Beiträge von dresdenbild

    Ist Friedrich August zur damaligen Zeit wirklich so beliebt gewesen oder ist es heute nur mehr die Verklärung die schon kurz nach dessen Flucht einsetzte? Eigenartig finde ich auch, dass einige seiner Anekdoten schon damals die Runde machten - nur auf König Albert bezogen, der, zu Regierungszeiten von Friedrich August als d e r König von Sachsen galt. Ist nicht die sogenannte Liebe zum Sachsenkönig mehr auf die damalige Unterwürfigkeit zurückzuführen? Freilich, dass er an irgendeine Kirchenpforte pinkelte oder mit Regenschirmen um sich schlug ist nicht bekannt. Das er ein gepflegtes Sächsisch sprach und das auch nicht künstlich zu verbergen versuchte macht ihn liebenswürdig. Und warum soll es einem Wettiner Oberfuzzi nicht besser gehen als vielen anderen seiner Untertanen? Schnöde wurden ihm Hörner aufgesetzt und er stand "im Dreck alleene". Nein nicht ganz. Die im Volke unbeliebtere "Schnaps-Mathilde", so ihr gebräuchlicher Spitzname in jener Zeit, stand ihm bei. Und das er sich unters Volk mischte? Das war damals Gang und Gebe. Mit Sicherheitskardon, Personenschutz und ähnlichem hatte man damals nicht allzu viel am Hute. Das alles ist also nicht gerade das Herausragendste seiner Person. Freilich machte er sich im Volke durch gekonnte Schachzüge in seiner Regierungsart beliebt. So wird man, liest man die Polizeistatistiken jener Zeit, kaum einen Verfolg wegen Majestätsbeleidigungen finden. Nicht weil nicht gegen die "Regierung" gemeckert wurde, sondern weil sich Friedrich August jeder Anzeige dieser Art vorlegen ließ und, wohl meist sicher schmunzelnd - denn irgendwie hatte der aufgegriffene "Monarchiehetzer" wohl doch recht, eine weitere Verfolgung ablehnte. Aussagen unfeiner Art, welche bei politischen Versammlungen in der Hitze des Wortgefechts heute wie damals fallen, ließ er sowieso durch Generalerlass als Nichtgesagt gelten. Auch sein Verhalten im Ergebnis der Borromäus-Enzyklika, durch Pius X. im Jahre 1912 verbrochen, brachte ihm, den eigentlichen Katholiken, bei den protestantischen Sachsen Beifall und schließlich eine bombastische Huldigung bei Fackelschein ein. Ja, unser König. Ein liebenswerter Mensch, aber reicht es ihm deswegen, fast 100 Jahre nach dessen Abdankung eine Denkmal zu errichten? Nein. Keinen Steuercent dafür. Denn, er hatte auch Schattenseiten (wie jeder Mensch, welche aber bei einem "Hochgestellten" um so schwerer liegen). Fangen wir auch hier wieder mit kleineren Dingen an. Gefürchtet war, besonders unter der Künstlerschaft der Königlichen Hoftheater, sein eigenartiger Kunstsinn. Es gibt wohl genügend Literatur, auch aus jener Zeit, die das belegen. Friedrich August schaffte es kaum, eine komplette Oper durchzusitzen. "Auf allerhöchsten Befehl" gespielt, und damit ein Kassenmagnet - weil ja vielleicht gar dann der König in der Königsloge saß - das Publikum sah dann aber meist nur Mathildchen oder den Prinzen Georg nebst Gemahlin, später dann die Prinzensöhne mit ihrem Oberaufpasser O´Byrn (welcher ja der eigentliche Erzieher war). Wenn der König selbst, auf Grund von Verpflichtungen wegen Besuche, ins Theater ging, verschwand er dann meist nach dem ersten Akt. Berüchtigt waren auch die Hofkonzerte im Februar eines jeden Jahres wo das Kastendenken ganz besonders herrschte, was schließlich gar Paul Adolph, dem zweiten Mann der Intendanz, zu einer geharnischten Kritik bei Graf Vitzthum v. Eckstädt bewegte, jener aber nur die Hände heben konnte. Der Grund war vor allem die etwas abfällige Bewertung der immerhin hochrangigen und begnadeten Künstler, denn diese waren ja in der Regel nicht mit irgendeiner Hofrangordnung versehen und hatten sich daher gefällig mit dem Katzentisch zu begnügen, noch besser, nach ihren Darbietungen das Schloss gleich zu verlassen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr darf gehen. Auch die Beziehung zur bildenden Kunst spricht Bände. Genug der Kunstbetrachtungen. Dafür ließ er aber sein Volk in Ruhe? Nicht ganz. Ein Beispiel. Als im Jahre 1911 unser König wieder einmal über den Neumarkt schritt, trat eine schon ältere Frau auf ihn zu und zückte - diese Verruchte - nein, keine Waffe, sondern einen Brief und übergab diesen dem König. Wollte zumindest. Die Presse, selbst die Königstreue, berichtete dann entsetzt über die weitere Entwicklung der Vorgangs. Zwar nahm der König den Brief an, auf einem Wink hin trat dann aber sofort ein Gendarm an die Frau heran, nahm sie erst in den Schwitzkasten und dann mit zur Wache und unser König ging von dannen. Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges, als selbst Söhne anderer Fürstenhäuser an der Front kämpften und starben hatte unserer König, übrigens als einziger Landesfürst, nicht viel anderes zu tun, als seiner Jagdleidenschaft zu frönen. Auch das sollte man ihm nie vergessen. Und der geflügelte Ausdruck bei der Abdankung ist nicht belegt, meines Erachtens sicher auch nicht gefallen. In den letzten Stunden befand sich Friedrich August im Schloss. Bangte vor allem um seine Töchter, die sich zu dieser Zeit in Bayern befanden und schaute, von Schranzen umgeben, aus dem Fenster zu den bedrohlich nähernden Volksmassen um dann zu entfleuchen. Belegt ist allerdings, dass er sich, als sich der Volkszorn etwas gelegt hatte, er sofort sein Weinlager nachbeordert hatte.
    Genug der Betrachtung. Quintessenz. Ich würde einem öffentlich geförderten Denkmal für den König ablehnend gegenüberstehen (schon das halbfertige Denkmal für König Georg wurde ja nicht mehr vollendet). Ich glaube, solch ein Denkmal würde auch nie richtig zur Debatte stehen. Sollte sich ein privater Stifter finden, dann "soll er seinen Dreck alleene" machen und dies auch auf nur privatem Grund aufstellen und, wenn er dann vielleicht beabsichtigt diesen Grund an die Stadt zu veräußern, auch für dessen Entsorgung aufkommen. Übrigens. Im Schloss ist eine Statue des "letzen Geenigs" in der Ahnengalerie zu bewundern. Und das reicht auch meines Erachtens.

    Also nun lasst mal bitte die Kirche im Dorf, bzw seht die beiden Neugestaltungen auch im Zusammenhang. Da das Eichsfeld im Allgemeinen und Duderstadt im Besonderen meine "zweite Heimat" ist, habe ich die bauliche Entwicklung der letzten Jahre in und um den Westerturm etwas genauer verfolgt. Auch habe ich mich, bevor ich mich aufraffte diese Zeilen zu schreiben, noch einmal ans Telefon gesetzt und Bekannte aus Duderstadt über ihre Meinung befragt (meine persönliche und unumkehrbare Meinung ist eine Positive), die Meinungen meiner Bekannten und deren Umfeld gehen naturgemäß auseinander, wobei allerdings das Positive überwiegt, aber auch negative Stimmen gibt es. Das Wort "Verbrechen" in dieser Hinsicht ist jedoch nur hier im Forum gefallen. Fangen wir mit der "verglasten Stadtmauer" an. Es handelt sich hier keineswegs um eine schnöde Zurückstellung der Stadtmauer hinter Stahl und Glas, sondern um einen begehbaren Bereich der Stadtmauer, der sich hinter der Glasumhausung befindet und der schließlich in das Innere des Westerturms führt. Zuvor befand sich an dieser Stelle ein Gebäude, welches jedoch keinen geschichtlichen Wert hatte, sondern wohl erst nach den beiden Stadtbränden (1911 und 1915), der nahezu das gesamte Sackviertel als Viertel innerhalb des Ringes vor dem Westerturm einäscherte, entstand. Auf dieser Ansichtskarte vor dem II. WK ist die Situation von der Spiegelbrücke her gesehen zu erkennen:


    Noch vor Jahren stand dieses Gebäude, wurde aber im Zuge der Umgestaltung des gesamten Bereiches abgebrochen und die dahinter liegende Stadtmauer freigelegt. Auf diesem Video, man entschuldige bitte die miese Qualität, es ist aber noch auf altem VHS-Bändern aus dem Anfang der 1990er
    Jahren entstanden, ist die Situation unter 0:42 bis 0:47 zu erkennen:

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    Heute ergibt sich von dieser bekannten Stelle dieser Blick und aus der Gegenrichtung, von "Maria am Lindenzaun" her, ist begreiflicherweise dieser gläserne Eingangsbereich überhaupt nicht zu sehen:


    Wie kam es überhaupt zu diesem Umbau. Wohl im Vorfeld der Stadtfeierlichkeiten (1075 Jahre der geschichtlichen Ersterwähnung von Duderstadt) aber sicher auch bei routinemäßigen Bauuntersuchungen wurde festgestellt, dass die Standfestigkeit des in den Jahren 1424 bis 1506 erbauten Turmes, der sich in diesem Bereich befindlichen Stadtmauer und somit auch einiger angelehnter Baulichkeiten (auch des alten Schützenmuseums, dazu komme ich noch) nicht mehr gewährleistet war. Man sprach gar von Einsturzgefahr. Ob das so schlimm war, mag dahingestellt sein, es war jedoch Gefahr im Verzug. Behutsam wurde dann das sich rechts neben dem Turm befindliche Gebäude abgetragen und ein nicht verfälschtes Stück der Stadtmauer mit Wehrgängen und alten Treppenanlagen kam zum Vorschein. Ob wieder entdeckt oder bekannt, das entzieht sich meiner Kenntnis. Was lag nun näher, als dieses Stück Mittelalter erlebbar zu machen? Und so entstand der Eingangsbereich mit der gläsernen Umhüllung mit folgenden Anblick:


    Noch besser dieses Video:

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    Man kann also erkennen, dass es sich wirklich keineswegs, wie wohl fälschlicherweise angenommen, nur um eine vorgesetzte Glasfassade handelt, sondern um eine interessante Lösung diesen Bereich erlebbar und begehbar zu machen. Und dies wir von den fast allen meiner Bekannten auch so akzeptiert. Wer sich nun wirklich daran stört, der kann sich ja den Westerturm von dieser bekannten Ansicht anschauen und braucht auch nicht das Innere des Turms besteigen:


    Nun zum leidigen neuen Schützenmuseum und hier gehen die Meinungen tatsächlich auseinander. Zunächst einmal muss jedoch gesagt werden, dass man dieses Museum schon etwas suchen muss. Es fällt nicht gleich ins Auge. Der gewöhnliche Tourist betritt die Stadt entweder vom, vom "Eichsfelder" schon erwähnten, Parkplatz herkommend, über "Hinter der Mauer", schwenkt dann in die Bahnhofstraße ein um dann über die Marktstraße zur Spiegelbrücke zu gelangen oder er wendet sich entlang des äußeren Weges in Richtung Westertor und betritt dann über "Maria am Lindenzaun" durch den Westerturm die Innenstadt. Den Weg im inneren Gang an der Mauer, welcher direkt zum Westertor und vorbei am neuen Schützenmuseum führt, laufen relativ wenige Besucher (Ausnahmen bestätigen die Regel, so ich, der aber meistens auf diesem Wege kaum eine Menschenseele findet). Weiterhin ist zu bemerken dass, wie schon angedeutet, nahezu das gesamte Sackviertel im Jahre 1911 bzw. 1915 ein Raub der Flammen wurde und im Stile der damaligen Zeit wieder aufgebaut wurde. Sicher werden einige jetzt sagen, aber eben im Stile dieser Zeit, dem muss ich entgegenhalten, eigentlich nur an der Spiegelbrücke. Die Sackstraße selbst, na ja. Bei der Eingangs genannten Untersuchung stellte sich heraus, dass auch das an der Mauer angelehnte alte Gebäude baufällig war und auch dieses, wie das sich rechts (Innenseite) des Westerturms befindliche Gebäude keine baugeschichtliche Bedeutung aufwies. Dieses Bild zeigt diese Situation:


