Dresden - der Altmarkt

  • Vielen Dank, Vitruv! Zumindest aus dieser Perspektive hätte die Kreuzkirche das "Loch" bei fehlender Nase bestens gefüllt und die beiden Süd-Bauten wären zueinander symmetrisch. Zudem befindet sich rechts neben dem Legohaus auch ein Loch ähnlicher Breite (Seestraße). Wäre man konsequent, müsste von Gerkan seinen Prachtbau eigentlich auch um eine Nasenlänge verbreitern. :D M.E. wurde die Nasenforderung der Stadtplanung von ebendieser und der Jury reichlich übertrieben in den Fokus gerückt und in den Himmel gerühmt. Wenn diese Herrschaften mal ebensoviel Wert auf wirklich bedeutsame Aspekte legen würden, hätten wir uns sicher schon viele Dresdner Miseren erspart.

    Das Legohaus gefällt mir übrigens besser.

    Hier nochmal die drei Erstplatzierten (inkl. der wunderbaren Jury-Texte!): http://www.das-neue-dresden.de/pdf/Wettbewerb…kthotel-1-4.pdf
    Und mein Favorit: http://www.tourdresden.de/?p=388

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Danke für das Foto!

    Was ich übrigens am deprimierendsten finde und auch schon oft angesprochen habe, ist diese furchtbare Wagenburg auf dem Platz. Da wird einem eine "Fresszeile" aus Lieferwagen zugemutet, die an Hässlichkeit wohl kaum zu übertreffen ist. Aber Dresden besitzt tatsächlich einen innerstädtischen Wochenmarkt am Hygienemuseum, der eigentlich recht attraktiv ist und den Altmarkt hervorragend aufwerten würde. Warum man diese Chance nicht ergreift, ist mir vollkommen schleierhaft.

    Zitat

    Das Legohaus gefällt mir übrigens besser.

    Ist ja auch von den Stararchitekten von GMP. Da merkt man eben den Unterschied.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Aus dem Dokumet, das den Sieger kürt:

    "Die berechneten Kosten des Verfassers sind die höchsten des Teilnehmerfeldes. Die Stärke des Entwurfs – eine
    moderne zeitlose Klarheit und „Aufgeräumtheit“ – könnte auch zu seiner größten Schwäche werden, wenn
    Gesamtlösung oder Details nicht konsequent ausgereift werden."

    Die grösste Schwäche ist eingetreten! Der Hammer ist aber der Kostenpunkt. Man nimmt wohlwissend das teuerste Projekt … Dagegen prangert man die Ornamentik des zweitplatzierten Entwurfs an, sie wären zu teuuer, obwohl sie es ja nicht sind … Versteh das einer. Der KnererLang-Entwurf ist einfach nur schlimm. Aus nem Löschpapier kann ich auch rechteckige Löcher raussschneiden und habe die Fassade. Nach qualitativer Kunst oder Handwerk sieht das nicht aus. Und sowas darf sich Architekt nennen. Ich glaubs ja nicht.

  • Das Legohaus ist doch auch ein Dreck. Eine plumpe Verhöhnung lokaler Formen. Wer das mag, hat echt nix kapiert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ursus, Deine Meinung ist uns allen hinlänglich bekannt.

    Und diese Aussage

    Zitat

    Wer das mag, hat echt nix kapiert.


    zeigt eigentlich nur, daß Du echt nix kapiert hast, da Du um keinen Preis davon ablassen willst, Deine subjektiven Meinungen als ein objektives Maßstabskriterium darzustellen. Und das jetzt schon seit gefühlten Jahren. Man könnte es auch urkarpatische Sturheit nennen. :)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Der GMP-Entwurf besitzt - innerhalb eines ermüdeten CAD-Modernismus- so etwas wie Ausdruck.
    Ob es der richtige für Dresdens historisch wichtigsten Platz ist, kann man sich streiten. Wie Kantschew treffend geschrieben hat:
    "Sehr deutsch".


    Der neue Block am Start hat (wie der Rest des "Stadtquartiers" bis zum Külzring) das gewisse Nichts.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Wissmut"

    Ob es der richtige für Dresdens historisch wichtigsten Platz ist

    Es ist eher so etwas wie ein bemühter Ansatz. Selbstverständlich ist das Legohaus alles andere als perfekt.

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  • Daß dieser Raum mit Nichtsen gefüllt werden würde, war schon vorprogrammiert, da man sich die Maßen von den Stalinbauten und vom KP hat vorschreiben lassen. Dann kommt im Grunde das Gleiche draus wie in Magdeburg beim Allee-Center.
    Diese Bauten an ihren überdimensionierten Straßen und Plätze dulden einfach nur ihresgleichen neben sich. Nur ein Rückbau zur Kleinteiligkeit kann die Altstädte von Dresden, Magdeburg oder Berlin auf Dauer retten.

    Der Altmarkt Dresdens scheint mir heute etwa zwei mal größer als der historische zu sein. In diesen Dimensionen kann er nie richtig gefaßt werden, es sei denn vielleicht mit Wolkenkratzern.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat

    Der Altmarkt Dresdens scheint mir heute etwa zwei mal größer als der historische zu sein. In diesen Dimensionen kann er nie richtig gefaßt werden, es sei denn vielleicht mit Wolkenkratzern.

    So ist es aber nicht!

