• Zwinger Dresden

    https://www.saechsische.de/plus/zeitreise…te-5081994.html

    Anlässlich der Jahrhunderthochzeit 1719 wird gerade eine provisorische Kuppel im Zwingerhof aufgebaut, wo ein Auschnitt der neuen Austellung "Zwinger Xperience" als audiovisuelle 270-Grad-Projektion ab 29.Juni zu sehen sein wird.
    Für 3€ erlebt man 8 Minuten des Reiterballetts.

    Ab September 2020 wird diese Ausstellung dann nocch größer in der dann fertig sanierten Bogengalerie L zu sehen sein.
    In den Französische Pavillon kommt das Foyer und ein Cafe. Außerdem wird ein Aufzug in den Verbindungsgang zur Sempergalerie eingebaut

    Anschließend beginnt die schrittweiße Zwingerhofsanierung, wo der rötliche Belag gegen eine gelbe sandgeschlemmte Decke ausgetauscht wird und wie ich früher schon mal erwähnte werden die Asphaltbahnen der Hauptwege durch einen Sandsteinbelag ersetzt.

    Zitat

    Geplant ist, ab Herbst 2020 zwei Jahre lang schrittweise den Hof zu sanieren. Die rötliche Schotterdecke soll durch eine besser wasserdurchlässige gelbe Schicht ersetzt werden. Zudem sind die asphaltierten Hauptwege zwischen Kronentor und Sempergalerie sowie Glockenspiel- und Wallpavillon dem großen Besucheransturm nicht mehr gewachsen. Deshalb ist geplant, dass diese Hauptwege einen stabilen Sandsteinbelag bekommen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Das Kuppelzelt im Zwingerhof ist schrecklich. Es steht genau im Kreuzungspunkt der Achsen und stört alle Sichtbeziehungen. Das Ganze für eine 270-Grad-Filmprojektion, die ein Reiterballett von 1719 nachstellt. Wie genau kann man sowas eigentlich rekonstruieren? Seinerzeit war ja kein Kamerateam vor Ort. Aber egal: Hauptsache bunt, bewegt und mit tollem Sound. Auf dem Werbezettel steht: "mitten im Innenhof des Dresdner Zwingers kurzweilig zurück ins barocke Dresden". Wozu mitten im Zwingerhof? Man hätte das Zelt z. B. auch am Rande des Theaterplatzes aufstellen können, wo es weniger stört. Ab nächstem Jahr soll es dann in der Bogengalerie eine noch größere "Xperience" geben. Eine seriöse Ausstellung zur Zwingergeschichte mit historischen Objekten scheint man nicht zu planen. Die realen Objekte zugunsten von virtual reality in den Hintergrund treten zu lassen, ist keine gute Entwicklung.

    Bei der Festung Dresden ist auch eine "Xperience" geplant. Der Aufzug von der Brühlschen Terrasse zum VR-Spektakel ist baulich immer noch auf dem Stand, den Chris1988 hier zuletzt gezeigt hatte. Ich hätte gedacht, dass es schneller voran geht.

    Im Stallhof sind die Stechbahnen aktuell mal wieder vollständig aufgebaut. Das finde ich schön, dass man das zwischen den Events immer mal wieder macht. Aber warum wird der Stallhof eigentlich im Sommer schon um 20 Uhr geschlossen? 5 nach 8 drücken sich dann die Touris die Nasen an den Gittertüren unter dem Georgenbau platt. Offensichtlich wünschen sie doch noch das Erlebnis echter historischer Bauten und Räume.

  • Das Ganze für eine 270-Grad-Filmprojektion, die ein Reiterballett von 1719 nachstellt. Wie genau kann man sowas eigentlich rekonstruieren? Seinerzeit war ja kein Kamerateam vor Ort.