    Und was nun? dieses kleine aber baufällige Gebäude (im Vordergund zu sehen) mit großem Aufwand wieder herzustellen oder nicht doch einmal etwas Neues wagen? Als mir einer meiner Duderstädter Bekannten einen Entwurf mailte, war ich auch zunächst skeptisch, aber jetzt wo es steht gefällt es mir, es gibt wirklich schlimmere Sachen. In diesem Mix aus Mittelalter, aus Bauten aus dem zweiten Dezennien des 20. Jahrhunderts, aus Neubauten aus den 1960er bis 1970er Jahren passt auch einmal etwas Aufreizendes. Sicher werden wohl die Meisten in diesem Forum nicht unbedingt meiner Meinung sein, aber eine riesige Bausünde oder gar ein Verbrechen ist das kleine Bauwerk nun wirklich nicht. Ich finde es toll:


    Im Anschluss noch einige Bilder. Zunächst ein Blick zum auf dem Gang auf der Mauer befindlichen Georgstürmchen:


    Blick von dort in das Vorland von Duderstadt bis hin zum Lindenberg:


    Und eine seltene Ansichtskarte der Bahnhofstraße mit dem Vorgängerbau der St. Servatiuskirche und einigen Gebäuden, welche bei den Stadtbränden ein Raub der Flammen wurde. Übrigens, St. Servatius gefällt mir persönlich besser als St. Cyriakus:

    Und schließlich noch eine Frage. Wie gefällt euch dieses Parkhaus?


    (Eigene Fotografien, Ansichtskarten Bestand eigenes Archiv.)

    Meinst Du diese? Ich glaube allerdings nicht, dass es sich um Bronze, sondern um eher um schnöden Guss handelte.

    Übrigens, die Fahnenmasten am Eingang der Hauptstraße stammen aus der Federführung von Heinrich Eppler, die Sockel gefertigt in der Bierlingschen Kunstgießerei in Löbtau,

    Dresdenbild


    (Bildquelle: Ansichtskarte. Bestand eigenes Archiv.)

    Nachtrag.

    Habe mal fix nachgeschaut.
    Die Inschriften auf den Schilden der Löwen an der Rathausstraße lauteten:


    Bedenk und achte, was die Väter Großes schufen,
    Indeß die Zukunft nur sei Deiner Taten Zweck.

    sowie:

    Recht muß doch Recht bleiben,
    Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein.

    Zur Vollständigkeit noch die Inschriften auf den Schilden der beiden noch heute existierenden Löwen:

    Der ist kein Bürger, der die eigene Sorge
    Vergißt nicht in der Not des Allgemeinen.

    sowie:

    Willst Du was schaffen tu´s nicht ohne Rat,
    Doch vorwärts bringt Dich nur die frische Tat.

    (Quelle: Dresdner Anzeiger, 1. Oktober 1910, Sonderbeilage zur Weihe des Rathauses.)

    Einst befanden sich tatsächlich vier Bronzelöwen am Rathaus. Die zwei Löwen an der Ringstraße gingen aber offensichtlich 1945 verloren. Vermutlich wurden diese von herabstürzenden Trümmermassen zerquetscht (wenn man die Bilder des zerstörten Rathauses anschaut). Die beiden Löwen am Rathausplatz überstanden, bis auf den bekannten Splitterdurchschuss auf dem einen Schild, das Inferno und zieren noch heute (derzeit auf Grund der Baumaßnahmen allerdings nicht) den Eingang. In meiner Presseschau "Vor 100 Jahren" habe ich im Oktober 2010 (Weihe des Rathauses) auch ausführlich die damaligen Zeitungsnotizen über diesen Wrbaschen Schmuck eingestellt, einschließlich der nicht gerade immer zustimmenden Meinungen (besonders der Rathausesel stand in der Kritik und musste bis zur Weihe des Hauses vor Frevel von einem eigens abgestellten Gendarmen bewacht werden). Auch die Inschriften auf den Schilden der verschwundenen Löwen habe ich noch irgendwo. Sollte ich mal 5 km Zeit haben, muss ich sie mal raussuchen.

    Dresdenbild

    Bedingt durch meinen Umzug habe ich die irgendwo abgespeicherte Beschreibung zu dem genannten Plane von 1963 noch nicht wieder gefunden. Habe auch gerade wenig Zeit diese zu suchen. Sobald ich die Beschreibung wieder gefunden habe, folgt die Antwort. Einen Fehler muss ich berichtigen. Die erste Planung durch Preßler erfolgte natürlich nicht 1853 sondern 1846 in Zusammenhang der später aufgegebenen Planung eines Zentralbahnhofes in der Friedrichstadt.

    Man kann es, mit "sprengen, sprengen und nochmals sprengen!!!!", auch ein wenig übertreiben. Davon einmal abgesehen, dass diese etwas primitiv klingende Aussage im Gegensatz zu den ansonsten sehr ordentlichen Beiträgen von Oktavian steht. Fassen wir es mal als Humor auf.
    Dieses Gebäude, entstanden im Ausgang der 1950er Jahre, ist eigentlich tatsächlich interessant und was den schlimmen Zustand des Bauwerks, übrigens kein Schokohaus, sondern als Verwaltungsgebäude von Schokopack (Verpackungsmaschinen der Süßwarenindustrie) errichtet, anbetrifft, so sind dies ein Ergebnis des schon längeren Leerstandes und den damit leider immer eintretenden Vandalismusschäden. Vielleicht ist es das, was eher störend ist. Ich bin, als ich als Kind noch Laubegast wohnte, mit diesem Gebäude aufgewachsen, seit einem Jahr wohne ich in unmittelbarer Nähe des Hauses in der dort gegenüberliegenden Wohnsiedlung. Das Haus, es stört mich nicht (vom Zustand abgesehen). Man muss auch ziemlich den Kopf verdrehen, wenn es von Prohlis aus den Blick auf den Elbhang verstellen soll. So groß ist es ja nun auch wieder nicht. Und nicht zuletzt, befindet sich das leerstehende Bürogebäude in einem gewachsenen und ausgewiesenen Industriegebiet entlang der Bahnlinie wo doch andere Prämissen gelten sollten als im 26er Ring.

