Der Neumarkt Dresden - archivierter Strang

  • Nennt den aktuellen Zustand doch "Demokratur". Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt: "Demokratie ist die schlimmste Form der Diktatur". Ganz Unrecht hat er jedenfalls nicht gehabt.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"


  • http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1193156\r
    http://www.sz-online.de/nachrichten/art ... id=1193156

    Jetzt spricht man schon vom "Gewandhausareal" :?
    Sehr schön ist,dass scheinbar Gespräche über den Wiederaufbau des Hotel Stadt Rom laufen!

  • Vom "Gewandhausareal" spricht doch nur unser Freund Herbert Feßenmayr und das war doch klar. Zumal er doch zu den absoluten BEfürwortern gehört und die Bebauung unbedingt politisch durchsetzen möchte. :augenrollen:

  • Zitat von "Armin"

    Nennt den aktuellen Zustand doch "Demokratur". Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt: "Demokratie ist die schlimmste Form der Diktatur". Ganz Unrecht hat er jedenfalls nicht gehabt.

    Ja, und lese erstmal was Oswald Spengler zu Demokratie, Kapitalismus und Geld zu sagen hat, etwa in "Der Untergang des Abendlandes" und "Preußentum und Sozialismus". Auch wenn es fatalistisch ist so sind doch einige seiner Beobachtungen nicht von der Hand zu weisen.

  • Ich habe hier ein paar Informationen zum Quellenbestand für Rekonstruktionen am Neumarkt. (A in Klammern bedeutet Anmerkung von mir, nicht jeder hier im Forum dürfte sich so mit den Himmelsrichtungen auskennen). Die auszugsweise zitierte Denkschrift stammt von 1992, nur zur Erinnerung, da war der Wiederaufbau der Frauenkirche noch in der planerischen Vorbereitungsphase, an Coselpalais und Kanzleihaus war noch nicht zu denken.

    Prof. Dr. phil. habil. Heinrich Magirius
    (damals Institut für Denkmalpflege, Außenstelle Dresden)
    George Bährs Frauenkirche als Mitte der Bürgerstadt Dresden – eine Denkschrift
    DRESDENER HEFTE 10.Jahrgang, Heft 32, Nr. 4/92 (Redaktionsschluss: 19.11.1992)

    Auszug
    (Nach Verweis auf den unbefriedigenden Aufbau von Kassel, Hannover, Hildesheim, Frankfurt a.M. und Stuttgart im Vergleich mit München, Freiburg, Münster und Nürnberg)….Aus solchen Fehlern sollte in Dresden unbedingt gelernt werden. ….Gewonnen wird nur,…., wenn auf den historischen Charakter auch der Einzelgrundstücke Rücksicht genommen würde. Die „Quellenlage“ dazu ist in Dresden denkbar günstig. Für folgende Straßenzüge sind sämtliche Fassaden in ihrem Zustand vor 1945 fotografisch dokumentiert: Neumarkt, Jüdenhof, Töpferstraße, An der Frauenkirche, Rampische Straße, Salzgasse, Schlossstraße. Auch die Einmündungen von Frauenstraße, Galeriestraße, Moritzstraße und Landhausstraße sind fotografisch überliefert. Fassadenaufmaße liegen von sämtlichen Bürgerhäusern der Nordseite der Rampischen Straße vor (A: mit den Nummern 1, 3, 5….33), von der Südseite von 3 Häusern (A: Bereich östlich anschließend an das Areal A.d.F.16/17 also in Richtung Polizeipräsidium). Fassadenaufmaße existieren weiter von den Fassaden des Coselpalais, des Hoymschen Palais – hier auch von den Fassaden der Höfe, vom Palais de Saxe und British Hotel an der Moritz- und Landhausstraße, vom Hotel Stadt Rom am Neumarkt, vom Regimentshaus und vom Dinglingerhaus am Jüdenhof, von der „Schiffsmühle“ an der Frauenstraße, von 2 Eckhäusern an der Schösser- und Sporergasse, vom Kanzleihaus an der Schlossstraße und von weiteren wichtigen Häusern an der Schlossstraße. Von den meisten der genannten Bauten sind auch Grundrisse überliefert, so dass nicht nur die oben genannten „Leitbauten“ (A: weiter vorn im Artikel war die in DDR-Zeiten entwickelte Grundidee der Leitbauten erklärt), sondern der gesamte nördliche Straßenzug der Rampischen Gasse, der Komplex des Hoymschen Palais’, das Stadthaus an der Landhausstraße, das Palais de Saxe und British Hotel, sowie 12 Häuser und einige Häuser an der Galerie- und Frauenstraße auch grundrisslich exakt einschließlich ihrer Höfe wiederhergestellt werden könnten.

  • Da wir es bekanntlich zu einem überwiegenden Teil der Gestaltungskomission zu verdanken haben, dass immer wieder katastrophale Entwürfe am Neumarkt angedacht und zum Teil auch genehmigt wurden/werden, habe ich mich im Netz über ein Mitglied, Johanna Nalbach - Mitglied seit 2006, der Komission etwas schlau gemacht.

    Frage: Wer ist für die Berufung in die Gestaltungskomission zuständig? Hat die Bevölkerung in irgend einer Art und Weise ein Mitspracherecht?

    Zur Person:

    http://www.baunetz.de/db/buero/show_biografie.php?bp_id=1967

    Auch am Neumarkt wollten die Nalbachs sich ein Denkmal setzen...

    http://www.neumarkt-dresden.de/workshop.html[/url]

  • Zitat von "BautzenFan"

    sowie 12 Häuser und einige Häuser an der Galerie- und Frauenstraße auch grundrisslich exakt einschließlich ihrer Höfe wiederhergestellt werden könnten.

    Ja man könnte so vieles wiederherstellen wenn man nur wollte. Die Bundesregierung muss endlich was tun, damit dies auch mal gescheht.

  • Die Probleme sind ja vielleicht auch baurechtlicher und steuerrechtlicher Natur?

    Wenn die Rekonstruktionen als Neubauten gelten, müssen sie heutige Vorschriften buchstabengenau einhalten und können dann nicht so gebaut werden, wie das vielleicht wünschenswert wäre.
    Außerdem greifen dann nicht die Steuervergünstigungen bzw. Absetzmöglichkeiten, wie sie für denkmalsgeschützte Bauten gelten.

  • Das stimmt, aber dafür könnte man im Gesetz ja extra eine Regelung treffen, dass sie z.B. nicht als Neubauten gelten, sondern als "Wiederherstellung historischer Bausubstanz". Für diese könnte man extra Regelungen treffen.

    Die heutigen Altbauten erfüllen ja auch nicht die heutigen Vorschriften.
    Man müsste halt natürlich Sachen wie Wärmespeicherung beachten. Aber im großen und ganzen so, dass möglichst viel wiederhergestellt wird / werden kann.

    Es müsste halt mehr für die Rekontruktionen getan werden.

  • Irgendwie ganz schön dreist....

    Aus dem Rheinischen Merkur, Nr. 9, März 2006
    Titel: Elbflorenz im Höhenrausch
    Untertitel: Die triumphale Vollendung der Frauenkirche war ein Meilenstein. Weitere Wunden des Weltkriegs verheilen in Harmonie zwischen Alt und Neu.
    von Ute Grundmann

    Auszug:
    Nach „weitgehenden Diskussionen“, so Feßenmayr, nach vielen Workshops und von Architekten entworfenen Beispielhäusern hat man sich in Dresden für die Mischung von alt und neu entschieden. Man kam auch ab von einer Satzung, die jedes Detail festgehalten hätte, hin zu einer dicken „Gestaltungsanleitung“, die den Bauherren und Investoren Möglichkeiten der Mitbestimmung gibt. Der Verein Historischer Neumarkt hatte, auch mit einer Unterschriftenaktion, die Festlegung aller Details erreichen wollen; „heute sagen sie, ihr hattet Recht, das habt ihr gut gemacht“, wie Herbert Feßenmayr zufrieden feststellt.

