Dresdner Bausituation

  • "Diese Zuschüsse hätten stattdessen alle in Reko und Erhaltung gelenkt werden müssen."

    nun, jetzt wird wohl die eigenheimzulage abgeschafft. ich halte das für einen fehler, genauso wie sie in der jetzigen form ein fehler ist.

    wenn menschen in den eigenen vier wänden leben, ist das gut: sie haben insbesondere mehr sicherheit, sie investieren zudem zeit und geld in die pflege, sie geben insgesamt mehr acht, wenn es das eigene ist, sie haben eine stärkere verbundenheit mit ort und umgebung, was sich positiv auf das sozial eleben auswirkt.
    man sollte allerdings keine neubauten mehr fördern, sondern nur noch sanierung und umbau von altbauten, vor allem wohnungen, und das insbesondere in kernstadtbereichen.
    die meisten, die unbedingt ein eigenes haus wollen, bauen ohnehin sowieso.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Antiquitus"

    die meisten, die unbedingt ein eigenes haus wollen, bauen ohnehin sowieso.

    Das kann ich aus beruflicher Erfahrung bestätigen. Zumeist werden die öffentlichen Fördermittel zur Verbesserung der Ausstattung oder zugunsten der qm-Größe verwendet. Gebaut würde sowieso.

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Zitat von "Antiquitus"

    man sollte allerdings keine neubauten mehr fördern, sondern nur noch sanierung und umbau von altbauten, vor allem wohnungen, und das insbesondere in kernstadtbereichen.

    Das wäre wirklich mal eine Maßnahme. Wobei immernoch ein relativ hoher pronzentualer Anteil in einem Viertel Mietwohnungen bleiben sollten, ist immer ärgerlich wenn man irgendwo hinziehen will, aber es gibt nur Eigentumswohnungen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das die Hilfeleistungen für die Flutopfer menschlich gesehen richtig sind steht ausser Frage.
    Mich wundert halt immer nur mit welchen Unsummen unser Staat sich manchmal aus dem Fenster lehnt.
    Für die Erhaltung und den Ausbau unserer Städte fehlt dieses Geld aber und wird auch nicht in den Massen bereitgestellt wie dies Erforderlich wäre.
    Es ist leider wirklich so, dass sich ausser einem kleinen Kreis von Menschen ( dazu gehören auch wir ) keine Sau grossartig für klassische oder generell für Architektur interessiert.
    Ich seh das ja schon an meinem Freundeskreis. Jedesmal wenn ich da das Thema anschneiden will bockt das wirklich niemanden.
    Was meint Ihr wie froh und überrascht ich war, als ich dieses Forum entdeckt hab.
    Man kommt sich ja schon fast als Freak vor, wenn man eine schöne Fassade genauso interressant wie die Silouette einer attraktiven Frau findet. ( Ihr wisst was ich meine :zwinkern: ).

  • Zitat von "JimPanse"


    Ich seh das ja schon an meinem Freundeskreis. Jedesmal wenn ich da das Thema anschneiden will bockt das wirklich niemanden.
    Was meint Ihr wie froh und überrascht ich war, als ich dieses Forum entdeckt hab.


    Das sprichst du mir aus dem Herzen. Alle sagen, Rekonstruktionen sind gut, Altbauten abreißen blöde... aber wirklich diskutieren will keiner mit mir.

    Zitat von "JimPanse"

    Man kommt sich ja schon fast als Freak vor, wenn man eine schöne Fassade genauso interressant wie die Silouette einer attraktiven Frau findet. ( Ihr wisst was ich meine :zwinkern: ).


    Der Vorteil ist vor allem, dass man vor 'ner Fassade stehenbleiben und ausgiebig gucken kann während man das bei einer Frau besser nicht versuchen sollte :peinlich:

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich glaube jetzt ist hier alles zum Thema Eigenheim und Finanzierung gesagt und daher bitte ich euch, wieder zum eigentlichen Thema zu kommen, nämlich der Diskussion zum Baugeschehen bzw. der Veröffentlichung aktueller Fotos.

