• Da können sich dann auch Modernisten dran beteiligen, und das APH wird absolut inklusiv (was wohl der Wunsch mancher Teilnehmer zu sein scheint). :wink:

    Inklusiv kann es ja sehr gerne werden, wenn dadurch ein sachlicher Austausch entstehen würde. Die Argumente stehen eindeutig auf Seite des klassisch-traditionellen Bauens und es würde den Austausch nur fördern.

  • Ein wirklich gelungenes Beispiel findet sich in Loccum, wo man die mittelalterlichen Klausurbauten jüngst mit einem Erweiterungsbau versah, der behutsam mit der historischen Bausubstanz umgeht:

    1) Ich würde den Ausführungen zu Loccum nicht grundsätzlich widersprechen, mit einer Maßgabe: als "behutsam" würd ich das nicht unbedingt nennen. Nicht, dass ich jegliche Qualität absprechen würde, aber der Anbau ist von der Kubatur abgesehen durch und durch modernistisch. In diesem Zusammenhang mit der Charta von Venedig zu argumentieren, halte ich für problematisch, im Guten wie im Schlechten. Dieses Projekt hätte mit der Charta schiefgehen können, denn Qualität lässt sich in keiner Charta regeln, und ohne Charta gelingen können, denn schlichte unprätentiösen Anpassungsarchitektur ist dort ohnedies nicht vorgesehen. Anders ausgedrückt: wenn man es als misslungen ansieht, was mE argumentierbar ist, denn es ist modernistisch, aber geschmackvoll, und über Geschmack lässt sich nicht streiten, ist die Charta dran schuld, wenn man es als gelungen ansieht, ist das ausschließlich auf die Begabung des Architekten zurückzuführen.

    2) Im übrigen ist dies ein Forum für Rekonstruktionen, und die Charta ist dezidiert Rekonstruktions-feindlich. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die Reko der Frauenkirche etwa ist strikt gegen die Charta erfolgt. Dieser Interessensgegensatz ist nicht überwindbar. Davon wird nichts verschoben, da wird nichts eingerenkt - der Regen fließt nicht nach oben, und das sei ihm auch geschenkt.

    3) Für den Bergfried von Wehlen wäre ich daher vorsichtig bzw skeptisch. Gelingen kann es, da wir nicht unbedingt an einem uns bekannten Originalzustand festhalten müssen, wie es bei der FK der Fall war.

    Ich bin mir daher nicht ganz sicher, ob das, was ich da grundsätzlich ausarbeiten könnte, jedem gefallen würde.

    Nun, das wird kaum gelingen - wenigen gefallen können nur schlechte, vielen gefallen wäre das Rechte, aber allen gefallen, können nur Knechte.

    "Wir" - die Gemeinschaft der User - sind da viel zu sehr auseinander.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nun, das wird kaum gelingen - wenigen gefallen können nur schlechte, vielen gefallen wäre das Rechte, aber allen gefallen, können nur Knechte.

    "Wir" - die Gemeinschaft der User - sind da viel zu sehr auseinander.

    Es genügt eine kritische Analyse der ästhetisch negativen Folgen einer zu dogmatischen Auslegung der Charta. Das müsste im Fokus stehen, die Kritik an der fehlenden ästhetischen Ausrichtung des "Venedig"-Denkmalschutzes, dem es immer nur um die Bewahrung der isolierten "Einzelquelle" geht, nie aber ums Einfügen in die Umgebung. Man kann aber ein in ein bestehendes Ensemble errichtetes historisches Bauwerk nicht dadurch schützen, indem man es unter Quarantäne stellt, man isoliert es damit nur von seiner Umgebung.

