Posts by Leonhard

    Beim Haus Ledererstraße 14 sind jetzt die Gerüste abgebaut worden und man muss leider feststellen, dass das Haus nicht so renoviert wurde, wie man es sich gewünscht hätte...


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    Die kalte grau-beige Farbe und das Fehlen der Fensterfaschen sind sehr ärgerlich! Eigenartigerweise war die Fassade auf der Gerüstplane noch ganz anders abgedruckt, wie man auf den Fotos von Markus oben sehen kann... das Haus war jedenfalls vorher schöner, sehr schade.

    Hier die versprochenen Fotos der Repräsentationsräume im 1. Stock des Lenbachhauses. Die Räume entstanden zusammen mit dem Rest der Villa in den Jahren 1887-1891 und wurden von Gabriel von Seidl entworfen; ihr Stil ist hauptsächlich von italienischen Renaissancevillen inspiriert. Es handelt sich hier nicht um die ehemaligen Atelierräume Lenbachs (diese waren im Südtrakt untergebracht), sondern um seine Empfangsräume. Sie sollten seinen künstlerischen Geschmack ausdrücken und dienten der "kultivierten Selbstdarstellung", wie die Denkmaltopographie schreibt. Wie das meiste in München wurde auch die Lenbachvilla im 2. Weltkrieg schwer beschädigt: während das Atelier im Südtrakt sowie der Nordtrakt fast ganz zerstört wurden, kamen die Repräsentationsräume mit überwiegend leichteren Beschädigungen davon. Durch verschiedene museale Verwendungen wurden die Räume jedoch lange Zeit immer wieder verändert und erst 1996 in Anlehnung an das originale Aussehen mithilfe alter Fotos restauriert. Am wenigsten entspricht der sogenannte Steinerne Raum dem ursprünglichen Aussehen, die wichtigen drei Haupträume hingegen präsentieren sich (abzüglich einer ursprünglich reicheren Möblierung) mehr oder weniger so wie zu Lebzeiten Lenbachs. Die Haupträume besitzen eine für heutige Begriffe eher düstere Ausstrahlung, die aber damals sehr gesucht war; so - und teilweise noch opulenter - muss man sich reiche historistische Wohnungen der Neurenaissance der Gründerzeit vorstellen. Heute findet sich so eine Raumflucht nur noch sehr selten, weswegen diese Räume mit ihrer Ausstattung für heutige Augen sehr eigenartig, aber auch faszinierend anmuten; ihre Atmosphäre hat jedenfalls mit der heutigen hellen und luftigen Altbau-Ästhetik wenig zu tun.


    Wir beginnen mit dem nicht wieder ganz hergestellten sogenannten Steinernen Raum (vor allem die Stuckaturen wurden nur vereinfacht rekonstruiert):


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    Nun zum sog. Roten Raum:


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    Blick in den Grünen Raum:


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    Das ist tatsächlich sehr ärgerlich, weil die Architekten mit einer anderen, meines Erachtens deutlich besseren Fassade den vorangegangenen Wettbewerb gewonnen hatten und danach die Fassade vollkommen geändert haben. So hätte die Fassade eigentlich aussehen sollen:


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    Dass so eine krasse Änderung möglich ist und von der Lokalbaukommission nicht unterbunden wird, ist meines Erachtens ein Skandal.


    Die Gauben auf dem Palais Neuhaus-Preysing sind mir vor ein paar Tagen auch sehr störend aufgefallen: da hat man eine Attika, die eigentlich das Dach verstecken soll und dann schauen da Gauben drüber...

    In der Nymphenburger Straße wird leider ein Altbau abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, es handelt sich um Haus Nr. 88. Auf der Website des Bauträgers schreibt man zwar von einer "Kernsanierung eines bereits bestehenden Altbaus aus dem Jahr 1875, es bleiben aber das Kellergeschoss und die Außenwände bestehen", auf mich macht das Ganze aber den Eindruck eines völligen Neubaus, die neue Fassade schaut komplett anders aus und weder die Etagenanzahl noch die Fensteranordnung stimmen überein. Der Altbau an sich ist nichts Besonderes (vermutlich wurde er irgendwann vereinfacht), er steht nicht unter Denkmalschutz und sein direktes Umfeld ist auch nicht besonders schön; schade ist es trotzdem.


    Hier zwei Fotos des Altbaus:


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    Hier zwei Visualisierungen:


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    Nachfolgend einige Fotos vom Lenbachhaus, der Künstlervilla des Malers Franz von Lenbach in der Luisenstraße 33 in der Maxvorstadt, direkt neben dem Königsplatz. Die als Gemäldegalerie genützte Villa bekam leider ab 2009 einen modernen und unpassenden Seitenanbau an der Brienner Straße, ist aber ansonsten trotz Kriegsbeschädigung äußerlich gut erhalten. Im Hauptteil der Villa gibt es sogar einige restaurierte (und teilweise auch rekonstruierte) historische Repräsentationsräume, von denen ich aber momentan nur zwei Fotos habe, weitere werde ich nachreichen. Der Garten ist wunderschön und kann auch ohne Eintrittsgeld betreten werden: er ist eine Art Geheimtipp für Leute, die in gepflegter, südlich anmutender Atmosphäre ein Buch lesen oder einfach nur die Sonne genießen wollen.


    Hauptbau:


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    Südtrakt:


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    Blick zu den Propyläen am Königsplatz:


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    Loggia am Südtrakt:


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    Blick von der Loggia an den Propyläen vorbei zum Königsplatz und den beiden Turmhauben der Frauenkirche:


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    Nordtrakt:


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    Vestibül:


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    Repräsentationsräume 1. Stock, Blick vom roten in den grünen Salon:


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    Es gibt in der 1. Etage des Hauptbaus fünf historische Räume, weitere Fotos davon werde ich nachreichen. Diese Räume haben eine ganz besondere Aura und übermitteln mit ihrer Einrichtung die Atmosphäre einer herrschaftlichen, gründerzeitlichen Wohnung, wie man sie heute nur noch ganz selten erleben kann.

    Zum Abschluss für heute noch drei von Lenbach gemalte Porträts, rechts der öfters von ihm porträtierte Bismarck - wie man sieht, konnte Lenbach durchaus sehr virtuos malen... er war einer der gesuchtesten Porträtmaler seiner Zeit.


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    Verzeihung, wenn ich dazwischen grätsche, aber ich glaube, die Kernposition von Maecenas scheint mir eigentlich zu sein, dass es seiner Meinung nach legitim ist, "pseudohistorisch" zu bauen und zwar auch mit gewisser regionaler Freiheit, d.h. ohne hundertprozentig korrekten Bezug zur Regionalarchitektur. Dies kann man natürlich auch anders sehen, wie hier schon detailliert ausgeführt.

    Die Frage, die sich mir und wahrscheinlich auch Maecenas stellt, ist, ob eine stilistisch und kunsthistorisch "korrekte" Herangehensweise im Falle einer simplen Wohnsiedlung der einzig richtige Weg ist oder ob man angesichts der normalerweise in solchen Fällen gebauten modernistischen "Tristesse" nicht auch einmal diese zugegebenermaßen unbekümmerte Lösung wählen darf.

    Ich finde, dass der Vergleich mit dem Historismus so verkehrt nicht ist: auch dieser begann als zweifelhaftes Experiment und hat erst im Laufe der Zeit - zugegebenermaßen schneller als Jakriborg - seine Nachfolge gefunden. Neuschwanstein und die anderen Schlösser Ludwigs des II. waren als kitschiger Traum eines Weltflüchtigen verschrien, bevor irgendjemand mal erkannt hat (ich glaube es war Gabriele D’Annunzio), dass diese Weltflucht Ludwigs des II. einer der höchsten Ausdrücke der romantischen Epoche war, ähnlich wie der Ring des Nibelungen von Wagner, und somit durchaus seinen berechtigten geistesgeschichtlichen Hintergrund habe. Auch die von römischen und florentinischen Vorbildern inspirierten Nachbauten von Palästen in Potsdam und München wurden äußerst kritisch gesehen und belächelt, bevor erkannt wurde, dass es sich hier ebenfalls um einen spezifischen Ausdruck einer Epoche handelte, welche neue Bildungs- und Kulturhorizonte setzen wollte. Ähnliches könnte man vielleicht auch eines Tages von Experimenten wie Jakriborg oder Poundbury sagen, die den Versuch darstellen, einen Ausbruch aus dem modernistischen Stildiktat und eine Rückkehr zu klassischen Stilen der Vergangenheit zu bewerkstelligen und die somit ein spezifisches Bedürfnis eines Teiles der Bevölkerung unserer Zeit ausdrücken - womit auch hier ein geistesgeschichtlicher Hintergrund gegeben wäre, der dem Ganzen eine Legitimation geben kann.

    Dagegen haben sicher die meisten nichts, so vollkommen engstirnig, dass wir alles Moderne kategorisch ablehnen würden, sind wir hier nicht. Aber die Glashäuser, die Du als gute oder zumindest akzeptable Architektur verkaufen wolltest - vor allem das grotesk übereinander gestapelte Legohaus - waren wirklich schwer verdaulich und hatten mit der hier gepflegten klassischen Geschmacksrichtung überhaupt nichts zu tun, das musst Du schon verstehen. Ich glaube nichtmal, dass diese Bauten unter modernistischen Gesichtspunkten besondere Qualitäten besitzen, das ist einfach moderne Standardware. Es bleibt Dir natürlich unbenommen, diese Gebäude trotzdem attraktiv zu finden, aber dass Du damit hier deutlichen Widerspruch erzeugen wirst, sollte Dich nicht verwundern.

    Vielen herzlichen Dank für Dein Lob, das ist sehr nett von Dir, aber als Münchner muss ich leider zugeben, dass es mehr als genug an München auszusetzen gibt, gerade auch in architektonischer Hinsicht... da gibt es so einige Städte in Europa, die ein deutlich höheres Niveau haben und viel schöner sind, z.B. Wien. Aber man kann's in München schon einigermaßen aushalten, gerade auch was das kulturelle Angebot betrifft, das stimmt.

    @Ursus: Kann man ja eh alles noch machen ;) aber es geht hier um eine normale Siedlung in Schweden, in der sich Menschen dauerhaft wohlfühlen sollen und da passt dieser Stil doch ganz gut, findest Du nicht? Die Frage der Qualität kann ich nicht abschließend beurteilen, aber es erscheint mir handwerklich schon gut gemacht und die Einfachheit ist vermutlich auch den Kosten geschuldet. Auf jeden Fall finde ich bei einer normalen Wohnsiedlung eine handwerklich gut gemachte Mediokrität wesentlich besser als ein gescheitertes Experiment.

    Ich möchte dafür plädieren, dass es gerade in der Kunst (und damit auch in der Kunstwissenschaft) Raum für Illusion geben muss - wo wenn nicht hier? Große Teile des Barock sind Illusion. Große Teile der Malerei sind Illusion. Die ganze Bühnenkunst incl. Musik ist Illusion. Diese ewige Frage nach Authentizität war immer schon schwierig und ist es heute noch viel mehr, nachdem wir u.a. in der Architektur unseren stilistischen und geschmacklichen Kompass verloren zu haben scheinen. Von daher läuft es für mich auf die gleiche Frage wie bei Ursus hinaus: auf die Frage nach der Qualität. Die Qualität mag hier vielleicht nicht überragend sein (so genau hab ich mir die Bilder nicht angeschaut), aber sie ist immerhin so gut, dass es nicht von vornherein als schlecht gemachter Kitsch erscheint. Ich möchte von daher auch Ursus widersprechen, wenn er den Häusern jegliche architektonische Qualität abspricht: sie haben davon in meinen Augen wesentlich mehr als die meisten zeitgemäß-modernen Siedlungen, mit denen unsere Länder überschwemmt werden. Dass der Stil dieser Häuser ein vergangener ist und somit gemäß des Diktats des ewigen Fortschritts nicht wieder ausgegraben werden dürfte? Lächerlich angesichts der durchschnittlichen architektonischen Misere unserer heutigen Zeit. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer stilistisch-korrekten modernen, aber häßlichen und einer unauthentischen, meinetwegen auch leicht kitschigen, aber trotzdem hübsch gemachten althergebrachten Gestaltung, werde ich mich auf jeden Fall für zweiteres entscheiden. Es geht hier nur darum, was besser gefällt und nicht, was kunsthistorisch korrekt ist.

    Oh mei... da müsste man erstmal festlegen unter welchem Aspekt: subjektive Schönheit des Stadtbilds oder kunsthistorische Bedeutung? Venedig hast Du auf jeden Fall vergessen... solche Ranglisten mögen vielleicht auf den ersten Blick reizvoll sein, sind aber letztendlich müßig.

    Wenn das in Budapest so weitergeht, kann Wien einpacken.

    Wo bleibt die österreichische Sanierungsoffensive?

    Herr Hofrath - so tuns doch bittschö endlich emoal aufwachen.

    Es kann doch nicht sein, dass einem das Nachbarland den Rang abnimmt.

    Der "Goldene Westen" ist bald nur noch ein Schatten seiner selbst.

    So schön ich Budapest finde und so toll die dortigen seit Jahren laufenden Sanierungen auch sind, so ist Wien meines Erachtens trotz der negativen Entwicklungen der letzten 20 Jahre doch immer noch ein anderes Kaliber: dem barocken Wien mit seinen kunsthistorisch höchst bedeutsamen Palais und Kirchen hat Budapest nahezu nichts entgegenzusetzen, es ist eben eine vergleichsweise sehr junge Stadt mit wenig Tiefe, worüber auch der historistische Reichtum nicht hinwegtäuschen kann. Die einzige Stadt in Mitteleuropa, die in der Liga Wiens - und wahrscheinlich sogar noch etwas darüber - spielt, ist Prag.

    Muss das Ding noch durch irgendeine Kommission oder ist es schon so gesetzt?

    Nein, das wird seit einiger Zeit schon gebaut. Bis vor kurzem gab es allerdings keine offizielle Bestätigung, ob die beiden Häuser wie vor einigen Jahren im Modell gezeigt (siehe meinen ersten Beitrag in diesem Faden) auch wirklich gebaut würden oder ob der Entwurf nicht doch noch, wie so oft, nachträglich geändert werden würde. Mit dieser Visualisierung dürfte sich diese Befürchtung erledigt haben.

    thommystyle™ Ja, das stimmt. Allerdings empfinde ich die Kubatur beider Gebäude hier als das Wichtigste: sie ist in Bezug auf den zur Verfügung stehenden Platz ideal, viel besser hätte dies meines Erachtens nicht gelöst werden können. Wie die Fassaden in echt wirken, wird man sehen. Ich habe auf jeden Fall die große Hoffnung, dass mit diesem Ensemble die ganze Gegend stark aufgewertet werden wird und somit in Verbindung mit der nördlich davon verlaufenden Maximilianstraße, den zwei schönen Verbindungsstraßen zur Hildegardstraße Falckenbergstraße und Stollbergstraße, der Gegend um das Platzl und natürlich dem Max-Joseph-Platz ein ganzes Areal entsteht, das kaum mehr störende Bausünden hat und in dem die schon vorhandene erstklassige Altbausubstanz angemessen zur Wirkung kommt. Bisher war das an dieser Stelle befindliche, über alle Maßen häßliche Parkhaus ein gigantischer Wermutstropfen in einer ansonsten überwiegend sehr schönen Gegend: es gibt dort sowohl kleine verwinkelte Gassen und Plätze mit Altstadtcharakter als auch die große mondäne Atmosphäre des 19. Jhs, wie sie das Mandarin Oriental aber natürlich vor allem die Maximilianstraße verkörpert und wozu diese beiden neuen Gebäude meines Erachtens gut passen, obwohl sie einen modernen Touch haben. Wir werden sehen!

    Es ist endlich eine Visualisierung samt Projekt-Website zu den beiden Neubauten an der Neuturm-/Hildegardstraße (siehe hier) erschienen:


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    Das Ensemble - Falckenberg Ensemble


    Nach jahrelangem Hin und Her und Ausstieg des Co-Investors war es lange nicht klar, in welcher Form das Projekt realisiert werden würde. Es ist sehr schön, dass an dem ursprünglichen Entwurf festgehalten wurde und für heutige Maßstäbe sind die beiden Gebäude sehr gelungen und gut in das historisch sensible Umfeld eingepasst. Auf jeden Fall findet hier eine gewaltige Aufwertung im Vergleich zum vorher dort stehenden häßlichen Parkhaus statt!

    Allerdings erscheint mir die bis auf minimal vorstehende Lisenen ungegliederte lange seitliche Fensterfront doch arg eintönig und auch die grauen Ziegel wirken trotz leichter Farbnuancen eher kühl. Die durch die beiden Staffelgeschoße entstehende Verjüngung der beiden Gebäude finde ich hingegen sehr schön! Die unter den Fenstern befindlichen ganz leichten Reliefs erinnern mich an eine Klaviatur... Insgesamt ein sehr erfreuliches und für heutige Maßstäbe elegantes Bauprojekt, was die Gegend extrem aufwertet!