    Nur die Ostseite des Marktes wurde zurückversetzt, was bei der nun erfolgten Bebauung der Südseite die Nase notwendig werden ließ. Heute kann man erhand der jüngst errichteten Brunnen sehr gut die ehemalige Lage der Altmarkt-Ostseite nachvollziehen.
    Natürlich muss man noch hinzufügen, dass auch die Nordseite des Platzes quasi zurückversetzt wurde. Da sie aber heute durch den Kulturpalast eh nicht wirklich geschlossen ist und durch die überbreite Wilsdruffer auch nicht richtig zum Platz zu gehören scheint, ist es müßig über sie zu reden, da zumindest die Südseite der Wilsdruffer (Nordabschluss des Platzes) noch in ihrer alten Flucht verläuft. Außerdem wurde die Höhe der Platzwände proportional zur Aufweitung der Platzfläche den Vorkriegsmaßen angepasst.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    was bei der nun erfolgten Bebauung der Südseite die Nase notwendig werden ließ.

    Dir ist doch inzwischen bekannt, daß die Meinungen diesbezüglich hier im Forum weit auseinandergehen. Sowas könnte man sich dann eigentlich respektvoll sparen (oder zumindest subjektiv formulieren). :augenrollen:

    Letztlich wäre der Platz m.E. sowieso erst durch Kollhoff zu einem Platz geworden. So ist und bleibt es eher eine platzartige Aufweitung der Wilsdruffer Straße.

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  • Ehrlich gesagt, ich hab es mir schlimmer vorgestellt. Das Teil bekommt ein ordentlich dimensioniertes Steildach und die Sandsteinfassade reißt doch einiges raus. Insgesamt gibt der 'Platz' (und davon kann nach mehr als 6 Dekaden das erste mal überhaupt wieder die Rede sein) ein halbwegs harmonisches Bild ab. Ich wünschte mir, der Altmarktgalerie-Anbau zur Wildsdruffer zu, hätte eine ähnliche Qualität. Aber da wird's wohl richtig grausam werden.

  • Die Fassade kann man noch nicht ganz sicher beurteilen, weil er noch eingerüstet ist. Die vertikalen Streifen zwischen den Fenstern scheinen aber ein wenig den Effekt von 'Pilastern' zu haben. Dieses und das Steildach geben dem Bau doch etwas klassisches. Die Nase stört mich auch nicht wirklich. Ich verstehe die Überlegung, auf einem mitteleuropäischen Marktplatz sollte die Kirche nicht direkt am Platz stehen. Eine niedrige Markthalle in dieser Ecke des Altmarkts statt der Buden wäre vielleicht dafür auch die bessere Lösung gewesen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @jungwurz, erbse&andere Unanmaßende von wegen

    Zitat

    anmaßender Deutungshoheit


    So ganz unobjektiv, zumindest objektiv unnachvollziehbar, erschien meine Kritik an der mir naiv anmutenden Begeisterungsfähigkeit eines Forumsmitgliedes zunächst auch wieder nicht, zumindest war die ihr zugrunde liegende Ansicht auch schon von maßgeblicherer Seite vorgebracht worden:

    Zitat

    Sogar die wenigen Vorgaben einer kommunalen Gestaltungsvereinbarung für den Altmarkt wurden in Form eines getreppten Dachs (im Volksmund: "Legohaus") distanziert-ironisch kommentiert


    gesamter Text siehe
    Geschftshaus am Altmarkt von Gerkan & Marg und Partner, 2000 - Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts

    Ich meinte sehr wohl, dass ein an der Oberfläche verharrendes, wohlgefälliges Betrachten der aller vordergründigsten schein-traditionellen Gestaltungselemente die wahren Intentionen der Architekten gründlich verkenne, und vermeinte auch, dies hinreichend begründen zu können. Es ist allerdings auch hinlänglich bekannt, dass jede Jungwurzens objektiver Meinung widersprechende Meinung nur eine höchst subjektive sein kann, und nur durch völlige Reflexionslosigkeit dieser Subjektivität erklärbar erscheint, sodass darauf einzugehen sich so ziemlich erübrigt.
    Immerhin scheint dieses Argumentationsmodell erstmals einige Bewunderer gefunden zu haben.
    Nun ja.
    Hinsichtlich des Legohauses hat also in etwa folgendes objektive Dictum zu gelten:

    Zitat

    Es ist eher so etwas wie ein bemühter Ansatz.


    Wenn ich nun nicht wüsste, dass es sich um die einzig objektiv-wahre Ansicht handelt, würde ich, in meiner beschränkten Subjektivität verhaftet, wie ich nun mal bin, Paul Dukas zitierend erwidern:

    Zitat

    No Sir, ganz daneben, völlig verfehlt. Sie haben offenbar überhaupt nicht verstanden, worum es sich handelt.


    Offenbar auch ein so schrankenloser Subjektivist, dieser Dukas.
    Also:
    Das Legohaus ist ein in formaler und stilistischer Hinsicht redlicher Versuch, an die Palais- und Bürgerbauten des alten Dresdens anzuschließen und also solcher unbedingt anerkennswert. Leider konnte sich der Architekt gewisser modebedingter Modernismen nicht erwehren, was jedoch seinen grundsätzlich guten Willen nicht in Frage stellen kann.
    Ich hoffe, dass mein Wille, meine Meinung zu objektivieren, bei meinen gestrengen Kritikern auf die ihm gebührende Anerkennung stoßen wird.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das Legohaus hat imho schon sowas wie eine Persönlichkeit. Ich halte es dort, gemessen an den Dimensionen, die die Platzstruktur nun einmal vorgibt, für durchaus bereichernd. Auch Lego und 'Altmarkt 11' ergänzen einander ziemlicht gut. Die Sandsteinplatten des Neubaus ähneln der Legohausfassade, wirken aber doch noch etwas wertiger.