Mobilität und Städtebau

  • Und "überfett", naja, ist halt suboptimale Verbrennung mit mehr Brennstoff bei Kaltstart, wie man das nennt, weiß ich nicht, aber die Einspritzpumpe haut deutlich mehr Benzin in einen kalten Motor als in einen warmen, sieht doch jeder, der ein Auto hat nach Kaltstart an der Verbrauchsanzeige

    Das war zu den Zeiten von Vergasern wie bei unserem Uralt-Passat, der hatte wohl einfach so eine Art Bimetallstreifen, der dann sehr viel Sprit zuführte. Der Grund lag wohl darin, daß Treibstoff in Zuleitung und Vergaser kondensierte, was aber weder bei den heutigen Einspritz-Benzinern noch bei Dieselmotoren auftritt.

    Heutige Lamdsasonden sprechen sehr schnell an und dosieren das Benzin dann sehr genau und sparsam, die Phase eines etwas fetteren Gemischs ist sehr kurz. Abgesehen davon steigt bei kalter Luft die Leistung eines Verbrennungsmotors, da der Luftdruck geringer ist und dadurch mehr Treibstoff verbrannt werden kann, entsprechend ist im Kaltlauf kein überfettes Gemisch für eine saubere Verbrennung nötig, und zudem würde eine Motorheizung zwar sicherlich viel für Komfort und Haltbarkeit bringen, aber nichts für die Abgasentwicklung, denn die hängt bei Benzinern von der Temperatur des Katalysators ab und nicht von der Motortemperatur.

    Daß die Anzeige ziemlich hoch ist, hat wohl eher etwas mit der Elektronik zu tun, als Seltenfahrer wurde die Anzeige bei meinem Mitsubishi nach mehreren Tagen Standzeit immer zurückgesetzt und arbeitete sich erst im Laufe des Fahrens (auch an heißen Tagen mit sehr kurzer Aufwärmphase) immer langsam nach unten.

    Jeder weiß seit dem Abgasskandal, dass Abgasreinigungssysteme ganz legalerweise nur in bestimmten Thermofenstern funktionieren

    Der Skandal bestand ja eher darin, daß Prüfstandsmessungen automatisch erkannt wurden (z. B. keine Lenkradbewegungen) und dann ein spezieller "Betrugsmodus" aktiviert wurde.

    Das hat auch nur indirekt etwas mit der Temperatur des Kat zu tun, sondern ist mit dem Schutz des Motors begründet.

    Das lag wohl eher daran, daß die gewünschten Werte im Rahmen des vorgegebenen Budgets nicht erreichbar war und bei VW so eine Art Kultur der Angst und des Wegsehens herrschte. Abgesehen davon hätten die Nachfüllintervalle für das AdBlue bei Dieseln hochgesetzt oder die entsprechenden Behälter vergrößert werden müssen, was man auch nicht wollte, bei den "Clean Diesel"-Motoren.

    Ähnliche Betrügereien gibt es wohl semilegal noch für die angeblichen Verbrauchsmessungen von Hybrid-Fahrzeugen, bei denen dann riesige Porsche extrem niedrige Werte haben (zumindest noch beim alten NEFZ), weil beim Test fast nur mit Elektromotor gefahren wurde, anstatt den sporadisch zuzuschalten.

    Easy does it.

  • Der Skandal bestand ja eher darin, daß Prüfstandsmessungen automatisch erkannt wurden (z. B. keine Lenkradbewegungen) und dann ein spezieller "Betrugsmodus" aktiviert wurde.

    Worüber diskutieren Wir hier? Es geht nicht um den Dieselskandal, sondern darum, dass seitdem der breiten Öffentlichkeit bekannt ist, dass zum Motorschutz in bestimmten Thermofenstern keine Reinigung stattfindet und dies auch so gesetzlich zugelassen ist. Das bestätigt nur nochmal die Aussagen von Heinzer und Helge, welche mit Verwirrung quittiert wurden.

    Alles was darüberhinaus unnötigerweise von den Herstellern getan wurde, wie Du ja richtig ausführst, sollte ja mittlerweile weitgehend abgestellt sein von den geläuterten Herstellern.

  • Buarque soll sich einfach mal an einem Wintermorgen an eine vielbefahrene Kreuzung stellen, dann weiß er, was ich meine. Schön ist, wenn man den Dreck dann straßenbegleitend sogar noch länger einatmen darf als Fahrradfahrer. Merkt man natürlich in der Karre, klar, Sitzheizung an, Mucke läuft. Das ist ja Teil des Problems, die Probleme des MIV werden ganz grundsätzlich auf andere abgewälzt.

  • Das dürfte schon allein daran scheitern, daß ich ländlich wohne, überzeugter Spätaufsteher bin, im Winter eher selten die Wohnung verlasse und auch über kein Fahrrad verfüge (Personenkraftwagen erst recht nicht mehr) ... ich schaue aber mal, ob ich das bei meinen nächsten Stuttgart-Besuch nachvollziehen kann, früher Abend ginge vermutlich auch noch?

    I feel your pain ...

    Easy does it.

  • Was sind wir doch so zarte Pflänzchen geworden. Ich erinnere mich noch an meine Kindheit, als ich ins Büro meines Vaters kam und erst mal mit der Hand den Zigarrennebel wegwedeln musste, um etwas zu sehen.

    Als das Rauchverbot in Diskotheken kam, war das in manchen Rockkellern sehr schlecht. Plötzlich nahm man den Geruch des WCs und die Ausdünstungen nach altem Schweiß bei einigen Besuchern war.

    Ich wäre übrigens für ein Käseverbot. Ich hasse den Geruch, besonders wenn ich bei manchen Bekannten mal den Kühlschrank aufmache. Wäre für mich ein Scheidungsgrund. :zwinkern:

  • Ja, lustig. Der klitzekleine Unterschied ist nur, dass am Geruch von Schweiß und Käse kein Mensch stirbt oder offener gesagt: elendig verreckt.

    An Feinstaubimmssionen oder Nikotin dagegen schon (allein auf den Zigarettenkonsum geht jeder siebter Todesfall in Deutschland zurück).

    Die "zarten Pflänzchen" gab es schon immer, nur ist heute mehr bewusst, wieviel daran sterben.

  • Oder die fast 20.000 "zarten Pflänzchen", die 1973 bei Verkehrsunfällen gestorben sind, ggü. den heutigen knapp 3.000 pro Jahr. Was für Waschlappen heutzutage. Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?

  • Oder denke an die vielen Toten, die vielleicht ohne Auto gestorben wären, z.B., weil sie nie rechtzeitig zum Arzt oder ins Krankenhaus gelangt wären... :zwinkern:

    Oder die Toten, die vermieden hätten werden können, wenn sich alle Schwurbler rechtzeitig an das Tragen von FFP2-Masken gewöhnt hätten...

    Abgasschnupfen, Verkehrsunfälle... wann diskutieren wir, wer im Kindergarten den gelben Buntstift in der Hand halten darf? :lachen:

  • Ich wusste fast, dass Du auch wieder etwas Konstruktives beitragen musstest. Nach so viel konstruktiven Beiträgen von armen Fahrradfahrern mit feinen Nasen.

  • Abgasschnupfen, Verkehrsunfälle... wann diskutieren wir, wer im Kindergarten den gelben Buntstift in der Hand halten darf?

    Diskussion würde ich es nicht nennen. Bei dem Kindergartenniveau würde ich mich aber in der Tat nicht wundern, wenn du bald auch noch was über Buntstifte tippst.

    An dem "Abgasschnupfen" sterben in diesem Land jährlich rund 13.000 Menschen.

    Es werden nicht weniger Tote indem man sich mit albernen Wortwitzchen darüber lustig macht.

    Wie naiv muss man die Leser halten, wenn man versucht

    auf diese Weise ein so wichtiges Thema, einen so ernsthaften Fakt "abzuwickeln", nur weil er nicht in die eigene eindimensionale Sichtweise passt.

    Deutschland: Hunderttausende Tote durch Verkehrsabgase
    13 000 vorzeitige Todesfälle werden jährlich in Deutschland durch vom Verkehr emittierten Feinstaub und Ozon verursacht. Zu diesem Schluss kommt eine neue…
    www.nzz.ch
  • Ich würde vorschlagen, wir verbieten jetzt erst einmal das Rauchen (da reden wir nicht von 13.000 Todesfällen, sondern von etwa 12 Mio. erwachsenen Rauchern.) und denken erst gar nicht über die Legalisierung des Kiffens nach, was meines Wissens nach ja ohne Filter und mit der vollen Feinstaubbelastung erfolgt.

    Das wäre doch einmal ein Betätigungsfeld für die "Deutsche Umwelthilfe".

