Posts by Altbaufreund

    Ein neues abschreckendes Beispiel für nicht altstadtgerechtes Bauen in Nürnberg sind die "Sebaldkontore" in der Sebalder Altstadt:

    http://www.sebaldkontore.de/

    Das für Nürnberg unpassende Steinplattendach erinnert irgendwie an ägyptische Pyramiden. Interessant ist dabei, daß sich gewisse Kreise in Nürnberg vehement gegen eine (dringend benötigte!) Straßenbahnlinie durch die Sebalder Altstadt sträuben, weil die Oberleitungen die Altstadt verschandeln könnten. Auch in Würzburg steht so eine Kiste mitten in der Stadt herum. Und im Gegensatz zur Straßenbahn, die dort ganz selbstverständlich durch die Altstadt fährt und diese belebt, verschandelt diese Gruselkiste die angrenzende historischen Gebäude wirklich.

    Ob die Genehmigung solcher Neubauten in der Altstadt etwas mit dem fragwürdigen Nürnberger Geschichtsbewußtsein zu tun hat? In Nürnberg konzentriert die Geschichtsbetrachtung ja gegenwärtig auf gewisse zwölf Jahre in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die vielen Jahrhunderte Stadtgeschichte davor scheinen dagegen wie "weggeblasen" zu sein. Und damit auch das Gespür für angepaßtes Bauen in den historisch sensiblen Bereichen. Dabei ist die Altstadt der historisch gesehen wichtigste Bereich Nürnbergs. Stadtmauer und Burg sind es, die eigentlich einen Weltkulturerbetitel verdient hätten, wenn es in Nürnberg dafür überhaupt Kandidaten gibt. Oder eben ein vollständig wiederhergestelltes Pellerhaus.

    Wenn, wie im Fall des Pellerhauses, noch ein Teil an historischer Substanz erhalten ist, und das Originalbauwerk dann auch noch exakt dokumentiert ist, hätte man anderswo längst mit dem Rekonstruieren begonnen. Selbst wenn man nicht rekonstruieren möchte, wären ja anstelle der Sebaldkontore immer noch in ihrer Dimension und Formensprache an die Ursprungsbebauung angelehnte Neubauten denkbar gewesen. Aber statt dessen ging es offenbar darum, wieder einmal einen "spannenden Kontrast" zu setzen.

    Dieser Herr Zumthor erhielt also einen „Internationalen Architekturpreis für Neues Bauen in den Alpen“. Sind damit etwa solche unsensiblen Eingriffe in ansonsten weitgehend intakte Stadtbilder im Alpenraum gemeint:

    http://www.provincia.bz.it/hochbau/images/kurhauspassage.jpg

    Kurhauspassage Meran - Galleria

    Oder das „Hotel Kurzras“, das in diesem Forum schon mal diskutiert wurde, eines der typischen Touristen- und Skifahrerghettos an landschaftlich exponierten Stellen:

    http://www.provincia.bz.it/hochbau/images/KURZRAS_HOTELS.JPG

    Ist zwar beides von anderen modernistischen Architekten aber fällt auch in das Schema Provokationsbau. Und die Architektur ist nicht das einzige was an dieser Passage provokativ ist.

    ….und der Verfasser des Kommentars hat völlig recht: es werden nicht mehr original erhaltene Bauten. Denn auch wenn man mit Rekonstruktionen beginnt, erhöht sich die Zahl der original erhaltenen Altbauten dadurch nicht. Der Autor macht in diesem Text weder eine Aussage für, noch gegen Rekonstruktionen. Denn es geht darin um die Restaurierung noch vorhandener alter Bausubstanz.

    Ja man hätte mehr rekonstruieren könnte und könnte es immer noch. Aber so lange niemand die Initiative ergreift wird daraus nichts und es entsteht weiterhin jener Investorenschrott mit Wurmlöchern, Riesenbalkonen, Flachdächern und Plastefenstern etc. oder auch jene Funierplattenbauten, die ein Gemeinschaftswerk von Corbusier und Speer darstellen könnten

    Wer diese Situation aber nicht mehr länger hinnehmen möchte, und wem es nicht paßt daß die Altstadtfreunde sich nicht mit Rekonstruktionen befassen – der möge dann doch bitte eine Vereinigung „Altstadtfreunde II“ aus der Taufe heben, welche die Brachflächen in der Altstadt erwirbt und darauf, sei es mit Hilfe von Spendengeldern, Investoren oder öffentlichen Zuschüssen, oder sonstigen Geldquellen, die Originalbebauung rekonstruiert.

    Das klingt zwar sehr harsch formuliert, aber anders wird das wohl kaum funktionieren. Ohne eine lokale Vereinigung, die sich für Wiederaufbauten abgerissener oder kriegszerstörter Baudenkmäler einsetzt, wird sich da nichts zu tun. Die breite Bevölkerung muß halt auch erst mal aufgerüttelt werden. Einer bestehenden Vereinigung, die sich mit der Restauration und Erhaltung von Bestandsbauten befaßt, dann aber in den Rücken zu fallen, ist jedoch eher destruktiv.

    Dieser eigenartige Stil scheint wohl der der neue Trend zu werden?

    Einige der Bauwerke die unter "Baustelle Zukunft" angedroht werden, wirken genauso deformiert wie ihre teilweise absolut dümmlichen Bezeichnungen.

    Jeder Schüler würde sich für so ein Kauderwelsch wie NürnbergMesse, FrankenCampus, CitiRing Hotel oder "EasyCredit Stadion" eine glatte Sechs einhandeln. Für die Nicht-Übersetzung des Wortes "Airport" aus dem Englischen gäbe es ebenfalls völlig verdienten Punkteabzug. Aber einige Leute müssen offenbar unbedingt beweisen, daß nicht nur Fremdsprachen für sie ein unüberwindbares Hindernis darstellen, sondern sie auch ihre Muttersprache nicht richtig beherrschen. Fehlt eigentlich nur noch, daß von "NürnbergerInnen" gesprochen wird (sog. "Binnen-I")...

    Eine gute Seite haben Bauwerke wie das K-Quadrat oder Sebalder Kontor allerdings: ihre Lebensdauer ist beschränkt, da ihre bauliche Qualität ebenso schlecht ausfallen dürfte wie bei zahlreichen Bauten der 50er bis 80er Jahre, die irgendwann in den kommenden Jahren ein Rendevouz mit der Abrißbirne haben dürften. So etwas ist nichts weiter als Einweg-Architktur oder Wegwerf-Architektur. Vor allem die langfristige Haltbarkeit dieses eigentümlichen Sandstein-Daches zweifle ich sehr stark an.

    Quote from "Pilaster"

    ICEs und auch andere Zugmodelle haben heutzutage vorne wie hinten einen Lokwagen, das Argument wird also im Laufe der Zeit schwaecher.

    Das nennt sich Steuerwagen und ist ein normaler Reisezugwagen, der an einem Ende mit einem Führerstand ausgerüstet ist. Die Technik war bereits in den 50er Jahren für Regionalzüge entwickelt worden, wurde aber leider in den darauffolgenden Jahrzehnten nicht konsequent genug umgesetzt. So waren noch jahrzehntelang zahlreiche Fahrzeuge ohne die nötige Ausrüstung für den sog. Wendezugbetrieb unterwegs, was dann den Lokwechsel unumgänglich mache.

    Für Fenzüge bzw. die dafür nötigen höheren Geschwindigkeiten hat man diese Technik erst in den 90er weiterentwickelt.

    So kam es, daß noch zu Beginn der 90er Jahre, als die Pläne für S21 geschmiedet wurden, tatsächlich noch bei vielen Zügen Lokwechsel nötig war. Dieser war ja nicht nur zeitaufwändig, sondern verursachte eine große Zahl zusätzlicher Rangierfahrten im Bahnhofsbereich, welche die Kapazität der Anlagen auch wieder verringerten. Unter diesen RAhmenbedingungen erscheint ein Durchgangsbahnhof erstmal als die praktikablere Lösung. Nachdem jedoch der Wendezugbetrieb sowie der Einsatz von Triebzügen seither konsequent ausgebaut wurde, sind diese Probleme allerdings weitgehend obsolet.

    Man sollte sich aber stets vor Augen halten: dieser technische Rückstand bei der Bahn hätte nicht bestanden, wenn Deutschland nicht jahrzehntelang bei der Verkehrspolitik aufs falsche Pferd gesetzt hätte.

    Zum Vergleich: Nürnberg Hbf verfügt über 21 Bahnsteiggleise (es gibt außerdem zusätzliche zwei Durfahrts- und Rangiergleise ohne Bahnsteig in der Mitte der Bahnhofsanlage), Stuttgart 21 wird mit acht Gleisen nicht mal über die Hälfte verfügen. Wenn man die Denkweise der S21-Planer auf Nürnberg umlegt, dann müßte dieser Bahnhof eigentlich maßlos überdimensioniert sein. Aber er ist es keineswegs. teilweise werden Bahnsteigsgleise im Regionalverkehr schon mit zwei Zügen belegt, die dann jeweils in zwei entgegengestzte Richtungen abfahren (beispielweise nach Regensburg und Lichtenfels).

    Und, das kommt noch hinzu: dieser Bahnhof und seine Zufahrtsgleise werden ausschließlich vom Personenverkehr genutzt, durchgehenden Güterverkehr gibt es keinen. Denn für den Güterverkehr gibt es die Nürnberger Ringbahn mit umfangreichen Anlagen im Süden der Stadt.

    Das Kopfmachen konnte in Nürnberg zwar dank der neuen Schnellfahrstrecke nach Ingolstadt reduziert werden, aber es gibt trotzdem genug Zugläufe, bei denen es immer noch nötig ist. Der genannte Zuglauf aus Ausgburg (München) ist so ein Fall.

    Daß in der Nürnberger Altstadt reichlich Schrott herumsteht steht außer Frage: Sebalder Höfe, Pellerhaus, Universitätsbunker, Neues Museum, Germanisches Nationalmuseum, Maximum, Parkhäuser etc.) steht sicher außer Frage. Aber der historische Stadtgrundriß ist eben nicht nur oder ausschließlich mit Schrott gefüllt. Gerade bei Nürnberg würde sich durch gezielte Nachbesserungen an Bestandsgebäuden noch sehr viel herausholen lassen.

    Also ich finde das was in Elbing entsteht sehr gut. Natürlich ist das keine originalgetreue Rekonstruktion, aber von einem WIederaufbau kann man doch sehr wohl sprechen.

    Immerhin entstehen die alten Stadtstrukturen wieder, und diese kleinteilige Bebauung ermöglicht schließlich auch noch spätere Nachbesserungen. Immerhin entstehen doch auch einige Häuser im alten Stil neu, und auch die "postmodernen" Gebäude finde ich gar nicht mal so übel, da sie zumindest einen gewissen Bezug auf die Ursprungsbebauung nehmen.

    Ich frage mich hier langsam warum ausgerechnet Städte wie Nürnberg, die beim Wiederaufbau um eine Erhaltung des alten Stadtgrundrisses bemüht waren und auch eine strenge Gestaltungssatzung vorschrieben, hier derart negativ bewertet werden. Auch München ist diesbezüglich eigentlich besser als sein Ruf.

    Natürlich haben solche Städte vieles nicht mehr 1:1 wiederhergestellt aber es wurden zumindest Stil und Proportionen beibehalten. Und selbst wenn es in vielen Fällen nur Neubebauung war, die an die alte Bebauung angelehnt wurde, ist das immer noch besser als eine weitgehende Abkehr von der Ursprungsbebauung wie bspw. in Stuttgart. Und daher spielt eben Nürnberg eben schon wieder in einer höheren Liga als die Hauptstadt des Ländles. Und insbesondere was Nürnberg betrifft sollte man hier durchaus die hervorragende Arbeit der Altstadtfreunde würdigen. Sicher haben die bisher kein historisches, kriegszerstörtes Gebäude komplett neu errichtet aber dafür noch vorhandene Originalsubstanz saniert und deren Ursprungszustand wieder hergestellt.

    Und ganz nebenbei zeigen Beispiele wie Dresden und Frankfurt, daß offensichtlich auch in D ein Gesinnungswandel zumindest in den Ansätzen erkennbar ist. Und selbst wenn man dort vorerst nur Teilbereiche der Altstädte wiederherstellt und dabei auch Kompromisse eingeht ist mir das immer noch tausendmal lieber als wenn man gar nichts wiederherstellt und Westwall-"Architektur" wie das Technische Rathaus weiterhin das Stadtbild verunstalten würden.

    Aber offensichtlich stehen sich hier zwei unvereinbare Meinungen gegenüber – die einen, die eine möglichst kompromißlose Rekonstruktion fordern, und die anderen, die durchaus auch etwas weiter reichende Kompromisse akzeptieren.

    Sicher: ich würde mir in allen diesen Städten mehr Mut zum traditionellen Bauen wünschen. Die Stadtverwaltungen sollten auch ruhig mal den Mut haben Gestaltungssatzungen zu erlassen, die bspw. ein Plastefenster-Verbot vorsehen.

    Allerdings sollte neue traditionelle Architektur sich dann auch von den Proportionen her einfügen. Die sind aber bei einigen der osteuropäischen Beispiele für Städte im süddeutschen Raum einfach zu groß.

    Bei dem ganzen belanglosen 0815-Kram, der derzeit in der Schwabenmetropole entsteht, hätte ich so eine gelungene Überarbeitung nicht erwarrtet.

    Ein Schritt in die richtige Richtung - wie man sieht können Architekten durchaus kreativ sein, wenn sie es nur wollen, anstatt immer nur den gleichen Einheitsbrei (macht halt weniger Arbeit, wenn man bereits in München oder Berlin umgesetzte Pläne für Stuttgart leicht abwandelt...) nachzubauen!

    Man könnte die Argumentation gegen Stuttgart 21 sogar noch ausweiten…

    …da wäre z.B. die berechtigte Frage wie es denn langfristig gesehen mit den Unterhaltungskosten der sehr umfangreichen Tunnelanlagen aussieht. Irgendwann werden dann auch erste Sanierungen anstehen, oder Modernisierungen.

    Außerdem sind Kopfbahnhöfe für den Bahnbetrieb heute nicht mehr das Problem, das sie noch vor einigen Jahren darstellten. Ein Großteil der Reisezüge im Nah- wie in Fernverkehr verkehrt mittlerweile entweder als Triebzug, oder als sog. Wendezug, bei dem der letzte Wagen mit einem Führerstand ausgestattet ist. Somit entfällt der früher übliche, zeitaufwendige Lokwechsel, wodurch sich die Aufenthaltszeit der Züge im Bahnhof deutlich verkürzt.

    Natürlich existieren im Ausland teilweise ähnliche unterirdische Bahnhofsanlagen. Nur läßt sich das kaum auf Stuttgart übertragen. Und das Berliner Hauptbahnhof-Projekt ist ebenfalls nicht vergleichbar, denn es hatte ganz andere Ausgangsbedingungen, da ein Teil der Verkehrsinfrasturktur durch die Zerstörungen von Krieg und Teilung nicht mehr vorhanden war und daher ohnehin neu gebaut werden mußte - in Stuttgart wird hingegen eine funktionierende Infrastruktur, welche ein großes Optimierungs- und Modernisierungspotenzial bieten würde, zerstört.

    Neben der Zerstörung von Baudenkmälern bringt Stuttgart 21 ja noch andere Probleme mit sich – dieses sündhaft teure Prestigeprojekt trägt ja in keinster Weise zur Lösung von Verkehrsproblemen bei.

    Es bindet Finanzmittel, die für wirklich wichtige Schienenprojekte dann nicht zur Verfügung stehen: Stuttgart 21 ist ein Projekt für den Personenverkehr, wichtiger wäre es aber in den Güterverkehr zu investieren, so wie es in vielen europäischen Ländern bereits der Fall ist.

    Erst in jüngster Zeit hat ein Herr Mehdorn mit seinem unsäglichen "MORA-C"-Programm in großem Umfang entsprechende Infrastruktur vernichtet und damit die Zahl der Lkws weiter erhöht; private Bahnunternehmen wurden dabei bewußt ausgebremst.

    Es muß dringend in den Neubau und Wiederaufbau von Strecken und Infrastruktur für den Güterverkehr investiert werden, außerdem in den Regionalbahnverkehr.

    Firmen die ihren Güterverkehr auf die Schiene (zurück)verlagern müssen steuerlich begünstigt werden, Firmen die trotz der Möglichkeit einer Verlagerung weiterhin auf die Straße setzen, müssen finanziell wesentlich stärker belastet werden.

    Natürlich waren viele der in den 60er – 90er Jahren eingestellten Nebenstrecken nicht mehr zeitgemäß. Viele Bahnübergänge, schlechter Oberbau und eine kurvenreiche Streckenführung, die nur niedrige Geschwindigkeiten zuließen, Stationen die teilweise weit außerhalb der Orte lagen. Hier hätte man aber mit Modernisierung und / oder (teilweisem) Neubau Abhilfe schaffen können. Damals hieß es das wäre zu teuer, für die Investitionen würde keiner mehr aufkommen; gleichzeitig wurden jedoch Unsummen in den Neu- und Ausbau von Straßen und Autobahnen verpulvert - Beträge, für die man auch die örtliche Nebenbahnstrecke hätte auf Vordermann bringen können...

    Auch der Stuttgarter Hauptbahnhof ist in der derzeitigen Form nicht mehr zeitgemäß; aber auch hier wäre durch eine Modernisierung der bestehenden Infrastruktur Abhilfe möglich.

    Aber in Deutschland gibt es eine mächtige Baulobby, die beschäftigt werden möchte. Dabei könnte die Bauwirtschaft auch anders in Stutgart beschäftig werden, nämlich indem man die ganze minderwertige Nachkriegsarchitktektur im Stadtkern endlich einebnet und durch Neubauten im traditionellen, ortsüblichen Stil ersetzt.

    Sechs Jahrzehnte nach Zerstörung der Stuttgarter Altstadt wäre es endlich überfällig mit ihrer Rekonstruktion zu beginnen.

    Aber schon klar, das geht nicht, aber für viele Milliarden Euro Tunnel graben geht dann schon...

    Alleine schon dieser unsägliche Breuninger-Bau, in manchen Teil der "Alt"stadt kommt man sich ja vor wie am Nordatlantikwall oder in Slums wie Berlin-Marzahn und Rostock-Lichtenhagen...

    Und dann diese noch viel unsäglichere Stadtautobahn alias B14...weg damit, eine Stadt muß für den Menschen da sein und nicht für das Auto.

    Quote from "Riegel"

    Zeitgenössische Bilder aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zeigen, dass es in Süddeutschland und in der Schweiz tatsächlich vereinzelt ländliche Bauten gegeben hat, welche noch Schilfdächer aufwiesen. Daher lasse ich beim Geislinger Beispiel die Schilfeindeckung noch gelten.

    Hierzu noch eine lesenswerte Seite, mit einigen Bildern, zu den Landschaftsaquarellen aus Kalchreuth (im Norden Nürnbergs), wo diese Art der Dacheindeckung dargestellt wird: http://www.fraenkischer-albverein.de/jubilaeum/kalchreuth/kalchreuth.htm\r
    http://www.fraenkischer-albverein.de/ju ... hreuth.htm

    Bei Rekonstruktionen oder Restaurierungen halte ich es dennoch nicht für wünschenswert, diese Art der Dacheindeckung zumindest innerhalb eines geschlossenen Ortsbildes wiederherzustellen - in einem Freilichtmuseum sieht das anders aus.

    Ich habe lange hin- und herüberlegt ob ich hierzu etwas schreiben soll oder nicht. Eines vorweg: ich bin eher ein Freund neuerer Musik als jener Musikrichtungen, die landläufig meist als „klassische Musik“ bezeichnet werden.

    Ich denke einfach bei der Musik ist es wie in so vielen anderen Bereichen: gutes hält sich über einen langen Zeitraum, schlechtes gerät hingegen wieder in Vergessenheit. So hat Beethovens Musik die Zeiten überdauert, weil Beethoven ein überaus fähiger Künstler war, einer der besten Musiker seiner Epoche. Aber auch zu seiner Zeit dürfte es genug schlechte Musiker gegeben haben, über deren Werke heute niemand mehr spricht. Und so werden auch bei der neuzeitlichen Musik die Stücke talentierter Musiker wie der Beatles noch lange bleiben, während der Deutsche Schlager mit seinen „germanischen Schwachsinnigen“ (Zitat eines früheren ORF-Intendanten) langsam in Vergessenheit geraten wird – und dies völlig zu Recht!

    Wenn es da eine Parallele in der Architektur gibt, dann zwischen architektonisch anspruchsvollen Bauten, die entweder besonders gut gelungen sind oder für die Bautechnologie als solche Maßstäbe gesetzt haben, und billiger Investorenarchitektur andererseits, wo es vor allem auf den Profit ankommt – das Gebäude muß möglichst schnell bezugsfertig sein, damit der Rubel rollt.

    Bei den erstgenannten sieht es so aus, daß sie – wie im Falle der Dresdner Frauenkirche – selbst Jahrzehnte nach einer Zerstörung wieder neu errichtet werden, während Investorenbauten oft schon nach zwanzig Jahren ein Fall für den Bulldozer sind.

    Und es gibt durchaus Musik, die man als „Investorenmusik“ bezeichnen könnte: die sog. „Boygroups“ der 90er Jahre waren ein typischer Fall dafür. Es handelt sich nicht um talentierter Nachwuchsmusiker, die selbst entschieden haben miteinander Musik zu machen und aufgrund ihres Talents Erfolg haben, sondern um von Produzenten nach einem festen „Drehbuch“ ins Leben gerufene Bands. Die Musiker werden oft über Annoncen angeworben, der Erfolg stellt sich dann aufgrund des Marketings ein… Die Gruppen bestehen, so lange sie Profit abwerfen, danach läßt man sie in der Versenkung verschwinden, indem man eine Trennung der Mitglieder inszeniert. Ein Beispiel hierfür war /ist die britische Gruppe "Takte That".

    Ebenso reine Kommerzmusik ist die Pseudo-Volksmusik von Gruppen wie den Kastelruther Spatzen. In diesem Fall sind Menschen mit der Sehnsucht nach einer heilen Welt die Zielgruppe – offensichtlich gibt es genug davon, wie der Erfolg der Gruppe beweist. Dieser Musikrichtung könnte man in der Architektur gut den Landhausstil aus dem Baumarkt gegenüberstellen. Ebenso wenig wie der Landhausstil etwas mit traditioneller Architektur zu tun hat, hat diese "volkstümliche Schlagermusik" etwas mit echter Volksmusik zu tun.

    Der gesamten neuzeitlichen Musik aber rein kommerziellen Charakter und geringen künstlerischen Wert zu unterstellen, wäre fatal. Schon zu Zeiten Mozarts haben Musiker nicht nur der Kunst wegen Musik gemacht, sondern mußten auch von etwas leben.

    Eines noch – da im Anfangsbeitrag der Name Le Corbusiers fiel, dem Großmeister der Gewaltarchitektur: da wurde vor nicht allzu langer Zeit ein Lied (im Radio nur noch „Song“) der US-amerikanischen Sängerin Pink mit einem gewalttätigen Musikvideo beworben, das in einem Gebäude gedreht wurde, das aus der Feder Corbusiers hätte stammen können. In dem Film zieht die Sängerin (oder sollte ich aufgrund der „Piercings“ eher sagen: die wandelnde Blechdose?) wirklich alle Register der Gewalt, um ihren Freund davon abzuhalten, sie zu verlassen….

    Dazu fällt mir eigentlich nur ein „Pfui“ ein, aber nicht wegen der Architektur des Gebäudes, sondern wegen dem Inhalt des Videos…

    Dieser Strang soll zur Diskussion über Neubauten von Fachwerkhäusern dienen und Beispiele aufzeigen.

    Zufällig bin ich auf eine Firma gestoßen, die neue Fachwerkhäuser errichtet - und zwar nicht nur vorgeblendetes Fachwerk vor einem Rohbau aus Ziegeln oder Beton, sondern komplette Gebäude mit "richtiger" selbsttragender Fachwerkkonstruktion:

    http://www.wolkensteiner.de/\r
    http://www.wolkensteiner.de/

    Auf der Seite kann man auch einen Bericht von n-tv ansehen.

    Ingesamt eine gute Idee, mit einigen auch architektonisch sehr schön gelungenen Häusern - wenn auch ein paar Häuser mit weniger gut gelungenen Stilelementen darunter sind, wie durchgehende Fensterbänder mit 3 - 5 Fenstern sowie der Verwendung von Scheinsprossenfenstern, offensichtlich bei manchen Häusern aus Plastik.