• Zur genauen Baugeschichte des Schauspielhauses schweigt sich mein Nürnberg-Architekturführer (DOM Publishers) leider ziemlich aus, offensichtlich wurde zumindest der Mittelteil ab 1951 als Kino/Varieté für die US Army errichtet, 1957 an Nürnberg übergeben und danach komplett umgebaut.

    Auf der Luftaufnahme (obiger Beitrag) wirken die Proportionen ausgewogen, es gibt einen flachen Verbindungsbereich:

    IMG_2761_sil_sil.jpg

    Farben und Material lehnen sich an das ältere Gebäude an, die Glasfassade ist aufwendig gestaltet:

    IMG_2762_sil_sil.jpg

    Die Fassade nach Süden hin ist durch die Bäume normalerweise wohl kaum zu sehen, außerdem kommt ja die Bahnlinie mit Unterführung:

    IMG_2772_sil_sil.jpg

    Insgesamt finde ich das schon gelungen.

    Easy does it.

  • Ich bin gespannt, ob und wann hier noch ein Schwung Nürnberg-Bilder der ganzen Knipsenden von der Jahreshauptversammlung von Stadtbild Deutschland landet. :koenig:

    Da waren ja einige Leckerbissen dabei, die man hier so wohl noch gar nicht gesehen hat. Innenhöfe, in die man sonst gar nicht reinkommt, besondere Ein- und Ausblicke..

  • Das ist ein interessanter Aspekt, der ja auch im Bereich moderner Kunst wirkt. Nicht über das Herz erschließt sich einem diese Architektur bzw. Kunst, sondern über den Kopf. Es ist eine intensive Beschäftigung damit nötig, um die Barrieren des Herzens zu überwinden.

    Das stimmt so nicht. Ich beschäftige mich mit dem, was mich interessiert. Ob ich mich für ein Thema interessiere, hat natürlich etwas mit Gefühl und Veranlagung zu tun. Ich interessiere mich für Architektur, für bildende Kunst, für Musik und Literatur. Ich muss keine "Barrieren des Herzens" - die Formulierung ist schrecklicher Kitsch - überwinden, um mich mit moderner Kunst zu beschäftigen. Denn ich interessiere mich für Kunst. Bei der modernen Kunst gibt es eine riesige Bandbreite. Vieles spricht mich nicht an. Aber warum sollte ich mich deshalb der Kunst grundsätzlich verschließen?

    Man kann übrigens auch nicht sagen, dass alte Kunst sich jedem sofort über das Herz erschließen würde. Viele Menschen können mit älterer Kunst leider gar nichts anfangen. Auch alte Kunst will verstanden werden und nicht einfach nur schön sein. Andererseits kann moderne Kunst auch auf rein ästhetischer Ebene wirken. Abstrakte Gemälde von Gerhard Richter bedürfen zum Beispiel keiner großen Erklärungen. Sie wirken unmittelbar durch Farben und Formen auf den Betrachter.

  • Vor allem kann man "Herz und Hirn" nicht trennen, schon gar nicht in der "Konsumentenrolle". Ob einem was letztlich zusagt oder nicht, ist am Ende des Tages immer "Herzensfrage". Das "Hirn" spielt eher als vegetative Ebene mit, indem es sozusagen Anspruch, Kritikfähigkeit, Geschmack, Verständnis etc regelt.

    Heimdall hat das missverständlich (oder besser gesagt missverstehend) so formuliert: Es ist eine intensive Beschäftigung damit nötig, um die Barrieren des Herzens zu überwinden.

    Demnach wäre "Herz" unentwickeltes Frühstadium. Dem ist aber nicht so. Es stimmt, dass ausschließlich das "Hirn" weiterentwickelt wird. Jedoch entscheidet am Ende immer noch das "Herz": ja, gefällt mir, oder: ganz interessant und bemüht, aber letztlich nicht überzeugend bzw misslungen.

    Aber richtig trennen kann man Herz und Hirn nicht. Und wenn doch, dann wird s kritisch, nämlich bei Phänomenen wie das "Des Kaisers neue Kleider Syndrom", wo das "Hirn" sozusagen entartet, das "Herz" überspielt und eigentlich zur Hirnlosigkeit wird. Dieses Phänomen ist hier im Forum aber eher bei der konservativen Seite zu beobachten, gerade was den Nürnberger Wiederaufbaustil betrifft.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nicht einmal auf allen dieser ausgewählten Bilder aus bemühten Perspektiven funktioniert der Eindruck eines real bestehenden "Alt-Nürnbergs". Diese Stadt ist eine einzige Tragödie.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nicht einmal bei diesen größtenteils wirklich schönen Bildern kann der Bär das Sudern lassen ;)

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe die Tage in Nürnberg sehr genossen und als jemand, der gerne fotografiert, kam ich vollends auf meine Kosten. Natürlich ist die Stadt nicht mehr die von vor dem Januar 1945 und ich verstehe alle, die das zutiefst bedauern (ich gehöre zu ihnen). Trotzdem hat die Stadt immer noch eine Menge zu bieten. Bei allem Verständnis für die Trauer, sollte man dennoch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.

  • Vor allem würde mich interessieren, wo es denn die viel besseren Beispiele gibt, in denen mehr als ein Platz oder eine sehr kleine Fläche bezogen auf die Gesamtstadt rekonstruiert oder in Anlehnung an historische Vorbilder bebaut wurde.

    Spontan dachte ich als Leuven, wo ich 2006 mal drei Tage übernachtet habe, aber beim Betrachten der 3D-Bilder auf Google Maps habe ich festgestellt, daß auch dort viele Gebäude erkennbar in einem angepaßten Stil erbaut wurden, der nie an ein historisches Gebäude denken läßt (Leuven gefiel mir aber dennoch ausgezeichnet).

    In Nürnberg wechselt die Qualität der Bebauung auch innerhalb der Altstadtmauern stark, dennoch gibt es speziell zwischen St. Sebald und Burg doch recht ansprechende Stadträume:

    Das ist doch ein angenehmes Straßenbild, auch wenn die Gebäude schlicht sind - in diesem Stil könnte man weite Teile der in der Tat etwas trist und simpel geratenen Straßenzüge z. B. rund um die Innere und Äußere Laufer Gasse aufwerten:

    Weite Teile Dresdens sind hingegen überhaupt nicht mehr erlebbar, und das geht flächendeckend gleich hinter dem Zwinger los und wird eher schlechter statt besser, man denke nur mal an den Postplatz und alles südlich davon ... oder das Viertel rund um die Annenkirche.

    Easy does it.

  • Die letzten drei Bilder zeigen weitgehend Altbauten, deren Renovierung etwas "geleckt" wirkt, und sind somit keine Beispiele des vielzitierten "guten Nürnberger Wiederaufbaus".

    Ich möchte mal wissen, bei welchem Bild der Eindruck eines "Alt-Magdeburg" oder "Alt-Chemnitz" entsteht.

    OK. Wenn du Nürnberg an diesen Beispielen misst, versteh ich deine Zufriedenheit.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Natürlich nicht. Vor allem, weil es substanzmäßig stehengeblieben ist. Dass Nürnberg nicht ALLE ramponierten Bürgerhäuser plattgemacht hat, ist jetzt nicht so eine überwältigende Leistung, ebenso wenig, wie der Umstand, dass man das Flachdach endlich irgendwann beseitigt hat. Man vergleiche das Schicksal der östlich angrenzenden Häuser, die jedenfalls zT wiederaufbaufähig waren (zB auf dem Bild rechts um die Ecke. Soll man über dieses Balkon-Paradies auch froh sein??). Den Bereich nördlich von St. Sebald würde ich jetzt nicht als sonderlich gelungen hervorkehren, ganz im Gegenteil.


    Das hier:

    IMG_3206_sil.jpeg

    wäre sogar eine ziemlich "störungsfreie" Ansicht Altnürnbergs. Weiß man, warum die Steinsichtigkeit bei den beiden Häusern eigentlich aufgegeben worden ist? Beinahe wirken sie "verpackt"? Doch nicht ...., das kann doch nicht sein bei gotischen Häusern?


    Reklov:

    Wie wär s damit:

    Magdeburg | Domplatz - BESCO - Berliner Steincontor GmbH


    Domplatz Magdeburg Panorama Foto & Bild | city, world, kirche Bilder auf  fotocommunity

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Schau mal auf meine letzte Ergänzung.

    Wobei ich in MD noch nicht gewesen bin. C mag ich irgendwie, zugegeben, würde aber nie sagen (und habe auch nie gesagt, dass die Stadt mehr historische Substanz als N aufwiese). Sie hat halt ein Gesicht, wenngleich ein modernes.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das hier:

    IMG_3206_sil.jpeg

    wäre sogar eine ziemlich "störungsfreie" Ansicht Altnürnbergs. Weiß man, warum die Steinsichtigkeit bei den beiden Häusern eigentlich aufgegeben worden ist? Beinahe wirken sie "verpackt"? Doch nicht ...., das kann doch nicht sein bei gotischen Häusern?

    Ja, schon sehr steril, kaum vergleichbar mit dem “patinierten” Stadtbild auf alten Bildern. Schon deshalb vermute ich, dass Nürnberg auch ohne Zerstörung heute vielleicht nicht mehr ganz so schön gewesen wäre. Salzburg zB. ist heute auch so eine Stadt die etwas “totsaniert” wirkt (auf mich zumindest), wenn auch immer noch weitaus besser als deutschen GroßStädte, weil unzerstört.

  • Nicht einmal auf diesem ausgewählten Bild aus bemühter Perspektive funktioniert der Eindruck eines real bestehenden "Alt-Magdeburgs". Im Hintergrund erkennt man schon die ernüchternde Realität des dominierenden Stadtbilds.

    Dasselbe Problem wie in fast allen zerstörten Städten halt…

  • Sehr unfair überdies. Dieser Rand ließe sich leicht wegschneiden (was auf dem Dürer-Platz eben nicht so leicht geht). Auf welchem N.er Stadtplatz findet sich eine so lange intakte Zeile, wo findet sich ein großer Platz mit dreiseitiger Altbebauung (auch wenn eine davon ist der Dom ist)? Man nehme bloß den unsäglichen Hauptmarkt als Vergleichsobjekt...

    Nein, MD ist wirklich nicht "schön" und als Wiederaufbauprojekt kein Ruhmesblatt. Das kann niemand behaupten. N. aber eben auch nicht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.