• Mal ehrlich, was wäre das Johann Jacobs Haus ohne die Rundbögen? Auch wieder nur ein kahler, modernistischer Kasten. Zu Euphorie verleitet mich dieser zaghafte Schritt deswegen noch lange nicht, es ist eigentlich das mindeste was man verlangen kann.

    In dubio pro reko

  • Bravo! Gottseidank! Hatte schon befürchtet, dass da noch irgendwas Skurriles droht, siehe Bismarckdenkmal in Hamburg. Hoffentlich droht ihm nicht etwas ähnliches, wie dem Berliner Denkmal. Bismarck wurde ja zuletzt doch wieder stärker von linken Bilderstürmern und Möchtegern-Weltverbesserer als mögliches Ziel erfasst.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Sehr geehrter Gmünder,

    das Problem hatten wir hier bereits vor knapp zwei Jahren schon einmal (RE: Bremen - Altstadt - Bismarckdenkmal ). Das schauerliche Resultat hat uns bis zur - nun abgeschlossenen - Sanierung begleitet. Das Bremen der Gegenwart war insofern leider - wieder einmal - ein negativer 'Vorreiter'.

    Ich hoffe, daß man den Sockel jetzt so imprägniert hat, daß zukünftig jeder Farbanschlag einfach und leicht abzuwaschen sein wird !

  • Das Bismarckdenkmal ist saniert

    Zum Geschehen im Hintergrund des Denkmals auf dem Foto: Habt Ihr da gerade einen Jahrmarkt in Bremen? Das wäre interessant, denn in Frankfurt ist dieses Jahr die Dippemess wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

  • Notprogramm der Schausteller

    Sehr geehrter Heimdall,

    das Riesenrad , welches Sie auf dem Foto von Heinzer sehen können, gehört zu dem verzweifelten Versuch der hiesigen Schausteller-Innung, sich durch das Aufstellen einiger Buden (im Altstadtbereich) - und eben dieses großen Fahrgeschäftes - in der normalerweise in Bremen 'Jahrmarkts-freien' Sommerzeit, in Erinnerung zu rufen und ein wenig Geld in die total leeren Kassen zu spülen. Die traditionelle Osterwiese (auf der Bürgeweide hinter dem Hauptbahnhof) war nämlich bereits ausgefallen. Und das Stattfinden des diesjährigen 985. Freimarktes im Oktober (ebenfalls normalerweise auf der Bürgerweide abgehalten) ist mehr als ungewiß. Der schöne Weihnachtsmarkt (in der Altstadt zwischen Marktplatz, Domshof, Liebrauen - und Ansgariikirchhof) ist auch schon sehr wackelig...

  • Ich bin die letzten beiden Wochenenden am frühen Samstagmorgen in der Innenstadt spazieren gewesen und war echt niedergeschlagen als ich wieder zuhause war. Der Leerstand ist gefühlt größer geworden und diese Verwahrlosung überall schlägt schon sehr aufs Gemüt. Für mich stellt sich auch die Frage, welchen Daseinszweck die Innenstadt noch hat. Leben tun wir bei uns im Stadtteil und Essen gehen wir auch hier. Dinge des täglichen Bedarfs bekommen wir ebenfalls um die Ecke und alles was darüber hinaus geht, kann schnell im Internet bestellt werden. Die letzten beiden Amazon-Lieferungen waren am nächsten Tag da, da kann der lokale Handel einfach nicht mithalten. Die letzten Bestellungen über einen Laden haben eine Woche gedauert und dafür muss man zweimal vor Ort sein. Das lohnt sich doch nicht. Corona beschleunigt jetzt diesen langsamen Niedergang der Innenstadt. Was passiert in Zukunft mit den riesigen Büroflächen in der Innenstadt, wenn sich Homeoffice weiter etabliert? Was machen die kleinen Geschäfte, wenn die Kunden ausbleiben?

    Ich war die letzten Jahre häufiger in Asien und konnte dort sehen mit welcher Geschwindigkeit es vorwärts gehen kann. Diese Aufbruchstimmung gibt es bei uns einfach nicht mehr. Es ist alles etwas in die Jahre gekommen und es fehlen neue Impulse. Ich bemerke auch bei vielen Leuten so eine "Egal-Haltung" im Hinblick auf Aufenthaltsqualität. Die stört eine vier-spurige Straße nicht, weil sie es anders nicht kennen und denken, dass es so schon recht ist. Wenn die was schönes sehen wollen, fahren die eben in den Urlaub.

  • Weiss jemand, was das für das Parkhaus Mitte bedeutet?

    Die Eigentümer der Immobilie, die Frankfurter DIC-Gruppe, gehen gestärkt aus der Situation hervor. Zwar hat der größte Vermieter wegen Geschäftsaufgabe kündigen müssen, die verbliebenen Mieter (Saturn-Hansa und EDEKA) wollen auf jeden Fall bleiben. Zudem ist ein neuer Hauptmieter in Sicht, die Möbelkette Opti, die Fuß in Nordeutschland fassen will.

    Dadurch ist die DIC-Gruppe nicht genötigt, an Zech zu verkaufen. Rendite ist weiterhin in Aussicht gestellt durch bestehende und kommende Mietverträge.

    Knifflig ist die Wegebeziehung bzw. das Wegerecht zwischen dem Parkhaus-Mitte und dem Galeria-Kaufhof-Gebäude. Über das Parkaus-Mitte gelangt man auf das Dach des GK-Gebäude, kann dort parken und wird über den Fahrstuhl/Treppenhaus direkt ins Kaufhaus gespült. Eine wichtige Infrastruktur nicht nur für das Gebäude, sondern auch für die Mieter.

    Es bleibt spannend, ob die DIC-Gruppe auf diesem Wegerecht bestehen wird bzw. ob der Senat/Baubehörde diese Wegebeziehung mit einem Beschluss außer Kraft setzt, damit Zech letztlich bauen bzw. das Parkhaus-Mitte abreißen kann. Sollte der Senat bzw. die Behörde pro Zech entscheiden, wird sich das DIC sicherlich nicht gefallen lassen und ggf. gegen einen solchen Beschluss klagen. Was wiederum in einem Schlichtungsverfahren sehr teuer werden könnte, für die Stadt Bremen und Zech. - Von der weiteren, zeitlichen Verzögerung von Zechs-Plänen mal nicht gesprochen.

  • Die Frage wäre doch, wie ein Möbelhaus funktionieren kann, ohne das man in direkter Umgebung parken kann? Oder funktioniert das wie bei Flamme Möbel im Viertel, wo man Möbel nur bestellt und später nach Hause geliefert bekommt?

  • Die Frage wäre doch, wie ein Möbelhaus funktionieren kann, ohne das man in direkter Umgebung parken kann?

    Wie gesagt: Die Wegebeziehung bzw. das Wegerecht besteht. Darauf wird die DIC-Gruppe, darauf wird auch Opti als neuer Mieter pochen, auch wegen dieser Infrastruktur wird Opti an Bremen interessiert sein.

    Bleibt diese Wegebeziehung und bleibt dieses Wegerecht bestehen – wovon auszugehen ist -, sind Zechs-Pläne mit dem Parkhaus-Mitte gescheitert. Das wurde ja immer vorausgesagt: Findet Zech keinen Weg zu den Eigentümer der GK-Immobilie bzw. kauft diese auf, kann er das Parkhaus nicht abreißen. De Facto sieht es danach aus: DIC hat einen wichtigen Nachmieter für Galeria-Kaufhof, und somit keinen unmittelbaren Grund an Zech zu verkaufen.

  • Wegfall des Reise-Eskapismus als Augenöffner und potentieller Motor für positive Veränderungen

    Nachdem uns jahrzehntelang grenzenlose Mobilität von Menschen und Gütern als oberste Maxime und die transnationale – oder gar transkontinentale – Fernreise als die einzig erstrebenswerte Art des Urlaubs angepriesen wurde, wird nun über Nacht das Hohe Lied von Häuslichkeit, Seßhaftigkeit und Erholung in der eigenen Region – möglichst auf ‚Balkonien’ - gesungen…

    Nicht, daß man etwas dagegen haben könnte, wenn der autochthone Jugend zunächst einmal die Schönheiten der eigenen Heimat näher gebracht werden, bevor sie auf die Balearen oder die Malediven düst.

    Ganz im Gegenteil: Die beschriebene Trendwende hat nämlich den – für uns angenehmen - Nebeneffekt, viele Bürger deutscher Großstädte mit einem Problem zu konfrontieren, welchem sie durch ihren bisherigen ‚Reise-Eskapismus’ (und dem ‚Tanken von stadtbildnerischer Schönheit andernorts) entgehen konnten: Nämlich mit der Hässlichkeit ihrer Innenstädte und der geringen Anzahl historischer Sehenswürdigkeiten.

    Das anliegende Faltblatt des Bremer Fremdenverkehrsvereins aus dem Jahre 1938 möge dies illustrieren. Wenn man sich vergegenwärtigt, welch hoher Prozentsatz an damals noch existenten, für einen Bremenbesucher als absolut sehenswert erachteten Gebäude durch Bombenkrieg und verfehlte Stadtplanung verloren gegangen ist, dann kann die jetzt politisch gewollte Rückbesinnung auf die eigene Region zu einem Wunsch nach Aufstockung des Bestandes führen, der uns Reko-Freunden neue Mitstreiter zuführen könnte…

    Wie heißt es so schön: Man mache immer das Beste, selbst aus der misslichsten Situation und den katastrophalsten (wirtschaftlichen, gesellschaftlichen) Umständen…

    Abbildung 01

    Bremen Karte aus dem Faltblatt des Fremdenverkehrsvereins von 1938 mit eingezeichneten, für den Touristen essentiellen Sehenswürdigkeiten.

    Abbildung 02

    Legende zur Karte (ebenfalls aus dem Faltblatt von 1938).

    Abbildung 03

    Rote Markierung der heute nicht mehr bestehenden Sehenswürdigkeiten.

  • Angesichts dessen, dass das Lloyd-Gebäude bereits 1938 als Sehenswürdigkeit der Stadt angesehen wurde, erscheint der Abriss der 1960er Jahre noch frevelhafter.

    Das mit dem Zurückgeworfen-Sein auf die Situation vor Ort ist natürlich richtig erkannt. Nun hat Deutschlland für Urlaub und Ausflüge zum Glück doch etwas mehr zu bieten als nur öde Kisten in Fußgängerzonen. Aber viellleicht führt die Hinwendung zur eigenen Heimat ja auch zu etwas Bewusstseinsbildung hinsichtlich der schöneren Gestaltung dieser persönlichen Umwelt.

  • Bremen Karte aus dem Faltblatt des Fremdenverkehrsvereins von 1938 mit eingezeichneten, für den Touristen essentiellen Sehenswürdigkeiten.

    Sehr eindrucksvolles Material, Pagentorn.

    Die Gegenübertsellung dessen was war und dem was noch ist, führt sehr anschaulich und überdeutlich vor Augen, was Bremen nach 1945 verlor.

    Aber viellleicht führt die Hinwendung zur eigenen Heimat ja auch zu etwas Bewusstseinsbildung hinsichtlich der schöneren Gestaltung dieser persönlichen Umwelt.

    Ich denke, dass sich in Bremen gerade ein zartes Pflänzchen mit eben diesem Bewusstsein entwickelt.

  • Sehr eindrucksvolles Material, Pagentorn.

    Die Gegenübertsellung dessen was war und dem was noch ist, führt sehr anschaulich und überdeutlich vor Augen, was Bremen nach 1945 verlor.

    Ich denke, dass sich in Bremen gerade ein zartes Pflänzchen mit eben diesem Bewusstsein entwickelt.

    Ich hoffe, dass solche Projekte wie das Essighaus gerade so ein Bewusstsein stärken. 95% der Leute, denen ich vom Essighaus erzähle, schauen mich an wie ein Pferd - die haben davon noch nie gehört. Zwar gefällt mir der moderne Bau hinter der Fassade auch nicht, aber ich denke, da bin ich pingeliger als der Rest.

  • Na ja, die Auswahl war zeitbedingt recht selektiv. Die gänzliche Aussparung des Schnoorviertels samt der dortigen Kirche ist schon ein arges Stück. Dagegen die Börse als Sehenswürdigkeit... na ja. Immerhin hamse die Böttcherstraße angeführt, allerdings bemerkenswerterweise ohne jegliche Erklärungen.

    Der Verlust der kompletten Weststadt wiegt an sich schon schwer. Bestünden noch um die Ansgarikirche und den NDt Loyd noch ein halbwegs vernünftiges Zentrum, könnte man sagen, dass Bremen alles in allem vergleichsweise glimpflich davongekommen sei.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die gänzliche Aussparung des Schnoorviertels samt der dortigen Kirche ist schon ein arges Stück.

    Ein heruntergekommenes Arme-Leute-Viertel, in dem vor 1945 die Prostitution blühte, verdient wohl kaum als Sehenswürdigkeit in den Stadtführer aufgenommen zu werden. Zudem sollte es abgerissen werden.

    Erst in den 1950er Jahren zogen Künstler und Studenten wegen der günstigen Mieten ein und werteten das Viertel auf.

    Die Abrisspläne blieben dennoch bestehen. Dort sollten Hochhäuser entstehen.

    Neben anderen Personen ist es dem damaligen Leiter der Bremer Denkmalpfleger, Karls Dillschneider, zu verdanken, dass 1959 das Viertel ein 'Ortsstatut' bekam, eine Art vorzeitige unter Denkmalschutzstellung. Danach wurde das Schnoorviertel saniert, herausgeputzt und zu dem, als was man es heute erkunden und begehen kann: Eine Touristenattraktion, eine Stätte mittelalterlichen Gassen und Häuser.

  • Immerhin hamse die Böttcherstraße

    Die Böttcherstraße war damals ein 'Neubau'. Dass sie überhaupt in dem Stadtführer Erwähnung findet, ist wohl nur der Tatsache geschuldet, dass der Bremer Kaffee-Magnat Ludwig Gerhard Wilhelm Roselius (Kaffee Hag) Bauherr war.

    Wahrscheinlich wussten die Herausgeber nichts mit dem neuen Straßenzug anzufangen und ließen deshalb die Beschreibung weg.

    An Bedeutung gewann der Straßenzug erst nach dem Krieg und ist daher - wie das Schnoorviertel - eine sehr junge Touristenattraktion.

  • Gegenläufige Entwicklung

    Lieber Jakku Scum,

    Du hast den Aufstieg des Schnoor-Quartiers nach dem Kriege konzise beschrieben. In Ergänzung möchte ich darauf hinweisen, daß es vor den Zerstörungen des Bombenkrieges noch mehrere Bereiche der Altstadt gab, die - ebenso wie der Schnoor - von aus den Zeiten von Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert stammenden Kleinhäusern geprägt waren und sogar flächenmäßig einen größeren Umfang als der Schnoor hatten. Zu nennen wäre hier z.B. die 'Landside' der Steffensstadt und das sog. 'Krumme Viertel' zwischen St. Stephani und Armenhaus / Focke Museum. Diese waren bis 1939 deutlich besser 'in Schuß' als der Schnoor.

    Andererseits hatte die südliche Peripherie des heutigen Schnoor-Quartiers , die Straße 'Tiefer', vor dem Kriege deutlich mehr Charme und Altstadt-Charakter als heute. Nicht zuletzt die Umwandlung der Tiefer in eine Schnellstraßenverbindung zwischen Osterdeich, Großer Weserbrücke und Martinistraße, welche mit dem Abbruch sämtlicher Gebäude auf der Südseite (lediglich die Arkaden unter den - im Fremdenverkehrsfaltbaltt von 1938 unter der Nr. 25 erwähnten - 'Zollschuppen' blieben bis heute erhalten) der Straße verbunden war, hat hier radikal verödend gewirkt.

    Abbildung 01

    Direkter Vergleich des Zustandes der Tiefer von fast exakt demselben Blickwinkel aus. (Links Vorkrieg, recht Gegenwart [allerdings vor dem Bau des neuen Kühne & Nagel Gebäudes]).

    Das große Gebäude im Hintergrund der linken Bildhälfte des historischen Fotos, welches einen Dachreiter trägt, ist das Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen. An der äußerst linken Kante des Fotos kann man (auf der Südseite der Tiefer) die Straßenfassaden der Zollschuppen erkennen.

    Abbildung 02

    Als einziges Gebäude auf dem Foto aus den 1930er Jahren hat das rot eingefärbte Gebäude alle Zeitläufe überstanden.

    Abbildung 03

    Stadtkarte von 1938 mit roter Markierung des auf dem historischen Foto zu sehenden Bereichs der Tiefer.