Ein neues abschreckendes Beispiel für nicht altstadtgerechtes Bauen in Nürnberg sind die "Sebaldkontore" in der Sebalder Altstadt:
Das für Nürnberg unpassende Steinplattendach erinnert irgendwie an ägyptische Pyramiden. Interessant ist dabei, daß sich gewisse Kreise in Nürnberg vehement gegen eine (dringend benötigte!) Straßenbahnlinie durch die Sebalder Altstadt sträuben, weil die Oberleitungen die Altstadt verschandeln könnten. Auch in Würzburg steht so eine Kiste mitten in der Stadt herum. Und im Gegensatz zur Straßenbahn, die dort ganz selbstverständlich durch die Altstadt fährt und diese belebt, verschandelt diese Gruselkiste die angrenzende historischen Gebäude wirklich.
Ob die Genehmigung solcher Neubauten in der Altstadt etwas mit dem fragwürdigen Nürnberger Geschichtsbewußtsein zu tun hat? In Nürnberg konzentriert die Geschichtsbetrachtung ja gegenwärtig auf gewisse zwölf Jahre in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die vielen Jahrhunderte Stadtgeschichte davor scheinen dagegen wie "weggeblasen" zu sein. Und damit auch das Gespür für angepaßtes Bauen in den historisch sensiblen Bereichen. Dabei ist die Altstadt der historisch gesehen wichtigste Bereich Nürnbergs. Stadtmauer und Burg sind es, die eigentlich einen Weltkulturerbetitel verdient hätten, wenn es in Nürnberg dafür überhaupt Kandidaten gibt. Oder eben ein vollständig wiederhergestelltes Pellerhaus.
Wenn, wie im Fall des Pellerhauses, noch ein Teil an historischer Substanz erhalten ist, und das Originalbauwerk dann auch noch exakt dokumentiert ist, hätte man anderswo längst mit dem Rekonstruieren begonnen. Selbst wenn man nicht rekonstruieren möchte, wären ja anstelle der Sebaldkontore immer noch in ihrer Dimension und Formensprache an die Ursprungsbebauung angelehnte Neubauten denkbar gewesen. Aber statt dessen ging es offenbar darum, wieder einmal einen "spannenden Kontrast" zu setzen.