  • Als Forum für klassische und traditionelle Architektur habe ich es einst gegründet. Das war allerdings 20 Jahre vor deiner aktuellen Umdeutung (siehe meine Signatur). Was „intelligente“ Architektur sein soll fällt dann wohl in den Bereich der Beliebigkeit. Da können sich dann auch Modernisten dran beteiligen, und das APH wird absolut inklusiv (was wohl der Wunsch mancher Teilnehmer zu sein scheint). :wink:

    Also umdeuten wollte ich hier gar nichts. Das hier einige User alles was nach 1945 gebaut wurde pauschal als beliebig und schlecht verurteilen habe ich schon verstanden. Ein differenzierter Umgang mit Architektur scheint hier mitunter wenig erwünscht zu sein. Hauptsache es werden möglichst viele Bögen und Säulen gebaut. Dabei kann ich den Frust über den ganzen Schund der überall in Deutschland gebaut wird durchaus verstehen.

    Und wenn ich mich nicht vorrangig für Denkmalschutz und den Erhalt der wenigen Altbausubstanz die Deutschland noch geblieben ist und bessere neue - gern auch klassische Architektur - interessieren würde, dann hätte ich mich im APH-Forum nicht angemeldet. Ich bin nur kein Freund von Dogmatismus und kann auch in einigen Nachkriegs- und Neubauten echte Qualität entdecken. Der aktuelle Erweiterungsbau des Bauhausarchivs in Berlin ist dafür z.B. ein gutes Beispiel (im DAF gibt es dazu einige aktuelle Bilder). Man sollte immer genau hinschauen.

    Und wie ich schon mal an anderer Stelle gesagt habe: Nur wenn man das Beste aus allen Jahrzehnten erhält entsteht gebaute Geschichte und erhalten deutsche Städte ein gewachsenes Gesicht zurück. Ich bezweifle, dass das gelingt, wenn man das Land jetzt durchweg mit historisierenden Neubauten zustellen würde, da auch die Moderne mittlerweile zur Baugeschichte gehört. Ganz abgesehen davon, dass die architektonische Qualität von historisierenden Neubauten nicht selten zu wünschen übrig lässt. Man erkennt hier doch allzu oft, dass klassische Formensprachen an den Hochschulen offenbar nicht mehr hinreichend vermittelt werden. Auch hier wäre manchmal Kritik angebracht.


    Und wer genau hinschaut, sieht, dass sich selbst im DAF als ausgemachtes Modernisten-Forum zunehmend Frust breit macht, angesichts all der gesichtslosen Rasterkisten überall. Das stimmt doch zuversichtlich. Ich hoffe doch, dass auch das Streiten um Architektur im APH-Forum seinen Platz hat und es nicht ausschließlich um Stuck, Säulen und Bögen geht.

  • Nunja, der Denkmalschutz hat sich durchgesetzt. Thema graue Energie und Nachhaltigkeit...nur wenn es um Betonklötze aus den 60er und 70ern geht.

    Baldiger Baustart für Turm auf Burg Wehlen
    Ein Turm soll die Burgruine in Stadt Wehlen wieder zur Landmarke machen. Nach langem Warten kann der Bau jetzt starten. Das ist geplant.
    www.saechsische.de


    Zitat

    Um die Gestaltung des geplanten Turms hatte es lange Diskussionen gegeben. Die Burgfreunde und auch die Stadt wollten gern ortstypischen Sandstein verbauen. Davon haben die Burgfreunde etliche Kubikmeter von eingestürzten Gewölben und Mauern geborgen, die Steine lagern aufgeschichtet auf dem Burgberg.

    Die Denkmalschutzbehörde plädierte jedoch für eine moderne Bauweise. Das Argument: Die erhaltenen historischen Mauern und die neue Bausubstanz sollten optisch klar voneinander zu unterscheiden sein, damit kein unbedarfter Besucher dem Irrtum unterliegt, der neu errichtete Turm hätte in dieser Form schon immer dort gestanden.

