Gründerzeitliche Prachtbauten in Berlin

  • Eine weitere kleine Kollektion aus Kreuzberg.

    Kreuzberg, Paul-Lincke-Ufer 42/43 (Hugo Sonnenthal)

    Kreuzberg, Kottbusser Straße 5

    Kreuzberg, Kottbusser Straße 8

    Kreuzberg, Oranienstraße 166 (Siegfried Weile)

    Kreuzberg, Dresdner Straße 27, ehem. Markthalle VII (Hermann Blankenstein)

    Und jetzt muss ich auch mal ausnahmsweise aus der bisherigen, schon weiten Gründerzeitdefinition (1871-1914) ausscheren, damit ich dieses sehenswerte Wohnhaus im florentinischen Stil zeigen kann, welches bereits in den 1850ern errichtet wurde.

    Kreuzberg, Sebastianstraße 87/Luckauer Straße 10 (J. C. Forkert/H. Feige)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • In Berlin die Regel, immer ein Prachtexemplar und direkt daneben entstuckt oder Nachkriegsbau. Durchgängige Schönheit ist selten in der Stadt.

    In dubio pro reko

  • Sieh es doch mal so: Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass neben allen entstuckten Häusern und Nachkriegsbauten auch immer ein Prachtexemplar steht. ;)

  • Hatten wir hier auch schon mit einem Bild gezeigt, hier noch ein paar Detailansichten ergänzend.


    Zur Möllendorffstraße hin einmal das Stadtbezirkswappen
    Und einmal das Wappen der Mark Brandenburg

    Der Turm

    In der Rathausstraße nochmal das Wappen der Mark Brandenburg

    Außerdem das königliche Preußen-Wappen


    Bilder von mir, ©Ludolf

    Soweit ich weiß, werden nach und nach die Mosaike wieder in Stand gesetzt...

  • Danke für die Bilder.
    Sehr interessanter Bau; weißt du, wann das Rathaus errichtet wurde?
    Der Dachreiter über der Giebelfassade mutet ja nordisch an, das erinnert mich etwas an skandinavische Holzkirchen. Kannst du auch hier Auskunft geben, wieso man da solche Stilformen verwendete?
    LG

  • Ich frag mich, welches Mosaik im Wikipedia-Artikel gemeint ist, das Wappen der Mark Brandenburg zur Möllendorffstraße hin sieht deutlich besser aus, als das zur Rathausstraße hin( bei welchem ähnlich wie beim Preußen-Wappen eine ganze Ecke fehlt), aber trotzdem fehlen selbst bei diesem einige Steinchen, wie man auch bei meiner Nahaufnahme erkennen kann, an der oberen gelb-goldenen Umrandung.

    Vermutlich bereits wieder die ersten Verschleißerscheinungen nach der kurzen Zeit. :sad:

  • Zum Rathaus Lichtenberg noch folgende Empfehlungen:
    http://www.berlin.de/ba-lichtenberg…thaus_libg.html
    http://www.az-holzbau.de/ref5.php
    Wer baute das Rathaus in Lichtenberg - Luise Berlin

    Hinsichtlich der Glasmosaiken ist es in der Tat wohl so, dass die Instandsetzung noch nicht abgeschlossen ist.
    http://www.berliner-lokalnachrichten.de/berlin/restaur…chtenberg/1673/
    http://www.berliner-woche.de/nachrichten/be…de-restauriert/

    ___
    Einige Gebäude aus dem Berliner Norden.

    Prenzlauer Berg, Christburger Straße 39

    Prenzlauer Berg, Christburger Straße 40

    Prenzlauer Berg, Christburger Straße 43

    Prenzlauer Berg, Christburger Straße 44

    Pankow, Schulzestraße 40

    Pankow, Görschstraße 45/46, ehemaliges Hauptzollamt, heute algerische Botschaft (Carl Fenten)

    Rechts direkt anschließend das Ossietzky-Gymnasium

    Pankow, Florastraße/Florapromenade 27

    Pankow, Florastraße 40

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Kreuzberg, Wrangelstraße 50/51, St. Marien-Liebfrauenkirche (Ludwig Becker)

    Kreuzberg, Ohlauer Straße 5-11, ehem. Pianofortefabrik Bechstein (Carl Schäfer/H. Wolf/A. Toepffer)

    http://de.wikipedia.org/wiki/C._Bechstein_Pianofortefabrik

    Kreuzberg, Skalitzer Straße 96/Lausitzer Platz 6

    Kreuzberg, Wiener Straße 69/Skalitzer Straße 39 (M. Koch)

    Kreuzberg, Carl-Herz-Ufer 30, ehem. Depot der Stadtreinigung (Ludwig Hoffmann)


    Welches Gebäude gleichen Zwecks unserer Tage ließe sich wohl derartig gelungen in eine solche Nachnutzung überführen? Nicht ein einziges, denke ich.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Hauptzollamt in Pankow ist ja ein herrliches Gebäude! Als Gebäude der Staatsverwaltung folgerichtig neobarock gebaut.

    Hier noch mal ein anderer Blick, entnommen aus der Wikipedia. Man sieht, dass das rechte Portal als Hofeinfahrt ausgeführt ist.

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pank…e_Botschaft.jpg

    Das rechts angeschnittene Ossietzky-Gymnasium stammt übrigens auch von Carl Fenten, was vielleicht erklärt, warum die beiden Gebäude sich im Rustika-Geschoss so stark ähneln, ja miteinander zu verschmelzen scheinen. Carl Fenten war leitender Baubeamter der Stadt Pankow, gewissermaßen das Pankower Pendant zu Ludwig Hoffmann in Berlin oder Reinhold Kiehl in Rixdorf (Neukölln). Wie die beiden letztegannten ein sehr fähiger Architekt, der trotz aller Repräsentationswirkung angenehm ruhige und proportionale Baukörper geschaffen hat, die auch heute noch überzeugen cclap:) .

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Alt-Moabit 36 / 37

    Gotzkowskystraße

    Zur Turmstraße 4 muss ich hier auch einfach nochmal zwei Nahaufnahmen ergänzen!

    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Wenn ich mal als jemand, der das letzte mal, und dann auch nur flüchtig, vor 8 Jahren als 11 Jähriger in Berlin war, eine unbedarfte Frage darf. Als frischer Leipziger (ich dachte immer Gründerzeithauptstadt Europas) werde ich ja direkt neidisch, wenn ich mir so Ludolfs Bilder beispielsweise von der

    Gotzkowskystraße anschaue. Genau solche Gründerzeitler sind es, die mein Herz höher schlagen lassen, sie haben etwas hochurbanes, aber mit einem sehr nostalgischen Anstrich, ich liebe sowas einfach, vergleichbares habe ich in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] kaum gesehen, liegt es einfach daran weil sich die Leipziger und Berliner Gründerzeit so sehr unterscheiden, Berlin als Reichshauptstadt einfach mit soviel mehr Prunk gesegnet worden ist? Andererseits sind mir in Stettin und auch Görlitz zahlreiche vergleichbare Gründerzeitler untergekommen. Ist mein Neid auf Berlin berechtigt? Das der Strang ein bisschen unrepräsentativ für Berlin ist, kann ich mir wohl leider denken, aber gerade wenn man so mit Google earth über manche Kietze von Berlin fliegt, kommen einem noch hoch verdichte Quartiere unter, in einer Menge und Ausdehnung, die in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] unvorstellbar ist. Ist das wirklich alles (größtenteils) entstuckt? Die verdichtetsten Viertel in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] sind ja das Waldstraßenviertel, Volkmarsdorf, Lindenau, Schönefeld und Teile der Südvorstadt/Connewitz, aber nie auch nur ansatzweise so dicht bebaut wie in Berlin.
    Und warum haben die meisten Berliner Gründerzeithäuser fast Flachdächer mit Teerpappe (?) und die meisten Leipziger sind mit Ziegeln, in gehoberenen Gegenden mit Schiefer gedeckt?
    Gibt es weiterführendere Antworten dafür, als nur dass ich gerade Äpfel mit Birnen vergleiche, die ehemalige Reichshauptstadt mit "nur" [lexicon='Leipzig'][/lexicon]?

