Mobilität und Städtebau

  • dass es diesem Land jetzt entscheidend besser ginge, wenn wir in den letzten 10 Jahren eine grüne Regierungsbeteiligung oder sogar einen grünen Kanzler gehabt hätten

    Hatten wir doch. Eine "grüne Kanzlerin", wenn auch mit CDU-Parteibuch. Abschaffung der Wehrpflicht, Atomausstieg, Homoehe, Masseneinwanderung, Energiewende, Millionengelder für "Antifa"-Projekte usw. Zahlreiche "grüne" Forderungen wurden von Annalena Merkel umgesetzt. Die "Grünen" bestimmen seit Jahren die politische Marschrichtung der großen Parteien (und längst auch der "Linken"), zumal sie mit dem Großteil der Journalisten mächtige Fürsprecher haben. Nun dürfen die "Grünen" an der Macht im Gegenzug eben die "schwarzen" kalten (oder bald warmen?) Krieger mimen.

    Die Grünen haben mit Abstand das geringste Lobbyismusproblem

    Aha. (Siehe z.B. 1, 2, 3...) Mir fiele zwar eine andere Partei als mit dem "mit Abstand geringsten Lobbyismusproblem" gesegnet ein, da sie z.B. bei Großspenden 2021 als einzige leer ausging (siehe 1), aber gibt es denn Statistiken, die anhand einer Skala klar definieren und zeigen, wer mehr und wer weniger Lobbyismusprobleme hat?

    Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht grün gewählt

    Verstehe ich nicht. Wenn das die kompetenteste Regierungspartei ist, sie an der Misere keine Schuld hat, und es dem Land viel besser ginge, wenn sie in der letzten zehn Jahren regiert hätte, warum wurde sie dann von Dir nicht gewählt? Es wird ja nicht ein plötzliches Erweckungserlebnis am 8. Dezember 2021 gewesen sein, bei dem es Dir wir Schuppen von den Augen fiel, dass Du letzten zehn Jahre politisch alles falsch gemacht hast. Wenn ich zu solchen Schlussfolgerungen gekommen wäre wie Du, und so etwas hat ja einen längeren Vorlauf, hätte ich doch mal mindestens im Jahr 2021 "grün" gewählt.

  • Ich glaube es ist vollkommen egal, denn jede Partei, die einmal an der Macht ist, wird durch die Menschen in dieser leider korrupt, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt. Wenn wir von den Grünen reden, dann ist diese Partei in Wien vermutlich die korrupteste Partei der letzten Jahre gewesen und deshalb auch der Wiener Stadtregierung geflogen (die Grünen haben sich Umwidmungen gegen Geld von Immobilieninvestoren bezahlen lassen, aber alles kam heraus…). Vollkommen egal, welche Partei an der Macht ist.

  • Nein, wir hatten keine grüne Kanzlerin. Wir hatten eine CDU-Kanzlerin. Ein weiteres oft wiederholtes Missverständnis. Diese hat alles ein bisschen und nichts richtig gemacht. Bzgl. Transparenz steht die von Dir beschriebene Partei deutlich schlechter da als die Grünen, auch wenn sie naturgemäß ein geringeres Lobbyismusproblem hat, ist auch logisch bei fehlender Machtperspektive. Was will man lobbyieren, wenn ohnehin keine realistische Perspektive auf Gestaltungsmacht besteht. Die NPD oder die DKP haben auch kein Lobbyismusproblem.

    Das würde sich erfahrungsgemäß nach einer Machtübernahme dann sehr schnell ändern, wie bei allen populistischen Projekten der letzten 10 Jahre in Europa. Es gibt keinen einzigen plausiblen Grund, anzunehmen, dass es unter AfD-Ägide besser liefe als in Ungarn oder Polen, wo Korruption und institutionalisierte Nähe von Wirtschaft, Justiz und Politik endemisch sind und somit die den Rechtsstaat ausmachende Gewaltenteilung in einem Auflösungsprozess sind, der von den Anhängern auch noch bejubelt wird.

    Wir können ja mal die Positionen der Parteien zu einem sogenannten Lobbyregister überprüfen:

    lobbycontrol.de

    Da tut sich die von Dir genannte Partei eher weniger durch besonders glaubwürdige Positionen hervor, ein bisschen pauschale "Altparteienkritik" muss dort schon reichen, aber eine richtige Kontrolle von Nebentätigkeiten und finanzielle Transparenz sieht dann doch anders aus.

