Budapest - außerhalb des Burgbezirks

  • Schon richtig, aber in dieser Art und Weise habe ich das noch nicht irgendwo gesehen. Die Straßenrundung wurde ja wohl erst mit dem Neubau des Palastes dort hineingeschnitten und die linken Häuser schätze ich dementsprechend auch eher nicht als zeitgleich errichtet ein.

    Nachfolgend zwei gut bebilderte Artikel. Allerdings habe ich über die genaue Baugeschichte mit der etwas holprigen Browser-Übersetzung auch nichts Präzises erfahren.

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    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Liebe Deutsche,

    Noch eine gute Nachricht aus Ungarn. Der Turm des Ungarischen Nationalarchivs wird wiederaufgebaut sein. Es gibt noch keine sehr konkrete Angaben bezüglich des Zeitraumes, aber jetzt wird es sicher wiederaufgebaut als Teil des Hauszmann Projekts.

    Alt



    1945

    Bald

    Quelle: Magyar Epitok (Lesen Sie mehr hier)

  • Ein interessantes Projekt.

    Wie stark waren die Zerstörungen in Budapest durch den 2. WK?

    Sind die ganzen Abrisse nur auf die Kommunistische Partei zurückzuführen oder waren die Gebäude bereits durch den Krieg stark zerstört?

  • Ein interessantes Projekt.

    Wie stark waren die Zerstörungen in Budapest durch den 2. WK?

    Sind die ganzen Abrisse nur auf die Kommunistische Partei zurückzuführen oder waren die Gebäude bereits durch den Krieg stark zerstört?

    Nicht nur, sondern vor allem durch die Zerstörungen der Sowjets 1945 und dann wieder durch selbige 1956. 1945 wurde der Burgbezirk mitsamt der Burg stark zerstört und 1956 bei der Niederschlagung der bürgerlichen Revolution haben die sowjetischen Panzer vor allem die Altstadtbereiche entlang der Donau. Wie auch immer, diese Zerstörungen sind trotzdem harmlos im Gegensatz zu den Zerstörungen, die man aus Großstädten in Deutschland kennt.

    Die Ungarn - wie man hier im Strang wunderbar beobachten kann - machen sehr viel richtig mit der Wiederherstellung ihrer Bauwerke! Budapest wird von Jahr zu Jahr schöner. Ähnlich wie Dresden und Posdam, wobei Budapest im Vergleich zu Dresden in Relation dann wirklich nicht mehr viel herzustellen hat, weil die Zerstörungen in Budapest nur ganz punktuell und nicht flächendeckend waren wie in Deutschland.

  • Atala,wie geht man bei Ihnen in Ungarn mit dem Thema Rekonstruktion verlorener historischer Gebäude oder Rekos von verlorenen Gebäudeteilen wie hier der Turm des Ungarischen Nationalarchivs in der Öffentlichkeit und Presse um?

    Bei uns in Deutschland jedenfalls wird erst einmal ordentlich dagegen gehalten alles abgelehnt und lange Diskussionen (viel politisch und geschichtlich)geführt ehe sich die ein oder andere Reko am Ende durchsetzt oder auch nicht.Bei der Moderne in geht es in Deutschland bedeutend ruhiger und entspannter zu.

  • Also an der Hangseite hier vorne rechts soll der Turm dann wieder errichtet werden.

    Ich hätte gar nicht vermutet, dass dem Gebäude des Staatsarchivs etwas gefehlt hat und besonders essentiell erscheint mir dieser ein wenig merkwürdig gestaltete Turm auch nicht.

    Aber selbstverständlich schön, dass selbst solche Sachen in Budapests wiederhergestellt werden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Unglaublich eindrucksvoll, ganz herzlichen Dank! Da möchte man am liebsten Ungar werden!!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Atala,ich sage Danke,das Sie uns Foristen aus D,A und anderen Ländern in Abständen mit Ihren aktuellen Fotos von den Sanierungsmaßnahmen in Budapest und Umgebung auf dem Laufenden halten.

    So wie ich vermute, müssen die bis jetzt noch ziemlich unpassenden Fenster des Burgpalastes(zum Teil Vollverglast) aus der Nachkriegszeit stammen?:/

  • Atala,ich sage Danke,das Sie uns Foristen aus D,A und anderen Ländern in Abständen mit Ihren aktuellen Fotos von den Sanierungsmaßnahmen in Budapest und Umgebung auf dem Laufenden halten.

    So wie ich vermute, müssen die bis jetzt noch ziemlich unpassenden Fenster des Burgpalastes(zum Teil Vollverglast) aus der Nachkriegszeit stammen?:/

    Gern Geschehen! Ich staune auch über die Wiederaufbauten in Ungarn und wünsche mir, daß wir außerhalb Ungarns ein wenig davon lernen könnten.

    Bezüglich der Fenster: Große Teile der erhaltenen Außenverzierungen und fast alle erhaltenen Innenverzierungen wurden absichtlich zerstört. Ich glaube nicht, daß ein einziger Fenster die Belagerung überlebt hat, aber diese hier wurden meiner Meinung nach während des "Wiederaufbaus", der von 1952-1966 dauerte, eingebaut. Obwohl die Bauarbeiten bis in die 80er Jahre andauerten, könnten sie auch damals eingebaut worden sein.

    Die neuen Fenster der Wiederaufbau des Stephanszimmers sind viel ansprechender, um das Mindeste zu sagen.

  • Budapest ist so oder so schon eine schöne Stadt, aber dass hier so viel rekonstruiert wird, das ist schon großartig!

    Besonders die rekonstruierten Fenster der Budapester Burg werden diesem Bau wieder seine alte Würde zurück geben!

    Obwohl Budapest sicher zu den ärmsten Hauptstädten in Europa gehört, ist es heute wieder eine der kulturell reichsten Hauptstädte! Jetzt stellen wir uns nur kurz vor, was mit der deutschen Wirtschaftskraft alles in der deutschen Hauptstadt erst möglich wäre...hätten sie nur annähernd Politiker, die ihre eigene Kultur überhaupt als solche (aner)kennen würden!

  • Wo steht denn dieses schöne Kleinod genau in Budapest? Kannst du uns mehr zu seinem Architekten sagen und gibt es auch Bilder von innen?

    At Stefania street. Designed by architects Zoltán Bálint and Lajos Jámbor, it was built between 1905 and 1906 for sculptor Miklós Ligeti (sculptor of the famous Anonymous statue)

    Quella: reddit/u/internetsuperstar

  • Snork 6. August 2021 um 22:00

    Hat den Titel des Themas von „Budapest - Perle an der Donau“ zu „Budapest“ geändert.
  • An dieser Stelle bin ich bei meinem Budapestbesuch 2019 vorbeigegangen.Damals wusste ich noch nichts von dieser gigantischen Rekowelle auf dem Budaberg.Wüsste ich das damals schon, hätte ich viel bewusster mir all diese Stellen wo Rekos entstehen betrachtet. Übrigens das Gebäude links auf dem Foto(ein schöner Kuppelbau) wird auch Rekonstruiert. Noch steht dort nur das Erdgeschoss.

  • Am Sonntag gab es in der österreichischen Tageszeitung Der Standard einen Artikel über Unesco Welterbestätten und unter anderem stand...

    Zitat von Der Standard

    ...

    Darüber hinaus ist auch die Altstadt von Budapest nur knapp einer Eintragung auf der sogenannten Roten Liste des gefährdeten Welterbes entgangen, auf der sich aktuell 52 Stätten finden. Einer der Gründe: Orbán lässt in Budapest im großen Stil Gebäude aus sowjetischer und postsowjetischer Zeit abreißen und historisierend Altbauten rekonstruieren. Common Sense im Denkmalschutz ist aber, dass man ein derartiges Vorgehen als Geschichtsklitterung eher ablehnt.

    Unabhängig davon, wie man zu Altbau-Rekonstruktionen steht, kommen in den europäischen Metropolen zunehmend auch sich als zeitgenössisch-modern wähnende Investoren und Stadtregierungen in Konflikt mit dem Welterbe-Status.

    ...

    Quelle: https://www.derstandard.at/story/20001287…chtig-aber-auch

    Man kann zu Herrn Orban ein ambivalentes Verhältnis haben, aber in dieser Hinsicht macht er zumindest aus meiner Sicht wirklich alles richtig! Den Bausündenschrott des ehemaligen Terrorregimes schiebt er in die Donau und rekonstruiert anstatt wieder die ehemaligen Gebäude aus schöneren Tagen. Auch eine Art der Wiedergutmachung - an der Gesellschaft und am Stadtbild sowieso!

    Der "Common Sense" des Denkmalschutzes ist ohnedies überholt und hat doch keine Berechtigung mehr, wie man am Anschaulichsten in Dresden mit der wiederaufgebauten Frauenkirche und sogar noch vielmehr mit dem teils nie in diesem Zustand wiederaufgebauten Stadtschloß sieht. Die Sächsische Denkmalpflege ist hier nicht genug als wunderbarer Protagonist hervorzuheben, der diesen Common Sense ad Absurdum geführt hat. Die Mainstream-Denkmalpflege sollte doch nun bitte endlich ihre verstaubte Doktrin ausrangieren und in die heutige Zeit transferieren.

  • Ich finde man muss auch immer Städte wie eine Marke betrachten. Wenn man als Denkmalschützer nur auf einen Geschichtswert achtet (tun sie nicht, das wird differenziert, aber es geht auch ein wenig um Gewichtung), dann schützt man auch ganz fürchterliche Bauten, im schlimmsten Fall sogar gesichtsloses Zeug, dass nichts zur Absetzung von anderen Städten beiträgt.

    Kleiner Exkurs, es geht nach Deutschland zunächst Berlin:

    https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne…r-denkmalschutz

    Dann Schleswig-Holstein und Hamburg:

    https://www.immobilie-denkmal.info/diese-haesslic…-denkmalschutz/

    https://www.shz.de/regionales/ham….html?nojs=true

    https://www.abendblatt.de/hamburg/articl…usgehebelt.html

    Womit tragen diese Bauten dazu bei, dass man sagen kann, da steht eine Qualität, die ich nirgends sonst finde, da muss ich nach Hamburg fahren. Oder da entsteht soviel Lebensqualität, das muss erhalten bleiben, weil wichtig für die Bürger. Insofern fände ich in Budapest auch den Abriss legitim, sofern er das Bild der Stadt schärft.

  • Orbán lässt in Budapest im großen Stil Gebäude aus sowjetischer und postsowjetischer Zeit abreißen und historisierend Altbauten rekonstruieren. Common Sense im Denkmalschutz ist aber, dass man ein derartiges Vorgehen als Geschichtsklitterung eher ablehnt.

    Werden in Budapest denn "im großen Stil" Denkmäler abgerissen? Falls nicht, ist dieser Absatz - mit Verlaub - völliger Quatsch und der "Common Sense" des Denkmalschutzes hat hier als Argument überhaupt keine Relevanz. Falls doch, ist das zunächst auch keine "Geschichtsklitterung", sondern ein Verwaltungsakt, der auch hierzulande häufig geschieht: Denkmäler können nach einer Güterabwägung abgerissen werden. Das kann man gut oder schlecht finden, je nach Ansicht. Aber pauschalisierte Aussagen, dass der Abriss von Gebäuden aus einer bestimmten Zeit und der Neubau in einem anderen Stil (nichts anderes sind Rekonstruktionen) Geschichtsklitterung sei, ist nichts weiter als eine Unterstellung.

    Überhaupt: Architektur ist in erster Linie Kunst, nämlich Baukunst, im öffentlichen Raum und nicht in allen Fällen Dokument. Eine Rekonstruktion ist in diesem Sinne auch kein "falsches" Dokument über das abgegangene Original, sondern ein Dokument über den Willen, verlorene Baukunst wiederherzustellen.