Besten Dank.
Ich glaube, was mich (und ich denke auch Onkel Henry und viele Münchner) derzeit in München so bewegt ist die Tatsache, dass seit ca. 15 Jahren zahlreiche, zum Teil riesige Flächen für neue Bebauung freigeworden sind.
Da sind einerseits sehr große Flächen am äußersten östlichen und westlichen Rand Münchens (Riem, auch Messestadt genannt, da die neue Messe einen Teil des alten Flughafengeländes Riem belegt, und da ist Freiham).
Gleichzeitig sind entlang der zentralen breiten Bahntrasse zwischen dem HBF und dem Bahnhof Pasing zum Teil alte Bahngelände freigeworden (Hirschgarten und Arnulfpark).
Außerdem gibt es viele andere Flächen, wie das ehemalige Messegelände oder die durch Truppenreduzierung und -abzug freigewordenen Liegenschaften der Bundeswehr, die nun als Bauland zur Verfügung stehen.
Das einzige Lob, das ich der Stadt München aussprechen kann ist, dass in sämtlichen Stadtvierteln Baumpflanzungen, das Anlegen von Parks, Grün- und Spielflächen vorgenommen wurde, was die Optik und auch die Lebensqualität deutlich verbessert.
Was die Architektur anbelangt sieht aber jeder Stadtteil gleich aus. Und zwar gleich schrecklich. Was ich gestern für die Architektur für Riem meinte gilt auch für das alte Messegelände, für Freiham etc.
Die Heterogenität, die man -positiv- spürt, wenn man in München alte Stadtviertel besucht gibt es in den Neubauvierteln nicht.
Jede Straße in jedem x-beliebigen neuen Stadtviertel gleicht jeder anderen Straße in einem anderen Neubauviertel. Und mit der Uniformität der Bebauung ergibt sich auch eine eintönige Homogenität des Lebensgefühls und der Atmosphäre.
Alte Stadtviertel Münchens unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Architektur, ihrer Gastronomie, ihrer Atmosphäre oft deutlich voneinander. Jedes dieser alten Stadtviertel ist für mich aber wiederum positiv. Ich glaube einfach, dass schöne Architektur abstrahlt auf das Empfinden der Bewohner und Besucher.
Es gibt schönen Altbaubestand in Sendling, in Haidhausen, in Bogenhausen, im Lehel etc. Und dennoch sind Lebensgefühl und Atmosphäre oft ganz anders.
Die Neubauviertel haben natürlich auch ein Stück weit eine eigene Identität. Aber durch die Austauschbarkeit der Architektur (im Grunde genommen nicht nur innerhalb Münchens, sondern innerhalb Deutschlands) fehlt diesen Stadtteilen etwas prägnantes.
Die durchgehend schmucklose Flachdachbauweise mit glatten Fassaden und eintönigen Fensterflächen sorgt natürlich dafür, dass diese neuen Stadtteile sehr öde wirken.
Wenn man manches ehemalige Bundeswehr-Areal betrachter stellt man fest, dass alte Kasernengebäude zum Teil besser aussehen aus als mancher Entwurf eines namhaften Architekten.
Im Münchner Norden gab es die Firma Diamalt, die stillgelegt ist und, renoviert, in das Neubauareal einbezogen wurd. Die alte Fabrik ist das Highlight des Gebietes, und nicht etwa die neuen Häuser.
Man hätte in diesen neuen Stadtteilen (wenn man schon keine traditionellen Formen möchte) mutige moderne Architektur zur Geltung bringen können. Aber auch das vermögen diese Häuser nicht. Sie sind spießig, einfallslos und kleinkariert.