    Wie gesagt, wenn Du mir eine Partei zeigen kannst, die klarer für Transparenz ist und mehr Sachverstand in den relevanten Zukunftsthemen besitzt als die Grünen, gerne her damit. Ich kann eine solche Partei zur Zeit nirgends erkennen, auch und erst recht nicht bei der Verkehrsfrage. Das heißt nicht, dass man alle Positionen der grünen Jugend kritiklos übernehmen sollte (Gott bewahre), aber in den meisten Bereichen ist es im Gegenteil so, dass es am Ende doch so kommen wird, wie die Grünen es immer schon 20 Jahre vorher gefordert, trotz der Abwehrgefechte. Vielleicht erklärt das auch die Wut vieler Leute auf die Grünen, diese unbewusste Erkenntnis, dass sie am Ende Recht haben werden. Man erinnere sich nur an die Abwehrgefechte gegen eine Kleinigkeit wie das Dosenpfand, inkl. dem unvermeidlichen und fast schon ikonisch gewordenen "Ökostalinismus"-Vorwurf. Ist jetzt noch irgendjemand für die Aufhebung des Dosenpfandes oder empfindet es als eine Einschränkung seiner persönlichen Freiheit? Das Getöse ist immer groß, am Ende aber erfreulicherweise auch die Einsicht - und dieses Beispiel ist nur eines von hunderten allein in den letzten 30 Jahren.

    Das gilt witzigerweise für die meisten Politikthemen und erklärt auch den gefühlten "Linksrutsch", der rechts immer gesehen wird: Meist müssen sich konservative Parteien an die Realität anpassen, so entsteht der Eindruck der Übernahme ehemals "linker" Positionen. Das ist eigentlich eine immerwährende Konstante der Politik, mindestens seit den 1960er Jahren.

    Das würde ich mir als ein in vielen Punkten eigentlich konservativ tickender Mensch eigentlich auch anders wünschen. Ich mag vieles, wofür die Grünen stehen (oder medial gemacht wurden) auch nicht, um Deine letzte Frage zu beantworten. Zu aufgeregt, zu links, zu selbstgerecht etc. - aber bei einem nüchternen Blick auf Positionen und Sachverstand kann man eigentlich nicht zu einem anderen Schluss kommen, als dass die Grünen in der Summe den überzeugendsten Zukunftsentwurf bieten. Ich wünschte, es wäre anders.

  • Ich glaube es ist vollkommen egal, denn jede Partei, die einmal an der Macht ist, wird durch die Menschen in dieser leider korrupt, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt. Wenn wir von den Grünen reden, dann ist diese Partei in Wien vermutlich die korrupteste Partei der letzten Jahre gewesen und deshalb auch der Wiener Stadtregierung geflogen (die Grünen haben sich Umwidmungen gegen Geld von Immobilieninvestoren bezahlen lassen, aber alles kam heraus…). Vollkommen egal, welche Partei an der Macht ist.

    Vollkommen richtig, dass Macht per se schon korrumpiert, auch deshalb haben die Grünen zur Zeit natürlich einen gewissen Vorteil in Deutschland auf der Bundesebene als Partei, deren Regierungsbeteiligung am längsten zurückliegt. Allerdings ist Kommunalpolitik dann doch immer noch mal eine andere Sache, insgesamt deutlich korruptionsanfälliger, zumal in Österreich (sorry ;)). Ich traue der SPD in Bremen auch keinen Meter über den Weg, die steckt hier natürlich auch knietief im Sumpf durch ihre jahrzehntelange Regierungstätigkeit.

    Auch das ist ein Argument für regelmäßige Machtwechsel. Umso überfälliger erscheint mir der letzte auf Bundesebene gewesen zu sein. Auch, dass die CSU endlich mal wieder nichts zu sagen hat im Bund, kann nur gut sein, bei dem Ausmaß and Korruption, Inkompetenz, vollkommen offener Regionalbevorzugung und Verschwendung, durch die CSU-Minister auf Bundesebene (ironischer- und passenderweise v.a. im Verkehrsbereich) in den letzten Jahren aufgefallen sind.

  • Danke für diese tollen Posts voller "grüner" Wahlwerbung.

    Aber dazu noch etwas.

    Zitat

    Wir können ja mal die Positionen der Parteien zu einem sogenannten Lobbyregister überprüfen:

    lobbycontrol.de

    Zitat Wikipedia:

    Zitat

    Finanzierung

    Der Verein finanziert sich mit Spenden, Mitgliederbeiträgen und dem Verkauf eigener Publikationen wie dem Ende 2008 herausgegebenen Stadtführer LobbyPlanet Berlin. Mit insgesamt 40.000 Euro als Anschubfinanzierung erhielt er in den Jahren 2006 bis 2008 den überwiegenden Teil des Haushaltes von der Bewegungsstiftung.[6][7] In den Folgejahren wurde das Volumen sowie die Unabhängigkeit der Finanzierung deutlich verbessert durch eine Vervielfachung der Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, aus Spenden von Privatpersonen sowie aus dem Warenverkauf.[8] Im Jahr 2016 wurden 963.201 Euro eingenommen, davon 80 % durch Spenden und Beiträge von Fördermitgliedern. Größere Unterstützungen erhielt der Verein im Jahr 2016 von dem "langjährigen Förderer" Olin gGmbH (47.546 Euro), die sich laut eigenen Angaben aus einer privaten Stiftung des Hamburger Kaufmanns Alexander Szlovák finanziert sowie im Rahmen einer dreijährigen Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation Campact e. V. im Umfang von 80.000 Euro.

    Daraus: "Olin gGmbH (47.546 Euro), die sich laut eigenen Angaben aus einer privaten Stiftung des Hamburger Kaufmanns Alexander Szlovák finanziert"...:

    Eigenes Selbstverständnis:

    Zitat

    Die Olin gGmbH ist eine Förderorganisation für Umwelt und Naturschutz. Sie unterstützt umwelt- und gesellschaftspolitische Organisationen. Deshalb fördern wir (...) Umweltorganisationen, die sich politisch dafür einsetzen, gegen die Ursachen der Umweltzerstörung und des Klimawandels vorzugehen. Organisationen, die sich für gesellschaftspolitische Veränderungen engagieren und dadurch auch im Umwelt- und Klimaschutz Fortschritte erzielen.

    Sie fördert somit u.a. die Deutsche Umwelthilfe, Klimastreik Schweiz oder Sea-Watch... Da ist es interessant, dass eine solche Vereinigung gleichzeitig "Lobbycontrol" fördert. Könnte eine Absicht dahinter stecken?

    Zitat

    Man muss schon in die Tiefe bohren, um festzustellen, welche Erwartungen diese großzügigen Spender denn wohl haben. Zum Beispiel die Olin Stiftung von Alexander Szlovák, der nach einer Meldung im Hamburger Abendblatt mit einem Vermögen von 100 Mio. zu den 80 reichsten Hamburger Familien gehört. Die Stiftung unterstützt knapp 30 zum Teil aktivistische NGO´s und erklärt den Kampf gegen den Klimawandel zu ihrem Hauptziel. Zu ihren Empfängern gehört auch die „Plant for the planet“-Bewegung, die ein sehr umtriebiger Unternehmer Frithjof Finkbeiner (u.a. Desertec, Club of Rome) und sein Sohn managen.

    (https://www.eike-klima-energie.eu/2020/02/25/wie…ke/?print=print)

    Ein weiteres Zitat zu "Lobbycontrol" von oben: "...im Rahmen einer dreijährigen Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation Campact e. V."...:

    Auch sie ein politisch neutraler Verein:

    Zitat

    „Campact unterstützte Fridays for Future dabei, über 1,4 Millionen Menschen auf die Straße zu bringen“, stellt der Transparenzbericht fest. Die meisten zweckgebundenen Spenden (1.597.000 Euro) seien auf die Kampagnen zu Klimaschutz und Energiepolitik entfallen und hätten vielfältige Aktionen möglich gemacht. Die Demokratie-Stiftung Campact habe die Klimastreiks von Fridays for Future mit unterstützt und gefördert.

    Auch für Demokratie und gegen Rechtsextremismus haben 2019 viele Menschen gespendet (880.000 Euro). So konnte Campact 2019 die erste bundesweit repräsentative Studie zu Hass im Netz finanzieren.