    Wie wär's mit ner Tafel zur Erklärung für die "unbedarften" Besucher? Stattdessen wohlmöglich wieder maximaler Kontrast gut platziert über den Dächern der Stadt....ganz toll

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Unglaublich... da sollen sies lieber gleich ganz lassen. Ein Betonsilo über der Stadt will und braucht niemand.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Der Einsatz der Burgfreunde für die drittälteste Burganlage Sachsens ist sehr schätzenswert, die Sicherung von ortstypischem Sandstein nicht weniger. Der Verlust der Turmreste in den ´60er Jahren liegt als Zeitspanne noch nicht lange genug zurück, als daß der Verlust dauerhaft bestehen bleiben müßte. Ein Zurückgreifen auf die gewachsene lokale Tradition und die Präsenz des Turms ist nachvollziehbar und berechtigt. Umso weniger nachvollziehbar ist nun wieder einmal mehr die Wiederbegegnung mit den bereits sattsam bekannten Amtshaltungen des Substanzfetischismus; umso mehr, da ortstypisches Baumaterial von den Burgfreunden bereits zusammengetragen wurde. Es kann dabei nicht ausbleiben, daß man, gerade in diesen Zeiten, die grundsätzliche Materialauswahl hinterfragen muß. Ist es nur den Interessen des Denkmalschutzes wegen zu vertreten, jetzt und in der Zukunft Beton zu verbauen, als ob es kein Morgen gäbe? Gerade an diesem Ort und in dieser näheren Region liegt der Ursprung eines orts- und regionaltypischen Baumaterials in Form von Sandstein, der einer ganzen Kulturregion ihr Antlitz verliehen hat. Man kann mit Sandstein sehr wohl so bauen, daß das Bauwerk als neu errichtet zu erkennen ist. An diesem Turm sollte aus Gründen der Nachhaltigkeit so viel Sandstein als möglich und so wenig Beton als nötig verbaut werden. Um sich vonSalza anzuschließen: nein, ein Betonsilo braucht an diesem Ort nun wirklich niemand. Stattdessen könnte der Turm ein Pilotprojekt werden, an dem man exemplarisch aufzeigt, wie man ein Bauwerk heute mit möglichst viel natürlichem, regionalem Baumaterial nachhaltig, sparsam und zukunftsorientiert errichtet und den Wiederaufbau sozusagen in die Zukunft hinein transponiert. Auf diese Weise könnte die Stadt Wehlen eine Modell- und Vorbildfunktion einnehmen und aus einem Wahrzeichen von einst einen "Leuchtturmcharakter" für Lösungsansätze der Zukunft schaffen.

  • Und da haben wir's...war klar, dass solch ein hässlicher Murks herauskommt bei den denkmalerisch ideologischenen Denkweisen. Ein störendes Furunkel über den Dächern der Stadt Wehlen. Bravo :applaus:

    So sieht der Turm für Burg Wehlen aus
    Als Landmarke soll der neue Turm über Stadt Wehlen Touristen anlocken. Der Bau ist logistisch herausfordernd. Die Visionen für das Areal gehen noch weiter.
    www.saechsische.de
    Zitat

    Der Clou ist ein Kubus, der in der Südostkante des Turms steckt und über die Mauern hinaus ragt. Dieser Kubus fungiert als Austritt für die Besucher. Er besteht aus Lochblech und bildet damit eine transparente Oberfläche - die Gäste können von innen hindurchsehen, von außen scheint die Sonne hinein. Ein zweiter, kleinere Kubus wird an der Nordseite in Richtung Hang eingelassen.

    Ihre volle Wirkung werden die Kuben bei Nacht entfalten. Wenn der Turm von innen beleuchtet ist, strahlt das Licht durch das Lochblech hinaus. "Ganz dezent", sagt Architekt Michael Hamann. Später könne noch ein ausgefeiltes Beleuchtungskonzept für den gesamten Burgberg folgen, so wie es von anderen historischen Bauwerken bekannt ist. Die Kuben sollen sich in einer rotbraunen Farbe von der Putzfassade absetzen, die genauen Farbtöne werden vor Ort abgestimmt.

    Dumm nur, dass die Meisten tagsüber auf den grauen Kasten schauen und sich wahrscheinlich fragen werden, wer denn auf die Idee dieses Self-Storage inmitten der Burgruine gekommen ist.

    Vergebene Chance aus Ideologie. Deutschland im Jahre 2024. Dabei hatten die Initiatoren des Projektes echt ne gute Idee mit der Wiederverwendung des heimischen Sandsteines. Besser für den CO2-Klimaabdruck wär's obendrein auch.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Die Sinnhaftigkeit eines Wiederaufbaus, auch nach ihr wird man fragen; in diesem Fall vollkommen berechtigt. Vor allem deswegen, weil es für das Gesamtbild und den Gesamtorganismus der Stadt Wehlen nichts anderes als den Killer darstellt, der das Bild der gewachsenen Stadt so sehr verunstaltet, so sehr konterkariert, daß alles, was bisher zu Sympathiewerten und Bindung zu dieser schönen Stadt führte, entwertet und aufgelöst wird; und zwar auf dauerhafte und irreparable Weise. Es ist sehr traurig und sehr deprimierend, daß sich Wehlen offenbar aus freien Stücken auf dieses Eis begibt, daß mit einer solchen Self-Storage-Box, mit einer solch quadratisch-praktischen Über-Urne das Gesicht sozusagen aus freien Stücken verschandelt und auf solche Weise dafür gesorgt wird, daß sich potentielle Besucher von der Stadt abwenden; falls das Innere in Zukunft nicht vielleicht als Elbblick-Kolumbarium genutzt werden sollte. Schlußendlich wird man sich anderen Orten zuwenden, in denen vergleichbare Torheiten nicht gemacht wurden. Hätte man es einfach nur sein gelassen... Einfach nur schade.

  • Wahrscheinlich wird der Tourismus einbrechen, die Ernten werden kleiner, die Quellen versiegen, am Ende wird Wehlen zur Wüstung... Und alles nur wegen dieses vermaledeiten modernistischen Wiederaufbaus. Schade, einfach nur schade.

  • Ähnliches ist ja auch auf dem Domberg i Freising geplant...

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Der Tourismus ist Hauptwirtschaftszweig in der Region. Da kann man sich ja schon fragen, ob dieses Teil positiv dazu beiträgt, diese Branche in Stadt Wehlen zu entwickeln. Im besten Fall kommen im ersten Jahr ein paar zusätzliche Besucher, "um ma zu guggn", im schlechtesten Fall kommen weniger Touristen, weil dieses Parkhaustreppenhaus von überall im Ort und darüber hinaus sichtbar sein wird.

    Positiv für Stadt Wehlen wäre es, eine Attraktion zu schaffen, die sich in das vorhandene Umfeld einfügt, welches bis heute weitestgehend frei von solchen "modernen" Störfeuern ist und mit der einzigartigen Landschaft ein beschauliches aber lebendiges Bild abgibt. Schaut's euch an:

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    Aus dem Artikel ergibt sich das Ausmaß dieses Vorhabens:

    Elbabwärts reicht die Sichtachse über die Dächer von Stadt Wehlen hinweg bis zur nächsten Flussbiegung, elbaufwärts bis zum Kurort Rathen.

  • Schlimmer wurde der Reko-Gedanke noch niemals pervertiert, auch wenn gewisse Leute hier das lustig zu finden scheinen.

    Ähnliches ist ja auch auf dem Domberg i Freising geplant...

    Hamr alles schon in Progressivistan:

    Denkmaldatenbank | Stadtgeschichte Linz

    (Archiv der Stadt Linz Denkmaldatenbank)

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Tja, das war zu erwarten. Die überwältigende Mehrheit der Reaktionen auf diesen Entwurf ist vernichtend.

    Das sagen Leser zum neuen Turm der Burg Wehlen: "Gibt es das auch in schön?"
    Viel zu modern und viel zu wenig Sandstein: Der Entwurf für den Turm in Stadt Wehlen wurde in sozialen Netzwerken verrissen. Was die Leser sagen.
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