    Der ganze Artikel:

    http://www.merkur.de/10937.0.html?&no_cache=1

  • Memel schrieb:

    Zitat

    „heute sagen sie, ihr hattet Recht, das habt ihr gut gemacht“, wie Herbert Feßenmayr zufrieden feststellt.

    Wahnsinn, was hat der eigentlich vorher eingenommen?

    Er meint hoffentlich nicht die Entwürfe für das BayWoBau-Quartier (von dem man seit Ewigkeiten - trotz Transparenz! - nichts mehr hört).

    Außerdem, wer sagt denn das, dass "ihr recht hattet"? Wer, das würde mich wirklich einmal interessieren?

  • Er behauptet, die GHND, oder?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Das habe ich mir eigentlich auch gedacht. Aber irgendwie hat er da wohl etwas falsch verstanden. Ich kann mir zwar schon vorstellen, dass der eine oder andere der GHND zu ihm einmal etwas nettes gesagt hat (z.B. zur Töpferstrasse), aber derjenige hat das sicher nicht generell so gemeint, da er ja sonst den eigenen Bürgerentscheid als falsch betrachten müßte.

  • Feßenmayr fantasiert. Die übergroße Mehrheit der GHND würde ihn am liebsten in die Wüste schicken. Der Realitätssinn scheint ihn längst verlassen zu haben. Dass es am Neumarkt keine Gestaltungssatzung gibt, dafür gibt es kein Pardon. Kein einziges GHND-Mitglied würde sich jemals damit abfinden, geschweige denn sagen "das habt ihr gut gemacht".
    Fessi ist halt ein Dummkopf.

  • Mag sein, dass das außer mir alle schon wissen, aber für mich ist es eine neue Information, dass man voriges Jahr Kellerreste des barocken Palais Hoym gefunden hat. An gleicher Stelle wurde berichtet, dass die derzeit laufenden Grabungen auf dem Areal V/2 voraussichtlich am 31. Juli abgeschlossen werden.
    Vor einiger Zeit informierte das Sächsische Landesamt für Denkmalpflege (Abteilung Archäologische Denkmalpflege) über Grabungen im Bereich Polizeipräsidium. hier die Meldung:

    Im Sommer 2005 ist der ehemalige Erweiterungsbau der Volkspolizei aus den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit seiner markanten verspiegelten Glasfassade abgebrochen worden.
    Die durch den Abbruch entstandene Freifläche sollte in die Feierlichkeiten zur Weihe der Frauenkirche einbezogen werden. So waren vorab weitere Bodeneingriffe geplant, die zu einer archäologischen Untersuchung im ehemaligen Innenhof des Gebäudes führten. Es zeigte sich, dass überraschenderweise Fundament- und Kellermauern des 1945 zerstörten barocken Palais’ Hoym erhalten geblieben sind, die nach Freilegung und Aufmaß entfernt wurden.
    Noch überraschender waren Nachweise hochmittelalterlicher Nutzungen, die sich in Form zahlreicher Siedlungsgruben zeigten und die ein weiterer Beleg für eine frühe Ansiedlung nahe der Frauenkirche zu werten sind. Unterhalb der mittelalterlichen Schichten konnten wenige jungsteinzeitliche Gruben dokumentiert werden.

    Dazu 2 Fotoaufnahmen:

    http://www.archsax.sachsen.de/Themenportal/i…essgasse_03.jpghttp://</p><p><br></p><p>[url]http://www.archsax.sachsen.de/Themenportal/img/II_24_DD_Schiessgasse_02.jpghttp://</p><p><br></p><p>Quelle: http://www.archsax.sachsen.de">www.archsax.sachsen.de<br>(Für die beiden Fotos: © Landesamt für Archäologie)<br>

  • Auf der GHND-Hompage gibt es wieder neue Fotos.