  • Zitat Antiquitus:

    Zitat

    "Wenn es das Forum vor 100 Jahren gegeben haette, waere es sicher voll von Entr[stungen [ber Bauten gewesen, die wir heute oft glorifizieren... nun so aendern sich halt die Zeiten"

    Da hätte ich allerdings so meine Zweifel.
    Und überhaupt scheint mir das in Richtung eines typisch sozialistischen Arguments zu gehen: "Das ist gut, und wenn ihr es nicht gut findet, dann liegt es an euch bzw. dem Menschen, also ändert euch bzw. sie." Man hörte das auch schon beim Wiederaufbau nach dem Krieg, wenn Kritik an Kisten, Bunkern und Monstern aufkam - interessanterweise finden wir diese Objekte aber immer noch nicht toll. Ist die Umerziehung durch modernistische Architekten fehlgeschlagen oder kann man den Menschen bzgl. gewisser Dinge einfach nicht oder nicht so einfach ändern?
    Wie auch immer. Ich bin überzeugt, dass es sehr gut möglich ist, dass man in 100 Jahren sagt: Damals hätte man die Chance gehabt, den Neumarkt richtig wiederaufzubauen, aber man versagte.

    Ach Antiquitus, das sollte doch alles andere als ein persönlicher Angriff auf das Forum sein, es war eine sachliche Hypothese- Ausserdem hat das gar nichts mit Sozialismus oder dergleichen zu tun. Hier mal 2 Zitate:

    Zitat

    Die relativ wohlausgewogene Architektur Dresdens wurde durch die Überdimensionierung einiger neuer Bauvorhaben in Mitleidenschaft gezogen. Die Ursache dafür lag einerseits in der mehr oder weniger notwendigen Aufblähung des Verwaltungsapparates mit seinen neuen Kompetenzen, welche die Bevölkerungszunahme und Erhöhung der Bevölkerungsdichte mit sich brachte, andererseits aber auch in der Repräsentationssucht einer Gesellschaft, der die Maßstäbe ihres Handelns im Vergleich zur Vergangenheit verloren gegangen waren. Durch den Neubau fast sämtlicher Gebäude auf der Brühlschen Terrasse (Albertinum, Kunstakademie, Ständehaus [und Sekundogenitur]) wurde die das Antlitz Dresdens prägende Stadtsilhouette erheblich verändert. Noch Jahrzehnte später wurde die Verletzung der Proportionen durch dieses Architekturensemble beklagt, das für die Brühlsche Terrasse und die umgebenden Bauwerke zu pompös und wegen seines Volumens als maßstabssprengend empfunden wurde.


    Quelle: M.Schmidt "Die städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871 - 1918" S.39

    Zitat

    Das eigentliche Georgentor in seiner schlichten Renaissanceschönheit wird damals leider an die Seite gesetzt, nach der Hofkirche zu, wo es nur Kundige finden- doch der Verkehr von der Neustadt zur Altstadt fordert seinen Tribut, das neue Tor sollen "zwei Wagen nebeneinander passieren können". Für Georg den Bärtigen war das noch kein Problem gewesen.
    Das neue Georgenschloß fand auch den Beifall der sehr kritischen zeitgenössischen Architekturhistoriker Dresdens, die sich mit den etwas aufdringlichen neuen Akademie- und Ausstellungsbauten von Lipsius auf der Brühlschen Terrasse und den zu groben Formen des Wallotschen Ständehauses am Schloßplatz nur zögernd und mit der neureichen Protzigkeit der König-Johann-Straße schon gar nicht abfinden konnten.


    Quelle: R.Förster "Damals in Dresden" S.24

  • Ich war gestern wieder ganz kurz am Neumarkt:

    Prisco:

    So richtig schnell scheint man mit der Ziegelbauweise doch nicht voranzukommen.

    BayWobau:

    Hier ist schon die Fassade der Landhausstraße 4 zu sehen. Ohne Rocaillen natürlich, dafür aber mit der Farbgebung. Ein dunkles rot, dunkler noch als die Farbe der Dachziegel.

    Beim Anschauen der Bilder sehe ich gerade, dass auch beim Wörner-Bau das Dach schon gedeckt ist. Ist mir vor Ort gar nicht aufgefallen!


    VVK:

    Auch hier geht es nicht schnell voran. Braucht der Beton lange um auszuhärten??? Bei den Häusern zur Frauenkirche zu ist die Bodenplatte des Erdgeschosses gegossen.


    Das war's. Der interessanteste Baufortschritt ist die Fassade des Gebäudes Landhausstraße 4.

  • Ich kann zwar die Ungedult verstehen, aber was lange wärt wird bekanntlich gut. Mir ist es lieber so, als wenn super schnell hochgezogen wird und man sich hinterher ärgert, was da für ein Pfusch für lange Zeit hingesetzt wurde.

