Potsdam - Garnisonkirche

  • Zitat

    Die Garnisonkirche spaltet die Stadt wie kein anderes Potsdamer Wahrzeichen. Seit Jahren laufen die Bemühungen, die 1732 eingeweihte Barockkirche wiederaufzubauen. Doch dagegen gibt es Widerstand. Er ist vor allem in der widersprüchlichen Geschichte des Gotteshauses begründet, das mit dem „Tag von Potsdam“ verbunden wird, beim alliierten Luftangriff am 14. April 1945 zerstört und dessen Ruine im Juni 1968 auf Beschluss der DDR-Führung gesprengt wurde. Der renommierte Historiker und Politikwissenschaftler Martin Sabrow, der das Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) leitet, hat in einem Aufsehen erregenden Vortrag mit Mythen um die Garnisonkirche aufgeräumt, deren Geschichte offenbar gerade 1933 und 1968 ganz anders verlief als viele zu wissen glauben. Die PNN veröffentlichen den Vortrag in leicht gekürzter Fassung in drei Teilen.


    Teil 1: http://www.pnn.de/potsdam/533616
    Teil 2: http://www.pnn.de/potsdam/535174
    Teil 3: http://www.pnn.de/potsdam/537055

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sehr geehrt Damen und Herren,

    ich möchte mich als Vertreter der im Mai diesen Jahres neugegründeten Bügerinitiative "Für ein Potsdam Ohne Garnisonkirche" hier in diesem Forum vorstellen.
    Sicherlich werden einige hier einwenden, dass die Diskussion über eine Für/Wider der Rekonstruktion der Potsdamer Garnisonkirchen schon seit Jahren beendet ist und wir die Garnisonkirch -Gegner uns doch bitte damit abzufinden haben.

    Es stimmt, die Dauer dieser Grundsatzdiskussionen hat mit über 25 Jahren schon eine beeindruckenden Zeitraum erreicht. Und es bestände auch die Möglichkeit der Rekonstruktion, sofern die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen würden.


    Nur die Garnisonkirche steht immer noch nicht.
    Und die Jahre gehen ins Land.

    Eine neue Generation an Kritikern ist herangewachsen. Mit anderen, wie wir finden neuen Argumenten.
    Es geht nicht nur um die grundsätzliche Ablehnung von Rekonstruktion im Stadtbild, sondern nur um Rekonstruktion dieses einen Gebäudes.

    Wir haben in Potsdam viel rekonstruktionswürdige, schlimmer noch, sanierungsbedürftige historische Gebäude.


    Vielleicht kann man darüber eine angeregte niveauvolle Diskussion hier in diesen Forum führen?

  • Das kann man sicherlich, dazu müsstest du aber zunächst die "neuen Argumente" vortragen, die gegen eine Wiederherstellung der gesprengten Garnisionkirche sprechen.

  • ich möchte mich als Vertreter der im Mai diesen Jahres neugegründeten Bügerinitiative "Für ein Potsdam Ohne Garnisonkirche" hier in diesem Forum vorstellen. ... Eine neue Generation an Kritikern ist herangewachsen. Mit anderen, wie wir finden neuen Argumenten.
    Es geht nicht nur um die grundsätzliche Ablehnung von Rekonstruktion im Stadtbild, sondern nur um Rekonstruktion dieses einen Gebäudes. Wir haben in Potsdam viel rekonstruktionswürdige, schlimmer noch, sanierungsbedürftige historische Gebäude. Vielleicht kann man darüber eine angeregte niveauvolle Diskussion hier in diesen Forum führen?

    Der Geist der Zerstörung ist stark. Es gibt immer viele gute Argumente gegen etwas zu sein und zur Verhinderung zu mobilisieren. Das kenne ich aus eigenen Debatten. Es ist so leicht gegen etwas zu sein.

    Es gibt auch kein Nullsummenspiel. Wenn die Garnisonkirche nicht gebaut wird, dann werden die anderen Denkmale nicht besser gepflegt. Vielmehr wird man sich ihnen erst dann mehr zuwenden, wenn auch die Garnisonkirche steht und damit davon kündet, was für eine schöne Mitte Potsdam hat und was für andere wertige Gebäude im Dornröschenschlaf es noch gibt. Das hat Dresden gezeigt. Investoren kommen erst zum Zug, wenn die Gesamtidee erkennbar ist.

    Ich fände es für das Stadtbild insgesamt gut, wenn es in Potsdam die Garnisonkirche wieder geben würde. Zunächst einmal sollte dem Spitzbart nicht das letzte Wort gelassen werden, und wir sollten die Verbrechen des Regimes gegen die Kultur so weit es geht korrigieren. Zum anderen ist die barocke Garnisonkirche mit ihrem Glockenspiel eine der ikonischen Kirchen des alten Potsdam. Ich finde es extrem beschämend, dass 20 Jahre nach der Wende immer noch nicht diese Kirche steht.

    Die ideologische Aufladung hat sicherlich den Bau verzögert und es hat viele Debatten gegeben. Das finde ich sehr produktiv. Ich glaube, dass Potsdam als Stadt fantastische Entwicklungschancen hat, aber all das setzt eine Wiederherstellung von städtischer Identität voraus.

    Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche braucht man eigentlich gar keine Kampagne zu machen, denn das haben wir ja schon. Würde Potsdam mit Garnisonkirche verlieren? Ganz im Gegenteil. Man kann es drehen und wenden wie man will aber die verschlafene Residenzstadt war attraktiver als das, was wir heute haben. Jetzt kommt die Zukunft, eine Rekonstruktion des Gelungenen, und Raum für das hochwertig neue in dieser fantastischen Stadt, der man das Haupt abgeschlagen hat.

    Meiner Ansicht nach ist die Frage nicht ob die Kirche rekonstruiert wird, sondern wann. Je schneller das über die Bühne geht desto schneller kann man sich viel wichtigeren Debatten zuwenden, die unser Bürgerengagement verdienen.

  • Ich verstehe Ihr Arrangement für die Rekonstruktion alter Gebäude bis hin zu der Wiedererrichtung ganzer zerstörter Stadtkerne. Das ist ein sehr hehres Anliegen und verdient meinen vollsten Respekt.
    Anderseits gibt es auch andere städtebauliche, architektonische Vorstellungen die zumindest nicht ganz unberechtigt sind. Will sagen, gerade in einen pluralen demokratische Gesellschaft wie unseren, entsteht gerade in der Reibung bzw. im Konflikt oder im Kompromiss unterschiedlicher Vorstellungen, nicht die uninteressantesten Gebäude oder ganze architektonische Ensembles. Gewiss, das passiert nicht oft und es gibt gewiss viel Schrott, gerade in der ehem. DDR.

    Gewiss geben Sie mir Recht, das nicht alles wieder rekonstruiert werden muss, was theoretisch möglich ist. Einzelne Gebäude verdienen es womöglich, aus unterschiedlichen Gründen, nicht wieder aufgebaut zu werden.
    Wir meinen gerade die Potsdamer Garnisonkirche mit ihrer besonderen Symbolik und ihren fehlenden praktischen Nutzen für das heutige Potsdam zählt zu den nicht wiederaufbauwürdigen Gebäuden. Sie mögen anderer Meinung sein.

    Auf gar keinen Fall sehen wir die Garnisonkirche als Haupt unserer Stadt und die Residenzstadt möchten wir 1:1 auch nicht wieder haben, was bitte nicht heißt, wir wären gegen jegliche Rekonstruktion in Potsdam. Aber diese Militärkirche bitte nicht.

    Wie dem auch sei, wir leben in einem Rechtsstaat, ihnen wurde das Grundstück zugesprochen uns Sie könnten theoretisch morgen anfangen zu bauen.
    Es passiert aber nichts!? Die 100 Millionen wollen irgendwie nicht zusammenkommen. Bis auf einen einzige private Großspenden und viel Geld aus den öffentlichen Kassen (SED Gelder, Lotto, Zustiftung des Landes, Schenkung der Stadt, Übernahme der Abrisskosten und Straßenumbau).
    Das Geld scheint nicht recht zu fließen bzw. das was da war, wurde für solchen Sachen wie die temporäre Kapelle oder irgendwelche Bögen ausgegeben.

