Hamburg - Baugeschehen

  • Neues von den Hamburger Elbtreppen. Die Hamburger Elbtreppen, ein über 120 Jahre altes (siehe von DrZott eingestellter Artikel aus dem Spiegel), aus sechs Bauten bestehendes Gebäudeensembel (mit dem letzten erhaltenen Saalhaus Hamburgs) an der Elbe, das alle Abrisswellen überstanden hatte, sollte unter Billigung einiger Stadtpolitiker austauschbarer Investorenarchitektur weichen. Innerhalb von wenigen Wochen sammelten Hamburger Bürger über 10.000 Unterschriften gegen den Abriss! Offensichtlich wurde es erstmal gerettet
    Elbtreppen-Häuser bleiben erhalten | NDR.de - Regional - Hamburg (siehe auch rechts im Bild den vormals geplanten Neubau).

    Dafür werden demnächst mehrere Gebäude (aus der Zeit um 1890) in Eppendorf (Eppendorfer Landstraße 145-149) plattgemacht - dort hatte u.a. Starköchin Poletto ihr Restaurant.

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  • Die Rindermarkthalle war ursprünglich eine Halle des Hamburger Schlachthofs speziell für Rinder. Nachdem der Schlachthof aus der Stadtmitte Hamburgs fortgezogen war, wurde die Halle viele Jahre von verschiedenen Supermärkten genutzt. Zuletzt Real, davor Wal-Mart, davor noch andere... Das Problem mit der Nutzung der ganzen Halle als Supermarkt war, dass sie dafür um einige Größenordnungen zu groß ist. Die Märkte hatten dann neben den Lebensmitteln immer einen großen Non-Food-Bereich mit typischem Supermarkt-Tand. Doch das wirtschaftliche Scheitern gleich mehrerer Supermärkte an diesem Standort belegt eindeutig, dass die Fläche als ganzes viel zu groß für einen einzelnen Supermarkt ist...

    Die Halle steht nun seit mehreren Monaten leer, Ende Mai 2011 ist das erste Jahr voll.

    Die Hallenfassade steht unter Denkmalschutz - ist aber heute größtenteils hinter einer hässlichen Verkleidung versteckt.

    Für die Nutzung der gesamten 31.000m² Hallenfläche gibt es kein Konzept. Die Messehallen liegen in direkter Nachbarschaft, es gibt in dieser Gegend schon mehr als genug große Hallen. Dass man die Halle nicht einfach der Messe AG zugeschlagen hat, ging nicht, weil sie bis vor ein paar Monaten ja noch Supermarkt war. Der Niedergang des Supermarkts und der Aufstieg der Hamburg Messe erfolgten gewissermaßen zeitlich parallel und rückblickend unglücklich. Da hätte man sich den Bau einer Messehalle sparen können. Schade, schade...

    Was sollte passieren?

    Es gibt Konzepte für die Nutzung eines Teils der Halle als Konzerthalle (4.000m²) und den Rest als Marktfläche, Lebensmitteldiscounter, Moschee und diversern anderen Kleinkram. Die Halle bleibt hierbei erhalten.

    Ein anderes Konzept sieht den Abriss der Halle und Wohnbebauung sowie einen Lebensmitteldiscounter vor. Dabei sollen die Straßenzüge der umgebenden Altbauviertel St.Pauli und Sternschanze städtebaulich aufgenommen werden. Wohnbebauung hat es hier eigentlich nie gegeben. Vor der Rindermarkthalle war das ein Teil des heute etwas kleineren Heiligengeistfelds. Eine ehemalige Weidefläche eines Hamburger Klosters, auf der heute traditionell der Hamburger Dom, Zirkus, usw. stattfindet.

    Die Hamburger Behörden und die Wirtschaft wünschen sich die Musikhalle.

    Die Menschen aus der Umgebung wünschen sich Wohnbebauung und Supermarkt.

  • Dankeschoen, Remy! Zwar finde ich es erfreulich, dass dieses imposante Gebaeude nicht voellig verschwinden wird, aber mit der Art und Weise, in der diese "Revitalisierung" angegangen wird, kann ich mich nicht voellig anfreunden. Erst einmal kommt ein glaesernes Staffelgeschoss drauf, und auch von innen werden Glaswaende hochgezogen. Zweitens kommt mir der Slogan Die Zukunft des Bauens mit der Vergangenheit recht seltsam vor, irgendwie an den Haaren herbeigezogen und keineswegs ueberzeugend. Dann haben wir in Bild 8 einen eingeglasten Innenhof, der seinerseits noch wieder eingeglaste (Plexiglas?) Arbeitszellen zu enthalten scheint (die wissen wohl, dass auf solche grossen Glasdecken nicht unbeding Verlass ist ;). Beim Betrachten der Bilder 13 - 15 sorge ich mich um die Substanz des zerbrechlich erscheinenden Backsteins dem ein Stahlskelett aufgezwungen wird. -- Ob die ausfuehrende Muenchner Firma hier wohl einen Architektenwettbewerb gewonnen hat?

  • Einfach geniale Kommentare zum Artikel aus der Zeit Architektur: Schluss mit klotzig! | Kultur | ZEIT ONLINE

    Beispielsweise von Azenium, Kommentar Nummer 6:

    Zitat

    Daß kein ernstzunehmender Architekt oder Planer das Wort "Schönheit" als Ziel in den Mund zu nehmen wagt, liegt einfach daran, daß seit der Moderne Schönheit kein Qualitätsmerkmal mehr ist, sondern eine Schande.
    Schönheit ist demnach oberflächlich, unehrlich, belanglos, kitschig. Wahre Tiefe liegt in ungeschminkter, ehrlicher Häßlichkeit.
    Der Schöpfer eines Werkes, das allgemein als "häßlich" bezeichnet wird, kann immer die Haltung des unverstandenen, von dümmlichem Gefühlsdusel freien Genies einnehmen, dessen überlegene Vernunft den oberflächlichen Nörglern aufgrund ihrer Blödheit ein Geheimnis bleiben muß.

    Ist jemand zufällig dort angemeldet und kann einen unauffälligen Hinweis auf unser Forum formulieren? :thumbup:

  • So einfach ist das also: Ein paar neue Bäume pflanzen und die Gehwege sanieren - und schon hat man einen neuen Prachtboulevard! Schön wärs...

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Wie denken die Bürger über Rekonstruktionen? Bisher lagen meistens Stimmungsbilder aus Print- und Onlinebefragungen vor - mit Zustimmungen von meist über 80 % der Bürger. Nun gibt es ein belegbares Stimmungsbild aus einem Zukunftsforum zur Stadt Hamburg. Der Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe 9/2012 im Artikel "Weg vom Wutbürgertum" über das Hamburger Zukunftscamp. Auf der Internetplattform "Nexthamburg" sammelt das Zukunftscamp Bürgermeinungen zur Zukunft der Stadt im Jahr 2030. Neben Vorschlägen zu Wohnformen, zur Mobilität und Energieversorgung, bringen sich die Bürger insbesondere in die Stadtplanung ein.

    Zitate aus dem Interview mit dem Initiator des Zunkunftscams und Stadplaners Julian Petrin zum Bürgervotum: "...Für uns Stadtplaner und Architekten ist das nicht ganz leicht zu verkraften - aber es gibt tatsächlich ein starkes Bedürfnis nach Rekonstruktionen." und weiter "...sie wünschen sich markante alte Gebäude zurück."

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