Dresden, Altstadt - Quartier VIII

  • Woher weisst Du obiges, Vitruv? Wuerde ich nur zu gern hoeren, denn das waere ja wahrhaftig schamlos. Es sollte der Gesellschaft doch voellig freigestellt sein, worauf sie ihr Augenmerk lenkt. Auch meine ich, kuerzlich gelesen zu haben, dass sie ihre Satzung diesbezueglich geaendert hat, eine Sache die ihr natuerlich voellig freisteht.

    Auch moechte ich alle auf das Datum des SZ-Artikels in dem von den "geschulten Augen der Fachleute [denen wir] vertrauen sollten" die Rede ist hinweisen: Er ist schon vom 28. Maerz letzten Jahres. Schsische Zeitung [online] - Dresden: "Die Dresdner sollten den geschulten Augen der Fachleute vertrauen" Die geschulten Augen von denen dort in der Ueberschrift und im letzten Satz die Rede ist sind natuerlich die der Mitglieder der Dresdner Gestaltungskommission. Ich kann mich nicht erinnern, im Zusammenhang mit welchem staedtebaulichen Debakel/welcher Kontroverse der Artikel damals erschien, aber die "geschulten Augen" sind hier geradezu zu einem gefluegelten Wort geworden.

  • Meines Wissens stand der damalige Artikel in Zusammenhang mit dem Wettbewerb für das Quartier V/1, den F29-Architekten gewonnen hatten.

    Die Intervention der Architektenkammer bei Orosz ist wiederum einem Artiekl der SZ entnommen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "Pilaster"

    Woher weisst Du obiges, Vitruv? Wuerde ich nur zu gern hoeren, denn das waere ja wahrhaftig schamlos. Es sollte der Gesellschaft doch voellig freigestellt sein, worauf sie ihr Augenmerk lenkt. Auch meine ich, kuerzlich gelesen zu haben, dass sie ihre Satzung diesbezueglich geaendert hat, eine Sache die ihr natuerlich voellig freisteht.

    Das hat Torsten Kulke auf der letzten Bürgerversammlung mit einiger Erbitterung geäußert. Die Forderung hat die sächsische Architektenkammer gestellt. Klar, das ist eine Unverschämtheit sondersgleichen. Meine Einschätzung der anhaltenden Gegnerschaft gegenüber der GHND ist etwa folgende:
    Die Architekten, die keine Kleinteiligkeit wollen, weisen mit einiger Genugtuung darauf hin, dass hinter den hübschen Fassaden sich Großstrukturen verbergen. Das halten sie für verlogen. Ihr Heilmittel wären Großstrukturen, die "selbstbewusst" den Platzraum dominieren. Durch ihre anhaltende Gegnerschaft wollen sie über den Neumarkt hinaus nicht nur Rekos tabuisieren, sondern auch Kleinteiligkeit und die "europäische Stadt" insgesamt. Ziel ist es also, nach Maßstab des Postplatzes Dresden architektonisch zu zwangsmodernisieren. Die anhaltende Gegnerschaft führt dazu, dass der Neumarkt zunehmend als Alibi für Bausünden außerhalb dieses "Reservats" europäischer Stadtbaukunst missbraucht wird. Zugleich ist dieses "Reservat" dank der Kommission vor Bausünden nicht sicher.
    Zu recht beklagt sich z.B. Matthias Lerm darüber, dass die Diskussion um den Neumarkt eine Diskussion um den dresdenweiten Städtebau verdrängt hat. Wenn Teile der Architektenschaft die GHND nun "in ihre Schranken weisen" wollen, so wollen sie weiterhin Dresden als Experimentierfeld eines überdimensionierten und rückwärtsgewandten Modernismus missbrauchen. Der Postplatz wäre erst der Anfang.

  • Zitat

    Wenn Teile der Architektenschaft die GHND nun "in ihre Schranken weisen" wollen, so wollen sie weiterhin Dresden als Experimentierfeld eines überdimensionierten und rückwärtsgewandten Modernismus missbrauchen.

    Ja, aber noch dazu und vor allem in dieser schwächlichen Ausformung...
    Anderswo in D wird auch modernistisch gebaut, aber nicht dermaßen inferior. So was Schiaches wie den Riegel gibrt es nirgendwo an prominenter Stelle. Woandes hätte man sich für die Hauptstraße auch Modernistisches einfallen lassen, wohl auch Unpassendes, aber immerhin Originelleres.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es geht dem Planungsamt nicht um Qualität, sondern darum, sich gegen die Bürger zu behaupten. Mag sein, dass die GHND nicht für alle Bürger spricht, sondern nur für sehr viele. Indem die GHND aber angegriffen wird, wird stellvertretend der ganze Teil der Bürgerschaft angegriffen, der ein Mitspracherecht fordert. Wenn sich die Bürger jetzt nicht behaupten, droht Dresden noch viel schlimmeres Ungemach.

  • Zitat

    Die Architekten, die keine Kleinteiligkeit wollen, weisen mit einiger Genugtuung darauf hin, dass hinter den hübschen Fassaden sich Großstrukturen verbergen. Das halten sie für verlogen. Ihr Heilmittel wären Großstrukturen, die "selbstbewusst" den Platzraum dominieren.

    Vor diesem Hintergrund sehe ich auch die letzten Wettbewerbsentscheidungen, etwa für das Quartier V/1, aber auch kürzlich realisierte Projekte, wie das Hotel in der Rampischen Straße.
    Das heutige Architekten prinzipiell gegen Kleinteiligkeit wären, halte ich aber für ein Gerücht. Fakt ist allerdings, dass sich hinter den kleinteiligen Fassaden Großsstrukturen verstecken. Würden dem die Modernisten mit eben so feinkörnigen "vorgehängten Tapeten" (letztlich sind heute alle Fassaden nur Tapeten => Gruß an Frau Rohde-Can) antworten, so würden sie sich ebenfalls des Vorwurfs der Verlogenheit aussetzen. Deshalb setzt man meiner Meinung nach neuerdings auf solch grobkörnige Projekte wie das von F29-Architekten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ...wobei die Herren & Damen wesentlich weniger Skrupel zeigen, wenn es darum geht, historische Bausubstanz zu 'entkernen' , neu zusammenzuwürfeln und hinter einer kompletten Zeile denkmalgeschützter Vorhangfassaden, eine Betonwanne zu klatschen. Dann jubeln auf einmal die Disneyland-Schwadroneure und philosphieren von gelungenen Symbiosen. Offensichtlich spielt das Kriterium 'Ehrlichkeit' dann eher eine scheinheilige Rolle.

  • Bei Bausituation-Dresden sind nun die Bilder zur Fassadenabwicklung des Q VIII zu sehen. Neben der Tatsache, dass man eine Seite natürlich wieder geschickt weggelassen hat :zwinkern: fällt mir vor allem die Farbgestaltung auf.

    http://1.bp.blogspot.com/_hyMAHRDzt_I/S…Wbc/s1600/3.jpg

    http://4.bp.blogspot.com/_hyMAHRDzt_I/S…UmQ/s1600/5.jpg

    In beiden Fällen wirken die lachsfarbenen Gebäude irgendwie eigenartig. Eine ähnliche Farbe wurde ja bereits im Q III verwendet. Ist diese Farbe historisch korrekt? Irgendwie kommt sie mir total unpassend vor!

    APH - am Puls der Zeit

  • Bei dem lachsfarbenen Gebäude im Q.III (An der Frauenkirche 19) handelt es sich meiner Meinung nach um keine Rekonstruktion, sondern vielmehr um eine völlige Neuschöpfung. Die Frage nach der historischen Authentizität stellt sich in diesem Falle also nicht.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • @ bilderbuch

    dass der Bau im Q III eine Neuschöpfung ist, ist mir klar. Mir war aber die Farbe damals schon negativ aufgefallen, weil sie irgendwie nicht historisch korrekt wirkt in Bezug auf typische Farben des Barock. Da man eine sehr ähnliche Farbe jetzt auch für die Rekos im Q VIII zu verwenden scheint, wollte ich mal nachfragen, ob diese Art der Farbgestaltung den historischen Vorbildern entspricht und die Farben historisch korrekt sind.

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von "Wissen.de"

    In beiden Fällen wirken die lachsfarbenen Gebäude irgendwie eigenartig. Irgendwie kommt sie mir total unpassend vor!


    Das sind mir noch die angenehmsten im Grau-Weißen Einerlei. Mir kommen eher die modernistischen Graufassaden total unpassend vor (die Verunstaltungskommission macht's möglich).

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Mir fallen dafür wahrhaftige Spitzdächer auf. Sollte die Baywobau (und mit ihr auch andere Investoren) tatsächlich dazulernen? Ich bin zumindest optimistisch, daß ein so fatal häßliches Dach wie beim Q IV dem Neumarkt künftig erspart bleiben wird.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Sollte die Baywobau (und mit ihr auch andere Investoren) tatsächlich dazulernen?

    Ja klar, Dietze hat auf jeden Fall dazugelernt. Er stand ja in der Vergangenheit (so auch bei diesem Projekt) immer wieder in regem Kontakt mit der GHND. Diese Positiventwicklung lässt sich aber auf andere Investoren so nicht übertragen - schließlich muß man bei jedem neuen Investor bei Null anfangen (siehe Köllmann) - und selbiger muß natürlich auch lernbereit und -fähig sein.

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  • Ich habe mir die Bauschilder noch mal angesehen. Weiß eigentlich jemand, wie die Materialität beim modernen Eckbau gestaltet werden soll?

    http://4.bp.blogspot.com/_hyMAHRDzt_I/S…UmQ/s1600/5.jpg

    Ich denke mal nicht, dass es hier Sichtbeton geben wird, aber was dann. Putz, Naturstein? Vor allem würde mich interessieren, was es bei diesem grauen Dach für Möglichkeiten gibt. Auch hier glaube bzw. hoffe ich nicht, dass es sich um Sichtbeton handelt. Stellt sich für mich als Nichtfachmann die Frage, ob man ein Dach auch verputzen kann, ob es sich hier um grauen Stein oder was auch immer handelt.

    APH - am Puls der Zeit

  • Könnte auch Zinkblech sein, wie es ursprünglich auch für Töpfergasse 1 geplant war.

    Die Schössergasse hätte so geil werden können (habe gerade die Visualisierung von Hummel auf meinem Desktop), daß es für mich mal wieder unfassbar ist, wie man willentlich das Flair verspielt.

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  • Zitat von "youngwoerth"

    schließlich muß man bei jedem neuen Investor bei Null anfangen (siehe Köllmann)

    Aber nicht, was das Dach angeht - das ist ja gerade bei Köllmann besser geworden als beim Q IV (Blick von oben).

    Wird beim Q VIII eigentlich wieder ausschließlich Beton verwendet, oder kann man auch mit ein paar Ziegeln rechnen (wie etwa beim British Hotel)?

  • Heute befand sich ein recht informativer Artikel über das Quartier in den DNN.

    Am 18. Juni soll die Grundsteinlegung für das 90-Millionen-Euro-Projekt (davon 73 Mio. für das Hotel) der Baywobau stattfinden. Neben dem Hotel als Ankermieter soll es weitere zwölf Ladeneinheiten im [lexicon='Quartier VIII'][/lexicon]-1 geben, über deren Vermietungsstand allerdings keine Angaben gemacht wurden. Voraussichtlich im April 2012 soll dann das Swissotel öffnen. Erst vier Monate danach wird die Wohnresidenz Löwenhof mit Eigentumswohnungen und weiteren sechs Ladeneinheiten übergeben werden. In Kürze soll die Werbung für die Appartements starten.
    Schlechte Nachrichten gibt es bezüglich der Wand des Löwenhauses. Diese darf die Baywobau jetzt abreißen, wobei sich Berndt Dietze (Chef der Bauwobau) beschwerte, dass der "Streit" um dieses Stück Altes Dresden seine Firma einen sechsstelligen Betrag gekostet hätte. Das Geld hätte man vielleicht gleich in den Erhalt der Mauer investieren sollen?!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ^ Die Nachricht ist geeignet, einem die ganze Vorfreude auf das Q VIII zu verderben ...
    Wenn ich mich nicht täusche, ist diese Mauer das letzte aufrecht stehende originale Überbleibsel eines Dresdener Bürgerhauses im Neumarkt-Areal (und damit in der Dresdner Kernstadt)
    Weiß jemand, ob die geborgenen Steine nach Anlage der offensichtlich wichtigeren Tiefgaragenzufahrt zumindest wieder an Ort und Stelle übereinander geschichtet werden?