    Nun dann hält uns Garnisonkirchegegner auch nichts davon ab, uns wieder in die öffentliche Diskussion kräftig und neuformiert einzubringen, oder?!
    Und ich muss leider auch der These widersprechen das es "leicht ist gegen etwas zu sein". Nein es war nie leicht gegen Atomkraft, Stuttgart21 oder früher den Wehrdienst zu sein. Aber mit Beharrlichkeit wendet sich vieles zum Guten.

  • Also, fassen wir die "neuen" Argumente mal zusammen:

    • Garnisonskirche stellt Symbol für preussisch-theutschen Militarismus dar (ich nehme an dies ist mit "besonderer Symbolik" gemeint)
    • bei der Fördergesellschaft sind die Spenden noch nicht vollumfänglich eingegangen


    Der erste Punkt ist angesichts unserer heutigen Zivilgesellschaft wohl eher akademischer Natur.
    Jedenfalls hoffe ich für Sie, dass Ihre Initiative auf mehr als Beissreflex beruht.
    Vielleicht können Sie hier auch mal darstellen wie Assoziationen zwischen bestimmten Gebäuden und politischen Ordnungen zu erklären sind, mir ist das jedenfalls unerklärlich.
    Der zweite Punkt wird sich im Laufe der Zeit erledigen.

    Ich harre auf substanzielle, neue Erkenntnisse.

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Stutzen (1. April 2013 um 10:22)

  • Nun, die Vergleiche hinken stark. Die Kernkraft wird als Bedrohung der eigenen Gesundheit angesehen, doch eine solche Gefahr wird die Garnisonkirche nicht ausstrahlen. Der Wehrdienst ist jungen Leuten lästig, die freiwillige Autofahrt entlang des Garnisonkirchturms dauert indes keine Monate samt Drill und fader Kantinenkost. (Abgesehen mal davon, dass mit der Abschaffung der Wehrpflicht die Beteiligung der Bundeswehr an Kriegen rapide zunehmen wird.) Und der Protest gegen Stuttgart 21 wendet sich gerade gegen den Abriss eines lieb gewonnenen Gebäudes, nicht dessen Wiederaufbau.

    Also, besser keine schlechten Vergleiche anführen, sondern auf altbewährte Argumente zurückgreifen. Wie wäre z.B. das positive Angebot, einen Abenteuer-Kinderspielplatz auf dem Areal der Garnisonkirche zu errichten? "Kinder" klingt immer gut und schafft Sympathien bei jungen Müttern. Man müsste natürlich irgendein Argument konstruieren, warum der Spielplatz ausgerechnet dort hin muss und nicht an eine andere Stelle. In gleicher Weise könnte man natürlich mit argumentativen Alternativen verfahren. Zum Beispiel einem ausgerechnet dort dringend benötigten Studentenwohnheim, einem für die Wirtschaft extrem wichtigen Firmenkomplex (der sich nur dort anzusiedeln bereit ist), einer dort rasch einzurichtenden Ladestation für Elektrofahrzeuge oder einer irrsinnig lieb gewonnenen wertvollen Grünanlage. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, man muss einfach in den bekannten Fundus der Anti-Reko-Kiste greifen. Und wenn´s mit einem Argument nicht klappt, es nicht so richtig zieht, dann kramt man einfach das nächste heraus. Ist doch auch völlig egal - Hauptsache die alte Mauer kommt nicht zurück und Genosse Ulbricht darf sich doch als Sieger der Geschichte wähnen - zumindest noch ein kleines Stückchen weit.

  • Zitat

    Vielleicht kann man darüber eine angeregte niveauvolle Diskussion hier in diesen Forum führen?

    Naja, mit wem wollen sie hier eine deratige Diskussion führen, wenn sie die Beführworter des Wiederaufbaus für die Garnisonskirche mit derlei, ich zitiere:


    Moderationshinweis (Aedificium): Das obige Zitat stammt aus folgender Quelle:
    http://ohne-garnisonkirche.de/WIDERRUF.pdf

    ....Vorwürfen konfrontieren. Im Endeffekt läuft es auf das hinaus, was der User Stutzen bereits angemerkt hatte...

    Zitat

    Jedenfalls hoffe ich für Sie, dass Ihre Initiative auf mehr als linkem Beissreflex beruht.

    ...und mehr ist es leider bei Ihrer Initiative nicht und dafür ist mir meine Zeit ehrlich gesagt zu schade.

    XFlipX

    Ps.: Ich fands schon lustig, als mir meine Geschichtslehrerin in DDR-Zeiten mir / meiner Klasse noch eintrichtern wollte, dass ich alles "Preußische" genauso verabscheuen sollte, wie den Nationalsozialismus bzw. das eh das selbe ist. Gut ,dass war Schulunterricht unter SED Ideologie - könnte man noch entschuldigend anführen. Aber das man sich den gleichen "Schmarrn" heute, nach über 20 Jahren Nachwende, wieder antun muss, tut mir leid, da haben sie sich leider auch nicht weiterentwickelt.

  • In sächsischen Schulen, wo man nun nicht gerade einer ausgesprochenen Liebe zum Preussentum verdächtig sein dürfte, behandelt man den nicht gerade geliebten ehemaligen Nachbarstaat in Klasse 7 unter der Prämisse des "Aufgeklärten Absolutismus" und stellt die Reformen Friedrichs II. in den Vordergrund, allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es viele Schattenseiten gab, die man allerdings im Kontext betrachten muss.

    Womit man die Kirche aber meist in Verbindung bringt, und worauf wohl auch das Gros der Kritik abzielt, dürfte der "Tag von Potsdam" sein. Hier trafen sich ein Verbecher von Weltrang und ein ehemaliger Militärdiktatur und Antimdemokrat, um "den alten Geist" für ihre Zwecke umzudeuten und damit zu instrumentalisieren. Scheinbar ist denen das ja auch gut gelungen!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Wohl wahr, zu mal der immerwiederkehrende Terminus "Faschismus", leider zeigt, dass ihr Widerstand gegen die Garnisionkirche auf rein ideologischen Fundament gründet, wie schon zu Zeiten des Abriss. Es ist ja eine liebgewordene Vorstellung der DDR- Kader gewesen und ist es auch heute noch, dass Faschismus und Nationalsozialismus ein und das selbe sind. In einem Land voller Widerständler und Antifaschisten wäre es auch blöd gewesen einzugestehen, dass doch nicht alle Nazis im Westen wohnen.

  • kunsthistorisch wertlose Kopie.

    Das ist doch ein interessantes Denkmodell. Sag doch mal dem Hamburger, der Michel sei eine "kunsthistorisch wertlose Kopie".

    Eine "Zweckfreiheit" ist immer besonderen Gebäuden vorbehalten. Erst im zweckfreien Bereich gedeiht die Kunst. Die Argumentation mit Zwecken und Nutzwert verkennt diese Dimension.

    Die Garnisonkirche ist eine der markanten Erhebungen in Potsdam. Es gibt diese Bilder von Städten mit retuschierten Türmen, die sehen alle gleich aus. Das Gebäude ist nicht für die nächsten 50 Jahre sondern für die nächsten 500 geplant. Zukünftige Generationen werden es als ganz natürlichen Teil ihres Potsdams ansehen, der bescheidenen preussischen Residenzstadt im Schatten Berlins. Die Barockkirche mit dem berühmtesten Glockenspiel der Nation.

    Übrigens gibt es ja auch noch die Heilig-Geist-Kirche in Potsdam, die durch den klerikalen Abrisswahn der DDR verloren wurde.

  • Eieiei, je mehr ich mich in die Seite einlese, desto mehr Unverständnis regt sich in mir.

    Zitat

    [...]Es sind die künstlichen Fragmente eines Bauwerkes, dass allein durch seine angestrebte Existenz der Geschichte beschämende Gleich-gültigkeit entgegenbrächte. Denn wo die Kopiebauten des Vergangenen erzeugt werden, negieren sie die Geschichte der Gründe ihres Verschwindens. - Wir widersprechen dieser selektiven Geschichtsschau, streiten für die Entwicklung und gegen die Rekonstruktion eines eingefrorenen, überholten Bildes unserer Stadt.

    Jetzt wollen wir doch mal 5 grade sein lassen. Die Gründe für das Verschwinden der Garnisionskirche sind Willkür und Diktatur gewesen. Wenn ihr als Gegenargument anführt, die Kirche repräsentiere das Aufgehen des preußischen Militarismus in Nazideutschland, dann argumentiert ihr nicht nur gegen euch selbst, sondern scheint auf einem politischen Auge auch noch blind zu sein.

  • hui, es gibt doch einiges zu beantworten! Danke für die Reaktion!

    Stutzen: nun die Symbolik, ob alt oder neu diskutiert, bleibt das Hauptproblem der GK. Auch für potentielle Sponsoren der Wirtschaft. Hier werden wir sich keinen Konsens finden, aber so denkt nun mal ein großer Teil der Märker im roten Brandenburg.
    Im zweiten Ansatz spielen Sie sicher auf die Ihnen zustehenden "Klaar-Millionen" an. Aber auch hier würde das gleiche Argument ziehen, dass die dann ca. 11 Millionen den Kohl noch nicht fett machen. Viel prekärer ist die aktuellen Mittelzuflüsse aus Privatspenden (z.B. Schäuble-Huni)!
    Darüberhinaus bestehen unsere Argumente, die ich jetzt hier nicht alle anbringen kann, in weit vielfältiger Weise. Nur ein paar Stichpunkte:
    Finanzierungsmodel zu Lasten der Stadtgemeinschaft, Nutzungskonzept, religiöse Sinnhaftigkeit, partizipative Mitbestimmung der Bürgerschaft, historische (Neu-)bewertung (z.b. Sabrowtext), Baukultur versus Vergangenheitssehnsucht, Mistrauen gegenüber den Initiatoren des Kirchennachbaues, stadtpolitische Prioritätensetzung und und und.
    Zu Ihrer Anmerkung: "Vielleicht können Sie hier auch mal darstellen wie Assoziationen zwischen bestimmten Gebäuden und politischen Ordnungen zu erklären sind, mir ist das jedenfalls unerklärlich." Haben Sie eine Assoziation zum Palast der Republik? Oder zur Reichskanzlei? Zum Kyffhäuser Denkmal? Zum Bundeskanzleramt? Doch, doch das geht schon....

    Heimdall: Jaja, Sie haben ja schon recht. Die Vergleich hinken. Sie sollen halt nur verdeutlichen, dass man sehr wohl auch aus anständigen Beweggründen gegen etwa sein kann. Zum Beispiel die Ulbricht-Ära.
    Was die Nutzung des Areal der ehemaligen GK angeht fordern wir einen öffentlichen Wettbewerb um die Nutzung und Bebauung des Standortes.
    Und wenn sich dabei eine Mehrheit in der Bevölkerung der Stadt für den Wiederaufbau der GK herausstellt, nun dann soll es so sein.

    @xFlipx: Unsere BI sieht sich einer Herausforderung gegenüber. Wie können wir den weiten Bogen der GK-Gegener argumentativ gerecht werden? Wie bekommt man Christen, Sozialisten, Alternative, Pazifisten, Historiker, Städteplaner, Hausfrauen, Theologen, Künstler, Lokalpolitiker, Studenten unter einen gemeinsamen Nenner? Das ist die eigentliche Herausforderung der neuformierten Widerstandsbewegung.
    In einer späteren Antwort möchte ich noch einmal direkt auf das Zitat unsere Widerruf von Potsdam eingehen.
    Falls Sie Ihnen aber wirklich die Zeit dafür zu schade ist, erspare ich mir das auch. Bitte um einen Hinweis.

    bilderbuch: In unsere Argumentation - ich zumindest persönlich - kommen wir fast komplett ohne einen Hinweis auf den "Tag von Potsdam" aus. Hier wurde wirklich ein Gebäude missbraucht. Aber warum erlitt dieses Schicksal gerade der GK? Zufall? Nun ja, ich finde das sind wir schon wieder bei der besondern Symbolik dieses Gebäudes. Aber eigentlich möchte ich das nicht vertiefen, da fehlt mir die historischen Detailkenntnis. Gute gefallen hat mir "Preußen ohne Legende" von Sebastian Haffner. Vielleicht läßt sich bezogen auf die Zeit des Nationalsozialismus hier eine gemeinsame Sichtweise erkennen?

    @Saxionia: Abriss: Ja ich wäre, hätte ich damals Entscheidungsgewalt auch gegen den Abriss der Ruine gewesen. Nu isse weg. Doof gelaufen. Kann man aber aus der Sprengung eine Wiederherstellungspflicht ableiten?

    @nochmal Agon: "kunsthistorisch wertlose Kopie." muss nicht sein, wenn sie. Eine Rekonstruktion oder Ergänzende Wiederherstellung wie ich es nennen würde, kann etwas ganz Großartiges sein. Ein grandiosen Beispiel durfte ich vor kurzen selbst eeleben: das Neue Museeum auf der Berliner Museumsinsel - einfach toll was Chipperfield aus den wenigen Resten der liebslos verkommen Resten aus DDR-Zeit hervorgezaubert hat!

    Guten Abend!

  • Ich bin dafür, möglichst viel in Potsdam wiederaufzubauen. Potsdam ist eine wunderschöne Stadt, auch wenn noch vieles fehlt was zu rekonstruierten ist.

    Ich bin dafür, die Garnisonskirche wiederaufzubauen.

    mfG

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Aber eigentlich möchte ich das nicht vertiefen, da fehlt mir die historischen Detailkenntnis. Gute gefallen hat mir "Preußen ohne Legende" von Sebastian Haffner. Vielleicht läßt sich bezogen auf die Zeit des Nationalsozialismus hier eine gemeinsame Sichtweise erkennen?


    Gerade bei der Bewertung der Geschichte der Garnisonskirche und Preussens braucht man historische Detailkenntnisse, sonst tappt man ganz schnell in die Halbwissensfalle!
    Vielleicht können Sie (ist der Nutzer "BI Pdm Ohne GK" jetzt eigentlich eine einzelne Privatperson oder das Sprachrohr der Bügerinitiative?) mir mal erklären, warum Preussen eigentlich immer mit dem Nationalsozialismus in einen Topf geworfen wird und was nun diese besondere "Symbolik" der Garnisonskirche ist?

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat

    "Vielleicht können Sie hier auch mal darstellen wie Assoziationen zwischen bestimmten Gebäuden und politischen Ordnungen zu erklären sind, mir ist das jedenfalls unerklärlich." Haben Sie eine Assoziation zum Palast der Republik? Oder zur Reichskanzlei? Zum Kyffhäuser Denkmal? Zum Bundeskanzleramt? Doch, doch das geht schon....

    Alles Repräsentativgebäude. Der "Palast der Republik" vielleicht der Interessanteste, nicht als Bauwerk, da sind mir alle Bauten der 70er suspekt, aber als Konzept des Hauses für die Bürger, das steht ja in einer langen Denktradition. Vielleicht ein bisschen zu viel des guten. Das Kyffhäuser-Denkmal ist meines Wissens in Thüringen, und entspricht der damaligen Mode auf jeden Hügel ein Denkmal zu setzen. Ob das "Vergangenheitssehnsucht" war, der Kyffhäuser ist eine spannende Sage, kommt aus dem Friesischen glaube ich? So etwas finde ich einfach praktisch als Tourist, da hast Du einen Ort wo Du hochfahren/hochwandern kannst. Auch im Ausland kommt das romantische Deutschland mit seinen Sagen und Märchen immer gut an. Porta Westphalica gibt es auch so ein Ding. Die Reichskanzlei dürfte ein eher mediokrer Wuchtbau gewesen sein, zur Ideologie hat Elias Canetti das richtige in "Hitler, nach Speer" (1971) geschrieben. Bundeskanzleramt ist ein extrem hässlicher Wurf, sehr konservativ ausgeführt und vermittelt genau das falsche Bild von Kanzlerschaft, nämlich einen Kanzlerbunker. Das Gebäude würde ich abreißen und durch irgendwas offeneres ersetzen.

    Zitat

    @xFlipx: Unsere BI sieht sich einer Herausforderung gegenüber. Wie können wir den weiten Bogen der GK-Gegener argumentativ gerecht werden? Wie bekommt man Christen, Sozialisten, Alternative, Pazifisten, Historiker, Städteplaner, Hausfrauen, Theologen, Künstler, Lokalpolitiker, Studenten unter einen gemeinsamen Nenner? Das ist die eigentliche Herausforderung der neuformierten Widerstandsbewegung.
    In einer späteren Antwort möchte ich noch einmal direkt auf das Zitat unsere Widerruf von Potsdam eingehen.
    Falls Sie Ihnen aber wirklich die Zeit dafür zu schade ist, erspare ich mir das auch. Bitte um einen Hinweis.

    Wieso sollten denn Christen, Sozialisten usw. diese Agenda unterstützen? Ich finde das Gerödel auf deiner Seite etwa Hardcore, ich habe den Aufruf gar nicht gelesen gehabt...

    Zitat

    Im Jahre 1735 errichtete der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ein Monument für sein Militär. Die GARNISONKIRCHE in Potsdam sollte für hunderte Jahre das geistliche Zentrum des preußischen Militarismus und damit Ausgangsort aller preußischen Kriege sein, an dem tausende Soldaten ihren Segen erhielten. Die Politik des Krieges, die an diesem Ort gesegnet wurde, brachte Tod und Leid über unzählige Menschen und Länder. Die militaristische Nutzung der Kirche geschah im Geiste von Großmacht, Krieg und Unterdrückung – dem Geist, der sich schließlich im deutschen Faschismus wiederfand. Am 21. März 1933 reichten sich in der GARNISONKIRCHE der Reichspräsident Paul von Hindenburg und der neu ernannte Reichskanzler Adolf Hitler die Hand. Im Ritus des so genannten Tages von Potsdam vermählte sich das militaristische Preußen mit dem aufstrebenden deutschen Faschismus. Doch blieb der Faschismus länger als nur den einen Tag Gast in dieser Kirche. In logischer Konsequenz: 1945 ereilte die Kirche das Schicksal ihrer Botschaft. Sie wurde während eines Bombenangriffes in Trümmer gelegt. Und mit ihr jener Geist, der diese und andere Taten in und vor der Welt zu verantworten hat.

    Um Himmels willen! Wir brauchen eine "Widerstandsbewegung"... Glaubst Du das wirklich, was Du da schreibst? Geht es vielleicht noch schriller?

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (8. August 2011 um 22:02)

  • Aedificium:hier zitieren Sie mich im Zusammenhang mit meinen Kenntnissen zu Nationalsozialismus. Ich möchte gerade den historichen Bereich de "Dritten Reiches" mit Preussen trennen. Ich glaube hier liegt ein Mißverständniss vor. Es tut mir Leid, dass ich mit dem Thema Preussen nicht mit einen akademischen historischen Ausbildung aufwarten kann und bin mir sehr wohl meines "Halbwissens" bewusst. Anderseits lasse ich auch Berichtigungen und Kritik zu. Aber kann das wirklich als Argument gelten seine Meinung zu sagen?
    Aber als starkes Argument möchte ich anführen, dass unsere Familie über viele Generationen als nachgewiesene Preussen, sowohl Märker- als auch Ostpreussenline gelten.

    Ich bin zunächst hier im Forum eine Privatperson. Darüber hinaus bin ich ein von 6 Mitglieder der Koordinierungsgruppe unserer BI und würde mich nicht als das Sprachrohr der BI bezeichenen. Dafür haben wir Sprecher, die ich hier im Forum zur Not hinzurufen würde.
    Zur "besonderen Symbolik" möchte ich mich aus Zeitnot später äußern.


  • Gute gefallen hat mir "Preußen ohne Legende" von Sebastian Haffner. Vielleicht läßt sich bezogen auf die Zeit des Nationalsozialismus hier eine gemeinsame Sichtweise erkennen?


    Das ist doch schon mal etwas - nur hätten Sie Haffner und dessen retrospektiv nüchterne und klare Analysen diesbezüglich auch lesen sollen.

    Zitat

    [...] Höhepunkt und Endpunkt dieses deutschnationalen Preußenschwindels war der peinliche „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933, die feierliche Eröffnungssitzung des unter dem neu ernannten Reichskanzler Hitler neu gewählten Reichstags, mit der das kurzlebige und für die Deutschnationalen verhängvolle Bündnis zwischen Papen und Hitler besiegelt werden sollte. Dieses Bündnis kostümierte sich am Tag von Potsdam als ein Bündnis preußischer Tradition mit nationalsozialistischer Revolution. Die Potsdamer Garnisonskirche musste als Bühnenbild dafür herhalten, der deutschnationale Stahlhelm paradierte neben der nationalsozialistischen SA, die Reichswehr stellte die Statisterie und der greise Reichspräsident Hindenburg, der als junger preußischer Leutnant bei Königgrätz gekämpft hatte, durfte in seiner Rede an „das alte Preußen“ erinnern. Es ändert alles nichts daran, dass sich in Hitlers Reich Preußen alsbald fast spurlos auflöste. Zwar führte der Bayer Göring unter den vielen Titeln, die er sammelte, auch noch den eines preußischen Ministerpräsidenten, aber eine politische Funktion war damit nicht mehr verbunden. Eine preußische Sonderrolle ist in Hitlers Reich nicht einmal mit der Lupe zu entdecken.