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (8. März 2014 um 00:44)

  • Also erstmal stellen diese Bauten sicherlich (leider) eine Minderheit dar. Zweitens gibt es in Berlin in der Tat noch unglaubliche viele Altbauten, meist halt entstuckt, bzw. teilweise nur noch bestuckt.

    Im Verhältnis dürfte [lexicon='Leipzig'][/lexicon] jedoch sicherlich ganz weit mit vorne sein, vorallem auch was die großartigen Sanierungen und Wiederbestuckungen angeht! Da ist [lexicon='Leipzig'][/lexicon] momentan einfach einsame Spitze! Man stelle sich nur vor, alle Altbauten in Berlin würden wieder bestuckt werden, da gäbe es in der Tat tausende Altbauten in Berlin, an denen man sich abarbeiten könnte. Straßenansichten wie in der Gotzkowskystraße gibt es hier und da noch, aber es ist schon seltener, dass mal 3-4-5 bestuckte Altbauten am Stück noch stehen.

    Ansonsten gibt es in Berlin Altbauten im "Wilhelminischen Ring", aber natürlich auch in den ehemaligen Vorstädten Köpenick, Spandau, Pankow, Zehlendorf und co...

    Ich würde sogar auf 5stellige Zahlen was die Summe aller Altbauten, ob mit oder ohne Stuck tippen, genaue Zahlen kenne ich aber auch nicht...

  • Hier einige Jugendstilgebäude aus der Pariser Straße. Der Berliner Jugendstil ist ja ganz eigen und nimmt auch Elemente des Barock und Rokoko auf.
    Alle Fotos von mir, vom 20. März 2014

    Pariser Straße 3:


    Pariser Straße 4, der meiste Stuck fehlt wohl, dennoch schöne Wirkung, so manchem Haus könnte man auch ohne umfangreiche Rekonstruktion der Fassade wieder ein Gesicht geben:


    Pariser Straße 61 mit ägytisierenden Elementen:


    Pariser Straße 62:

    Fortuna mit Füllhorn:

  • Vor langer Zeit kam mir eine Statistik in die Finger über die Quantitäten des erhaltenen Altbaubestands in deutschen Städten. Danach ist natürlich Berlin einsame Spitze, weit vor allen anderen deutschen Städten rangierend. Nur leider ist dieses baugeschichtliche Kapital weitgehend totes Kapital, da die meisten Stadtteile aus überwiegend entstuckten Altbauten bestehen, in zahllosen Straßen hat sich keine einzige Stuckfassade erhalten. Auch die prachtvollen Fassaden am Anfang der Pariser Straße sind eine insulare Erscheinung; schon die Nachbarbauten wurden vor nicht langer Zeit ohne Neubestuckung renoviert.

  • Wahnsinn, sind das tolle Gebäude! Um 1905 wurden einfach die qualitativsten und schönsten Gebäude errichtet. Pariser Straße 61 ist genial, was die Türen für eine Form haben :) Und auch der Stuckbaum auf der Fassade von Pariser Straße 4 beeindruckt mich. Gerne noch mehr Jugendstil-Prachtbauten! :daumenoben:

  • In Berlin gibt es noch unzählige prachtvolle Gründerzeitbauten. Nur liegen sie zum großen Teil leider außerhalb des (touristischen) Stadtzentrums. Ihr könnt mich ja jetzt steinigen, aber was haltet ihr von der Idee Berlin zu einer Art Bauernmuseum zu machen und die jott-wee-dee liegenden Prachtbauten und in anderen Städten abgerissene Bauten im Zentrum wieder aufzubauen? (natürlich nicht ganz erst gemeint, aber eine Lösung um das Stadtzentrum wieder schöner zu machen) :biggrin: