Dresden, Altstadt - Freifläche zwischen Schloss und Taschenberg-Palais

  • Das Hotel de Pologne kommt in diesem Zusammenhang für eine Rekonstruktion natürlich nicht in Betracht. Es stand an der Ecke zur Großen Brüdergasse, auf der heute der Wohnblock von Herbert Schneider steht.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Dennoch - großartig, machen! Dieser Bereich ist heute mE einer der größten Schwachpunkte im Neumarktbereich. Er fühlt sich zugig und irgendwie entrückt an. Diese platzartige Öffnung zerreißt das urbane Gefüge, das sonst ohne Probleme dort eine verbindende Wirkung schaffen würde. Es wird einem regelrecht kalt dort, selbst an einem warmen Sommertag.

  • Das Problem an der ganzen Sache ist, dass dieser Herbert-Schneider-Block nicht in einer Höhe mit Hotel Stadt Gotha und Schlossstraße 9 steht, sondern etwas in Richtung Postplatz zurückversetzt ist. Da müsste der Füllbau zwischen Nr. 9 und Herbert-Schneider-Block einen Sprung von etwa 2 Achsen besitzen.
    Siehe unter anderem hier.
    Ob das ästhetisch zu lösen ist, ist die große Frage. Vielleicht sollte man Nr. 9 nicht rekonstruieren und stattdessen einen minimal "abgeschrägten" Bau, der den Übergang zwischen Hotel Stadt Gotha und dem Block bildet, vorziehen. da ist wiederum die Frage, wie die Fassade gestaltet werden kann, ohne dass ein allzu harter Bruch entsteht.

    Einmal editiert, zuletzt von Millennio (27. November 2015 um 18:10) aus folgendem Grund: Ergänzung des Links

  • Das Problem an der ganzen Sache ist, dass dieser Herbert-Schneider-Block nicht in einer Höhe mit Hotel Stadt Gotha und Schlossstraße 9 steht, sondern etwas in Richtung Postplatz zurückversetzt ist.

    Stimmt! Das war mir noch gar nicht aufgefallen.

    Damit wäre eine Rekonstruktion des "Stadt Gotha" am Originalstandort natürlich nicht möglich.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Sehr interressant! Es gibt ja die geniale Seite altesdresden.de:

    Dort kann man über den heutigen Stadtpaln auch eine Vielzahl älterer Stadtpläne legen! Ich habe einmal so ca die Umrisse des alten Stadtplans mit dem heutigen nachskizziert. Tatsächlich rutscht die alte Schlossstrasse etwas vor den jetzigen Riegel. Wenn der Riegel bis zur Wilsdruffer nicht in Stein gemeisselt ist (wovon wir hoffentlich ausgehen dürfen), dann könnte man meiner Meinung nach auch das Hotel Stadt Gotha rekonstruieren, wenn man es in Kauf nehmen könnte/dürfte, dass die Schlossstrasse nachher wieder zurückspringt. Aber der Häuserblock zwischen Schloss und Hotel Stadt Gotha könnte wirklich rekonstruiert werden und das wäre schon ganz toll, wenn auch noch ein Traum - GHND hat jedenfalls noch Stoff für die nächsten 30 - 50 Jahre...aber Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. :cool:

    http://www.altesdresden.de

    Diese Seite ist der Hit! Da gäbe es noch sehr viel schöne Dinge in der Schlossstrasse zu rekonstruieren!

  • Ich wäre auch für eine Rekonstruktion dieses Quartiers, auch wenn ich der Meinung bin, dass man eine andere Lösung für die Seite zum Taschenberg hin finden muss. Der Versatz ist dort wirklich zu groß.
    Auch für die Fassaden zur Gasse zwischen diesem Quartier und dem Taschenbergpalais muss eine neue Lösung gefunden werden.
    Auf altesdresden.de kann man ja auch (unter Einstellungen) die Transparenz ändern, sodass man direkt vergleichen kann. Leider stimmen die Proportionen nicht ganz, wie man beim Taschenbergpalais erkennen kann (da ist es irgendwie verrutscht - deswegen muss man sich den Versatz auch bei der Schlossstraße etwas kleiner vorstellen als dargestellt. => es wären 2 Achsen Versatz, auf altesdresden.de sieht es mehr aus).
    Den Versatz als solchen in der Schlossstraße finde ich nicht schlimm, man muss das Ganze dann aber auch ordentlich lösen, am besten mit einem Arkadengang beim Füllbau...

  • Du hast vollkomen Recht mit dem "verrutschen". Tatsächlich dürfte demnach das Hotel Stadt Gotha sogar noch viel eher rekonstruierbar sein, als wir zwei vorher dachten! Es liegt quasi fast gleich auf mit dem nach vorn springenden Teil des Wilsdruffer-Kastens. Momentan ist es sicher noch zu früh dafür, aber allein die Möglichkeit der Realisierbarkeit macht Mut für die Zukunft! GHND liest bekanntlich mehrfach... ;)

  • Hallo,

    da trifft es sich ja gerade gut,dass seit gestern auf Arstempano die Galerie zur Schlossstraße in alten Ansichtskarten fertig geworden ist. Klar - auf der einen Seite eine schöne Vorstellung - die Bebauung dieser Piazza und die Reko einiger wirklich schöner Barockhäuser. Andererseits bin ich da wohl eher zu pragmatisch.... Warum sollte es gelingen, da etwas abzureißen, wenn selbst die städtebaulich wichtige Öffnung der Moritzstraße völlig in den Sternen steht? Also ich glaube da zu meinen Lebzeiten eher weniger dran, zumal ein wirklich netter Stadtplatz entstehen wird, wie ich in unseren Panoramen feststellen konnte. Die werden spätestens Anfang November auf Arstempano sichtbar sein. Zudem gibt es in der Südostecke auch noch größere Bäume. Die zu fällen dürfte nicht nur einen Säuselwind verursachen.... In diesen Fragen denkt man heute in der Mehrheit glaube ich anders. Wie gesagt - die alte Schlossstraße hatte ihren Reiz, aber durch den Bestand des Kulturpalastes und des Wohnhauses aus den 60igern glaube ich nicht so Recht an eine Bebauung dieser Piazza in den nächsten 20 bis 30 Jahren. Weiterhin finde ich die Südansicht des Schlosses so schlecht auch nicht... Die wäre dann völlig weg (Link Pano 2012).

    Blick vom Turm der Hofkirche zur Schlossstraße

    Schloßsstraße bei Nacht (auf Höhe Kanzleigasse Richtung Altmarkt geblickt)

    Link zur Galerie, die Bilder liegen dann dort in voller Auflösung vor

  • BautzenFan erwähnte in einem Beitrag, dass es einen Übergang gab zwischen Schloss und Taschenbergpalais. Er verwies auf Gurlitt von 1755.
    Kann es sein, dass schon im April 1707 von Pöppelmann ein Übergang zum Schloss gebaut wurde? Zum Haugwitzschen Palais kaufte August auch noch das angrenzende Haubold-Anwesen in der kleinen Brüdergasse.
    Die Historikerin Gabriele Hoffmann schreibt das in ihrer Doppelbiographie. Sie berichtet auch von dem Abbruch Mitte Dez. 1713, von August aus Warschau erteilt. Der Kurier trifft Abends in Dresden ein, wenige Stunden später lässt Flemming mit dem Abbruch beginnen, der die ganze Nacht gedauert haben soll! Die Cosel soll das Brechen und Abhauen gehört haben.
    Kann mir jemand helfen?

    Mit freundlichen Grüßen

    LübeckFan

  • Zitat

    dass es einen Übergang gab

    Jedenfalls gibt es auch heute einen Übergang, wenngleich dieser eher eklektizistisch sein dürfte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hier ein Bild vom Übergang:


    Diesen Übergang gibt es allerdings erst seit Ende des 19. Jahrhunderts und ist tatsächlich dem Elektizismus zuzuornden. Die barocken Elemente überwiegen natürlich, weshalb man den Übergang auch als Neobarock durchgehen lassen könnte. Er wurde im Zuge der Schlosssanierung mitsamt des Südflügels des Schlosses errichtet.

    Es gab schon vorher einen Kommunikationsgang zwischen Schloss und Taschenbergpalais, doch dieser wurde im Dezember 1713 mit dem Sturz von Gräfin Cosel, die im Taschenberg-Palais wohnte, abgerissen. Wann dieser Gang genau gebaut wurde, kann ich nicht sagen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Millennio (15. November 2015 um 18:27)

  • Das ist ganz und gar Neorenaissance, genau wie auch das Schloss.


    Danke! Indes verwiesen seltsamerweiser mehrere Quellen auf eine neobarocke Bauweise, was mich irritierte.
    Beispielsweise steht im Buch "Barocke Adelspalais in Dresden" auf Seite 61 etwas vom

    Zitat

    Ende des 19. Jahrhunderts errichteten neobarocken Verbindungsgang zum Residenzschloss

    Dennoch bin ich der Ansicht, die Brücke sei eher eklektizistisch gestaltet. Beispielsweise haben einige Schmuckelemente schon einen barocken Anschein.
    Eins möchte ich aber auch noch einmal klar stellen: Das Schloss ist definitiv nicht ausschließlich Neorenaissance.

    6 Mal editiert, zuletzt von Millennio (22. November 2015 um 12:05)

  • Der Übergang ist zusammen mit dem Südflügel 1890-93 an dieser Stelle entstanden. Der Südflügel weist Elemente der Neorenaissance genauso wie Elemente des Neobarock auf, beispielsweise an den Rundtürmen. Das Residenzschloss selbst ist natürlich kein Bauwerk der Neorenaissance an sich, sondern ist über Jahrhunderte gewachsen und erhielt halt ab 1889 einen neuen Fassadendekor etc. - dürfte ja hier bekannt sein. Zurück zum Übergang: Der heute erhaltene ersetzte einen biedermeierlichen Vorgänger (Link zur Abbildung in der Fotothek ). Davor war an dieser Stelle seit der Errichtung des Ostflügels um 1770 unter Exner nur ein einfacher Übergang aus Holz und Fachwerk (SKD: A 1995-3220). Während der Umbauarbeiten am Palais existierte von 1755 bis etwa 1770 von der Südwestecke des Schlosses ein provisorischer Übergang an der alten Hofapotheke vorbei direkt in in das 1.OG der Hauptfassade - muss verboten ausgesehen haben. Zwischen 1719 und 1755 existierte ein Gang vom Schloss, ausgehend von der Kapelle im Klengelschen Opernhaus bis zum Opernhaus am Zwinger, über den auch Ballhaus und Taschenbergpalais erreicht wurden. Der Gang führte also westlich am Hauptvordergebäude vorbei und band an der Südwestecke ins Palais ein. Damals stand ja nur das Hauptvordergebäude und die Vorgängerbauten um den großen Hof des Palais. 1719 war das Jahr, in dem der Zwinger als Festort provisorisch zur Hochzeit des Thronfolgers mit der Wiener Kaisertochter fertig sein musste, aber auch das Taschenbergpalais als Thronfolgeresidenz bezugsfertig sein musste. Zwischen 1713 und 1719 dürfte demzufolge kein Übergang existiert haben. Einen weiteren Übergang gab es vermutlich zwischen 1747 und 1761 als Graf Wackerbarth-Salmour im Eckhaus kleine Brüdergasse, Kirchhof Sophienkirche wohnte. Zumindest deuten dies alte Pläne an. Er war beim Thronfolger Friedrich Christian Oberhofmeister. Wer die jetzige Situation im Pano ablaufen möchte: Panolink Übergang Taschenbergpalais

    Beste Grüße

    Andreas

  • Oh, das tut mir leid. Hier die richtigen Links:
    Schlossstraße 13
    Schlossstraße 15
    Schlossstraße 21

    Leider funktionieren die Links nicht mehr! Kann da jemand Abhilfe schaffen?

    Wäre wichtig, hier im Faden möglichst viele Ansichten verlinkt/eingebunden zu haben, es gibt ja nicht so viele Bilder dieses Straßenzuges.

  • Die Bilder sind aber nicht unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht, daher wäre ein Einstellen vermutlich risikobehaftet. Daher hier die neuen funktionierenden Links:

    Schlossstraße 13

    Schlossstraße 15

    Beide Gebäude sind Bauwerke der Renaissance, der Erker von Nr. 13 stammte aus der frühen Barockzeit.

    Schlossstraße 21

    Schlossstraße 21 - Erker

    Die Fotografien der Deutschen Fotothek sind jedoch unter der CC-Lizenz CC-BY-SA 4.0 veröffentlicht, daher diese eingebunden:

    Quelle: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/80034362

    Oben sieht man einen Kupferstich von Gabriel Tzschimmer von der Westseite der Schlossstraße, 1678: V.l.n.r. angeschnitten Nr. 11 ("Stadt Gotha"), dann Einmündung Kleine Brüdergasse, anschließend Kleine Brüdergasse 2, Schlossstraße 13-23. Rechts angeschnitten das Kühnsche Haus, das trotz einiger Umbauten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Bestand hatte und dann im Zuge des Schlossumbaus abgetragen wurde.


    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…katalog_0305334 (CC-BY-SA 4.0)

    Blick in die Schlossstraße nach Norden. Rechter Hand befindet sich ganz vorne der Erker von Schlossstraße 14 (mit Muschel), ein bedeutendes Werk des Manierismus in Dresden. Das hier besprochene Quartier befindet sich links, hinter dem wuchtigen Eckerker von Schlossstraße 11, "Stadt Gotha". Die Konsole lässt sich erkennen durch die charakteristische Diamantquaderung. Dahinter dann die Fassaden: Das Renaissance-Eckhaus Kleine Brüdergasse 2 ist durch den Gotha-Erker noch verdeckt, darauf folgen Schlossstraße 13, 15 ,17 19, 21 und zum Taschenberg das Eckhaus Schlossstraße 23, was vermutlich nach 1740 entstanden sein dürfte, wahrscheinlich erst nach 1760. Schlecht zu erkennen sind hier natürlich die recht zierlichen Renaissancegiebel von Nr. 2 und Nr. 19.
    Andereseits ist definitiv zu erkennen, dass der Turmhelm der Schlossecke eben NICHT verdeckt würde.

    4 Mal editiert, zuletzt von Millennio (7. September 2016 um 16:19)

  • Moderationshinweis: Aus dem Thema Dresden, Altstadt - Quartier VII/1 hierher verschoben:

    Was ich immer wieder bedauerlich finde, ist, dass die Bebauung des gegenüberliegenden Areals vom Tisch ist. Die Grundstücke zwischen Taschenbergpalais, Schloss und Schloßstraße bilden zwar heute einen ganz netten Platz, doch historisch war das Gebiet eng bebaut. Das Schloss stand hier niemals frei. Dieser Platz ist ahistorisch - Grundstücke am Schloss, innerhalb der Stadtmauer waren viel zu kostbar, um hier einen Platz freizuhalten, zumal der Alt- und der Neumarkt ja groß genug waren. Wo man sich doch ansonsten im Neumarktgebiet um die Rückgewinnung des alten Stadtgrundrisses bemühte, ist es in Zeiten von Nachverdichten eigentlich unverständlich solch eine innerstädtische Fläche nicht wieder zu bebauen. Die Schloßstrasse würde hier wieder eine Einfassung erhalten, einige Häuser und Gassenabschnitte könnten rekonstruiert werden.

  • Seinma lieber über diesen Platz und die sich von ihm bietenden Ausblicke froh.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Kurprinz,ist das Areal das Sie meinen nicht etwas knapp um das man dort noch Häuser bauen kann? Denn etwas zurückgesetzt steht ein 50er Jahre Bau dem man genau vor seinen Fenstern dann diese Rekos setzen würde(zu enge Baudichte).Ich vermute, das ist auch mit ein Grund das man dort von einer Bebauung (Verdichtung) wieder Abstand genommen hat.

  • Also ich würde es machen.

    Ich hab über Weihnachten sogar schon mal Planspielchen gemacht. Man müsste sich m. E. mit den Mietern dort verständigen.

    Nach hinten könnte man es lockerer machen, so dass diese sog. "Piazetta" (die jetzt keine ist) dort bei dem großen Baum (der selbstverständlich bleibt) entstünde (DAS wäre dann eine echte Piazetta). Das wäre zauberhaft - meiner unmaßgeblichen Meinung nach:

    Diese drei Häuser könnte man - Pi mal Daumen - rekonstruieren.

    Sädtebaulich war aber vor allem das Haus gans rechts enorm wichtig, da es die hohe Dachform des TB-Palais wiederaufnahm (nach barockem Baureglement erlaubt und erwünscht). Unter Kollegen nennen wir es nur "Das Dach" .

    Das Haus ganz links müsste ein Neubau sein, da hier nun wirklich jede Fotodoku versagt. Ich hätte aber noch einen wunderschönen frühbarocken Erker aus der Großen Brüdergasse im Angebot, der in Fragmenten noch komplett vorhanden ist und seiner Wiederauferstehung harrt.....

    © Historische Postkarte / gemeinfrei / Quelle: http://www.altesdresden.de

    DAS DACH:

    © SLUB / Deutsche Fotohek