Sonstige Meldungen aus Berlin

  • Aber, der Wiederaufbau ist doch erfolgt. Insofern war und ist "Wiederaufbau" möglich. Du meinst vielmehr "Rekonstruktion des Vorkriegszustands". Doch das ist auf das Stadtgebiet bezogen ohnehin Illusion. Ein Zustand ist nie vollständig einfrierbar. Die Stadt hätte sich auch ohne den Bombenkrieg seit 1945 verändert. Man kann also einige Rekonstruktionen von wertvollen historischen Gebäuden und Ensembles projektieren und heute auch durchaus realisieren. Das entbindet uns aber nicht der Aufgabe, Stadt stets auch weiter zu bauen. Es geht also nicht primär um die Herstellung eines Status quo ante, sondern um eine neue Baukultur für die Zukunft.

  • stimmt, der Wiederaufbau ist erfolgt, aber wie?
    Eine Rekonstruktion des Vorkriegszustands wäre, selbst wenn sie gewollt wäre, nach dem Krieg nicht bezahlbar gewesen.
    Dass sie nicht gewollt war, haben die Entwicklungen nach 1945 ja gezeigt.
    Dieser Zug ist also längst abgefahren, und auch die letzten Flächen, auf denen eine Rekonstruktion von Einzelbauten möglich wäre, sind bald bebaut. Klassiker nennt hier ja immer wieder viele Kandidaten für eine Rekonstruktion. BIs auf das Schloss und die Bauakademie gibt es aber derzeit keine weiteren mir bekannten Vorhaben dieser Art.

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Deswegen schreibe ich ja immer, diesbezügliche Recherche-Energien mal auf das Gebiet Molkenmarkt/Klosterviertel zu richten, statt über ein derzeit utopisches Marienviertel zu philosophieren. Vielleicht kann man ja das ein oder andere kleine Ensemble dort finden.

  • Gestern im DAF verlinkt:

    Palais statt Platte

    Dieses Teil wird einschlagen wie Thors Hammer und weit mehr in Frage stellen als nur diese olle Platte.  :daumenoben:

    Leider wird da noch viel Wasser die Spree runtergehen, bis das vielleicht mal steht. In dem Artikel wird beschrieben, dass immernoch 45(!!) Parteien in dem Plattenbau leben und sich teils auch weigern, dort auszuziehen. Außerdem steht gegen Ende des Artikels auch nochmal ganz klar geschrieben, dass der Patzschke-Entwurf noch nicht festeht, sondern sowas wie eine erste Idee darstellt. Meine Einschätzung: Noch 5-10 Jahre Wartezeit in der immer wieder kleinere oder größere Veränderungen am Bau vorgenommen werden, bis am Ende sowas entsteht (nur über den ganzen Block:
    BERLIN 2012 Friedrichstrasse by streamer020nl, on Flickr

  • Mal einige Zitate aus den Leserkommentaren zu dem von "Tektor" verlinkten Artikel...

    Zitat

    Rückfall in die Vergangenheit
    Städtebaulich entwickelt sich Berlins Mitte zurück und atmet immer mehr den Muff der Vergangenheit. Es wird gebaut wie um 1900, anderswo bauen wir Schlösser der Hohenzollern wieder auf. Für eine Innenstadt, die wieder exklusiv das vermögende Bürgertum konzentrieren und seine Bewohnerstruktur entmischen will.
    An vielen Stellen hilft mitlerweile nur noch die Notsprengung.

    Zitat

    wie max und moritz
    ich will lieber mehr wohnplatz. 100m wohntürme, bitte. die gegend ist seit 70 jahren nicht mehr historisch.

    Zitat

    Wenn ich allerdings diesen lächerlichen, geschmacksfreien Patzschketrumm betrachte, bekomme ich Augenkrebs. Ob das wohl justiziabel ist?

    Zitat

    Diese Kaiser Wilhelm-Retroästhetik die sich in Großberlin immer weiter ausbreitet ist einfach nur noch widerlich. Eine schöne Kitsch-Kulisse für Neureiche und Erben ..

    Zitat

    Platte hin Palais her
    1. Die Platte an der Wilhelmstraße ist wie andere Plattenbauten nicht besonders schön.
    2. Dem ersten unverbindlichen Entwurf zufolge ist der Nachfolgebau aber auch nicht gerade eine architektonische Glanzleistung. Wieder mal so ein pseudo-historisierender Abklatsch.
    Dass aber der Ersatz dann nur Luxuswohnen bedeutet, ist mehr als ärgerlich, es ist wieder mal ein Faustschlag ins Gesicht einer ausgewogenen Wohnungsbaupolitik.