    Es waren die Kamerateams der damaligen Zeit vor Ort, nämlich Zeichner und Kupferstecher. In den Graphischen Sammlungen Dresden sind diese Blätter, die die Festivitäten und auch die Ballettaufführungen szenisch festhalten, aufbewahrt. Diese bieten zumindest Anhaltspunkte für die Rekonstruktion solcher Aufführungen. Ein Teil der Blätter ist an verschiedenem Ort publiziert, am umfassendsten hier in diesem Band:

    https://verlag.sandstein.de/listview?dsear…r=&search_isbn=

  • Im Stallhof sind die Stechbahnen aktuell mal wieder vollständig aufgebaut. Das finde ich schön, dass man das zwischen den Events immer mal wieder macht. Aber warum wird der Stallhof eigentlich im Sommer schon um 20 Uhr geschlossen? 5 nach 8 drücken sich dann die Touris die Nasen an den Gittertüren unter dem Georgenbau platt. Offensichtlich wünschen sie doch noch das Erlebnis echter historischer Bauten und Räume.

    Da sind sie

    https://abload.de/image.php?img=img_0655dnkdg.jpg

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Das Kuppelzelt im Zwingerhof ist schrecklich. Es steht genau im Kreuzungspunkt der Achsen und stört alle Sichtbeziehungen....

    Dem kann man leider einfach nur vollstens zustimmen. Man fragt sich, was die insgesamt doch als eher unsensibel zu bezeichnende General-Direktion Schlösser und Gärten hier zugelassen hat.

    Man kann reihenweise die Touristen schimpfen hören, dass kein gescheites Foto des Zwingers mehr möglich ist.
    Ich finde es ziemlich unangemessen, wenn man die Hauptattraktion des diesjährigen Touristischen Vermarktungsschwerpunktes "Fürstenhochzeit" so entstellt.


    Zwinger

    Der Bauzaun ist zwar jetzt weg, aber wirklich verträglicher ist die Gesamtwirkung trotzdem nicht.

  • Zitat von Rastrelli

    Das Kuppelzelt im Zwingerhof ist schrecklich. Es steht genau im Kreuzungspunkt der Achsen und stört alle Sichtbeziehungen. Das Ganze für eine270-Grad-Filmprojektion, die ein Reiterballett von 1719 nachstellt. Wie genau kann man sowas eigentlich rekonstruieren? Seinerzeit war ja kein Kamerateam vor Ort.

    Zitat von etinarcadiameo

    Es waren die Kamerateams der damaligen Zeit vor Ort, nämlich Zeichner und Kupferstecher. In den Graphischen Sammlungen Dresden sind diese Blätter, die die Festivitäten und auch die Ballettaufführungen szenisch festhalten, aufbewahrt. Diese bieten zumindest Anhaltspunkte für die Rekonstruktion solcher Aufführungen.

    Eine Familie Pfennig hat einige Schappschüsse von dem Film ins Netz gestellt (weiter unten als Bild 1 und Bild 2) verlinkt. Es mag ja sein, dass die Festivität – das Reiterballett von 1719 in der Animation historisch einigermaßen korrekt nachgebildet worden ist, soweit das halt die bildlichen Zeitdokumente ermöglichten. Aber Bild 1 enthält einen peinlichen Fehler, der m.E. nicht passieren darf.

    Bild 1

    Man sieht am oberen Bildrand die Westfassade des Schlosses –aber in ihrer Gestaltung im Ergebnis des großen Schlossumbaus ab 1889. Der südwestliche Eckturm (der rechte der beiden) existierte 1719 noch gar nicht, der nordwestliche Eckturm hatte 1719 noch keine Haube.
    Auf diesem historischen Bild von 1709 ist die Bauform der Westfront des Schlosses dargestellt, wie sie auch 1719 vorlag: Klick

    Hier noch Bild 2 (Schnappschuss aus dem Animationsfilm): Bild 2

    Und noch 2 Beispiele für die von etinarcadiameo genannten Kupferstiche: KlickKlick

    Die gesamte Fotogalerie der Familie findet man hier (für die Szenen aus dem Animationsfilm etwas nach unten scrollen): Klick

  • Man sieht am oberen Bildrand die Westfassade des Schlosses –aber in ihrer Gestaltung im Ergebnis des großen Schlossumbaus ab 1889. Der südwestliche Eckturm (der rechte der beiden) existierte 1719 noch gar nicht, der nordwestliche Eckturm hatte 1719 noch keine Haube.

    Und die Fassadenfarbe des Residenzschlosses stimmt für keinen historischen Zeitpunkt. Außerdem: Die Dächer des Zwingers waren blau gestrichen, und auf diesem Gemälde von Johann Alexander Thiele aus dem Jahr 1722 (oder kurz danach) sieht man auch, dass sie wirklich blau aussahen. In der "Xperience"-Animation sind die Dächer grün, und das Obergeschoss des Kronentors erscheint sogar verglast (mit Fensterkreuz). Das war aber immer offen.

    Das Gemälde von Thiele zeigt übrigens im Hintergrund eine nicht ausgeführte Architektur nach Pöppelmanns Plänen für eine Erweiterung des Zwingers zur Elbe hin.

    Wenn es bunt ist, sich bewegt und aus dem Computer kommt, stellen viele Leute leider das Denken ein und meinen, sie würden einen echten Einblick in die Vergangenheit erhalten (life dabei!). Aber so einfach ist das nicht mit der Zeitreise. Die Computeranimationen vermitteln ein trügerisches Bild umfassenden Wissens. In meinem vorigen Beitrag wollte ich auf das Fehlen bewegter Bilder hinweisen. Es waren eben keine Kamerateams dabei. Zeichner und Grafiker liefern nur Standbilder. Hinzu kommen Beschreibungen, Angaben zur Musik und das Wissen um die anatomischen Bewegungsmöglichkeiten von Menschen und Pferden. Wie genau lässt sich anhand dessen ein barockes Festballett rekonstruieren?

  • Das Japanische Palais


    in Dresden-Neustadt gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Schlossbauten des 18. Jahrhunderts in Deutschland.
    August der Starke hatte das Gebäude als einzigartiges „Porzellanschloss“ für die Aufnahme und Präsentation seiner immensen Schätze an ostasiatischen und Meißner Porzellanen bestimmt. Aus dem Holländischen Palais hervorgegangen, war es nach Plänen Matthäus Daniel Pöppelmanns, Zacharias Longuelunes und Jean de Bodts 1729–38 errichtet, jedoch wegen des Todes seines Auftraggebers (1733) nicht vollendet worden.
    Im Siebenjährigen Krieg teilweise zerstört, wurde das Palais 1783 als Monument des sächsischen Staates wiederaufgebaut. Es beherbergte nun die berühmte Antikensammlung und die Kurfürstliche Bibliothek.
    Die Neuausmalung der Antikensäle durch Gottfried Semper in den Jahren 1835/36 stellte schließlich die letzte gestalterische Veränderung von Bedeutung am Japanischen Palais dar.


    Vermutlich bedingt durch die Zerstörungen des 2. Weltkriegs und die Konzentration auf Zwinger, Frauenkirche und Residenzschloss ist dem Bauwerk bisher - bis auf vereinzelter Ansätze - noch nie eine umfassende Erforschung seiner Bau- und Architekturgeschichte zugekommen.
    Es ist damit auch den meisten Fachleuten außerhalb der engen Stadtgrenzen Dresdens wohl weitgehend unbekannt.


    Nun endlich gibt es ein fantastisches Kompendium, welches aus einem großangelegten Forschungsprojekt unter der Leitung Prof. Henrik Karges hervorgegangen ist. Die Bearbeitenden Stefan Hertzig und Kristina Friedrichs haben auf 730 (! Verlagsankündigung hier nicht korrekt) Seiten die komplizierte Planungs- und Entstehungsgeschichte des Japanischen Palais "komplett ausgeleuchtet" und sämtliche Quellen systematisch gesichtet und veröffentlicht.


    Man könnte meinen, mit dem geballten Fakten und Fachwissen handelt es sich um eine trockene wissenschaftliche Arbeit. Doch mit Nichten!


    Ca. 900 (! Verlagsankündigung hier nicht korrekt) Abbildungen lassen die Publikation zu einem beeindruckenden Band aus Fachwissen und visueller Opulenz werden...
    - Erstmals werden die mehr als 350 bauzeitlichen Pläne ausgewertet und im Wesentlichen Publiziert.
    - Erstmals werden ungefähr 70 Vorkriegs-Farbfotografien der Semperschen Ausmalung vollständig in einem Katalog publiziert.
    - Neben einer minutiösen Darstellung der Baugeschichte des Palais werden zudem die weitreichenden kultur- und geistesgeschichtlichen Einflüsse sowie die Vorbildbauten des Palais aufgezeigt.
    - Und die Computervisualisierungen auf wissenschaftlicher Basis von Andreas Hummel zeigen schließlich auch die niemals ausgeführten Räumlichkeiten in ihrer geplanten Pracht.


    Ein Buch zum Schwelgen in einer Melange aus Barocker Pracht, Baugeschichtlichem Fachwissen, Detais und Makrokosmos der Architekturgeschichte.


    imhof-verlag.de/das-japanische-palais-in-dresden.html

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium (30. August 2019 um 13:11)

  • In Anbetracht dieser Bilder:

    https://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…8&postcount=671

    bin ich verstört.
    Mir scheint die Bedeutung des Palais ist bisher tatsächlich nicht im Bewusstsein von Kulturschaffenden, Architekten und der Bauverwaltung des Landes Sachsen verankert.

    Wie sonst lässt sich erklären, dass man das Japanische Palais zur Spielwiese von Studenten erklärt und unsensible Entwürfe auch noch in der Öffentlichkeit präsentiert?

    Bei aller künstlerischer Freiheit und der Notwendigkeit, neues auszuprobieren... Den Hof des Japanischen Palais mit seinen Asiaten-Karyatiden (die das Gegenstück zu den Skulpturen des Wallpavillons darstellen und künstlerisch und in ihrer Bedeutung diesen ebenbürtig) komplett zu überbauen geht gar nicht.

  • Danke und ich dachte schon, ich wäre mit dieser Meinung allein. War schon 2015 beim Seminar im J.P. dabei, wo auch die wunderbaren Ansichten von Andreas Hummel zur Befundlage während des Votrages von S. Hertzig und K. Friedrichs gezeigt wurden. Irre! In Anbetracht dessen, sind diese studentischen Arbeiten ein - möge man es entschuldigen - schlechter Witz.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Vielleicht sollte man das neue Buch über das JP an die Studenten verteilen. Wenn einer von denen Grips und kunsthistorischen Weitblick hat, dann schlägt er die Schaffung einen weltweit einzigartigen Porzellanschlosses vor...(ich weiß, die Sonne der Kultur steht derzeit sehr niedrig, aber irgendwann steigt sie wieder zu neuen Höhen auf).

  • Hier passt eine Frage, die ich mir schon etwas länger stelle, aber zu der ich noch nicht viel gefunden habe, ja gut hin:
    Ist die Decke des Hauptschiffs der Hofkirche lediglich eine stark vereinfachte Rekonstruktion? Sie wirkt auf mich immer im Gegensatz zum Rest der Kirche erstaunlich schlicht und grob, wenn ich hinauf zu ihr blicke. War sie einst feiner gegliedert, und noch wichtiger, befand sich dort einst ein Deckenfresko, in dem jetzt leeren Rahmen?

  • Die Frage hattest Du schon 2011 gestellt ;)

    Zitat aus dem Strang 'Dresdens Wiederaufbau vor 1990':

    Eine Frage hätte ich aber: Ist der heutige Innenraum der Hofkirche eigentlich eine genaue Rekonstruktion, oder ist er vereinfacht ausgeführt worden? ich würde fast auf vereinfacht tippen, denn sie wirkt für eine barocke Kirche doch recht schlicht. Ich habe bisher auch noch nie ein Vorkriegsbild des Innenraums gesehen...“

    Antwort von Mitglied Jojojetzt:

    „Hier kann ich dich größtenteils beruhigen, die Hofkirche war auch schon vor dem Krieg sehr schlicht, weil die barocke Planung nie vollendet wurde. So wurde das Hauptschiff nie ausgemalt und das große Deckenfresko nie in Angriff genommen. Als Gründe dafür kommen nach Fritz Löffler in Frage: Der Siebenjährige Krieg, der gewandelte Geschmack des Klassizismus, fehlende Geldmittel.

    Im Hauptschiff verzichtete man beim Wiederaufbau - soweit ich weiß - nur auf ein paar Ergänzungen des 19. Jahrhunderts und die Königslogen. In den Eckkapellen ist die Lage schlimmer, hier gingen einige Fresken verloren. Trotzdem halten sich auch hier die Verluste in Grenzen. Die Hofkirche war innen schon immer eher schlicht und weiß.“

    Hier noch ein Link auf Farbdiaaufnahmen von Fresken der Kapellen:

    https://www.zi.fotothek.org/VZ/ort_index/Dresden/Hofkirche

  • Ich hätte der Hofkirche ein Postbarockes Fresko verpasst , bestehend aus der Gründung der Stadt , ihrer Zerstörung , mit Barocker Lebenslust und Farbigkeit , einschließlich Heute lebender Persönlichkeiten , da hätte sogar ein Herr Kulke Platz gefunden ^^ / Es ist immer noch möglich , genau wie die Neuausmalung der Zwingerpavillons !!! :koenig:

  • Ich habe einfach ein gutes Gedächtnis.

    Nein, Spaß beiseite: habe ganz simpel bei Google nach 'Dresden Hofkirche Fresken' gesucht und schon auf der ersten Seite der angezeigten Fundstellen wurde auf das Forum Stadtbild Deutschland verwiesen, genauer auf die beiden von mir zitierten Beiträge aus dem genannten Strang. Daß dann ausgerechnet der eine Beitrag von Dir stammte, war natürlich der Clou.

  • Die Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Alte Meister wurde verschoben.

    Bericht des MDR

    Ausführliche Pressemitteilung der SKD

    Bislang hatten die SKD die Wiedereröffnung der sanierten Sempergalerie für den 7. Dezember angekündigt und mit großem Aufwand als zweiten Höhepunkt des Jahres (nach den Paraderäumen) beworben. Vergleiche meine Beiträge Nr. 229 und 230 (vom 9. August) hier im Strang. Gestern kam dann die Mitteilung, dass die Wiedereröffnung der Gemäldegalerie auf Februar 2020 verschoben wird. Grund ist die kurzfristige Aquirierung privater Finanzmittel in Höhe von 600.000 Euro. Das eröffnete Spielraum für weitere Maßnahmen, die am rationellsten jetzt während der Schließzeit mit erledigt werden. Für die Sanierung der Gemäldegalerie standen aus dem Landeshaushalt bereits 49,8 Millionen Euro zur Verfügung, doch die reichten nicht, um alle Wünsche zu erfüllen.

    Was wird nun zusätzlich gemacht?

    Eine Akzentbeleuchtung. Die hatte Frau Ackermann bereits am 7. August angekündigt. Sie kommt nun im ganzen Haus. Tageslicht wird aber im Lichtkonzept weiter eine wichtige Rolle spielen.

    Die beiden Nebentreppenhäuser werden gestrichen. Bisher war das moderne Treppenhaus im ersten Bauabschnitt für Besucher zugänglich. Es war weiß gestrichen und wirkte schon nach kurzer Zeit etwas schmuddelig. Nun kommt also Farbe. Zudem soll dort Kunst platziert werden. In dem genannten Treppenhaus stand während der Interimsausstellung der Gipsabguss eines gefesselten Sklaven von Michelangelo (Original im Louvre).

    Im Obergeschoss des Deutschen Pavillons (Deutscher Saal, Foto in Beitrag Nr. 230) wird nun ein Café eingerichtet. Der Saal war während der Interimsausstellung mit Werken aus der Abgusssammlung von Anton Raphael Mengs bestückt. Das war noch nicht die optimale Nutzung. Der baulich vergleichbare Böttgersaal im Porzellanpavillon zeigt, wie ein solcher Saal strahlen und glänzen kann. Ob das Café ideal ist? Wir werden sehen.

    Das Pastellkabinett wird mit wertvollem Seidendamast bespannt. Die Farbe wurde noch nicht verraten. Ich bin gespannt. Das unter August III. eingerichtete Pastellkabinett der Dresdner Galerie ist weltweit einzigartig. Es soll nun maximal glänzen und prunken. Bravo!

    Auch das Parkett im zweiten Obergeschoss wird nun erneuert. Vergleiche dazu den Radiobeitrag des MDR vom 13. August (Link oben). Da hatte irgendwie das Staatsgeld nicht gereicht. Vielleicht, weil man die grauen Wandbespannungen im ersten Bauabschnitt wieder austauschen wollte. Solche Wandbespannungen sind ja nicht billig.

    Die Baustelleneinrichtung an der Theaterplatzseite wird von Ende September bis Anfang Dezember abgebaut. Aktuell sieht es dort so aus:

    Gemäldegalerie Alte Meister, Fassade zum Theaterplatz (Foto: Jabale83, 9. Juli 2019, CC0)

    Das Bild lässt sich schön vergrößern. Das Fassadengerüst wurde inzwischen (Mitte September) vollständig abgebaut, aber der Rest der Baustelleneinrichtung steht noch. Sichtbares Zeichen der Sanierung an den Fassaden sind die neuen Fenster sowie der Abschluss der Kuppel. Das Rotbraune da oben dürfte frisches Kupferblech sein.

    Und hier noch das Haus von der anderen Seite:

    Gemäldegalerie Alte Meister, Fassade zum Zwingerhof, links der Französische Pavillon (Foto: Jabale83, 9. Juli 2019, CC0)

    Die Spezialverglasung ist hier noch besser zu erkennen. Man befürchtet aber trotzdem auf längere Sicht UV-Probleme, die zu Farbveränderungen an Gemälden führen können. Es werden langfristige Messungen im einstigen Bellotto-Gang (das ist auf dem Bild die rechte Fensterreihe im ersten Obergeschoss) durchgeführt. Die berühmten Dresdner Veduten Bernardo Bellottos, die dort einst hingen, wurden durch lichtunempfindliche Plastiken des 16. bis 18. Jahrhunderts ersetzt. Ich denke, dass man diese Einrichtung aus der Interimsausstellung so beibehalten wird. Die Theaterplatzseite der Gemäldegalerie geht nach Norden. Dort sind Bilderkabinette mit seitlicher Beleuchtung, die mit dem ursprünglich geplanten Tageslichtkonzept zu wenig Licht abbekamen, weshalb schon für die Interimsausstellung ab 2016 Kunstlicht nachgerüstet wurde. Der auf dem Bild zu sehende Französische Pavillon wird noch restauriert. Er gehört nicht zur Gemäldegalerie, sondern zu Schlösserland Sachsen (Zwinger Xperience).

    Die aktuelle Interimsausstellung "Glanzlichter der Gemäldegalerie", ursprünglich bis 3. November geplant, wird nun bis zum 5. Januar 2020 verlängert, damit die Besucher aus aller Welt weiterhin die Möglichkeit haben, sich wenigstens einen Eindruck von der Dresdner Galerie zu verschaffen - namentlich in der touristisch wichtigen Weihnachtszeit. Als großer Fan der Gemäldegalerie und der alten Malerei überhaupt habe ich mir die Glanzlichter-Ausstellung kürzlich angesehen. Sie befindet sich im Gobelinsaal und drei angrenzenden Erdgeschossräumen, die nach der Sanierung erstmals im Rahmen der Sonderausstellung zum "Schokoladenmädchen" von Liotard zugänglich waren. Dort gab es damals auch eine Rekonstruktion des Pastellkabinetts - aber ohne Seidendamast. Die aktuelle kleine Bilderschau ist hervorragend zusammengestellt und bringt den Mythos der Dresdner Galerie auf den Punkt. Einige der Bilder waren in der vorangegangenen Interimsausstellung nicht zu sehen.

    Für Freunde unseres Hochzeitspaares von 1719: Unter den "Glanzlichtern" werden Altersbildnisse von August III. und Maria Josepha gezeigt. Der Maler Pietro Graf Rotari hat den Dargestellten nicht gerade geschmeichelt, aber man ahnt, was Dirk Syndram schon mal verriet, dass die beiden als Paar gut zusammen passten. Maria Josepha trägt auf diesem späten Bildnis jene Haarnadel mit einem Brillanttropfen, der von einem Adler gehalten wird, die ihr der Schwiegervater August der Starke einst zur Hochzeit schenkte und die aktuell im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes ausgestellt ist. Dem Bildnispaar gegenüber hängen zwei Schweizer Portraits: ein frühes Selbstbildnis von Anton Graff und ein Damenbildnis von Angelica Kauffmann. Eine solche Zusammenstellung hat man noch nicht gesehen. Ich gerate ins Schwärmen.

    Bei der Sanierung der Gemäldegalerie Alte Meister setzt man auf höchste Qualität und Prachtentfaltung. Erstmals seit dem Krieg wird dann die Antikensammlung wieder im Semperbau gezeigt. Welches Potenzial in ihr steckt, konnte man Anfang dieses Jahres in einer Sonderausstellung im Potsdamer Museum Barberini erkennen.