    Fun Fact: Die Feinstaubbelastung am legendären Stuttgarter Neckartor ist auf den 200 Meter langen Ministeriums-Neubau entlang der Willy-Brandt-Straße zurückzuführen, der die Straße komplett gegen den Mittleren Schloßgarten abschirmt. Darin befindet sich das Innenministerium, auf der anderen Seite der Straße skurrilerweise ausgerechnet das Umwelt- und Klimaministerium ...

    Easy does it.

  • Da Wir Uns hier über den Städtebau unterhalten: Dann ist also am Suttgarter Neckartor kein Bedarf für Verbesserung? Ein Forist im Forum für eine am Menschen orientierte Stadt setzt sich natürlich ein dafür, dass Stadtautobahnen erst dann Thema werden (wenn überhaupt!), wenn die Gesellschaft sich mal auf ein Rauchverbot einigt. Bis dahin drehen Wir hier schön Däumchen und träumen von schönen Fassaden an Verkehrsschneisen.

  • In diesem Forum gibt es niemanden, der für Stadtautobahnen eintritt. Das ist höchstens eine Projektion derjenigen, denen es darum geht, das Auto fast vollständig aus den Städten zu verbannen oder zumindest in der Praxis Leuten jenseits der 5000 Euro Netto/Monat möglichst zu verwehren. Und die dazu dann mit ihrem subjektiven Geruchsempfinden argumentieren.

    Also nochmals, niemand hier will eine "autogerechte Stadt" der 1960er Jahre. Es geht um ein tragfähiges Verkehrskonzept, das möglichst allen Gruppen zugute kommt.

  • Also ich für meinen Teil habe keine "Projektionen". Ich lese, dass sowohl Du als auch buarque die Schadstoffe für lächerlich halten, und Letztgenannter die Messungen anzweifelt, welche die Basis dafür sind, dass an dieser Stadtautobahn in Stuttgart etwas verbessert wird. Ich halte das für keine böse Auslegung da zu sagen, dass man mit solchen Aussagen einen solchen Unort im Status Quo verteidigt, wenn man die Ursache bei der Bebauung sucht, statt bei den Fahrzeugen.

  • Ja, es ist schon bezeichnend, mit welcher Energie hier die Beobachtungen anderer diskreditiert werden. Aber gut, dass das Verbrennerverbot nun beschlossen ist. Die Zeiten dieses Drecks gehen unweigerlich zu Ende. Und wie bei so vielen anderen Dingen wird man sich im Nachhinein fragen, warum zum Teufel man nicht eher auf die Idee gekommen.

    Deutschland braucht deutschlandtypisch für alles immer etwas länger bzw. will absolute Sicherheit, bevor es eine Veränderung vornimmt. Wir werden also wahrscheinlich noch in unseren 60er-Autostädten leben, wenn alle unsere Nachbarn schon lange umgestellt haben.

  • Ich lese, dass sowohl Du als auch buarque die Schadstoffe für lächerlich halten, und Letztgenannter die Messungen anzweifelt, welche die Basis dafür sind, dass an dieser Stadtautobahn in Stuttgart etwas verbessert wird.

    Ich halte nicht die Schadstoffe für "lächerlich", sondern nur eine ideologiegetriebene Politik, die sich nicht an Zahlen und Fakten orientiert.

    "Lächerlich" könnte man bestenfalls finden, daß im Freien sehr viel strengere Grenzwerte gelten als an Industriearbeitsplätzen, an denen man sich dann völlig legal 40 Stunden pro Woche z. B. dem 24-fachen der zulässigen Stickstoffdioxid-Belastung gebenüber der Außenluft aussetzen darf ... oder, daß eine neue Schadstoffbelastung durch das legalisierte Rauchen von Joints offensichtlich OK ist, während man andererseits abstrus niedrige Grenzwerte noch weiter verringert, wenn es einem in den Kram paßt (Autos ...).

    Konkretes Beispiel Stuttgart:

    Zunächst einmal - um den Bogen zur Architektur zu spannen - passierte etwas typisches für diese Stadt: Man ließ den letzten Rest der historischen Bebauung an der Neckarstraße verkommen (ich glaube, die Gebäude waren sogar denkmalgeschützt), um dann diesen "Schandfleck" auch noch abreißen zu können.

    Nach dem Krieg wurden bereits 70 erhaltene Gebäude an dieser Straße abgerissen, siehe Abriss-Furor und kein Ende in Sicht, Punkt 4/10.

    Danach errichtete man am Rande des Mittleren Schloßgartens einen gigantischen und hohen Block (Fertigstellung vor rund 10 Jahren), der gemeinsam mit dem älteren gegenüberliegenden Block die Straße zu beiden Seiten hin abschirmt:

    IMG_0341_DxO.jpg

    Damit wurde der Luftaustausch zum Schloßgarten unterbunden und erst die Ursache für die überschrittenen Werte geschaffen.

    Insgesamt werden die Werte in Stuttgart ausschließlich im Talkessel überschritten, und das nur an wenigen Meßstellen und nur ziemlich selten. Selbst am Neckartor werden die Werte nur selten überschritten, im laufenden Februar nur ein einziges Mal bisher und das nur knapp, die kompletten Werte für die letzten Jahre gibt es hier:

    Stadtklima Stuttgart

    Betrachtet man die Werte, so stellt man extreme Schwankungen fest (siehe Anhang), am Mittwoch, den 7. Dezember, hatten wir 18 μg/m3, genau eine Woche später hingegen 59 μg/m3, selbst am Sonntag, den 19. Dezember, war der Wert mit 45 μg/m3 sehr viel höher. Ähnliche Schwankungen gab es auch zu Zeiten des Lockdowns, als der Verkehr sehr stark verringert wurde.

    Daraus schließt nun die Stuttgarter Verwaltung völlig richtig (steht auch irgendwo wörtlich auf der verlnkten Seite), daß die Feinstaubwerte im wesentlichen auf "externen Eintrag" zurückzuführen sind und überwiegend nicht lokal entstehen - je nach Windrichtung wird der Feinstaub in den Stuttgarter Talkessel hineingeblasen und kommt nicht mehr heraus.

    Daraus könnte man nun schließen, daß die diversen Zufahrtbeschränkungen und Umweltzonen sinnlos sind, aber was passiert?

    Im Juli 2017 gab das Stuttgarter Verwaltungsgericht der Klage der Deutschen Umwelthilfe Recht: Nachrüstungen älterer Motoren, wie sie die Landesregierung in ihrem Luftreinhalteplan für den Regierungsbezirk Stuttgart anstrebt, reichen nach Einschätzung der Richter nicht aus, um die Schadstoffbelastung in der baden-württembergischen Landeshauptstadt zu reduzieren. Dieses Urteil wurde vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat daher am 3. Dezember 2018 einen neuen Luftreinhalteplan veröffentlicht. Seit dem 1. Januar 2019 gilt ein ganzjähriges Fahrverbot für Dieselmotoren der Schadstoffklassen 1-4/I-IV im Stuttgarter Stadtgebiet

    Der überwiegende Teil Stuttgarts liegt außerhalb des Talkessels, diese Regelung gilt aber auch dort, auch auf den Fildern, auf denen über die Stuttgarter Vororte derselbe Wind bläst wie über die Orte des Landkreises Esslingen gleich daneben (irgendwelche Grenzwerte werden da sicherlich nicht überschritten). Fast schon ein Wunder, daß man nachträglich noch die Zufahrt zu den Park and Ride-Plätzen erlaubt hat ...

    Das nenne ich ideologiegetriebene Politik, die auf symbolhafte Handlungen setzt statt auf Fakten.

  • In diesem Themenstrang bitte nur über das Thema "Mobilität und Städtebau" schreiben.

    Für das Thema Elektromobilität versus fossile Antriebe gibt es nun einen eigenen Diskussionsstrang in der Lounge: Die Zukunft der Mobilität

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Man erkennt es vielleicht nicht so gut aber diese eher unansehnliche Straße in Leipzig ist seit einer guten Woche wegen einer Baumaßnahme gesperrt und wurde direkt von einer Hand voll Kindern mit Inline Skates und Rollern erobert. Und das bei ziemlich bescheidenem Wetter.

    Es könnte so einfach sein, den Menschen ein bisschen Stadt zurückzugeben. Für den Durchgangsverkehr sperren, ein paar Parkplätze weniger und dafür ein paar Baumscheiben, Büsche und Sitzbänke (die Mutter musste vor dem Schaufenster Platz nehmen) mehr. Aber wahrscheinlich ist das alles ideologiegesteuerte Spinnerei und die Straße wird danach wieder so aussehen und die spielenden Kinder in die Hinterhöfe verbannt. :wink: