Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Zitat von "Reinhard"

    Bei einem Schuldenstand, der mit Riesenschritten auf zwei Billionen zu rast, wird sich ein Schloß, auch wenn es weniger als eine Staffel Airbus 400 M kostet, schwer rechtfertigen lassen.

    Friedrich der Große hat nach dem Siebenjährigen Krieg das Neue Palais in Potsdam als Konjunkturprogramm für die verarmte Mark Brandenburg aufgelegt.
    Es wäre wünschenswert, wenn wir mehr wirtschaftlich geschulte Menschen in der Regierung hätten; nur Menschen, die Geld verdienen, können auch Steuern zahlen.

  • Die Notenbanken drucken Geld ohne Ende. Ich vermute ohnedies, dass der ganze Geldmarktpolitik-Karren (siehe USA, aber auch D) bewusst (bzw. mangels Alternativen) gegen die Wand gesteuert wird, da sich die Staaten eigentlich nur so ihrer Schulden entledigen können. [lexicon='Das Berliner Schloss'][/lexicon] wäre geldmäßig hier kaum nennenswert und sollte daher möglichst bald – am liebsten natürlich als vernünftige Reko - umgesetzt werden. Wenn nicht bis 2011 gebaut wird, dann könnte es wirklich knapp werden.

  • http://www.tagesspiegel.de/kultur/Stadtschloss;art772,2911921\r
    http://www.tagesspiegel.de/kultur/Stadt ... 72,2911921

    Weiter kräftiger Gegenwind fürs Schlossbauprojekt. In diesem Artikel wird sogar schon der endgültige Abbruch des Projektes vorhergesagt. Wie man dem Artikel entnehmen kann, wird gegen das Projekt wirklich mit allen Mitteln geschossen.

    Neu war mir das Argument, dass der Wiederaufbau den Steuerzahler alleine deshalb viele Millionen Euros mehr als geplant kosten wird, weil die von Boddien und Co. gesammelten Spenden ja (wie alle gemeinnützigen Spenden) Steuerermäßigungen für die Spender zur Folge haben, so dass der Staat Mindereinnahmen in Millionenhöhe zu verkraften hätte: häää, ist den Schlossgegnern wirklich kein Argument zu blöde? Jetzt werden sogar die gemeinnützige Spenden der Bevölkerung gegen das Projekt aufgerechnet.

  • Ach der Falk Jaeger mal wieder, ein verkappter Architekturkritiker, der in den 70ern selbst A. studierte und schon von jeher ein glühender Gegner des Wiederaufbaus war. Die von ihm beschriebenen Probleme wären doch gar nicht da wenn solche Schreiberlinge mit der Architektenschaft im Rücken nicht ständig schlecht Stimmung gegen das Projekt Stadtschloss machen würden!

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    Die von ihm beschriebenen Probleme wären doch gar nicht da wenn solche Schreiberlinge mit der Architektenschaft im Rücken nicht ständig schlecht Stimmung gegen das Projekt Stadtschloss machen würden!

    das musst du mir jetzt aber erklären, wieso falk jaeger und eine angebliche architektenschaft in seinem rücken (hier in berlin zumindest ist eine ganze menge der architekten für die rekonstruktion des schlosses) dafür verantwortlich sein sollen, dass das bauministerium rechtswidrige verträge schließt und der preisträger nur zu einem bruchteil noch für die weitere planung verantwortlich sein soll zugunsten eines büros, das zwar gerne den ersten preis gewonnen hätte, aber leider kläglich früh ausgeschieden ist. hallo?

  • Ohne jetzt in dem mit der fehlenden Umschalttaste Geschriebenen eine erwähnenswerte Argumentationsqualität erkennen zu können, ist - beim verlinkten Artikel übrigens wie ein Wink mit dem Fernsehturm - für den verständigen Leser aber auch ansonsten ohne Zweifel festzustellen, dass der Tagesspiegel ein Medium ist, welches sich redaktionsstrategisch und in aller Regelmäßigkeit deutlich ablehnend zur Rekonstruktion des Stadtschlosses auslässt.
    Dass dies - und insbesondere die "Quer durch den Garten"-Polemik des Verfassers - nun vorgeblich ernsthaft bezweifelt wird, oder wohl eher wider besseres Wissen in Abrede gestellt werden soll, lässt sich daher allenfalls mit einem hundemüden Lächeln quittieren. :augenrollen:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat von "ulgemax"


    das musst du mir jetzt aber erklären, wieso falk jaeger und eine angebliche architektenschaft in seinem rücken (hier in berlin zumindest ist eine ganze menge der architekten für die rekonstruktion des schlosses) dafür verantwortlich sein sollen, dass das bauministerium rechtswidrige verträge schließt und der preisträger nur zu einem bruchteil noch für die weitere planung verantwortlich sein soll zugunsten eines büros, das zwar gerne den ersten preis gewonnen hätte, aber leider kläglich früh ausgeschieden ist. hallo?

    Ok in diesem Punkt magst Du recht haben. Aber ich habe noch keinen Artikel von Falk Jaeger gelesen, wo er auch nur ein gutes Haar an Boddin gelassen hat, bzw sich positiv über das Wiederaufbauprojekt geäußert hat. Es steht wohl außer Frage, dass er (als studierter Architekt) und auch der bda einem traditionalistischen Wiederaufbau kritisch gegenüberstehen. Und sind wir mal erhlich, die meisten Architekten, die sich am Wettbewerb beteiligten, respective mit Preisen versehen worden, kann man doch eh zu den wenigen Freunden des traditionellen Bauens zählen. Ob das nun eine Menge ist, sei dahingestellt.

  • in der neuen bauwelt ist ein meiner meinung nach recht treffender kommentar zu den jüngsten vorgängen am humboldtforum erschienen:

    http://www.bauwelt.de/arch/bauwelt/inhaltsverzeichnis/get_pdf.php?pcode=BW_2009_38/bw_2009_38_0008-0009\r
    http://www.bauwelt.de/arch/bauwelt/inha ... _0008-0009

    dieter hoffmann-axthelm sieht sowohl aufgrund der gerichtlichen entscheidung zur ungültigkeit der geschlossenen verträge als auch der archäologisch bedeutsamen funde den zeitpunkt gekommen, das projekt auf eine ganz neue basis zu stellen, zitat:

    Zitat

    Es ist jetzt also Zeit, das Programm zu überprüfen und um die Fehlstellen der bisherigen Planung zu erweitern. Zu berücksichtigen ist da, um nur das Wichtigste zu nennen: Dass beide Höfe erst, und zwar seit 500 Jahren, das Schloss ausmachen; dass da, wo Stella leere Fläche hat, der Ursprungsbau stand, das gotische Schloss von 1442, das, restlos beseitigt, heute neu zu erfinden ist; dass Fassadenabwicklungen nicht ausreichen, da man es nicht nur mit Schlüter (1659–1714), sondern mindestens mit drei einander kritisierenden barocken Architekturen zu tun hat; dass das Schloss nicht als autistischer Kasten in der Gegend lag, als den ihn Stella rekonstruiert, sondern mit der Stadt vielfach verzahnt war, also die Lange Brücke mit dem Standbild des Großen Kurfürsten, die Wiederherstellung der Breiten Straße, die Stechbahn und, nach Norden, der Apothekenflügel dazugehören; und nicht zuletzt, dass es nicht angeht, ausgerechnet das Merkzeichen des Schlüter-Baus in Richtung Alt-Berlin wegzulassen, das südöstliche Ecktürmchen. Alles das kann jetzt noch einmal bedacht bzw. in den Planungsprozess wieder eingeführt werden. Auch wenn das Jahre kostet, die Sache ist es wert.

    und weiter:

    Zitat

    Die Folgerung ist klar: Es muß die Methode gewechselt werden, und man wird sich dazu alle nötige Zeit nehmen müssen. Statt um Rekonstruktion eines Bildes geht es von nun an um einen Prozess wie bei der Dresdener Frauenkirche: das Weiterbauen auf den originalen Fundamenten. Das bedeutet nicht nur ein völlig anderes Zeitmanagement, es verlangt vor allem ein Mehr an Intelligenz, Geduld und Enthusiasmus. Man war schon auf dem besten Wege, all das zu verspielen.

  • Das ist alles sehr sehr richtig,

    allerdings ist zu befürchten, dass es sich hier um eine Taktik der Gegner handelt um das Schloss auf die lange Bank zu schieben und Zeit zu gewinnen. Außerdem ist zu befürchten, dass das Schloss nunmehr auch in den Streit um die Bebauung des sogenannten Marx-Engels-Forum gerät, obwohl dieses an sich auch wiederum zu wünschen ist. Das Schloss war ja tatsächlich mit der Stadt verzahnt.

    Die Gefahr ist allerdings für uns , dass nichts erreicht werden wird, weil das Projekt zu groß wird.

    Allerdings finde ich, dass das gotische Schloss und der Renaissancenachfolger nicht neu erfunden werden sollten, man sollte sich an den Zustand 1939 orientieren.

  • Wenn man sich den Verfasser anschaut, dann kann man ausschließen, dass hier Schlossgegner Verzögerungstaktik betreiben. Dieter Hoffmann Axthelm hat als Mitarbeiter von Stimmann beim Planwerk Berlin Mitte dazu beigetragen, dass der historische Stadtgrundriss und Berliner Bautypologien die Stadtplanung für die Innenstadt prägen (oder prägten?). Er weiß daher genau, wie sehr das Schloss mit seinen so unterschiedlich gestalteten Fronten und der Durchgangsfunktion seiner Höfen die angrenzenden Stadträume verklammerte.

  • Zitat

    und nicht zuletzt, dass es nicht angeht, ausgerechnet das Merkzeichen des Schlüter-Baus in Richtung Alt-Berlin wegzulassen, das südöstliche Ecktürmchen.

    Endlich sagt das mal jemand außerhalb dieses Forums. :applaus:

  • Ich will ja niemanden den Tag verderben, aber:

    Quelle: Hamburger Abendblatt

    Hoffen wir, dass Herr Boddien recht hat!!!

  • Um vier Jahre? Dann war 's das wohl...
    In vier jahre ist sie nämlich wirklich da, die Finanzkrise.
    überhaupt, wenn ich dies nur höre, 'in Zeiten wie diesen'...
    Was ist so schlecht an diesen Zeiten? Für die Banken war genug Geld da... Und andere Bauaufträge werden ja auch vergeben. Verschiebung von umweltzerstörerischen Autobahnprojekten? Niemals! Arbeitsplätze!!
    Weitere vier Jahre mit dieser klaffenden Lücke wären doch eine Zumutung...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Weitere vier Jahre mit dieser klaffenden Lücke wären doch eine Zumutung...

    Völlige Zustimmung "ursus carpaticus". In vier Jahren wird das übliche "linke" Argument wieder fruchten, daß man in Zeiten von Arbeitslosigkeit und Armut nicht an Schlösser denken könne. Statt dessen lieber Kindergärten blablabla... Gleichzeitig wird hier für überflüssige Bürokisten und Autobahnen das Geld nur so rausgefeuert. Vom riesigen ineffektiven Sozialbetreuungsapparat mal völlig abgesehen. Der Bund der Steuerzahler hat ja gerade mal wieder zahlreiche Beispiele für Verschwendung öffentlicher Gelder dargelegt.
    Aber, diese Leere im Zentrum ist ja auch irgendwie symbolisch für die innere Verfassung der BRD. Das Areal jedenfalls würde dann für die nächsten Jahre zumindest erst mal Spielwiese, vielleicht mit ein paar Rutschen und Kletterstangen für Kinder. Dann hat man noch die toll-kreative Kunst-Box. Und irgendwann werden sie sagen: "Det is doch jut. Det passt zu Berlin."

    Nun, warten wir´s einfach ab.

  • Vielleicht siedelt sich in diesen 4 Jahren ja auch eine Hufeisennasenfledermaus oder eine Mönchskröte auf dem Gelände an und dann ist erst mal nichts mehr mit Bebauung.
    Der Schlossbau würde Arbeitsplätze schaffen, Touristen anziehen und die Berliner Innenstadt wieder komplettieren und verschönern. Ausserdem könnte sich die Merkel da ein Denkmal setzen, die Linken ärgern und wenn Architektur wirklich auf die Menschen wirkt, vielleicht dazu führen dass ein Umdenken in den Köpfen der Menschen stattfindet. Weg von der egoistischen Vollkasko Sozialstaatmentalität hin zu mehr Eigenverantwortung und Bürgersinn.

    Denn ich, bin ein Mensch und habe als solcher in jedem Menschen, der vor mir war, gelebt und werde in einem jeden, der nach mir kommt, leben...
    (Mika Waltari /Sinuhe der Ägypter)

  • Zitat

    Außerdem könnte sich die Merkel da ein Denkmal setzen

    Hat sich die Kanzlerin eigentlich jemals zu diesem Projekt geäußert? Wenn man bedenkt, daß Deutschland gerechnet ab der Wiedervereinigung (die ja einen Wiederaufbau überhaupt erst denkbar gemacht hatte) genau 15 Jahre lang ausdrückliche Befürworter des Wiederaufbaus als Regierungschefs hatte, dann ist es schon ziemlich erbärmlich, was in dieser Zeit herausgekommen ist - nämlich praktisch gar nichts. In Merkels Regierungszeit ist man schon sehr weit gekommen - aber wie steht sie selbst eigentlich dazu?

  • Heute vormittag wurde auf Phönix die Einweihungsfeier für das neue Museum übertragen. Fast alle Festredner (besonders der Regierende Bürgermeister) sprachen die im Raum stehende Verschiebung des Baubeginns für das Humboldt-Forum an. Sie baten die anwesende Bundeskanzlerin, die zeitlichen Planungen einzuhalten. Diese sagte dann in ihrer Rede (genau bekomm ich´s nicht mehr hin): "...die Bundesregierung werde zu ihrem Wort stehen... ...ich bin mir sicher, dass der Bundestag die Mittel hierfür frei geben wird..." Hoffen wir also das Beste!!!

  • Zitat von "campus solis"

    die anwesende Bundeskanzlerin,

    Vor kurzem war die gute Dame auf der Buchmesse, jetzt eröffnet sie das Neue Museum, ich dachte immer, der Bundeskanzler wäre da, um Entscheidungen zu treffen und fürs Repräsentative hätten wir einen Bundespräsidenten.

  • campus solis: vielen Dank für die schnelle Info, hier gibt es auch schon einen ersten Presseartikel dazu, der noch einmal betont, dass wohl fast alle wichtigen Entscheidungsträger (Merkel, Wowereit, Parzinger...) gegen eine Unterbrechung des Projekts sind:

    http://www.morgenpost.de/berlin/article1191270/Wowereit-appelliert-wegen-Stadtschloss-an-Merkel.html\r
    http://www.morgenpost.de/berlin/article ... erkel.html

    In der Mitte der Seite gibt es wieder einmal eine Umfrage zum Thema
    "Was meinen Sie: Kann man in krisenhaften Zeiten wie diesen das Stadtschloss wiederaufbauen? Oder sollte das Projekt verschoben werden?"
    Bitte beteiligt euch an der Umfrage!