    (https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden…r-90034078.html)

    Zitat

    Das Berliner Finanzamt für Körperschaften hat Campact soeben mitgeteilt, dass eine Steuerbefreiung nicht möglich sei, da der Verein in den Jahren 2015 bis 2017 einer «allgemeinpolitischen Betätigung nachgegangen» sei. Seine Kampagnen könnten keinem gemeinnützigen Zweck zugeordnet werden und stellten keine politische Bildung dar. Denn statt über politische Prozesse zu informieren, habe der Versuch der Einflussnahme im Vordergrund gestanden. (...)

    Wer die Abgabenordnung mit den Kampagnen von Attac und Campact abgleicht, kann den Eindruck gewinnen, dass die Rechtslage eindeutig sei. Schliesslich verfolgen beide NGO klare linke Agenden. Attac wettert bei jeder Gelegenheit gegen Neoliberalismus und Freihandel, und Campact zieht mal für die «Ehe für alle» und mal gegen Gentechnik oder die ihrer Meinung nach rechtsextreme AfD ins Feld. Die Aktivisten selbst glauben vermutlich sogar, dass sie im Sinne der Allgemeinheit handeln. Aber das wäre nur wahr, wenn zu ebenjener Allgemeinheit keine Neoliberalen, konservativen Christen und Muslime, Gentechnik-Anhänger oder AfD-Wähler gehörten. Es wäre nur wahr, wenn die gern beschworene Zivilgesellschaft weltanschaulich homogen wäre.

    (https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden…r-90034078.html)

    Zur Finanzierung von "Campact":

    Zitat

    Zu Beginn wurde der Verein durch private Fördermittel finanziert; 2009 waren dies die European Climate Foundation, die Bewegungsstiftung, die Stiftung GEKKO, die Stiftung „bridge“ und die Hans-Böckler-Stiftung.[10] Die Organisation finanziert sich seit 2011 ausschließlich aus Spenden und Förderbeiträgen.

    (https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden…r-90034078.html)

    Zitat

    Der Wirtschaftsexperte der Union, Joachim Pfeiffer, geht noch einen Schritt weiter. Er stellt in Frage, ob die Organisation, die 2014 über einen Etat von 4,8 Millionen Euro verfügte und in Berlin und im niedersächsischen Verden Mitarbeiter in 22,5 Vollzeitstellen beschäftigt, zu Recht steuerliche Privilegien der Gemeinnützigkeit genießt.

    Wie alle anderen Organisationen, die den Status der Gemeinnützigkeit haben, können Förderer ihre Spenden an Campact zur Minderung der eigenen Steuerlast geltend machen.

    (https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden…r-90034078.html)

    Zitat aus der Finanzierung von "Campact": "Zu Beginn wurde der Verein durch private Fördermittel finanziert; 2009 waren dies (...) die Hans-Böckler-Stiftung"...:

    Zitat

    Die Hans-Böckler-Stiftung (HBS) ist das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes...

    (https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden…r-90034078.html)

    Ein Beispiel aus der Arbeit der Hans Böckler-Stiftung:

    Zitat

    Die Heinrich-Böll-Stiftung und die Hans-Böckler-Stiftung schreiben in Kooperation mit dem Promotionskolleg „Global Social Policies and Governance“ an der Universität Kassel insgesamt neun Promotionsstipendien aus... Die Heinrich-Böll-Stiftung und die Hans-Böckler-Stiftung schreiben in Kooperation mit dem Pro- motionskolleg „Global Social Policies and Governance“ an der Universität Kassel insgesamt neun Promotionsstipendien (...) aus.

    (http://https//www.boell.de/…lang_270410.pdf)

    Der Kooperationspartner...

    Zitat

    Heinrich-Böll-Stiftung e. V. (hbs) ist die parteinahe Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen.

    (https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich-B%C3%B6ll-Stiftung)

    Kreise schließen sich. Es ist hier nicht der Ort, dieses ganze Geflecht an Zusammenarbeit, NGO-Lobbyismus, gegenseitiger Finanzierung, bei dem die "Grünen" dicke drinhängen, aufzuklären. Auch müsste genau recherchiert werden, wer denn die einzelnen Spender solcher Institutionen sind, und woher diese wieder ihr Geld haben. Dazu bräuchte es eines investigativen Journalisten oder Forschers, der darüber ein Buch oder gar eine Doktorarbeit verfasst.

    Aber dies mal als Anregungen, bei solchen Quellen, wie der oben angeführten, immer ein bisschen skeptisch zu bleiben. Niemand bekommt Geld, der nicht auch gewünschte Ergebnisse liefert. :zwinkern:

  • Das gilt witzigerweise für die meisten Politikthemen und erklärt auch den gefühlten "Linksrutsch", der rechts immer gesehen wird: Meist müssen sich konservative Parteien an die Realität anpassen, so entsteht der Eindruck der Übernahme ehemals "linker" Positionen. Das ist eigentlich eine immerwährende Konstante der Politik, mindestens seit den 1960er Jahren.

    Weitgehende Zustimmung, aber es sei angemerkt, dass es auch einen relevanten Politikbereich gibt, in dem sich am Ende verlässlich die konservative Sicht durchgesetzt hat: Die globale Sicherheitspolitik. Aber selbst hierbei erscheinen speziell in Deutschland mittlerweile die Grünen am ehesten lernfähig sein. Hat aber mit dem Thema dieses Fadens hier nun wirklich nichts mehr zu tun.

    Es ist leider ein deutsches Spezifikum, dass mit CDU/SPD und FDP genau diejenigen Parteien, die seit dem 2. Weltkrieg fast durchweg die Regierungen gestellt haben, beim Thema "Mobilität und Städtebau" (zu ergänzen durch "Energiewende") auf Bundesebene als konzeptlose Getriebene erscheinen, unwillig sich zunächst einmal selbst den nötigen Meinungsbildungsprozessen zu stellen. Bei unseren skandinavischen Nachbarn, aber auch in den Niederlanden ist man damit schon viel weiter.

  • Ja, es gibt für mich zwei Punkte, bei denen sich klar konservative Positionen als im Nachhinein richtig erwiesen haben: 1. Atomausstieg, 2. Sicherheitspolitik.

    1. nicht, weil ich der Atomenergie eine riesige Zukunft voraussage, sondern weil uns das Weiterlaufenlassen der vorhandenen, abgeschriebenen Meiler die nötige Luft verschafft hätten, weg von Kohle (und jetzt zumindest tlw. auch Gas) zu kommen. Das war in der Tat grüne Ideologie, die Atomangst in Deutschland immer auch eine Spur irrational und emotional. Die 10, 15 Jahre (länger wäre ohnehin nicht gegangen angesichts der strukturellen Lebensdauer der Kraftwerke) hätten uns jetzt einigen Ärger erspart und sicheren und billigen Strom zur Verfügung gestellt.

    2. in der Tat der hochbewegte Antimilitarismus der deutschen Linken und die vollkommene Abneigung gegenüber ernsthafter strategischer Sicherheitspolitik. Wir können (militärisch und sicherheitspolitisch) im Prinzip nicht mal auf Toilette gehen ohne die Amerikaner oder die Briten. Besser als mit den diesjährigen Ostermärschen und ihren tränenerstickten Appellen gegen Waffen zur Verteidigung der Ukraine konnte man den Realitätsverlust nicht demonstrieren.

    Beides zusammen hat uns jetzt in die blöde Situation gebracht, in der Deutschland sich wiederfindet. Kein ernsthaftes Militär, weil uncool, und keine richtige und schnelle Alternative zu russischem Gas.

  • Das stimmt nur, wenn man den Gesamtweg betrachten würde. Doch am Ende des Tages sind wir alle Fußgänger - es ist die einzige Mobilitätsform, die wirklich alle Menschen vereint. Ob es nun der Gang vom Parkplatz, der ÖPNV-Haltestelle oder auch nur dem Fahrradständer zum Ziel ist, wir bewegen uns nunmal zu Fuß (Rollstühle usw. schließe ich da mal ein).

    Und diese Wege sind mal kürzer und mal länger, aber fast immer vorhanden, und sei es innerhalb eines Gebäudekomplexes. Auch in Innenbereichen wie Höfen, Garagen, Privatparkplätzen usw. fällt mir immer wieder auf, wie fußgängerunfreundlich diese gestaltet sind.

