - wieder mehr als die Jahr zuvor. - Und ich komme aus Bautzen - was hat sich denn in Bautzen seit dem Jahrtausendwechsel getan? Meiner Ansicht nach gar nichts. Wir haben ein megahässliches Einkaufscenter mitten im Stadtzentrum dazubekommen (oder war das schon vor der Jahrtausendwende - weiß ich jetzt auf die Schnelle schon gar nicht mehr) und bald wird ein zweites folgen. Aber gerade was die Stadtsanierung angeht hat sich in Bautzen seit circa 2000 überhaupt nichts positives mehr getan. Die Stadt ist nach der Wende vorangestürmt und war schnell relativ weit (aber auch oft mit minderer Qualität) saniert in den letzten 10 oder zumindest in den letzten 5 Jahren ist fast gar nichts passiert, außer dass einzelne historische Potentiale abgerissen wurden. Letzteres ist in Görlitz zum Glück nicht der Fall - aber auch dort habe ich den Eindruck, dass sich die Anzahl der "positiven" Nachrichten was die Stadtsanierung angeht eher verringert.

    Übrigens finde ich auch das Görlitz eine (vielleicht die) schönste Stadt Deutschlands ist - was auch an der Quantität liegt. Aber einiges ist dann doch stark übertrieben: Warum z.B. der Reichenbacher Turm zu den bedeutendsten Beispielen deutscher Baukunst zählen soll ist mir absolut schleierhaft. Allein in Bautzen gibt es mindestens zwei gleichwertige Türme meiner Ansicht nach (Alte Wasserkunst, Reichenturm) und auch in zig anderen Städten, von anderen Baudenkmälern außer Türmen ganz zu schweigen - auch der Obermarkt ragt nicht so übermässig heraus. Der Untermarkt ist allerdings tatsächlich etwas ganz besonderes.

  • Da die Bereiche der Görlitzer Innenstadt im Vergleich zur Altstadt ein wenig unterrepräsentiert sind, möchte ich euch ein paar weitere Eindrücke aus den Gründerzeitquartieren von Görlitz zeigen. Dabei konzentriere ich mich auf die Bereiche, die hier noch nicht gezeigt wurden. Überschneidungen wird es sicherlich trotzdem geben. Anfangen möchte ich mit dem Bereich südlich des Bahnhofs:


    Neißeviadukt:


    Villen:

    Blick in die Carl-von-Ossietzky-Straße

    [/url

    Sattigstraße

    Wielandstraße

    Carl-von-Ossietzky-Straße

    Zittauer Straße

    Sechstädteplatz

    Kunnerwitzer Straße

    Jauernicker Straße

    Kamenzer Straße

    Biesnitzer Straße-Ecke Lutherstraße

    Lutherstraße

    Reicherstraße-Ecke Jauernicker Straße

    Andere Seite

    Reichertstraße

    Biesnitzer Straße

    Goethestraße

    Na wer möchte kaufen??

    So jetzt noch ein paar Innenaufnahmen von der Kreuzkirche, 1913-1916 erbaut, architektonisch vereint sie Elemente des Jugendstils und der Moderne. Innen beeindruckt der saalförmige Raum, mit einer reich ausgemalten Jugenstildecke

    Jugendstilmalereien

    Falls Interesse an weiteren Bildern, aus noch nicht gezeigten Ecken der Innenstadt nördlich des Bahnhofs ,besteht, kann ich gern noch weitere einstellen...

  • Herzlichen Dank für die tollen Fotos aus den wunderschönen Gründerzeitvierteln Görlitz'. Besonders beeindruckend für mich als Jugendstilfan ist natürlich dieser wunderbare Sakralbau, äusserst beeindruckend die Wandmalereien.


    Zitat

    Falls Interesse an weiteren Bildern, aus noch nicht gezeigten Ecken der Innenstadt nördlich des Bahnhofs ,besteht, kann ich gern noch weitere einstellen...


    Nur her damit!

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Du meine Güte, das ist ja beeindruckend. eek:)
    Qualität, Anmutung und der Sanierungsstand sind hervorragend. Ist das repräsentativ für ähnliche Bereiche?
    Mir war nicht klar wie urban und großstädtisch die gründerzeitlichen Stadtviertel hier daherkommen.
    Danke für die Bilder!

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

  • Erstmal herzlichen Dank für die Bilder der Kreuzkirche – die wollte ich bei meinem letzten Görlitz-Besuch unbedingt sehen, habe es aber nicht geschafft. Problematisch halte ich dort allerdings wie so oft beim Signet Jugendstil, das zu Sehende wirklich als Jugendstil zu bezeichnen. Irgendwie sehe ich da mehr Reformstil und Expressionismus als Jugendstil, aber sei's drum.

    Zu der Begeisterung über die Bilder aus den Görlitzer Historismusgebieten: dabei sind ads noch nichtmal die m. E. herausragendsten Bereiche. Die findet man eher in der Augusta-, Bismarck-, Jakob- oder Konsulstraße. Auch mit dem ebenfalls nicht gezeigten Luther- und Wilhemsplatz sind Platzanlagen erhalten, die in Deutschland wohl in der Form nur noch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zu finden sind. In den alten Bundesländern vielleicht noch in Bonn oder München, aber was den Erhaltungsgrad angeht, wohl kaum, lacht einen da doch an jedem zweiten Haus eine Baumarkttür aus den 1960ern, der Zeit des ganz großen Geschmacks an.

