Frankfurt a. M. in alten Ansichten

  • ^ Vielen Dank für den Aufwand, den du hier machst - so etwas findet man nicht noch mal in den Weiten des Internetz! :D

    Das zuletzt gezeigte Haus ist wirklich klasse, zumal noch aus dem 15. Jahrhundert.
    Ist das der Kornmarkt, der sich vis a vis der Berliner Straße befindet? Diese Gegend ist wirklich grässlich... Da gibt es sicher wenig Hoffnung auf baldige Besserung geschweige denn eine einzige Rekonstruktion, oder? :(

  • Nun habe ich die Links in meinen Beiträgen auch der neuen Forumssoftware angepasst, und werde dies in nächster Zeit auch in anderen Strängen nachholen, in denen ich mit Links auf andere Forumsseiten verwies.

    Bei dieser Gelegenheit stelle ich eine sehr frühe Farbaufnahme ein. Sie zeigt zwar nicht in erster Linie das gebaute Frankfurt, dafür eine sich dem Photographen präsentierende Gruppe von Leuten vor den Fleischirnen unter dem Roten Haus am Alten Markt! Auch wenn auf der Rückseite der Ansichtskarte ausdrücklich "Naturfarbenaufnahme" geschrieben steht, wird dem Rot der Fassade wahrscheinlich trotzdem retuschierend nachgeholfen worden sein. Im Gegensatz zu heute fällt das kleine Farbspektrum der Kleider auf. Geschrieben wurde die Karte übrigens am 14. Januar 1944, just zwei Monate vor dem Untergang dieses Altstadtwinkels...

    "Farbentiefdruck nach Naturfarbenaufnahme", Ansichtskarte ohne Verlagsangabe, geschrieben 1944

  • Zu schön diese Farbaufnahme - wenn auch alle ziemlich hölzern wirken... :zwinkern:

    Bei der Perspektive wundert es mich jedenfalls, wann man seitens der Verantwortlichen endlich dahinter kommt, dass das Rote Haus ohne seine Nachbargebäude nicht funktionieren kann...

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Bleibt alles in der Familie, jo. Solche seltenen Werke ersteigere ich primär, um sie der breiten Masse zugänglich zu machen, damit sie nicht irgendwelchen Privatsammlungen verschwinden, oder noch schlimmer, von irgendwelchen Antiquariaten zu Mondpreisen verheizt werden. Mal abgesehen davon, dass erstaunlich wenig geboten wurde, bedenkt man, dass der letzte ZVAB-Preis für das Teil bei über 2.000 Euro lag. Habe also nicht mal 10 % davon bezahlt...

  • Diese Ansicht ist sehr lobenswert.Konnte den Monat nicht so hoch mitgehen,da ich mir nen quad-core gekauft habe :lachen: (Krieg aber irgendwie kein Kontakt ins internet damit :augenrollen: )

    FRANKFURT-specialis domus imperii

  • Heute mal eine Ansicht der Zeil mit Katharinenkirche von 1901:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Besonders ist das Bild dadurch, dass es noch aus der Zeit vor dem ganz großen, dann bis zum Ersten Weltkrieg andauernden Bauboom stammt, in der praktisch sämtliche Substanz bis hinauf zum Klassizismus repräsentativen Neubauten geopfert wurde. So sehen wir hier noch die vielen klassizistischen und spätbarocken Häuser am westlichen Ende der Zeil und im Bereich des Rossmarkts, im Hintergrund teils noch am Goetheplatz. Die drei Häuser links im Vordergrund, damals Zeil 63, 67 und 69, scheinen sogar noch in Fachwerk erbaut zu sein (sicher die 69, die direkt neben der Katharinenkirche steht)!

    Der einzige hier zu sehende, bereits ausgeführte wilhelminische Neubau aus der zweiten Hälfte der 1870er Jahre ist das Haus Rossmarkt 10 (mit der großen Kuppel), das Geschäftshaus der Germania-Versicherungsgesellschaft.

    Schön auch das Straßenbild, man erkennt kaum eine Frau ohne "Anstandsdame", die typischen Uhrtürmchen, Continental-Werbung auf der Littfasssäule daneben, das hier auf großformatiges Album abgezogene Glasnegativ liefert eine verblüffende Detailauflösung, gegenüber der sich heutige Kameras eher fürchten müssen. Sofern man nicht 4x5" oder 8x10" fotografiert.

  • Im Moment kommen mir die seltenen Frankfurt-Bildbände auf eBay wahrlich nur so zugeflogen. So konnte ich mit dem um 1898 erschienen Foliant "[lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]. Aufnahmen nach der Natur von Max Junghändel." kürzlich eines der besten kaiserzeitlichen Ansichtenwerke der Stadt erwerben. Neben einigen bekannten Ansichten findet sich hier auch manche Perspektive, die ich so noch nicht gesehen habe, von der Qualität der knapp A3-großen Lichtdrucke noch ganz abgesehen. Als kleinen Auszug kann ich euch heute den Blick in die Gegenrichtung des vorigen Bildes präsentieren:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Noch wirkt das das Bild dominierende, 1891–1892 für 2,1 Millionen Reichsmark erbaute Hauptpostgebäude, das mit seiner späthistoristisch-monumentalen Fassade von 46 Metern Höhe kaum noch übertreffbar erscheint, inmitten der zahlreichen klassizistischen und barocken, oft im Kern noch älteren Gebäude wie ein gelandetes Ufo. Dass sich das bald ändern würde, zeigt etwa diese bereits gezeigte Luftansicht um 1930, wo dann praktisch alles Alte der Spitzhacke geopfert worden war. Man kann sich einzig damit trösten, dass es an der Zeil schon immer so zuging und wohl auch weiter so zugehen wird – nur wenig hatte und hat hier dauerhaften Bestand.

  • Zitat von "RMA"

    Man kann sich einzig damit trösten, dass es an der Zeil schon immer so zuging und wohl auch weiter so zugehen wird – nur wenig hatte und hat hier dauerhaften Bestand.


    Nur, daß die wilhelminische Protzpost einfach viel mehr hermachte als alles, was nach 1945 gebaut wurde, allen voran der todöde Nachfolgebau.

  • RMA

    Gratualtion zu Deinem Erwerb!

    Lichtdrucke sind doch wahrlich das Nonplusultra! Als ich meine riesigen Lichtdrucke vom Dresdner Kaiserpalast in Händen hielt, habe ich diese Feinheit der Auflösung nicht für möglich gehalten und das zur damaligen Zeit.

    Das Postgebäude sah ja wirklich imposant aus. Interessant wäre auch ein Vergleichsbild vom heutigen Zustand, obwohl wir uns diesen Horrorschocker wahrscheinlich sparen können - oder?

  • Und wieder einmal ein einmaliges Bilddokument von bestechender Schönheit - vielen Dank, dass Du dir immer die Mühe machst, uns solche Schätze zu präsentieren! :D

    Im Moment entsteht dort das "Palais Quartier", ein überdimensionales Einkaufszentrum mit Büro- und Hotelhochhäusern in zweiter Reihe. Nicht unbedingt der übliche Investorenschund, aber auch kein Vergleich zur alten Hauptpost.... Der einzige Trost ist die "Rekonstruktion" des Palais Thurn und Taxis, von der Stadt den Bauherren abgerungen im Austausch gegen die Genehmigung für die Hochhäuser...

    Reichlich Bilder aus allen Baustadien gibts bei den Kollegen hier.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
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  • Da ich momentan bei Wikipedia sehr in der Artikelarbeit eingespannt bin (siehe den Artikel "Zeil", da könnt ihr's live verfolgen), komme ich nur nebenbei zum Digitalisieren. Eine weitere Ansicht aus dem oben genannten Werk, Blick vom Kaiserplatz in der Kaiserstraße Richtung Rossmarkt.


    (Klicken zum Vergrößern)

    Auch diese Ansicht zeichnet sich durch ihre hohe Dynamik aus, da Max Junghändel, zu dem mir praktisch nichts bekannt ist, als Auswärtiger auf eine damals wohl sehr moderne Fotoausrüstung zurückgreifen konnte, die kein Frankfurter Fotograf besaß. Ihre Aufnahmen aus dieser Zeit wirken aufgrund der sehr langen Belichtungszeiten nämlich immer wie leergeräumt oder aufgrund der vielen Staffagepersonen barock-gestellt. Die hochempfindlichen Filme, die Junghändel einsetzte, und wohl deutlich unter einer Sekunde Belichtungszeit hatten, lassen uns hier mitten in das Geschehen der wilhelminischen Kaiserzeit eintauchen.

    Nur ein Bruchteil der oben zu sehenden Gebäude ist erhalten (wenn auch rund um den Kaiserplatz noch vergleichsweise viel), und wenn, meist in den einst prächtigen Dachzonen total verunstaltet. Zum Vergleich ein Maps-Live-Link auf den links im Bild zu sehenden Kopfbau (da der Balkon abgeschlagen wurde, kaum noch als solcher zu erkennen):

    http://maps.live.de/LiveSearch.LocalLive?cp=50.11106562429501~8.67545062918444&scene=29590559&style=b&lvl=2&dir=0&tilt=-90&alt=-1000\r
    maps.live.de/LiveSearch.LocalLiv ... &alt=-1000

  • Zufälligerweise habe ich mir am Wochendende den "Bellevue"-Katalog (monatliche Immobilienzeitschrift) angesehen. Dort gibt es in der aktuellen Ausgabe ein Frankfurt Special, in welchem alte Ansichten mit heutigen Ansichten verglichen werden!

  • Im Moment werden grandiose Tafelblätter (u.a. vom Kaufhaus Wronker) bei ebay angeboten. Man muss schnell sein: wunderschöne Tafelblätter zum Wertheim in Berlin hat mir schon einer vor der Nase weggeschnappt...

    ...

  • Die Blätter habe ich auch schon wahrgenommen, sie sind allerdings total überteuert. Außerdem unterstützt man mit einem Kauf diese Unsitte, derartige Tafelwerke als Ganze zu zerfleddern und ihre traurigen Reste zur Gewinnmaximierung einzeln anzubieten. Für mich ist das ein absolutes no-go.

  • Ich hätte noch ein paar ältere Ansichten Frankfurts zu bieten. Die Bilder stammen aus einer Broschüre Namens Stark im Recht vom Verkehrs-und Wirtschaftsamt der Stadt Frankfurt a.M. von 1951. Dieses Heft handelt vom raschen Wiederaufbau und der blühenden Wirtschaftsleistung der Aufbauphase.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Im Normalfall sind Ansichtskarten in Kiosken und Läden käuflich. Nebst solchen Ansichtskarten gibt es auch private Auflagen von Ansichtskarten, welche vor allem für Werbezwecke in eigener Sache verwendet werden, und vor allem von Restaurants, Hotels etc. in Auftrag gegeben werden. Während solche mit dem selben Druckverfahren wie die normalen Ansichtskarten produziert werden, handelte es sich früher bei Privatauflagen meist um echte Photos, und nicht um Drucke oder Lithographien. Auf der Rückseite erhielten diese zwar ebenso einen Aufdruck für die Adresse, nicht aber für den Verlag oder die Photorechte. Solche historischen Ansichtskarten sind wegen der kleinen Auflagezahl echte Raritäten. Zusätzlich gaben wohlhabendere Leute auch solche Ansichtskarten in Auftrag. Sie zeigten meistens das eigene Wohnhaus, während die Familie oder Angestellten oft vor dem Haus oder an den offenen Fenstern posierten. Oft können diese Karten aber wegen der fehlenden Textangaben nicht sofort identifiziert, und höchstens anhand des Poststempels einer Ortschaft zugeordnet werden. Was aber, wenn eine Ansichtskarte nicht versandt worden ist?

    Eine solche Rarität möchte ich hier vorstellen, und als Nicht-Frankfurter ist es mir trotzdem gelungen, das abgebildete Motiv zu lokalisieren. Die einzige Hilfe war nur der Schriftzug "Frankfurt a/M." auf einem der beiden abgebildeten Vehikel. Ich bin gespannt, wer auch darauf kommt; deshalb folgendes

    Rätsel

    Frage: An welcher Strasse stand die abgebildete Häuserzeile?

    Teilnahmebedingungen: jedermann, ausser die Mitarbeiter des APH (gell RMA, Dir habe ich die Karte nämlich schon mal gezeigt... :zwinkern: )

    1. Preis: 1 Jahr lang gratis APH
    2. Preis: 1/2 Jahr gratis APH


    Bei den beiden Vehikel handelt es sich offenbar um mobile Bandsägemaschienen für gespaltene Baumstammstücke, an welchen je zwei Arbeiter diese Stücke in kürzere Abschnitte sägen. Der Länge nach handelt es sich wohl um Brennholz für Holz- und Kachelöfen. Der Patina des Hauses in der Mitte nach, und auch von der Papierqualität her, datiere ich die Photographie in die späten Zwanziger Jahre. Damals dürfte Kohle zwar den Hauptanteil an Brennstoffen ausgemacht haben, aber mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise griff man wahrscheinlich vermehrt wieder auf Brennholz zurück (nur eine Vermutung von mir, da ich die Holzspalterei mitten in einer Grossstadt aussergewöhnlich finde...).



    Den Nachnamen des Inhabers dieser Vehikel konnte ich leider nicht entschlüsseln, ausser dem Vornamen; nur die Angabe des Geschäftssitzes ermöglichte die Zuordnung des mutmasslichen Aufnahmeortes nach Frankfurt!
    (hier sind aber RMAs Adressbücher nach der Auflösung gefragt... :zwinkern: )

  • Ganz frech suchte ich mit den Begriffen Anton - Frankfurt - Brennholz und wurde flugs fündig:

    Zitat

    Nach dem Verbot der Gewerkschaften 1933, arbeitete er als Fürsorger der Caritas und leitete den Caritas-Holzplatz, auf dem bis zu 20 arbeitslose Frankfurter ca. 35000 Ztr. Brennholz für sozial schwache Haushalte verarbeiteten.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Sabel

    Die Aufnahme stammt also aus der NS-Zeit...bei der örtlichen Zuordnung des Caritas-Holzplatzes bin ich dagegen schwächelnd. :peinlich:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Super! Das gibt schon mal den Sonderpreis! Der ideelle Wert einer Ansichtskarte wird natürlich durch die Kenntnis der darauf festgehaltenen Geschichte viel wertvoller!
    Beim Nachnamen bin ich mal auf "Sutter" gekommen, aber ich denke, dass das eher ein in der Schweiz gebräuchlicher Familienname ist.