    Muss man noch ernsthaft auf die törichte These eingehen, Hitlers Reich sei eine Fortsetzung preußischer Traditionen gewesen, Hitler ein Erbe Friedrichs des Großen und Bismarcks?

     aus: "Preußen ohne Legende" von Sebastian Haffner, Gruner + Jahr AG & Co., Hamburg

    Sie dagegen scheinen (auch heute noch!) der Inszenierung und Interpretation der NSDAP aufgesessen zu sein und dies lässt m.E. einige Rückschlüsse auf die (pardon) geistige Kapazität der fanatischen Wiederaufbaugegner ziehen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat

    Falls Sie Ihnen aber wirklich die Zeit dafür zu schade ist, erspare ich mir das auch. Bitte um einen Hinweis.

    Ja, dass können sie sich wirklich sparen, zumindest von meiner Seite aus, ich kann ja nur für mich sprechen. Mir geht es nur darum klarzustellen, dass ich mir schwer vorstellen kann, wie sie auf der Grundlage derartiger dumpfer Vorwürfe eine sachliche Diskussion mit den GK-Befürwortern führen wollen. Ich meine, deratige Slogan's wäre ich eher von irgendwelchen Wirrköpfen aus der Antifaszene gewohnt...Aber dennoch, ich habe kein Problem mit ihnen bzw. ihrer Initiative, sowas muss es auch geben... Nur eben mit dem Anspruch von ihrer Seite aus, mit der Gegenseite eine sachliche Diskussion zu führen....wenn vorher schon so dumpf ausgeholt wird...

    XFlipX

    Einmal editiert, zuletzt von xFlipx (8. August 2011 um 22:43)


  • Zur "besonderen Symbolik" möchte ich mich aus Zeitnot später äußern.

    Offenkundig ist die Goebbelsche Propaganda so wirkmächtig, das sie noch 75 Jahre später gespiegelt wird. Dabei war der Mann gar nicht sonderlich genial. Das ist auch so eine Legende.

    Eine Garnisonkirche ist historisch betrachtet eine Kirche für die Garnison. Der König hatte seine Soldaten gern, wurde auch in der Kirche zur Ruhe gebettet. Eine Kirche für Soldaten ist erst mal eine übliche soziale Leistung im Rahmen der Fürsorge für Soldaten. Die alte Kirche war abgesackt, also baute er eine neue. Garnisonkirchen gibt es historisch fast überall wo Kasernen standen. St. Peter und Paul ist übrigens die Garnisonkirche für die katholischen Soldaten in Potsdam, entstand aber später in einem nicht sonderlich wertvollen Stil. In Garnisonkirchen wird gewöhnlicherweise auch untergegangenen Einheiten gedacht, da hängen dann die Fahnen, oft auch die Fahnen eroberter Einheiten. Nun kann man die Frage stellen, ob es heute eine Militärkirche gibt, und ich glaube die Antwort ist nein, es gibt Militärpfarrer aber keine Tradition von Militärkirchen in der Bundeswehr mehr. Da hätte man natürlich prädestiniert diese Kirche aufbauen und als protestantische Militärkirche der Bundeswehr nutzen können.

    Genau das ist aber überhaupt nicht geplant. Wir brauchen das auch nicht.

    Man stelle sich vor, in einer solchen Kirche fänden die ganzen Staatsbegräbnisse für die weggebombten Soldaten in Afghanistan statt. Da würde gewiss den "Militarismus" in Deutschland neuerlich anheizen denn Särge mit Bundesfarben sind so populär.

    Genau das ist aber überhaupt nicht geplant. Wir brauchen das auch nicht. Einfach nur eine berühmte Kirche.

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (8. August 2011 um 22:50)