Liebster Peter,
Du hast völlig recht und nimmst mir gerade das Wort aus dem Mund. Ich wollte dieses schon vor Wochen posten:
Dann als ich einmal von der Prager Straße/Seestraße her mich dem Altmarkt nebst Kulturpalast näherte, fiel mir sehr angenehm auf, dass da plötzlich auf der Nordseite eine "historische", ziegeldachgedeckte Altstadtfront vor mir lag. In diese ordnete sich der KP vollkommen ein und unter (auch natürlich dank des in den 60er Jahren mit massivem Druck aus der Bürgerschaft durchgesetzten niedrigeren Daches) - klar er ist etwas sehr Eigentständiges, aber überhaupt nicht mehr störend.... Das ist Versöhnung!
Ja, wenn ich ehrlich bin, bin ich auch gar nicht mehr für die Sprengung. (Noch vor Jahren wollte ich das Ding weghaben).
Aber, wenn ich ganz ehrlich bin: Der macht sich fast "gut" dort, ohne Polemik jetzt. In einer fast intakten Altstadt - und man muss sich mal klar machen, im Neumarktviertel haben wir die jetzt - macht sich so ein bischen Betonkübchen doch ganz nett, oder?? Mein ich ernst. Es verleiht dem Viertel etwas "normales", realistisches. Denn in fast allen unzerstörten Städten (Basel, Stockholm, Prag, whatever) siehst du immer wieder mal was unpassend "Modernes" dazwischen, daraus folgere ich: Das macht den Neumarkt fast "authentischer", da jetzt "wie alle". Die Altstadt von Warschau z.b. auch eine Komplett-Reko, hat das nicht. Auf Fotos jedenfalls siehst du dort nur "Altes", also Rekonstruiertes. Sieht zwar schön aus, es schwingt aber gleichzeitig etwas "unangenehmes" mit, falls ihr wisst was ich meine. ("Vibration is everything", N. TESLA). Ich weiss nicht.... ich finde man sieht der Warschauer Altstadt einfach an , vielleicht gerade weil sie so perfekt und makellos ist, dass sie nicht "echt" ist. Es kann natürlich auch sein dass man durch das Wissen voreingenommen ist, und die Ratio hier die Empfindung beeinflusst, über Warschau hab ich ja viel gelesen, muss ja alles weg gewesen sein 1945.
Egal, meine Bemerkung über den KP war natürlich eher ein bischen Häme, geb ich voll zu! ("La revanche est un repas qu'on mange froit", nach so vielen Jahren Diffamierungen und Angriffen der "Ihr seid Disneyland"-Fraktion ist es ist einfach späte Genugtuung. Meine "Rache" besteht nun einfach in einem frechen Grinsen gegenüber den Betonkubenbauern und der Bemerkung "ihr dürft ihn stehen lassen - er stört jetz tnicht mehr". In der DDR gab es den "antifaschistischen" Schutzwall gegen den Westen - und am Neumarkt gibt es jetzt den "pro-barocken Schutzwall" gegen den Kulturpalast.
Sagen wir mal so - wäre ich StadtbauDiktator (hach wäre das schön, was glaubt ihr wie DD jetzt aussehen würde), ich würde das Ding doch abtragen lassen. Kann man ja relocieren. Stattdessen lieber wieder das Alberttheater aufbauen.
Aber dies wird kaum geschehen, und ich finde, man kann damit gut leben.
Man sieht ihn wirklich nicht mehr , was will man mehr