    Anbei ein paar eigene Impressionen (danke an RMA fürs Hosting):

    Jakobstraße nach Nordosten / Westseite Wilhelmsplatz:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Portal in der Jakobstraße (zugegeben ein absolutes Unikat):


    (Klicken zum Vergrößern)

    Westseite Augustastraße nach Südwesten:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Portaldetail Westseite Augustastraße:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Westseite Augustastraße nach Nordosten:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Südseite der Stichstraße Emmerichstraße nach Osten:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Westseite des südlichsten Teil der Konsulstraße nach Süden:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Nordseite der Hospitalstraße nach Südosten:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Exemplarisches neobarockes Gebäude in der Nordseite der Hospitalstraße:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Nordseite Lutherplatz / Landeskronenstraße nach Südosten:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Eher durch die nahezu bis zum Horizont reichende Geschlossenheit beeindruckend – Krölstraße vom Otto-Buchwitz-Platz nach Südwesten:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Das ist natürlich nur ein ganz kleiner Ausschnitt vor allem von Straßenzügen. Beeindruckend ist vor allem die durchgängige dekorative Qualität. Ich vermute mal, dass man sowas einstmals in den heute verlorenen zentralen Lagen von Berlin (evtl. auch Köln, das ja sehr stark überformt war) fand.

    Einmal editiert, zuletzt von Hephaistos (10. Juli 2011 um 17:47)

  • In den alten Bundesländern vielleicht noch in Bonn oder München

    Hannover, Wiesbaden, Freiburg, Hamburg, Stuttgart, ...

    Westdeutschland wird zuweilen unterschätzt. :wink:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wiesbaden kann qualitativ mithalten, ist aber nichtmal im Bereich der vielgerühmten Ringstraße so gut erhalten – dabei reden wir noch nicht mal von Einzelformen, sondern kompletten Abrissen und potthässlichen Neubauten v. a. der 1950er bis 1970er. Die Stuttgarter Gründerzeitgebiete stehen zugegeben im Schatten der schauderhaften Innenstadt, aber kommen meines Erachtens nicht so großbürgerlich rüber, wie das, was man aus Sachsen kennt. Den Rest kann ich (noch) nicht beurteilen, glaube aber kaum, dass es in irgendeiner der genannten Städte einen so guten Erhaltungsgrad der Einzelformen (Fenster, Türen, Treppenhäuser, Stuck etc.) gibt.

  • Darf ich an den Kontext erinnern?

    sind Platzanlagen erhalten, die in Deutschland wohl in der Form nur noch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zu finden sind. In den alten Bundesländern vielleicht noch in Bonn oder München

    Gründerzeitanlagen wie der Moltkeplatz in Hannover oder Holzmarkt in Freiburg sind nicht zu verachten.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Eine solche gründerzeitliche Geschlossenheit ist wie aus einem konzeptionellen architektonisch-städtebaulichen Guss. Ich bin relativ viel in Deutschland herumgekommen, es gibt nur wenige Orte, wo ein solcher städtebaulicher Rhythmus noch anzufinden ist. Görlitz gehört dazu. Sehr Ähnliches findet man noch in Halle, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Berlin-Friedrichshain, ist aber ehr sehr selten geworden. Zwickau sollte man nicht unerwähnt lassen. Erfurts Gründerzeitgebiete sind mir wenig bekannt.

  • Vielen, vielen Dank Lusacia sajon
    für die Bilder. Hier zeigt sich deutlich die einstige Bedeutung dieser schönen Stadt. Die negative Entwicklung, die ja bereits nach dem 02. WK einsetzte und nach der Wende sich massiv durch Abwanderung beschleunigte, hat diese Perle einfach nicht verdient.

    Gruß DV
    index.php?page=User&userID=3145

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Zum Abschluss gebe ich euch einen Überblick über die nördlich vom Bahnhof gelegene Innenstadt von Görlitz. Die Qualität und der Sanierungsstand sind durchaus repräsentativ, ca. 80 % des gesamten historischen Zentrums von Görlitz sind saniert.


    1. Teil

    Los geht’s!