    Zitat

    nicht Ästhetik, sondern Nachhaltigkeit
    ist das Gebot der Stunde.
    Ich glaube, es ist unstrittig, dass diese Platte an diesem Ort echt ´ne Ohrfeige in der Landschaft darstellt.
    1.sind diese Häuser gemessen an anderen Plattenbauten durchaus annehmbar. Die Häuser sind grade mal 25 Jahre alt.
    2.Ihrem ästhetischen Empfinden nach müssten dann auch 90% der Gebäude in den Außenbezirken abgerissen werden. Und minimum 20% in der Innenstadt.
    3.dass solche Maßnahmen nicht nachhaltig wären, liegt ja auf der Hand. Der geplante Superluxus ist auch eher nicht nachhaltig, und wer weiss, wie lange dieser Luxus aufrechterhalten werden kann, womöglich auch nur 25 Jahre. Eine Rechtfertigung für einen Abriss besteht also nicht.

    Natürlich gibt es auch Zustimmung zu dem Bauvorhaben. Aber man muss sich in Berlin eben auch vieler Widerstände von alteingesessenen (Ost-)Berlinern, Linken, Luxussanierungsgegnern usw. bewusst sein. Bis dieses Projekt in dieser Größenordnung verwirklicht wird, wird noch viel Wasser die Spree herunterfließen. Ästhetisch wäre es dennoch natürlich sehr wünschenswert.

  • Wenn es diese Negativkommentare nicht geben würde, würde ich mir echt Gedanken machen. Die Welt ist im Wandel, und das für viele ziemlich schmerzhaft; das gehört dazu. Schmerzhaft für jene, die sich an der Vergangenheit festklammern, das aber denjenigen vorwerfen, die den Wandel vollziehen wollen. Und Zeit dafür ist es allemal. Traditionelle Formensprache wird es wieder vermehrt geben, sie ist bereits Teil des modernen Bauens, auch wenn es einigen nicht passt.

    Der Entwurf Pazschkes kommt genau zur richtigen Zeit. Auch wenn die Realisierung noch Jahre auf sich warten lassen sollte. Er ist veröffentlicht und er polarisiert. Das ist schon mal sehr gut in diesem Prozess des Wandels.  :daumenoben:

  • Muss denn da unbedingt eine Russenschrankwand hin? Ich würde die Gunst des Abrisses nutzen und aus dem Großblock wieder Stadt machen, also unregelmäßig parzellieren.

  • ^
    Das sehe ich auch so. In der Altstadt wäre der Block genauso katastrophal wie die Rathauspassagen. Hier passt er gut. Die Friedrichstadt ist schon länger geprägt von Großbauten wie bspw. der Dt. Bank. Etwas Majestät stünde Berlin auch gut zu Gesicht, neben all dem Banalen und Kaputten; davon läuft Berlin geradezu über.

  • Zumal wir nun wirklich mit der Friedrichstadt unsere Erfahrungen gamcht haben. Die Grundstücksvergaben geschahen damals in einr wilden Zeit; heute wünscht man sich dass manch' ein Block nicht nur mit einem Bau bestanden wäre.

    Mit dem Petitum für mehr Parzellen, das im übrigen an diesem Ort unhistorisch wäre (da waren Villen mit Gärten) wäre noch keine Entscheidung über Architektur gesfallen. Es wäre nur die großmasstäbliche Stadtplanung der DDR punktuell korrigiert.

  • Mal einige Zitate aus den Leserkommentaren zu dem von "Tektor" verlinkten Artikel...

    Ein schrecklicher Gedanke, dass sich die Welt-Proll-Hauptstadt (bitte nicht persönlich nehmen, liebe Berliner, bezieht sich auf die Kommentatoren) sich in manchen Teilen zur Luxusmetropole mausern könnte. In Hamburg ist das nebeneinander von eher sozial gemischten Vierteln und Kiezen und Luxus selbstverständlich. Ich weiß auch nicht, woher immer der vermeintliche Anspruch auf billiges Wohnen im Zentrum kommt? Diese Menschen könnten wahrscheinlich in einer anderen Metropole garnicht überleben, denn da gibt es das nicht, NY, Paris, London, überall ist dort Zentrumswohnen sauteuer und die Menschen wohnen da eben weiter draußen und pendeln eben, mitunter lange. Man kann eben nicht mitten in einer aufregenden Metropole wohnen, für nen Appel und en Ei, bequem abends aus der Wohnung in die Stammkneipe fallen und noch um die ecke bei Aldi einkaufen. So ist es zumindest in anderen Metropolen weltweit. Nur in Berlin scheinen viele damit ein Problem zu haben.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Naja Pfälzer Bub, muss das denn in Stein gemeißelt bleiben, dass zentrumsnahes Wohnen in einer Metropole quasi unbezahlbar ist? Ich denke nicht. Gerade das war in den vergangenen Jahren eine der Hauptstärken Berlins, die kreatives Potenzial aus aller Welt angezogen hat. Auf dieser Qualität kann man aufbauen. Sicher wird das Wohnen nicht so günstig bleiben können, aber man kann zumindest darauf hinwirken, dass es keine reine Luxus-Ghettoisierung gibt. Denn das schadet den Metropolen weltweit.