    Ich befürchte Schlimmes, wenn einmal das Nachbargebäude des Hauses mit der Glaspyramide fertig ist. Der Anbau des Heinrich-Schütz-Hauses wird nun leider auch ein ziemlicher Reinfall und vom QIII gibt es auch keine Neuigkeiten von Herrn Dietze, der seinerseits wieder Steine vom Gestaltungsbeirat vor die Füße gelegt bekommt...

    Wie kann es sein, dass 6 Gestaltungsbeiratsparanoika den Dresdner Neumarkt in eine Nachkriegsbausündenwüste a la ehemaliges Westdeutschland nach dem Krieg verwandeln können???

    :boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese: :boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese: :boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese::boese: :boese::boese: :boese: :boese: :boese: :boese: :boese: :boese: :boese: :boese: :boese: :boese: :boese:

  • Apropos: wie gestaltet sich eigentlich der persönliche Hintergrund dieses Gestaltungsbeirat, sprich woher genau kommen diese Herren (und Damen?)?

  • Alle Mitglieder werden vom Stadtentwicklungsbürgermeister (momentan: Feßenmayr) eingesetzt. Federführend im Beirat ist Herr Architekt Hänsch, der schon seinerzeit den Kulturpalast gebaut hat.

    Ich möchte in diesem Zusammenhang an einen Artikel erschienen in "Der Welt" erinnern:

    Auszug:

    Tja, auch wenn wir wissen, dass die Gestaltungssatzung eine Augenauswischerei war und Herr Feßenmayr auch nach dem "erklärten Willen der Bürger" - ich erinnere an den Bürgerentscheid zum Neumarkt und an die Diskussion über die Rechtskraft eines solchen im Zuge der Waldschlößchenbrückendebatte (dieser Heuchler) - nicht einmal ernsthaft darauf einging, dann werde ich langsam das Gefühl nicht mehr los, dass hier in Dresden seitens der Politik gelogen, vertuscht und intrigiert wird, wie ich es bisher nur aus Italien kenne. Der Oberbürgermeister wurde suspendiert und und und...

    Es wäre so einfach gewesen, dieses Fleckchen Erde in Dresden adäquat zu bebauen, wenn nur der Wille dazu nicht nur von den Bürgern da gewesen wäre. Wie lange dauert es noch, bis endlich einmal vehement dagegen gehalten wird?

  • Ja, Papier ist, wie man sieht, geduldig. Aber wir sollten nicht resignieren. Eine aufgebrachte Öffentlichkeit hat es geschafft, das Glashaus der Baywobau zu stoppen. Ebenso hat sie es geschafft, die Diskussion um das Gewandhaus auf die Tagesordnung zu rufen (auch wenn man momentan nichts davon hört). Die Investoren wissen mittlerweile, daß ein extremer Faux-pas hier nicht stillschweigend hingenommen wird. Darum erstmal abwarten was die nächsten Wochen so bringen. Wenn bei der VVK die Bauplanen fallen, wird das hoffentlich den Weg für noch mehr Rekonstruktionen eben. Ich hoffe, daß die Menge der vermieteten Flächen als Hauptargument greifen wird (Prisco hat, meine ich, noch nicht alles vermietet).

    Sagt mal, sieht das auf Cityscope nur so aus oder haben die jetzt tatsächlich mit der Entfernung des Pflasters auf der Gewandhausfläche begonnen?

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat von "Armin"

    (Prisco hat, meine ich, noch nicht alles vermietet).

    Wenn ausgerechnet die beiden Ekelbauten im Q I als einzige unvermietet blieben - das wär's...! :)

    Wenn ich mir die neuen Bilder auf der GHND-Seite ansehe: Das Haus AdF 3 ist wohl das erste Gebäude, das nach der Verblendung mit Sandstein noch häßlicher aussehen wird als ohne... :schockiert: