Danke für die aussagekräftigen Fotos, ich war nun auch überrascht, wie schnell das jetzt ging. Dabei war ich erst kürzlich da.
Weitwinkel finde ich bei Architektur, wo man die Dinge ja so darstellen will, wie sie wirklich sind, gar nicht so einfach und gut. Um so weitwinkliger, umso schwieriger. Man muß dann die Kamera sehr gerade halten, aber trotzdem sind gerade Linien (Laternen) oft scheinbar schief, weil sich die Entfernung übernatürlich schnell verjüngt/verkleinert, auch nach oben, bei Kirchen. Das kann gut aussehen, bei Panoramalandschaftsbildern, auf denen das Auge in der Ferne wandert als wenn man den Kopf schwenkt (Der Bildauschnitt eines Weitwinkelbildes ist Normalbrennweite oder Tele, man zoomt sicht herein), aber ganz allgemein wirkt es oft zumindest unnatürlich. Statt alles auf ein Weitwinkelbild bekommen zu wollen, kann man einfach mehrere Bilder der Situation machen, das gibt insgesamt oft trotzdem einen realistischeren Eindruck der Raumsituation. Deine Kamera scheint schon etwas weitwinklig zu sein, das ist aber noch im Rahmen, an denen das Auge gewohnt ist. Noch weitwinkliger muß es nicht sein. Kleine Edelminis wurden früher oft mit einer Festbrennweite um die 44 verkauft, heute digital öfter mit Zoom 35-105 mm (umgerechnet auf 35 mm Film).
Durch die deutlich sichtbare Verkleinerung der Tiefe wirken leichte Weitwinkel besonders oft räumlich 3D. Eigentlich ist für die Größenunterschiede aber nicht das Objektiv verantwortlich, sondern ganz allein die Entfernungsrelation Kamera-Vordergrund-Hintergrund, starker Weitwinkel täuscht nur andere Relationen vor, weil wir normalerweise nicht weitwinklig sehen können, sondern immer im selben menschlichen Normal-Winkel einen einzelnen Blick machen.
Es gibt auch Weitwinkelfreaks, für die Weitwinkel bei 28 erst anfängt, aber das sind eher Künstler und meist etwas eigenwillige Könner. Architektur 40, Portrait 80 mm sind so die Richtwerte. Im Telebereich ist das alles natürlich weniger dramatisch, der Einfluß der marginalen Brennweitenänderung auf die scheinbare Perspektive tendiert gegen null.
Starke Weitwinkel lassen sich auch schwerer qualitativ herstellen, kommt dann noch viel Zoom dazu, sind bei Offenblende lila Streifen an Kontrastübergängen wie Bäumen im Himmel vorprogrammiert und geschlossen ist es nicht scharf. Abseits der Extreme hat man mehr Spaß für einen Bruchteil der Kosten, wollte aber keinen Fotovortrag halten, war nur schon in vielen solchen Foren etc. Die Frauenkirche war also früher am selben Fleck.
Man kann sich das ganz einfach aufmalen, ein Quadrat 2*2 cm und dahinter eines 4 cm*4 cm. Aus der Entfernung angepeilt sieht man, daß das dahinter doppelt so groß ist. Weitwinkelig von Nahem angepeilt verdeckt das vordere dagegen übergroß das größere dahinter. Der Hintergrund ist übernatürlich klein auf dem resultierenden 2D-Bild.