  • Das meine ich ja auch gar nicht, Luxus-Ghettos oder Gated Communities widersprechen auch zutiefst dem demokratischen Geist. Es ist nur so, dass in München keiner auf die Idee käme, das er ein Recht darauf habe im Zentrum günstig zu wohnen. Dass Zentrumswohnen in Deutschland zum ersten mal seit der Reichsgründung für Reiche wieder attraktiv ist, sollten die Städte auch als Chance begreifen, nicht nur als Bedrohung. Der Synergieeffekt, den solche Leute auf die dort ansässigen Geschäfte und anderes ausüben, sollte nicht unterschätzt werden. Nicht nur "arme Künstler" bringen Leben in die Mitte, sondern auch Dienstleister, die auf ein ganz anderes Publikum zugeschnitten sind. Die Mischung macht es eben. Zumal ist auch der zentrumsnahe Wohnungsmarkt ja nicht unerschwinglich, sondern halt nur teurer als 2 Kilometer weg. Noch kann sich fast jeder das zentrumsnahe wohnen in Deutschland leisten, wenn er nicht gerade arm, so sehe ich das. Das Problem ist halt in Berlin wie ich es sehe, dass es in Zeiten des Sozialismus keine Klassenschranken gab und Professoren neben Arbeiten usw. wohnten. Im Prinzip nicht schlecht aber in der freien Wirtschaft nicht praktikabel. sobald ein freier Markt herrscht, werden begehrte Wohngegenden halt nicht mehr für jeden erschwinglich sein. Ein einziges solche "Palais", wird Berlin nicht in London verwandeln. sollte die ganze Innenstadt so überfrort werden, wäre das allerdings eine bedenkliche Entwicklung.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Bemüht der sich dann auch darum, daß die Damen und Herren Sprayer sich von allen nicht freigegebenen Wänden und sonstigen Oberflächen fernhalten? Wenn das so wäre, hielte ich's sogar für eine unterstützenswerte Idee. Aber da der Vorschlag von den Piraten kommt, bin ich nicht sonderlich guter Dinge.

  • Bemüht der sich dann auch darum, daß die Damen und Herren Sprayer sich von allen nicht freigegebenen Wänden und sonstigen Oberflächen fernhalten?


    Wahrscheinlich wird das dann so sein, dass jeder Sprayer erst einmal einen ausführlich zu begründenden Antrag auf Erteilung einer Genehmigung stellen muss, bevor er zur Tat schreitet.

    Wenn er dann ohne Genehmigung sprüht, wird ihn allerdings die volle Härte des Gesetzes treffen, denn etwas ohne die hierfür notwendige Genehmgung zu tun, ist doch ein wahrlich schlimmers Delikt als eine Sachbeschädigung. :lehrer:

  • Hatte schon jemand vor ein paar Wochen verlinkt, aber trotzdem Danke...

    Vermutlich heißt es "Mein Alex" weil sich zu Unrecht in breiten Kreisen durchgesetzt hat, das gesamte Gebiet zwischen Spandauer Straße und der Stadtbahn ebenfalls als Alexanderplatz zu bezeichnen.

    Ich weiß nicht, ob ich in den letzten Tagen hier oder woanders die Bilder des Marienviertels vor dem endgültigen Abriss Mitte der 60er Jahre gesehen habe. Jedenfalls hat es mir wieder einen tiefen Stich ins Herz gegeben, den noch vorhandenen Straßengrundriss und noch eine nicht unerhebliche Anzahl stehengebliebener und offensichtlich noch genutzer Altbestandsgebäude zu sehen, die für eine großkotzige und seelenlose sozialistische Umgestaltung geopfert wurde. :wuetenspringen:
    Ich bin mir bewusst, mit meiner Radikalmeinung allein auf weiter Flur zu sein, aber der Fernsehturm sprengt mit seinen Dimensionen das urbane Gefüge des historischen Zentrums total und verhindert eine Wiederkehr eines kleinteiligen Marienviertels (egal in welcher Architektursprache), was sich wiederum nicht wenige von uns hier wünschen. Deshalb gehört er meiner Meinung nach abgerissen, was allerdings nur ein Traum meinerseits bleiben wird, ist mir schon klar.