  • Im übrigen finde ich, dass es insgesamt gesehen vergleichsweise schnell geht... ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
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    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Finde ich auch. Ziegel brauchen eben seine Zeit, dafür hat man's später echter.

    Und ja, Beton braucht lange zum Aushärten, schließlich muss er halten.

    Aber danke für die Bilder, freue mich schon auf's nächste Update! Ich glaube was Dresden angeht sind wir die aktuellste Seite im ganzen Netz, oder sehe ich das falsch?

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Dank Harmonica glaub ich das auch... eine wahre Goldgrube für dieses Forum! (Oder besser das Fenster auf das Geschehniss für alle die, welche nicht das Glück haben in dieser Stadt ansässig zu sein!)

  • Abgesehen davon gibt's hier auch genauere Informationen zu den einzelnen Bauten, bei Cityscope gibt's nur die Cam, wer sich nicht auskennt hat verloren.

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  • Neue Fotos auf der GNHD-Website, auch Luftbilder von der Frauenkirche aus sind dabei.

    Das Baywobau-Areal mit dem Flachdach sieht aus der Luft leider wirklich etwas daneben aus... Aber wenn die anderen Rekos besser werden kann man durchaus damit leben. :(

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  • Jetzt dürfte es endgültig feststehen, dass der Kopfbau an der Töpferstraße anders gebaut wird als geplant!

    Ursprünglicher Entwurf:


    Und hier die aktuelle Bausituation:

    Das Erdgeschoß sieht ganz anders aus, als das Erdgeschoß des letzten Entwurfs. :einfall:

  • Bis jetzt macht es so den Eindruck... So sehr ich die fünfachsige Aufteilung des Erdgeschosses begrüssen würde, im Moment ist lediglich das Tragwerk zu sehen, nicht die weiße Fassade, die ja noch später mit der erforderlichen Wärmedämmung davor montiert wird. Da kann es immer noch sein, dass die beiden jeweils äußeren Fensterfelder zusammengenommen werden und der Mittelpfeiler dann anstelle eines Fassadenaufbaus von ca. 15 - 20 cm Stärke nur eine dünne Blechabdeckung in der Fensterfläche erhält...
    Insgesamt bin ich aber überhaupt über die Entwicklung dieses Gebäudes froh, wenn ich daran denke, was für ein Klotz da ursprünglich geplant war...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Mal was anderes

    Die Rundbögen des Stadtviaduktes am Bf.Mitte, über deren Freilegung und Sanierung ich mich sehr gefreut hatte, werden nun leider doch wieder als Lagerräume vermauert.



    und entdeckt:

    Die Dresdner Postmeilensäule hat von allen Distanzsäulen, die ich kenne, den trostlosesten Standort.
    Es ist übrigens nur eine Nachbildung. Das Original am Willsdruffer Tor hat einst Canaletto verewigt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Canaletto_%28I%29_010.jpg\r
    de.wikipedia.org/wiki/Bild:Canal ... 29_010.jpg

  • Das Zumauern der Bögen ist wirklich sehr schade aber vielleicht werden nicht alle Bögen verschlossen.

    Ich weiß, ihr wollte alle neue Neumarkt-Bilder und hier sind sie ganz frisch:

    Fangen wir heute mal (wieder) mit einer negativen Betrachtung an. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht, als ich die Zierschornsteine auf den Gebäuden des QIV sah: kein Sandstein, kein Putz, nein mit dem wunderschönen Baumaterial Blech haben wir es hier zu tun! Hat sich unser geliebter Denkmalschutz wieder mit einer kritischen Reko durchgesetzt oder werden die Dinger doch noch verputzt? Aber seht auf den folgenden Bildern selbst:


    Wörners Gauben sehen immer noch fürchterlich aus, aber eine gewisse Fensterbetonung ist doch vorhanden. Leider sind aber die untersten langen Fenster nicht gegliedert:

    Erfreulich, dass die ersten Rocaillen an die Fassade Landhausstr. 4 angebracht werden:


    Auch beim QII beginnt der Hochbau. Wie es aussieht auch nicht in Ziegelbauweise:


    Beim QI geht es auch deutlich voran:

  • Danke!
    Landhausstraße 4 scheint ja wirklich interessant zu werden. Bin schon sehr gespannt auf das Endergebnis!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
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