    Brautwiesenstraße (unterstreicht gut den großstädtischen Charakter)

    Der 1. Stadtplatz

    Brautwiesenplatz

    Landeskronstraße

    Landeskronstraße in der Nähe zum Lutherplatz

    Hier der 2. große Stadtplatz

    Lutherplatz

    Demianiplatz

    Blick in Louisenstraße

    wie hier rechts zu sehen, gibt es überall noch Sanierungsbedarf

    Blick auf Reichenbacher Turm

    Im Bild ganz rechts das Gebäude befindet sich gerade in Sanierung

    Hartmannstraße

    Krölstraße

    Andere Seite des Lutherplatzes

    Krölstraße

    Löbauer Straße

    Salomonstraße

    Berliner Straße, Einkaufsboulevard von Görlitz

    Blick von Berliner in Hospitalstraße

    wieder zurück zur Berliner Straße

    der obere Teil sieht oft noch so aus, eine Belebung wird durch die Sanierung der Berliner Straße erhofft

    Jetzt der 3. große Stadtplatz

    Postplatz

    Im Hintergrund das ehemalige spätklassizistische Hotel „Viktoria“ aus dem Jahr 1863

    Jakobstraße

    4. großer Stadtplatz

    Wilhelmsplatz


    2. Hälfte folgt....

  • Eine traumhafte Altstadt mit Glanzstücken aus fünf Jahrhunderten, an die sich makellose Gründerzeitquartiere höchster Güte anschließen - in dieser Perfektion gewiss nicht nur in Deutschland eine absolute Seltenheit. Man könnte bei Görlitz von einem Klein-Prag sprechen.

    Der Görlitzer Städtebau müsste zum Pflichtbestandteil in jedem deutschen Architekturstudium werden. Es tut mir ja fast schon ein bisschen leid für die verantwortlichen Politiker und Beamten unserer Zeit, aber genau an solchen Gesamtkunstwerken ist das insgesamt miserable Schaffen heutiger Stadtplaner zu messen. Man sollte die Messlatte ruhig sehr hoch ansetzen.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Vielen, vielen Dank! Diese Eindrücke sind wirklich überwältigend. Nein, in keiner westdeutschen Stadt gibt es Gründerzeitviertel, die mit denen von Görlitz hinsichtlich Ausdehnung, Geschlossenheit, architektonischer Qualität und Vielfalt, ja Prächtigkeit auch nur von fern vergleichbar wären.

  • Nein, in keiner westdeutschen Stadt gibt es Gründerzeitviertel, die mit denen von Görlitz hinsichtlich Ausdehnung, Geschlossenheit, architektonischer Qualität und Vielfalt, ja Prächtigkeit auch nur von fern vergleichbar wären.


    Nichts gegen Görlitz, aber die Realität ist nunmal nicht dermaßen polarisierend. Görlitz mag weit vorne stehen, aber Hannoveraner List, Wiesbadener Bäderpomp oder Freiburger Wiehre sind keineswegs so "fern", wie es manch ein Ostfan (der ich übrigens auch bin) vielleicht gerne hätte. Die meisten westdeutschen Altstädte sind verloren, die Epoche Gründerzeit aber noch vielschichtig (und durchaus auch in hoher Qualität) vertreten.

    Mich würden mal Ansichten der umgestalteten Berliner Straße interessieren, von der war ich bei meinem Besuch nämlich ziemlich enttäuscht.

    Tolle Bilderreihe übrigens! cclap:)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (10. Juli 2011 um 22:31)

  • Die 2. Hälfte umfasst die Gebiete östlich der Berliner Straße/Jakobstraße


    Blumenstraße

    Bebauung rund um den Wilhelmsplatz

    Augustastraße

    Emmerichstraße

    Konsulstraße

    dieses Eckgebäude wartet auch noch auf eine Belebung

    Bahnhofstraße

    Blockhausstraße

    Blick in die noch zu ca. 65 % unsanierte James-von-Moltke-Straße

    Schillerstraße

    Theodor-Körner-Straße

    Emmerichstraße

    Hier gibt es im oberen Teil noch viele unsanierte Prachtbauten

    Blumenstraße

    Am Stadtpark

    Im Hintergrund die Synagoge

    Johannes-Wüsten-Straße

    5. Stadtplatz

    Elisabethplatz

    Bismarckstraße

    Struvestraße

    Marienplatz, links angeschnitten das Jugendstilkaufhaus


    So das war´s jetzt ist meine Festplatte leer

  • Deine Bilder bestarken meine Uberzeugung.Ja, so eine wunderbare Stadt.....
    Ich kenne keine Deutsche Stadt die so komplett und vielfaltig ist.
    Vielleicht sogar eine die schonsten Stadten dieser Grossenordnung in Europa...

  • Eine solche gründerzeitliche Geschlossenheit ist wie aus einem konzeptionellen architektonisch-städtebaulichen Guss. Ich bin relativ viel in Deutschland herumgekommen, es gibt nur wenige Orte, wo ein solcher städtebaulicher Rhythmus noch anzufinden ist. Görlitz gehört dazu. Sehr Ähnliches findet man noch in Halle, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Berlin-Friedrichshain, ist aber ehr sehr selten geworden. Zwickau sollte man nicht unerwähnt lassen. Erfurts Gründerzeitgebiete sind mir wenig bekannt.

    Ich denke ich tue meiner Wahlheimat Erfurt kein Unrecht wenn ich sage das es hier, was gründerzeitliche Viertel betrifft, nichts ähnliches gibt.
    Das tolle ist ja nicht nur die Pracht an sich sondern das schiere Ausmaß, in dem hier fast durchgängig ein schwindelerregendes Niveau gehalten wird.

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Stutzen (10. Juli 2011 um 23:53)