    Ich plädiere mehr für eine Aufwertung des Bauwerkes und ein Studenten- oder Altersheim wäre wirklich eine prima Idee, verbunden mit einer gärtnerischen Aufwertung des hinteren Teils (ebenfalls eine Brache).

    Da wir hier schon die Verstellung von Straßen im Focus haben, muss hier einer der gravierendsten städtebaulichen Fehler am Postplatz genannt werden: die Abrieglung der traditionellen, zum Bahnhof Mitte und künftigen Kulturkraftwerk führenden Schweriner Straße.

    Das kann nicht so ganz hingenommen werden, denn traditionell ist die einstige
    Wettiner Straße keineswegs. Mit der Anlegung des Wilsdruffer Torplatz nach der
    Schleifung der Festungsanlagen, war als Schauplatz der sogenannte
    Demolierungsplatz, der spätere Antonsplatz, gedacht und dementsprechende
    Baulichkeiten schon im Entstehen. Der Wilsdruffer Torplatz sollte mehr als „Hinterhof“
    zu diesem Platz und verkehrlichen Zwecken dienen. Erst mit der Errichtung des
    ersten Postgebäudes, dessen Rückfront schon kurz darauf die Vorderfront wurde
    (der durch ein Tor zu begehende Innenhof des Geutebrückschen Gebäudes erwies
    sich für das Wenden der Postfuhrwerke schlicht als zu klein), verlagerte sich
    das Hauptaugenmerk vom Antonsplatz hin zum Wilsdruffer Platz, der kurz darauf
    später den Namen Postplatz erhielt. Der Antonsplatz wurde später mit der
    Markthalle überbaut und erst 1911/12 wurde die eigentliche Vorderfront des einstigen
    Posthauses das mehrfach, und nicht unbedingt zur Zierde des Hauses, um- und
    ausgebaut wurde, mit einem abschließenden Flügel verschlossen.


    Vom nun so heißenden Postplatz führten allerdings nur zwei Ausfallstraßen
    in westliche Richtung. Die Annenstraße und die Ostra-Allee. Zwar gab es auch
    jenseits der Wilsdrufferstraße einen kleinen Weg, vorbei am Akzisehaus (später
    als Gambrinus umgebaut), den sogenannten Gerberweg (nicht mit der Gerbergasse
    zu verwechseln), doch dieser endete schon nach einigen Metern an der
    Zwingerstraße (später Große Zwingerstraße), welche an der dem Gerberweg
    gegenüberliegenden Straßenseite eine kleine Einbuchtung auswies.


    Erst im Jahre 1853 nahmen die Stadtverordneten einen Gedanken des
    Ingenieurs Preßler aus dem Jahre 1853 auf, einen geraden Straßenzug von der
    Schäferstraße bis zum Postplatz durchzubrechen. Ein Bebauungsplan wurde
    aufgestellt, welcher am 1. Juli 1856 in Kraft trat. Ja, schon sieben Jahre
    später erhielt dieser Straßenzug, der bis auf wenige Ausnahmen nur auf dem
    Papier existierte, den Namen Wettiner Straße. 40.000 Taler wollte die Stadt
    einer privaten Baugesellschaft vorschießen, aber still ruhte der See. Im
    Dezember 1870 dann platzte wohl den Stadtverordneten der Kragen und sie
    beschlossen das „Dringende Ortsbedürfnis“, und damit die Möglichkeit der
    Zwangsenteignung der betreffenden Grundstücke. Die Königliche
    Amtshauptmannschaft bestätigte das Dringende Orstbedürfnis, die Enteignungen
    zogen sich aber, auf Grund des mannigfachen Widerstandes einiger Grundstücksbesitzer,
    bis zum 1873 hin. Schließlich erfolgte der Durchbruch und 1875 erst ward die
    Wettiner Straße in ihrer vollen Länge hergestellt und dem Verkehr übergeben.


    Es handelt sich also keineswegs um eine traditionelle Straße, sondern die
    bis 1945 jüngste Einmündung auf den Postplatz und war von Anfang an der Polizei
    ob der sich daraus resultierenden schwierigen Verkehrsführung ein Dorn im Auge
    (heute fast unvorstellbar, aber die sich im Stadtarchiv befindlichen Akten
    können ein Lied davon singen).


    Apropos Akten im Stadtarchiv. Unter 4.Z.17/000689 kann man sich einen Plan
    des Stadtbauamt Dresden heben lassen, der aufs Haar die heutige Führung der
    Straßenbahn von der Wilsdruffer (Ernst-Thälmann-Straße) her kommend, durch eine
    neue Freiberger Straße mit einem Schwenk
    durch die Hertha-Lindner-Straße hinein in die Schweriner Straße aufweist. Auch
    der Wilsdruffer Kubus zeigt augenfällige Gemeinsamkeiten mit dem dort geplanten
    Gebäude. Aus naheliegenden Gründen stelle ich diesen Plan vom 3. August 1962!!!
    hier nicht ins Forum und habe ihn derzeit auch nicht auf meiner Postplatzseite
    mit veröffentlicht.


    Zur Zentralhaltestelle. Da ich bekanntlich mein Brot damit verdiene Straßenbahnen
    und Busse durch Dresden zu führen, finde ich die Anlegung der
    Zentralhaltestelle zwar nicht als die beste, jedoch als die optimale Lösung.
    Wohl kaum einer wünscht sich die unfallträchtige Verkehrssituation vor dem
    Umbau zurück, wo der Fahrgastwechsel nur mittels unübersichtlicher Spiegel und
    später mittels Kameras und Monitoren
    einigermaßen beobachtet werden konnte, Spiegel, die öfters irgendwie
    beklebt waren und Monitore, welche auch ab und zu durch Vandalismusschäden
    ausfielen. Vielleicht wäre in der Verkehrsgestaltung der wohl aus diesbezüglichen
    Untersuchungen der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entnommenen Vorschläge Plan 3 und 10 günstiger
    gewesen. Obwohl, dann hätten die Straßenbahnen, so sie nicht dem Kreisel folgen
    würden, mitten über den Platz fahren (Unfallgefahr) oder die Haltestellen (auf
    Grund der Gleisbögen) wieder an unterschiedlichen Stellen in den
    Zufahrtsstraßen sein müssen.

    Es ist zwar eine leerstehende Ruine, aber kein Nachkriegsbau.

    Es handelt sich bei dem Gebäude um das so genannte "Siemens-Haus". Siemens besaß einst ein technisches Büro nebst einer Schalttafelwerkstatt in der Oberseergasse. Dieses Büro wurde, vor allem mit Beginn der Rüstungsindustrie, zu klein und der Konzern erwarb das Areal an der Sidonienstraße um dort nach 1936 (genaues Jahr mir zur Zeit nicht bekannt) dieses Haus als technisches Büro und - wir würden heute sagen - Servicewerkstatt zu errichten. Übrigens, unweit davon, an der Wiener Straße 1, befand sich die Konkurrenz mit dem bekannten AEG-Haus (das mit der markanten runden Ecke), erbaut 1922.

    Nach der Zerstörung des Gebietes gingen beide Ruinengrundstücke in die Firma Starkstromanlagen Dresden auf. Die Ruine des AEG Haus wurde abgebrochen, das Siemens-Haus wieder aufgebaut und diente bis zur so genannten Wende als Betriebsgebäude des Starkstromanlagenbau Dresden. Ältere Semester werden sich sicherlich noch an die Lichtwerbung mit dem Blitz auf dem Dache erinnern. Nach Abwicklung, war wohl noch einige Zeit wieder Siemens drin (weiß ich aber jetzt nicht genau) und schon seit Jahren verfällt die ganze Hütte. Übrigens, wenn man um das Gebäude schleicht, sieht man an der Fassade noch Rudimente der einstigen Bestimmung als Bürogebäude eines Elektrokonzerns.

    Matthias

    Am 15. August 1910 wurde der städtische Vieh- und Schlachthof offiziell fertiggestellt und am 19. August 1910 übergeben. Grund genug dahingehend und um auch das "tägliche" insbesondere für die Rubrik "vor 100 Jahren" mit Bildern zu versorgen, machte ich mich - diesmal nicht mit meiner "75" - sondern per Fahrrad zum Schlachthofgelände um Spurensuche durchzuführen. Nein, mir ging es nicht vordergündig um die aus dem Schlachthofareal entstandenen Messehallen oder die liebevoll wieder hergestellten Gebäude, sondern um die maroden Überbleibsel des alten Vieh- und Schlachthofes.

    Wahrzeichen ist bekanntlich die umbaute Esse des Maschinenhauses. 47 m ist der Schlot hoch und das ganze Bauwerk ist knapp 8 m tief gegründet und ruht auf über 3 m langen Betonpfählen. Die beiden obersten Etagen beinhalteten das Warm- und Kaltwasserreservoire, darunter Akkumulatorenräume und Erdgeschoss Waschgelegenheiten. Das anschließende Kühlhaus wurde inzwischen abgebrochen.

    Noch einmal der marode Turm über den Neubau des Sportgymnasiums.

    Die Übergabe des städtischen Vieh- und Schlachthofes wurde natürlich, wie jede dieser Festivitäten, gefeiert. Allerdings mussten die geladenen Gäste ihre Speisen selbst bezahlen. Das brachte zwar im Vorfeld Unmut, ließ sich aber nicht vermeiden. In den nächsten Wochen (ich meine vor 100 Jahren) stehen ja noch weitere Höhepunkte m Einweihungsmarathon an. So der in Stampfbeton ausgeführte Neubau der Augustusbrücke anstelle der abgebrochene alten Pöppelmanschen Gewölbebrücke (31. August 1910), der Ratskeller und vier Wochen später das gesamte neue Rathaus. Und diese Feiern kosten richtig Geld. Also könnte die Fleischerinnung ja mal was locker machen. Machte sie aber nicht und so eben selber blechen. Bleiben wir aber beim Thema. Zur Einweihung spielte im Garten des Gasthauses zweimal die 100er Militärkapelle (Leibgrenadierregiment). Den Garten gibt es nicht mehr, aber das Eingangstor, welches oben zu sehen ist.

    Gleich neben dem Eingangstor zum Biergarten der Pferdeschlachthof. Gäule sieht man wohl kaum noch auf der Straße und so war diese Abteilung des Schlachthofes noch zu dessen Betrieb wohl bald so gut wie Überflüssig.

    Gleich gegenüber das Pförnergebäude der Markthallen des Viehhofes. Wenn sich auch daran die Markthalle für Schweine anschloss, so ist die hintere Hälfte in lila gehalten, könnte sich ja einmal ein lila Rindvieh darin verirren. Nein, Spaß beiseite, in einen Teil dieser Hallen hat sich eine alternative Kunstszene etabliert.
    Das nächste Bild zeigt einen Teil der Stirnwand der einstigen Schweinemarkthalle.


    am Ende der einstigen Markthallen befindet sich die Endhaltestelle der "75". Glaubt mir, wenn dort nichts los und alles Menschenleer und der Regen tröpfelt aus den defekten Dachrinnen, dann sieht das ganze noch trostloser aus.
    Apropos Regen. Ist genug davon gefallen, so spiegeln sich die maroden Futterställe des Viehhofes in den Pfützen:

    Am Ende ser Straße befand sich der Amtsschlachthof. Auch davon einige Bilder. Viel ist davon nichts mehr übrig, aber das Verwaltungsgebäude nebst Pförtnerhaus ist als Ruine noch erhalten:

    Die sich dahinter befindlichen Gebäude der 1970er Jahre sind schon lange verschwunden.

    Man hat den Eindruck, dass dieser Lichtschalter sich schon seit 1910 an diesem Orte befindet. Übrigens, er lies sich noch drehen, aber die Erleuchtung kam trotzdem nicht. :lachen:

    Auch bei dieser Uhr weiß man nicht so recht was die Stunde geschlagen hat, oder man kann sich die Zeit aussuchen. Besonders gut wenn man mit Erklärungsnöten vorm Chef steht.

    Den 13. Februar 1945 hatte der städtische Vieh- und Schlachthof relativ unbeschadet überstanden. Aus dieser Zeit noch diese Anschrift an der Wand einer der Futterställe im Viehhof.

    Materialknappheit macht erfinderisch. Einst zeigte das Schild, dass ein Schrottplatz verlegt wurde. Später nur den Weg für Lebendviehfahrzeuge und heute müsste das Schild auf einen wieder angelegten Schrottplatz hinweisen. Ups, tschuldschung. Ich meine natürlich auf die Installationen der alternativen Kunstszene.
    Einst führte eine Eisenbahnbrücke vom Alberthafen über die Flutrinne zum Viehhof. Erst nach der Flut 2002 wurde die nicht mehr benötigte Brücke abgebrochen.

    In der Straße Messering, einst Schlachthofring, liegen aber noch die Rudimente dieser Gleise. Enden jedoch vor dem zugewuchertem Tore zum Areal.

    Im Schlachthofgelände selbst bewegte eine Dampfspeicherlock die Wagen auf den betriebseigenen Gleisen. Auch hier sind noch einige Reste der Anlage erhalten.

    Der Lokschuppen ist schon längst nicht mehr vorhanden, aber das Werkstättengebäude, welches man auf dem obigen Foto erkennen kann.
    Auch zum Schlachthof gehörte die Talgschmelze. Sie wurde aber erst nach 1910 errichtet. Das ganze Gelände war ja vorsorglich auf Erweiterungsmöglichkeit aufgebaut.

    Das Gebäude ist verfallen, aber die Schrift über dem Eingangstor vom einstigen Schlachthofring noch vorhanden.
    Das waren einige Bilder von meiner heutigen Sonnntagnachmittagwanderung durch das einstigste Gelände des städtischen Vieh- und Schlachthofes. Weitere Bilder werden zur gegebenen Zeit im "täglichen" erscheinen. Und noch etwas. Der Schlachthof vergammelte ja nach seiner Stillegung und die zwar gut gemeint aufgebauten Messehallen brachten auch nicht so das Leben. Erst seit vorigem Jahr ist es wieder freundlicher. Kinderlachen erschallt, nun auch ab Montag - nach dem Ferienende - wieder. Im neu erbauten Sportgymnasium. Dafür mussten einige der hässlichen und marode Schlachthallen weichen.

    Einige der später errichteten Beamtenwohnhäuser wurden als Internat eingerichtet und das Eckladengebäude ist nun Mensa. Aber dazu später und nicht in diesem Strang, denn diese Baukörper sind wahrlich nicht marode und strahlen in erneuerter Schönheit.

    Ist schon ein eigenartiger Sinneswandel des Herrn Weihrauch. Als ich mich vor knapp Jahresfrist mit ihm über den eigentlichen Neubau dieser Kirche Anfangs des 20. Jahrhunderts unterhalten hatte, legte er über den damaligen Zeitgeschmack ziemlich abfällige Bemerkungen ab und bedauerte den Verlust der einst barocken Ausstattung. Siehe auch:

    http://www.youtube.com/watch?v=Sh2kdrWfTXM

    bzw.

    http://www.starkes-dresden.de/annenkirche/index.htm

    Es handelt sich bei der obigen Aufnahme um den Baublock König Albert Straße 21 bis 33, begrenzt durch den St. Privat Platz (man kann ja noch das Ende des Wortes Markthalle erkennen), und der Rabenhorststraße. Das markanteste Gebäude ist tatsächlich das der Grundstücke Nr. 25 und 27, das Neustädter Hauptpostamt (N 6) mit dem Einleitungsturm auf dem Dach.

    War auch mehr ironisch gemeint. Mir ist es, ich schrieb es ja schon, auch völlig schnurz ob meine Recherchen von anderen genutzt werden (ab und zu mache ich ja auch eine diesbezügliche ironische Bemerkung in den Texten.) Mich stößt bloß auf, dass man zumindest bevor man etwas übernimmt, mal anfragen kann. Und das auch nicht in der Hauptsache wegen irgendwelcher Urheberrechte, sondern wegen aufgefundenen Fehlern oder Ergänzungen die sich zwangsläufig bei weiteren Untersuchungen finden bzw. ergeben. So ist die Seite über den Kaiserpalast neu überarbeitet und um einiges erweitert worden, was ich bei der Ersterstellung noch nicht gewusst hatte (so die Nutzung eines Teils der Kaiserpalastruine für ein Ladengeschäft bis zum Abbruch derselbigen und über den Abbruch selbst). Auch die Nutzung als Scharfes Restaurant vor dem 1. Weltkrieg bringt einige Ergänzungen. Die überarbeitet Seite werde ich dann sicher auch nach meinen bald beginnenden Urlaub ins Netz stellen. Und eben diese Berichtigung von Fehlern und Ergänzungen könnte, ja müsste man, vor einer Presseveröffentlichung schon mit beachten. Und, ich glaube da gibt mir ja wohl jeder recht, wer etwas veröffentlicht ist in der Anfragepflicht.
    Das Herr Lauffer in der Nähe bei mir wohnt wusste ich nicht. Kannst mir mal per PN schreiben wo. Ich will mich bei ihm nicht beschweren, sondern Deinen Vorschlag ob eines, nennen wir es einmal so, Erfahrungsaustausches, vorbringen.

    Matthias

    Geistiger Diebstahl oder sind die Herren Dietmar Schreier und Manfred Lauffer Forenmitglieder:

    "Falls heute irgendjemand nichts besseres zu tun haben sollte:

    Weitere Tips für den Silvesterabend vor 100 Jahren:

    Was war unseren Altvorderen wich

    Matthias"

    Dies schrieb ich, mehr als Silvesterscherz, am 31.12.2008 in diesen Strang.

    Heute nun ein Artikel in der SZ über den Kaiserpalast. Nicht nur, dass diese Herren sich offensichtlich rege in meiner Internetpräsentation über den Kaiserpalast bedient haben - was mir eigentlich schnurz ist, zeigt es doch, dass diese jeweilige Seiten über bekannte Dresden Bauwerke angenommen werden - haben sich die Autoren hier im Forum bedient. Denn genau die oben genannte Anzeige erscheint auch in diesen Beitrag, samt den kleinen Helligkeitsfehler am rechten Bildrand. Und, diese Anzeige hatte ich nur hier oder und in meiner Rubrik "vor 100 Jahren" eingestellt. Aber das ist sie schon lange nicht mehr drin, da wir ja bekanntlich schon bald dem nächsten Silvestertag zusteuern.

    Was meint ihr dazu?

    Matthias

    Vorbemerkung:

    Erster "Bodenaushub" für den Bau eines Landhauses an der Elbe im März 1715, Bauherr Graf Jakob Heinrich von Flemming.
    Fertigstellung des kleinen Palais, dessen Mittelteil heute in der Elbfront des Japanischen Palais eingebunden ist schon im Spätherbst 1715.
    Flemming vermietete den "feuchten Bau" (nach Ermisch wohl dem zu schnellen Aufbau geschuldet) an den Holländischen Gesandten Harsolde von Craneborg, daher der Name Holländisches Palais.
    Kurz darauf stirbt Craneborg und Flemming bezieht im Jahre 1716 das Palais als Sommersitz
    Schon wenige Monate später kaufte es August der Starke ihm ab.

    Zum Plan des Porzellanschloss.

    Schon Flemming hatte das Palais mit Porzellanen ausgeschmückt, die natürlich der Regent beließ. Das Fest wurde Schauplatz der Vermählung des Kurprinzen mit Maria Josepha am 10. September 1719 und da wird schon von porzellangeschmückten Sälen gesprochen. Also, der Initiator scheint Flemming selbst gewesen zu sein.
    Der zweite Umbau nach diesem Fest befriedigte August des Starken nicht und so wollte er, durch seine seine schon krankhaft zu nennende Selbstsucht, einen besonderen Porzellanpalast erbauen in dem alles, außer auf die Mauerkörper, aus Porzellan, Stuck, Holzschnitzereien und Spiegeln errichtet werden sollt. Davon sind die Pläne heute noch vorhanden. Wie so vieles blieb es allerdings beim wollen, zumal August der Starke bekanntlich auch wieder schnell die Lust an etwas neuem angefangene verlor. Hier einige der Pläne:

    Plan für das Porzellanschloss "Japanisches Palais"

    Pöppelmannsche Plan eines Saales im Porzellanschloss

    Plan eines Raumes im Porzellanschloss nach Bodt und Longuelune

    Der Innenausbau wurde niemals fertiggestellt (und soll bitte auch, auch wenn die Pläne vorhanden sind, nicht ins Auge gefasst werden), aber es ist einmal interessant wie er erfolgen sollte.

    Im Erdgeschoss sollte japanisches und chinesisches Porzellan, in der ersten Etage das gute Meißner :) ausgestellt werden. Im Obergeschoss sollten in einer Galerie die bekannten großen Meißner Tierplastiken ausgestellt werden, ein Raum war dem Federzimmer (heute in Moritzburg)vorbehalten. Ein einziger Raum sollte nicht mit Porzellan geschmückt werden. Dort sollten sich die großen Gobelins, heute in der Gemäldegalerie alter Meister, befinden. Ein weitere Raum sollte als katholische Kapelle ausgestaltet werden. Natürlich aus Porzellan mit zwölf lebensgroßen porzellanen Aposteln und einer Porzellanorgel.
    Und natürlich durfte auch der Porzellanthron nicht fehlen:

    Übrigens, der jungen Meißner Porzellanmanufaktur war es jahrelang verboten Porzellan zu verkaufen, sie sollte nur für das Schloss schuften und bis zu 40 Maler arbeiteten jahrelang für das Projekt.

    Wie schon gesagt, Augusts Interesse erlahmte und nach seinem Tode wurde nur noch sporadisch gewerkelt, später ganz eingestellt und das Porzellan wanderte in die Keller.

    Nachbetrachtung.

    Das Palais wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert als Museum umgebaut, Zwischendecken und Wände eingezogen und beherbergte zunächst das Antiken- und Münzkabinett und in den Obergeschossen die Bibliothek. Das heutige Hauptportal am Palaisplatz mit der bekannten Inschrift "Museum usui publico patens" stammt übrigens von diesem Umbau. Im Jahre 1875 wanderte das Porzellan aus dem Keller (wo es allerdings auch öffentlich ausgestellt war) ins Johanneum wo es, so Ermisch im Jahre 1936 "...ein Dasein fristet, das der Kostbarkeit dieser Sammlung wahrhaft unwürdig ist.". Im Jahre 1890 verschwand auch die Antikensammlung und das haus wurde Landesbibliothek.
    Übrigens, eine der ersten Semperschen Arbeiten in Dresden war der Umbau und die Ausschmückung einiger dieser Räume, die in den Jahren der Restaurierung bis 1936 wieder zur Geltung kamen und bis zur Zerstörung bewundert werden konnte.

    Wenn nun das Japanische Palais als Porzellansammlung ins Gespräch gekommen ist, so wäre dies auch nach meiner Ansicht eine feine Sache, allerdings sollte es tatsächlich "nur" die Sammlung beinhalten. Die Ausschmückung nach den einstigen Plänen wäre, obwohl sicherlich machbar, doch etwas fehl am Platze weil sie nie so existiert hat. Allerdings befand sich die Landesbibliothek die längste Zeit im Bestehen des Japanischen Palais als "Mieter" im Haus und die Einrichtung für dieselbe hätte auch etwas für sich. Jedoch ist die Unterbringung dieser am Zelleschen Weg zusammen mit der Universitätsbibliothek auch nicht zu verachten. Da habe ich es sowohl von zu Hause, als auch von meiner Arbeitsstelle und vom Garten nicht so weit . :)

    Matthias

    Zitat von "SchortschiBähr"

    Dazu kommt, daß die Marienbrücke auch noch wegfallen soll... bzw. durch einen Betonneubau ersetzt werden soll! :(:weinen::augenrollen:


    Du meinst sicherlich die marode Albertbrücke, deren Sanierung notwendig ist. Allerdings ist von einem Wegfall oder einem Betonneubau nicht die Rede. Es geht um eine Verbreiterung, da dieser Brückenbau den Anforderungen des Verkehrs schonst seit Jahrzehnten nicht mehr gewachsen ist und seit einigen Jahren sind bekanntlich auch Teile davon gesperrt und der linke Uferbereich ist wegen Absturzgefahr von Brückenteilen eingezäunt. Die Sanierung ist mehr als überfällig und warum sollte man das nicht in einem Maßen vornehmen, dass ein weiterer Umbau auf längerer Zeit vermieden werden kann? Man braucht nur einmal 100 Jahre zurückschauen. Da wurde die alte Pöppelmannsche Augustusbrücke eben auch aus verkehrlichen Gründen einer Betonbrücke, wenn auch mit Sandsteinplatten verkleidet, welche allerdings derzeit auch wieder Ärger machen, geopfert.
    Da fällt mir noch die Loschwitzer Elbbrücke ein, welche nur noch mit immer wieder erneuerten Ausnahmegenehmigungen und strengen Auflagen befahren werden darf. Auch hier ist eine Sanierung mehr als geboten. Und es gibt nicht nur Brücken über die Elbe.

    Matthias

    Bei dem zum Teil wieder aufgebauten Gebäude des Serumwerkes handelt es sich um die einstige Königliche Tierärztliche Hochschule zu Dresden. Einst befand sich deren Vorläufer an der Annengasse, wurde aber infolge reger Bautätigkeit an dieser Stelle aufgegeben und an die damals noch offene Pillnitzer Chaussee verlegt, an die Stelle des einstigen Bärschen Vorwerkes. Auch dieser Platz reichte nicht mehr aus und so wurde das Nachbargrundstück angekauft und die teilweise noch vorhandenen Gebäude der Tierärztlichen Hochschule errichtet. Das Hauptgebäude, indem sich einst ein nett anzusehender Brunnen befand, entstand in den 1880er Jahren. Im wissenschaftlichen Führer durch Dresden aus dem Jahre 1907, herausgegeben zur 79. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte, ist ein Lageplan veröffentlicht, den ich, nachdem die ganze Pirnaische Vorstadt im Dresdenbild in ferner Zukunft vorgestellt werden wird, auch hier einstellen werde. Gleichermaßen wird auf dieses Bauensemble und den Lehrbetrieb eingegangen. Die Hochschule selbst wurde stark beschädigt und zur Herstellung der damals so wichtigen TBC Seren benutzt. Im Gegensatz zu anderen in Ruinen eingerichteten Produktionsstätten - eine Werkstatt, die damals dringend benötigte Dinge des Haushaltsbedarfes aus Kriegsschrott herstellte befand sich gar im ersten und zweiten Stock einer Ruine in der Weißen Gasse und wurde erst sehr spät abgerissen - blieb das Serumwerk erhalten. Warum auch immer, ich werde mal im Stadtarchiv meine Fühler danach ausstrecken. In den 1980er Jahren wurde dann mit dem Ausbau des Werkes zur Herstellung von Influenzaseren begonnen. Das zur kurzen Werkgeschichte. Kurz und gut, es handelt sich um eine einstige Hochschule.

    Industrie im Wohngebiet. Hier kann ich allerdings nur über Striesen sprechen. Der Gemeinderat untersagte die Ansiedlung von Gewerbe in, wir würden heute sagen reinen, Wohngebieten, wenn diese Lärm und Ruß sowie Geruchsbelästigung verursachte. Später kamen noch Schadstoffe hinzu (Strohfärberei). Da aber eine Hochschule sicher nicht gerade dazu gehörte, von den Hufschmieden einmal abgesehen, gab es sicherlich auch keine Probleme mit der Ansiedlung an der Pillnitzer Chaussee resp. der Pillnitzer Straße.

    Da ich derzeit mein Ansichtskartenarchiv zur Pirnaischen Vorstadt genauer sichte, muss ich euch sagen, dass das ganze Viertel bei näherer Betrachtung auch nicht viel besser aussah als im Kern der Wilsdruffer Vorstadt um Fischersdorf und Poppitz, welche ja Dresdens Schmuddelecke war. Lasst euch nicht von den üblichen bekannten Bildern (Blick in die Marschallstraße u. Co.) blenden. Enge Hinterhöfe, eigentlich nur Lichtschächte, und eine Anzahl von Kleingewerbe prägten das Bild dieses Viertels, zumindest bis zur Johanneskirche. Meine Großmutter hatte Verwandte in der Mathildenstraße (von diesen stammt übrigens der Grundstock meines kleinen Dresdenarchives - das ist aber eine andere Geschichte) war auch nicht sehr gut auf diese Gegend zu sprechen. Sie selbst arbeitete in einem Ladengeschäft in der Landhausstraße und fuhr mit der 22 vom Pirnaischen Platz über die Pillnitzer- und Striesener Straße ins heimische Laubegast, oder besuchte erst ihre Verwandten in der Mathildenstraße. Auch der Bau des Günzbades im Areal Elbberg, Pillnitzer- und Steinstraße, wertete eigentlich nur diese Fläche ein wenig auf. Sicher werdet ihr sogleich auf das Redlichhaus oder die so genannten venezianischen Häuser am Terrassenufer (es waren eigentlich zwei, obwohl nur eines so recht bekannt ist) verweisen, das waren aber die Ausnahmen in der Regel.

    Dieses Gebiet - und darauf bezieht sich ja der geplante Neubau - wurde restlos zerstört, da blieb wirklich kein Stein mehr auf dem anderen (Ausnahme Günzbad, welches eventuell aufbaufähig war aber sicher auch wegen Geldmangel schließlich abgerissen wurde). Auch darüber werde ich noch Recherchen anstellen. Was später darauf gebaut wurde ist allerdings bekanntlich auch nicht viel besser. Die neue und nun schon lange still liegende Schwimmhalle, die eigentlichen Gebäudeprovisorien bis hin zum "Supermarkt", ich glaube darüber brauchen wir uns nicht unterhalten. Und so finde ich eine generelle Neubebauung schon in Ordnung und eigentlich wertet jedes neu errichtete und zur jetzigen Bebauung im Einklang stehende Gebäude dieses Gebiet nur auf. Fazit, wenn man auch über kleine Dinge streiten kann - was ja richtig ist- finde ich den Entwurf ganz in Ordnung, zumal mich diese Fläche mächtig anstinkt wenn ich fast täglich mehrmals mit meiner 82 daran vorbeidüse, äh, mehr vorbei schleiche. :)