Vorbemerkung:
Erster "Bodenaushub" für den Bau eines Landhauses an der Elbe im März 1715, Bauherr Graf Jakob Heinrich von Flemming.
Fertigstellung des kleinen Palais, dessen Mittelteil heute in der Elbfront des Japanischen Palais eingebunden ist schon im Spätherbst 1715.
Flemming vermietete den "feuchten Bau" (nach Ermisch wohl dem zu schnellen Aufbau geschuldet) an den Holländischen Gesandten Harsolde von Craneborg, daher der Name Holländisches Palais.
Kurz darauf stirbt Craneborg und Flemming bezieht im Jahre 1716 das Palais als Sommersitz
Schon wenige Monate später kaufte es August der Starke ihm ab.
Zum Plan des Porzellanschloss.
Schon Flemming hatte das Palais mit Porzellanen ausgeschmückt, die natürlich der Regent beließ. Das Fest wurde Schauplatz der Vermählung des Kurprinzen mit Maria Josepha am 10. September 1719 und da wird schon von porzellangeschmückten Sälen gesprochen. Also, der Initiator scheint Flemming selbst gewesen zu sein.
Der zweite Umbau nach diesem Fest befriedigte August des Starken nicht und so wollte er, durch seine seine schon krankhaft zu nennende Selbstsucht, einen besonderen Porzellanpalast erbauen in dem alles, außer auf die Mauerkörper, aus Porzellan, Stuck, Holzschnitzereien und Spiegeln errichtet werden sollt. Davon sind die Pläne heute noch vorhanden. Wie so vieles blieb es allerdings beim wollen, zumal August der Starke bekanntlich auch wieder schnell die Lust an etwas neuem angefangene verlor. Hier einige der Pläne:
Plan für das Porzellanschloss "Japanisches Palais"
Pöppelmannsche Plan eines Saales im Porzellanschloss
Plan eines Raumes im Porzellanschloss nach Bodt und Longuelune
Der Innenausbau wurde niemals fertiggestellt (und soll bitte auch, auch wenn die Pläne vorhanden sind, nicht ins Auge gefasst werden), aber es ist einmal interessant wie er erfolgen sollte.
Im Erdgeschoss sollte japanisches und chinesisches Porzellan, in der ersten Etage das gute Meißner ausgestellt werden. Im Obergeschoss sollten in einer Galerie die bekannten großen Meißner Tierplastiken ausgestellt werden, ein Raum war dem Federzimmer (heute in Moritzburg)vorbehalten. Ein einziger Raum sollte nicht mit Porzellan geschmückt werden. Dort sollten sich die großen Gobelins, heute in der Gemäldegalerie alter Meister, befinden. Ein weitere Raum sollte als katholische Kapelle ausgestaltet werden. Natürlich aus Porzellan mit zwölf lebensgroßen porzellanen Aposteln und einer Porzellanorgel.
Und natürlich durfte auch der Porzellanthron nicht fehlen:
Übrigens, der jungen Meißner Porzellanmanufaktur war es jahrelang verboten Porzellan zu verkaufen, sie sollte nur für das Schloss schuften und bis zu 40 Maler arbeiteten jahrelang für das Projekt.
Wie schon gesagt, Augusts Interesse erlahmte und nach seinem Tode wurde nur noch sporadisch gewerkelt, später ganz eingestellt und das Porzellan wanderte in die Keller.
Nachbetrachtung.
Das Palais wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert als Museum umgebaut, Zwischendecken und Wände eingezogen und beherbergte zunächst das Antiken- und Münzkabinett und in den Obergeschossen die Bibliothek. Das heutige Hauptportal am Palaisplatz mit der bekannten Inschrift "Museum usui publico patens" stammt übrigens von diesem Umbau. Im Jahre 1875 wanderte das Porzellan aus dem Keller (wo es allerdings auch öffentlich ausgestellt war) ins Johanneum wo es, so Ermisch im Jahre 1936 "...ein Dasein fristet, das der Kostbarkeit dieser Sammlung wahrhaft unwürdig ist.". Im Jahre 1890 verschwand auch die Antikensammlung und das haus wurde Landesbibliothek.
Übrigens, eine der ersten Semperschen Arbeiten in Dresden war der Umbau und die Ausschmückung einiger dieser Räume, die in den Jahren der Restaurierung bis 1936 wieder zur Geltung kamen und bis zur Zerstörung bewundert werden konnte.
Wenn nun das Japanische Palais als Porzellansammlung ins Gespräch gekommen ist, so wäre dies auch nach meiner Ansicht eine feine Sache, allerdings sollte es tatsächlich "nur" die Sammlung beinhalten. Die Ausschmückung nach den einstigen Plänen wäre, obwohl sicherlich machbar, doch etwas fehl am Platze weil sie nie so existiert hat. Allerdings befand sich die Landesbibliothek die längste Zeit im Bestehen des Japanischen Palais als "Mieter" im Haus und die Einrichtung für dieselbe hätte auch etwas für sich. Jedoch ist die Unterbringung dieser am Zelleschen Weg zusammen mit der Universitätsbibliothek auch nicht zu verachten. Da habe ich es sowohl von zu Hause, als auch von meiner Arbeitsstelle und vom Garten nicht so weit .
Matthias