    Seitdem ich meine, wegen einer körperlichen Behinderung im Rollstuhl sitzende Mutter regelmäßig durch München schiebe, fällt mir erst einmal so richtig bewusst auf, wie schlecht Gehwege, Kreuzungen, etc. gestaltet sind. Wir weichen extrem oft auf Radwege aus, weil dort die Bordsteinkanten niedriger oder die Gehwegplatten/der Asphalt besser gepflegt ist. Ohne meine Begleitung könnte sie viele Strecken gar nicht schaffen, weil sie einen nicht motorisierten Rollstuhl hat (und selbst der hätte wohl oft Probleme).

    In einer Welt, in der Menschen immer älter werden und zugleich im Alter immer mobiler werden, sollte man Straßen und Gehwege erst einmal von denen ausgehend planen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Davon würden am Ende alle miteinander profitieren.

  • Der Einbruch der Neuzulassungen liegt aber v.a. an Lieferproblemen und der großen, nicht zu befriedigenden Nachfrage nach Elektroautos. Der Bedarf ist hoch, wie man an den tlw. absurden Gebrauchtwagenpreisen sieht zur Zeit.

    Ein Wohlstandsrisiko wird es v.a. dann, wenn man den Kopf in den Sand steckt und hofft, alle könne so weitergehen wie bisher. Genauso wie nach dem 2. Weltkrieg oder eben in der sprichwörtlichen Gründerzeit steht nun eben wieder ein Zeitraum großer Umwälzungen an, unsere Mobilität und unsere Form der Energiegewinnung müssen nun quasi innerhalb weniger Jahre auf den Kopf gestellt werden. Das geht nicht ohne Innovationen und Investitionen. Wir brauchen jetzt kluge Köpfe, die unsere Industrie klimaneutral umbauen, hier läuft bereits extrem viel und der Krieg in der Ukraine wird viele dieser Prozesse jetzt endlich beschleunigen. Die genannten Investitionen in Batteriefabriken, Lithiumkonverter, Chipfabriken und werden sich in ein paar Jahren massiv auszahlen.

    Ich bleibe in der Summe optimistisch, auch wenn sicherlich ein paar schwierige Jahre anstehen. Die nächsten 10 Jahre sind auch wegen der Demografie kritisch, da jährlich ca. die doppelte Menge an Menschen in Rente geht, wie nachkommt. Danach gleicht sich das Verhältnis wieder an, seit Anfang der 1970er Jahre sind die Geburtenzahlen in Deutschland überraschend konstant geblieben.

  • Danach gleicht sich das Verhältnis wieder an

    Leider nicht - das Problem wird sich, da auch in den nachfolgenden Jahrzehnten in Deutschland stetig weniger als 2 Kinder pro Frau zur Welt gegkommen sind, immer weiter verschärfen.

    Derzeit liegt die Rate bei gut 1.5, und damit viel zu niedrig, um aus sich heraus eine Vergreisung der Bevölkerung zu verhindern. Wenn es nicht zu einer tiegreifenden Veränderung (z.B. massenhafte Einwanderung junger Leute) kommt, steuern wir absehbar auf eine demographische Katastrophe zu. Ab einem gewissen Punkt wird uns zudem die verbleibende Jugend davonlaufen, um den immer weiter steigenden Abgaben zu entgehen.

    P.S.: Ein Blick auf den "Altersbaum" des Jahres 1950 zeigt noch deutlich den unfassbaren Einschnitt bei den damaligen Mittdreißigern, der durch die Kombination beider Weltkriege verursacht wurde: Ausbleibende Geburten während WK1 verstärkt durch im WK2 gefallene Männer.

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  • Leider sprichst Du ein themenfremdes Areal an, dass nicht diskutiert werden soll und nicht ohne die üblichen Attacken auch in diesem Forum diskutiert werden wird. Dennoch wird sich die (immer wieder zu hörende) Vorstellung, dass massenhaft junge Leute in dieses Land strömen, um dann den deutschen Boomern die Rente zu zahlen, als schale Illusion erweisen. Die Kosten der Migrationspolitik sind jetzt schon enorm (Vgl. z.B. hier oder hier), und sie werden in vielen Bereichen zunehmen. Von kulturellen und sicherheitstechnischen Folgen, die auch den Rentnern nicht schmecken werden, mal ganz abgesehen.

    Doch das alles hat, incl. meinem Einwand, hat so gut wie nichts mehr mit "Mobilität und Städtebau" zu tun.

  • Na also. Alles löst sich von alleine. Alles wird gut...

    Autoindustrie

    EU-Neuwagenmarkt bricht ein

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/kon…gen-eu-101.html

    Das ist alles eine Frage der Perspektive - meine Frau und ich arbeiten beide in der Automobilindustrie und sehen die Entwicklung eher mit Sorge. Aber mittlerweile sind wir so sehr Dienstleistungsgesellschaft, dass die wirtschaftliche Entwicklung von Industrie und auch Handwerk vielen wohl eher egal sind.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Doch das alles hat, incl. meinem Einwand, hat so gut wie nichts mehr mit "Mobilität und Städtebau" zu tun.

    Jain.

    Deutschland ist derzeit, hart gesagt, dreigeteilt - zum einen in bereits "vergreiste" Regionen, in denen die grundliegende Infrastruktur bezüglich ÖPNV, Läden, Schulen und ärztlicher Versorgung kaum noch aufrecht erhalten werden kann. Weiterhin gibt es viele schrumpfende, aber noch halbwegs vitale Gebiete und zuguterletzt einige dynamische städtische Zentren, in denen sogar die Geburtenrate noch passt und zusätzlich Zuzug von Außen erfolgt. Diese Dreiteilung ist eine Folge des demographischen Wandels und hat durchaus einen gewissen Bezug zum Thema hier,

    Die Frage, wie man die Anbindung der altersmäßig breites abgehängten Regionen auf eine wirtschaftlich tragbare Art und Weise aufrecht erhalten kann, gehört direkt hierher.

  • "Booni", ich kann Deine Sorge gut nachvollziehen. Und ich denke, dass der Einbruch der Automobilindustrie hierzulande auch zu sozialen Verwerfungen führen wird, da das auch einen satten Verlust an Steuereinnahmen bedeutet. Der Staat, dessen Personal es nicht gewohnt ist, den Gürtel enger zu schnallen, wird sich dann das Geld aus anderen Quellen holen. Im Zweifel von Dir.

    Aber wir sehen ja, dass der Wunsch der Abkehr von der Automobilität auch in diesem Forum sehr stark ist. Also sollen die Leute ihren Willen bekommen. Allerdings darf dann danach auch nicht gejammert werden, wenn die Besuche bei Verwandten und Bekannten oder das Aufsuchen der Arbeitsstelle oder die Wochenendtrips mit den Kindern deutlich teurer und aufwändiger werden (wenn nicht zeitlich ganz unmöglich). Oder wenn die nächste Urlaubsreise in die sonnige Ferne einfach flach fällt. Alles gleichzeitig kann man nicht haben. Und die Entwicklung ist dann auch unumkehrbar, denn wirtschaftliche Leerstellen werden umgehend von ausländischer Konkurrenz besetzt.

    Dafür haben wir dann ja vielleicht ruhigere Städte mit weniger Verkehr, in denen der ruhebedürftige Deutsche besser spazieren gehen oder radeln kann. Alles hat eben auch seine positiven Aspekte.

  • Ähnlich haben bekanntlich die Kutscher argumentiert, als das Automobil aufkam: "Wo sollen all die armen Leute in der Pferdeindustrie bloß arbeiten?"

    "Ich setze aufs Pferd!" rief noch Kaiser Wilhelm II. aus. "Ich setze auf PKW!" sagen sie heute.

    Ich bin übrigens selbst regelmäßig Autofahrer, das sei hier mal angemerkt. Dadurch sehe ich die Probleme (und auch die Vorteile) nur umso deutlicher.

  • Das Kutscher-Argument kommt mir immer so vor wie das "Alte haben schon immer über die Jugend gemeckert"-Argument, wenn mal wieder Zahlen zur Bildungsmisere, zu Lehrstellenabbrüchen oder Jugendkriminalität präsentiert werden.

    Das soll verschleiern, dass es eben Zeiten von Aufschwung und solche von Abschwung gibt, Zeiten von Aufstieg und von Abstieg. Es kann aber nicht immer nur bergauf gehen, sondern geht auch mal bergab.

    Auch im Bergab, auch in der Armut, auch in der Dummheit kann man aber sein Glück finden. Und wenn die Deutschen zurück nach 1950 möchten und dann glücklicher sind, ist das doch auch gut. Nur eben muss man dazu dann auch innerlich bereit sein, den Gürtel enger zu schnallen. Alles gleichzeitig geht nunmal nicht.