Eppingen, die "Fachwerkstadt mit Pfiff"
Bevor es die restlichen Bilder von Bad Wimpfen gibt, hier noch ein paar Eindrücke von dem unweit davon gelegenen Städtchen Eppingen. Zwischen Heilbronn und Karlsruhe im Kraichgau gelegen, hat Eppingen - trotz offenbar nicht unerheblicher Zerstörungen im 2. WK - einen von altertümlichen Fachwerkhäusern dominierten Altstadtkern.
Eppingen hat heute etwa 21000 Einwohner (1970 noch knapp 7000; Anstieg v.a. auf Eingemeindungen zurückzuführen).
http://www.eppingen.de/de/aktuelles/index.php?navid=1
Fachwerkpfad: http://www.eppingen.de/de/freizeit/fa…d.php?navid=102
Stadtrundgang: http://www.eppingen.de/de/tourismus/s…g.php?navid=103
http://de.wikipedia.org/wiki/Eppingen
Die nachfolgenden Aufnahmen aus dem Altstadtbereich stammen vom März 2004. Damit es auch ein bischen Infos zu den Fotos gibt, habe ich teilweise die Texte vom Stadtrundgang auf der offiziellen Webseite der Stadt übernommen (in Anführungszeichen gesetzt, hoffe das ist o.k. so). Auf Tafeln vor einigen Häusern gibt es ebenfalls sehr ausführliche und interessante Infos.
Los geht´s im NO der Altstadt.
Zu den altertümlichsten Fachwerkhäusern zählt das Bäckerhaus (Altstadtstraße 36), rechts das Baumann´sche Haus:
"Das Bäckerhaus aus dem Jahre 1412 ist das älteste bisher bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau. Dieses Haus ist auch das früheste Beispiel der neuen Stockwerksbauweise im Kraichgau, die den bisherigen Firstständerbau mit Geschossbauweise ablöste.
An der rechten Traufseite erkennt man, dass das Erdgeschoss auch als Fachwerk gebaut war. An der Südseite besitzt das Haus einen Doppelgiebel, der als Schwebegiebel konstruiert ist."
Gegenüber dem Bäckerhaus das prächtige Baumann´sche Haus (Kirchgasse 31), erbaut 1582. Gilt als schönstes und bedeutendstes Bürgerhaus zwischen Schwarzwald und Odenwald (mich erinnert es etwas an das Dt. Haus in Dinkelsbühl).
Auf der Webseite der Stadt Eppingen steht dazu:
"Über dem massiven Untergeschoss mit abgeschrägter Straßenecke erheben sich zwei Fachwerkgeschosse, wobei der obere zu den beiden Straßenseiten hervorkragt und auch der dreigeschossige Giebel dreimal überkragt. An den beiden "Schauseiten" zur Straße wurde der ganze Formenreichtum der Steinarchitektur der Renaissance in den Holzbau übertragen. Insbesondere die Fenstererker und die Bundständer tragen reichhaltiges Schnitzwerk: Dreiviertelstäbe mit Voluten, Flecht- und Bandwerk, Rosetten und Palmetten, gebogene Bänder und kleine Andreaskreuze mit ausgeputzten Augen. Bund- und Eckständer sichert der "Fränkische Mann". Der Erbauer dieses Fachwerks ist der Metzger und Viehhändler Hans Ziemer."
Unweit davon in der Kettengasse:
bemerkenswert der zumindest einseitig noch erhaltene Schwebegiebel, eine heute nur noch höchstselten anzutreffene alemannische Fachwerkkonstruktion, die ins 15. Jh. weist.
Sehr beachtlich auch das nahe Haus Kettengasse 9 (habe ich damals offenbar versäumt...):
http://www.eppingen.de/de/tourismus/i…buergerhaus.jpg
Weiter geht es in der Altstadtstraße mit der Alten Universität:
"Mit einer Giebelbreite von 12m, einer Trauflänge von 16,5m und einer Höhe von 22,5m ist die "Alte Universität" das größte und höchste Fachwerkhaus in Eppingen. Wie die im Spitzbogenfenster rechts neben der Eingangstür eingemeißelte gotische Jahreszahl beweist, wurde das eindrucksvolle Gebäude 1494/95 im Stile eines spätmittelalterlichen Kaufhauses gebaut. Die Erdgeschosshalle diente ursprünglich als städtisches Fleischhaus, in dem die Metzger an neun Verkaufsbänken ihre Waren feilboten. Nach der Metzgerordnung des 15./16. Jahrhunderts durften die Metzger nur im Fleischhaus schlachten und verkaufen. Das erste OG besaß in der Südwestecke einen Saal, in dem öffentliche Veranstaltungen, aber auch Hochzeiten durchgeführt wurden. Während der Jahrmärkte konnten die auswärtigen Kaufleute ihre Waren anbieten. Auf den drei Speichergeschossen wurde das Getreide und in den zwei Kellern Wein gelagert; denn die Pacht für die stadteigenen Äcker und Weinberge wurde ebenso wie der Frucht- und Weinzehnte des Dorfes Mühlbach, von dem die Stadt 1/4 erhielt, als Naturalabgabe geleistet. Während der Pest fand hier 1564/65 ein Teil der Artistenfakultät in Heidelberg Unterkunft. Die Alte Universität erinnert an dieses Ereignis."
An der Altstadtstraße folgt das Specht´sche Haus, um 1580 erbaut.
Dazu steht: "Das Haus zeigt an den unmittelbar auf den Gratstichbalken stehenden Eckständern noch oberdeutschen Einfluss. Die Verstrebungsformen, von kräftigen Hölzern gebildet, sind aber fränkisch. Im unteren Dachstock der Fränkische Mann, unter den Fenstern kleine Fußstreben oder Fußknaggen mit Kehlungen und ausgeputzten Augen. Vereinzelt auch freistehende kleine Stiele mit bauchiger ballusterartigen Form. Die Verstrebungsformen erlangen am Baumann‘schen Haus 1582 ihre Vollendung. Auch das Specht´sche Haus wurde um diese Zeit erbaut.
Das Erdgeschoss, ursprünglich auch aus Fachwerk, erhielt in späterer Zeit massive Außenwände. An der Einfahrt zum tiefen Grundstück ist die Fachwerkwand noch erhalten."
In der Nähe die Pfarrkirche, 1945 z.T. zerstört und verändert wiederaufgebaut:
Etwas weiter, Kirchgasse 22, ein Schwebegiebelhaus von um 1450.
"Auf massivem Erdgeschoss steht der erste Fachwerkstock. Der zweite Fachwerkstock sitzt auf einer angrenzenden Mauer und kragt zur Straße kräftig vor. Darüber ein dreistöckiger Giebel. Vor diesem ein fein gegliederter Schwebegiebel. Der Schwebegiebel ist an mittelalterlichen Häusern um 1450 in Mosbach nachweisbar. Wie dort sind auch hier sämtliche Hölzer des Dachwerks miteinander verblattet. Das Haus ist um 1450 erbaut worden. Die dem Steinbau entlehnten gotischen Schnitzereien an dem Unterzug einer Bohlenbalkendecke im ersten Fachwerkstock bekräftigen diese Annahme."
Ratsschänke
"Am mittelalterlichen Marktplatz von Eppingen steht das Ratsschänke genannte Fachwerkhaus. Über dem massiven Kellergeschoss standen, wie in der Altstadt üblich, drei Fachwerkstöcke mit steilem Giebel. Ende des 19. Jahrhunderts sollen das Giebeldach und der oberste Fachwerkstock wegen Baufälligkeit abgetragen und das Walmdach aufgesetzt worden sein.
Der dendrochronologischen Untersuchung zufolge wurde das Haus 1483 erbaut, das erhaltene Außenwandgefüge zeigt jedoch noch typisch oberdeutsche Konstruktionen vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Das Fachwerk an der Straße ist ein gutes Beispiel spätmittelalterlicher Bauweise. Es gibt nur die konstruktiv notwendigen Eck- und Bundständer. Sie stehen auf dem sichtbaren Fußboden. Keine Zwischenständer. Die kurzen Fußstreben sind verzahnt eingeblattet und mit Holznägeln gesichert.
Die ursprüngliche Fensterbildung blieb nicht erhalten."
Kaufmannshaus von 1552 in der St. Petersgasse
Marktplatz mit klassizistischem Rathaus, links die Alte Post
...und zum Abschluß noch ein Fachwerkhaus in der Brettener Str. 10 im Westen der Altstadt: