Der heutige Zustand Kölns hinterlässt einen vielleicht traurig und ratlos, gerade weil die Stadt auf eine so beeindruckende Kulturgeschichte zurückblicken kann wie keine andere Stadt in Deutschland: eine der wenigen Städte überhaupt, die schon in der Antike Großstadt waren, mit unglaublich reichen und schönen romanischen und gotischen Kirchen in erstaunlicher Anzahl und Qualität, einer unvergleichlichen Lage am hier recht imposanten Rhein, mit antiken Überresten, einer teils erhaltenen Stadtmauer, einer großen und kompakten Innenstadt, wertvollsten Museumsbeständen, und und und. Köln kann einen kulturell interessierten Menschen nicht gleichgültig lassen wie vielleicht manch andere, auch große Stadt.
Umso größer ist der Schmerz über den heutigen, anscheinend kaum mehr abzuändernden Zustand der Innenstadt. Aber warum hat man die Verschandelungen der Nachkriegszeit angesichts eines doch wohl ausreichend vorhandenen traditionsbewussten Bürgertums so hingenommen? Warum kann man sich nicht einmal heute angemessen um die wenigen schönen Reste kümmern, etwa in dem man dem Domhotel sein Dach wiedergibt? Ruhen die Kölner sich auf ihren Lorbeeren aus, den historischen Leuchttürmen, und lassen den Rest vergammeln? Saß in den Wiederaufbaujahrzehnten vielleicht so mancher Baulöwe im gleichen Karnevalsverein wie die Entscheider in den Bau- und Denkmalämtern? Tut mir leid, es liegt mir fern, die Kölner zu beleidigen, und vielleicht kommt mir als Außenstehendem so eine Kritik nicht zu. Aber mir entsteht der Eindruck, die Kölner hätten sich inzwischen mit den Gegebenheiten arrangiert und finden alles so schön und in Ordnung wie es ist. Dann bräuchten wir hier übrigens auch nicht weiter zu diskutieren.