Straßburg - Bahnhof

  • Dieses Zerstörungswerk, vollzogen 2007 im benachbarten Strasbourg, blieb wohl bisher unbemerkt, deshalb möchte ich hiermit darauf hinweisen.

    Aus Wikipedia:
    Der Bau des heutigen Straßburger Bahnhofs geht auf die Bautätigkeit des Deutschen Kaiserreichs zurück. Der Bahnhof wurde auf dem Gelände der Straßburger Vauban-Befestigungen errichtet. Die Bauarbeiten begannen 1878. Architekt war der Berliner Johann Jacobsthal.
    Im Zuge des Anschlusses an den TGV-Verkehr erlebte der Bahnhof in den Jahren 2006 und 2007 bedeutende Umbaumaßnahmen. Eine Glaskuppel aus 600 bis 900 Tonnen Glas überzieht seitdem das Empfangsgebäude aus dem 19. Jahrhundert:

    Vorher:

    Nachher:

    Modernisten haben wieder ganze Arbeit geleistet :schockiert:

    Bildquellen: http://www.wikipedia.de
    http://www.flickr.com

    In dubio pro reko

  • Scheußlich! Die spinnen, die Gallier! :schreckgrau:

    Ist die Straßburger Stadtverwaltung jetzt völlig durchgeknallt? Dégoûtant, mes amis!

  • Ich würde gerne mal Abendaufnahmen sehen. Tagsüber sieht das aus, wie ein Wal. Hoffentlich wurde für den Quatsch nicht auch das Gebäude mit irgendwelchen Ankern oder so beschädigt, sodass man das Teil eines Tages vielleicht wieder ohne größere Probleme entfernen kann...

  • Kann es vielleicht sein, dass den Fränzen der Bahnhof zu deutsch aussah? Jetzt sieht er erst recht deutsch aus...

    Wie auch immer. Eine Nachtaufnahme wäre tatsächlich interessant, sofern richtig illuminiert. Obwohl, dann hätte man auf das übergestreifte Kondom gleich verzichten können.

  • Die Aussage des Exilwieners - das "übergestreifte Kondom", beschreibt diese Verschandelungsaktion am besten.

    150 Millionen Euro für so einen Schrott...

    Gerade im Elsass hat die Zerstörung alter, identitätsstiftender Bausubstanz noch eine weitaus extremere Wirkung als in anderen Gebieten.

    Denn das Elsass hat bereits einen wichtigen Teil seiner Identität verloren: seine Sprache, und das innerhalb weniger Jahrzehnte. Heute sprechen fast nur noch ältere Menschen "Elsässerdeutsch" (ein allemanischer Dialekt, der die ursprüngliche Muttersprache der einheimischen Bevölkerung im Elsass war), die Jüngeren meistens ausschließlich Französisch.

    Wenn jetzt noch wichtige Baudenkmäler den Modernisten zum Opfer fallen, ist das ein weiterer Schritt zur endgültigen kulturellen Verarmung einer Region, die eigentlich eines der kulturell reichsten Gebiete Europas sein könnte. Schließlich war gerade das Elsass der Ort, wo sich deutsche und französische Kultur gegenseitig bereicherten.

    Andererseits: die Leute im Elsass haben es jahrzehntelang stillschweigend hingenommen, daß eine Ausrottungskampagne gegen ihre Sprache geführt wurde, am Ende haben sie sich dann selber entschieden, mit ihren Kindern nur noch Französisch zu reden und ihre Muttersprache, das Elsässische damit aussterben zu lassen.

    Somit sehe ich das Zerstörungswerk am Straßburger Bahnhof eigentlich von zwei Seiten: auf der einen Seite bedauere ich die Verunstaltung eines Baudenkmals, auf der anderen Seite fand das Zerstörungswerk in einer Region statt, deren Bewohnern ihr kulturelles Erbe und ihre Identität offenbar nicht besonders viel bedeuten. Ob die sinnlose "Modernisierung" des Bahnhofsgebäudes stillschweigend hingenommen wurde, oder doch Kritik ausgelöst hat?

    Nebenbei: ich finde es ehrlich gesagt etwas albern, im Deutschen von "Strasbourg" statt von "Straßburg" zu sprechen. Schließlich sprechen Franzosen auch von Hambourg, Nuremberg und Cologne und das ist doch völlig in Ordnung.

  • Zitat von "Benni"

    Ich würde gerne mal Abendaufnahmen sehen.

    Dank Heimdalls Link und den Bemuehungen Avillers dort (ganz unten auf der Seite) kannst Du das, Benni. :) Der neue Bahnhof kam auf Seite 2 in Daenes Bilderthread http://20%20mn%20in%20stra%c3%9fburg in seiner ganzen glaesernen Herrlichkeit bewundert werden. :(

    Zitat von "Benni"

    Tagsüber sieht das aus, wie ein Wal.

    Auch in dem Strang benutzst Du den Walvergleich.

  • Zum Nachtvergleich verlinke ich mal zwei Ansichten.

    Heute:
    http://farm4.static.flickr.com/3165/3020212774_074cb24917.jpg
    http://www.blup.fr/wp-content/upl…gare_nuit_t.jpg

    Einst (schlechtere Bildqualität):
    http://leportailferroviaire.free.fr/urbain/str391.jpg
    http://k53.pbase.com/u46/lfreed/large/35433020.DSCN0187.jpg

    Man sollte aber bedenken, daß tendenziell nachts weniger Züge fahren, weniger Reisende unterwegs sind, das Gebäude weniger frequentiert wird. Der für die Bürger häufigere Eindruck dürfte also die Tagansicht sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (11. April 2011 um 19:31)

  • @ Altbaufreund: Guter Beitrag, Danke! Ich stamme aus der Nähe von Straßburg, allerdings auf der deutschen Seite, und kann deine Aussagen voll und ganz bestätigen.

  • Exilwiener hat geschrieben:

    Zitat

    Kann es vielleicht sein, dass den Fränzen der Bahnhof zu deutsch aussah? Jetzt sieht er erst recht deutsch aus...

    Letzteres ist leider nur allzu wahr.. :(

    VBI DOLOR IBI VIGILES