Dresden - der Große Garten

  • Was ist denn eigentlich aus der Ankündigung geworden, den Aufbau der fehlenden Kavaliershäuser im Großen Garten zu realisieren ?
    Seit Jahren (!) war davon nichts mehr zu hören. Offenbar wieder einmal eine Luftblase und viel Lärm um nichts ?

  • Was ist denn eigentlich aus der Ankündigung geworden, den Aufbau der fehlenden Kavaliershäuser im Großen Garten zu realisieren ?
    Seit Jahren (!) war davon nichts mehr zu hören. Offenbar wieder einmal eine Luftblase und viel Lärm um nichts ?


    <ironie>
    Sobald die Zwangssteuer für die vielen Reichen im Westen eingetrieben worden ist, ist umgehend Baubeginn.
    </ironie>

  • In den letzten Jahren hat sich bei mir aufgrund der - drücken wir es so aus - politischen Außendarstellung der Stadt Dresden -ein Eindruck eingeprägt, daß man alle Überzeugungen, die über einen langen Zeitraum hinweg gewachsen sind in Bezug auf ein Wiederherstellen oder Neuauflebenlassen dessen, was für alle Zeiten zum Bild Dresdens gehören wird, gewillt ist, über Bord zu werfen. Neben der inneren Altstadt gehört unter anderem auch der Große Garten hierzu. Der Kreis der Dresdner, die noch um die Zusammenhänge wußten, hat sich bedauerlicherweise reduziert; an deren Stellen sind nun wort- und suggestionsgewaltige Platzhalter getreten, deren Handeln sich leider erkennbar darauf beläuft, diese Zusammenhänge so umfassend als möglich zu verwischen.
    Niemand wird bestreiten, daß das Palais die erste Priorität zu genießen hätte in der Hinsicht, diesen herausragenden frühbarocken Bau wieder in eine sinnvolle Nutzung zurückzuführen. Dem Großen Garten kann man zwar nicht absprechen, daß sein Areal in eine intensive und sehr lebendige Nutzung durch die Dresdner geführt worden wäre; dem Palais würde man hindessen aufgrund seines derzeitigen Daseins eine baldigste Rückführung in ein idealerweise tagtäglich genutztes herausragendes Dokument der Dresdner Geschichte wünschen; aufgrund des über die Jahre festzustellenden Nichtwahrnehmens einer Entwicklung des Palais erscheint infolgedessen auch ein Gedanke an ein Wiederaufleben der angesprochenen weiteren Kavaliershäuser fast übermessen.

  • Geduld, Geduld ist hier, beim Palais im Großen Garten besonders angesagt. Unbestritten ist dies vor allem ein Finanzproblem.
    Zunächst hat wohl, gemäß seiner Bedeutung, das Residenzschloss Priorität.

    Ich hatte zunächst angenommen, dass der Staatsbetrieb "Schlösser & Gärten", für den angedachten Wiederaufbau der Kavaliershäuser, gut betuchte Investoren "ins Boot" nimmt, eine Hoffnung die sich inzwischen erledigt hat.
    In einem dieser Häuser hatte der Direktor der Gemäldegalerie, Dr. Hans Posse, bis zu seinem Tode gewohnt.

    Das Palais selbst ist jedoch trotz seines ( teilweise ) morbiden Interieurs keineswegs leblos, wird intensiv genutzt.
    Eine sehenswerte Dauerausstellung zeigt im Skulpturenlapidarium wertvolle, sächsische Barockplastiken.
    Unterschiedliche Ausstellungen/Veranstaltungen im Palais erfreuen sich übers Jahr sehr guter Resonanz.
    .
    Ein rühriger Verein kümmert sich derweil um das Palais, sammelt mühsam Gelder, die u. a. der Wiedergewinnung der Festräume im Obergeschoss zufliessen können.
    Während die Erdgeschossräume inzwischen in alter Pracht rekonstruiert werden konnten ( 1993 ), geht es in den Hauptsälen der 1. Etage ld. nur wenig voran. Lediglich eine Probeachse wurde ( 1974 ) angelegt.
    Dabei gibt es sehr gute Voraussetzungen für eine komplette Reko dieser total vernichteten Räume.
    Eine Serie von Farbdias ( von 1943 ) liegt bereit, lässt die hier einst entfaltete Pracht erahnen.
    Nachschöpfungen der Deckenplafonds, der höchst anspruchsvollen Ausstattung überhaupt werden damit möglich, - wenn es denn einmal soweit sein sollte.
    Offensichtlich lassen die damit verbundenen, extrem hohen Kosten, Verantwortliche immmer noch zurückschrecken.

    Anbei eine "Zusatzinformation" : von den Sammlungen des "Kgl. Sächs. Altertumsvereins", die bis 1945 im Palais untergebracht waren, hatte man 1943 nur einige, wertvollste, sakrale Objekte ausgelagert, da man das relativ abgelegene Palais "sicher" glaubte.
    Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie sich dann bald zeigen sollte.

  • Laut einem Bericht der DNN vom 19.09.2013, laufen derzeit Untersuchungen an der Plastik "Die Zeit raubt die Schönheit". Sie wurde um 1720 vom italienischen Bildhauer Pietro Balestra geschaffen, etwa zwei Jahre später von August dem Starken erworben und 1728 im Großen Garten aufgestellt (vorher befand sie sich im Garten des Holländischen Palais, dessen Umbau zum Japanischen Palais 1729 begann). Heute befindet sie sich auf dem dem Palais stadtseitig vorgelagerten Parterre à l’Angloise.
    Der Grund der Untersuchungen sind vor allem Schäden am Gott Chronos. So sind ein Flügel sowie ein Fuß abgebrochen, was man derzeit auf starke Temperaturunterschiede und andere Umwelteinflüsse zurückführt. Die Untersuchungen sollen noch bis November dieses Jahres andauern und schließlich zu einer genauen Sanierungskonzeption beitragen. Die letzte Restaurierung erfolgte zwischen 1992 und 1995.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke für die Info, bilderbuch. Jedes mal, wenn ich diesen Strang öffne hoffe ich auf Neuigkeiten dazu, dass der Festsaal endlich mal (teil-)rekonstruiert wird ;) Das ist zwar immer noch nicht der Fall, aber auch solche kleinen Maßnahmen zur Erhaltung der Skulpturen sind natürlich auch gute Nachrichten.

  • Seit dem 15.09.2014 führt das sächsische Immobilien- und Baumanagement diverse Arbeiten im Großen Garten durch. So sollen bis Ostern 2015 die Kanalkette entlang der Stübelallee und der Neuteich saniert werden.

    Das SIB schreibt in einer Pressemitteilung:

    Zitat

    Im Rahmen der Baumaßnahme werden die Kanalkette und der Neuteich unterleichter Korrektur der Gewässerprofile entsprechend historischer Pläne denkmalgerecht saniert und die Ufer neu befestigt. Die Entschlammung der Gewässer führt zu einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität. Die Planung und Durchführung des Vorhabens erfolgt in ständiger Abstimmung mit Denkmalschutz- und Naturschutzbehörde. Ziel ist es, die Bauarbeiten bis Ostern 2015 abzuschließen. Im Anschluss an die Arbeiten an den beiden Gewässern werden die umliegenden Wege erneuert.
    Die Kosten der Maßnahme belaufen sich auf rund 750.000 Euro und werden im Rahmen der Hochwasserbeseitigung 2013 ausgeführt.

    http://www.sib.sachsen.de/de/presseservi…tteilungen_sib/

    Der SZ war weiterhin zu entnehmen, dass u.a. die Herkulesallee zumindest zum Teil saniert und entlang der Hauptallee neue, energiesparende Laternen installiert werden sollen. Diese ersetzen die unschönen Standard-Laternen aus DDR-Zeiten.

    Hier ein aktuelles Bild aus dem Großen Garten:


    Blick von der Hauptallee zur Üppigkeitsvase (Antonio Corradini, Original 1720, Kopie 2007) und dem Palais.

    Bild ist von mir.

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  • Diese und die Sparmassnahmen am Schloss haben alle mit der Pleite der Sachsen-LB und den Zahlungen an die LBBW (zur Zeit -2011- bereits ca. 200 Millionen von Sachsen an Baden-Wuertemberg) zu tun. Gesamtbuergschaft Sachsens 2,2 Milliarden Euro. Die in Geldangelegenheiten von jeher rigorosen Schwaben werden weiterhin schoen die Hand aufhalten. Der Dank dafuer geht an Herrn Milbradt und seinen Finanzminister Herrn Metz. Solange die Sachsen-LB fette Gewinnen mit dubiosen Immobiliengschaeften in Irland usw. abwarf, anstatt z.B. Hr. Dietze von der Baywobau Kredite fuer das Hotel de Saxe zu gewaehren, hat keiner nachgefragt. Kontrolle? Fehlanzeige. Das total Versagen. Jeder Bankangestellte wuerde dafuer ins Gefaengnis wandern...

    Man hoert auch nicht mehr allzuviel von den Zahlungen an BW. Wird alles schoen unter den Tisch gekehrt und verschwiegen. Die Seilschaften halten zusammen. :thumbup:

    Im 3.Quartal 2014 wurden weitere 29 Millionen Euro von Sachsen an die LBBW überwiesen. Damit erhöht sich der Gesamtbetrag auf nunmehr 1,2 Milliarden Euro. Davon hätte man das Palais im Großen Garten 3mal original rekonstruieren können, außen und innen. Vom Schloß und der Schloßkapelle ganz zu schweigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Henry (1. Oktober 2014 um 19:41)

  • Das Gesamtvolumen des sächsischen Haushalts beläuft sich z.Z. auf 16 Mrd. Euro p.a. Seit 2006 werden keine neue Schulden aufgenommen. Die Nichtrekonstruktion des Festsaals hat also nichts mit der Landesbankpleite zu tun, sondern ist eine politische Entscheidung.

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  • Der Freistaat wird laut Aussage der DNN im nächsten Jahr einen Aufzug im Palais installieren. Weitere konkrete Vorhaben gibt es jedoch leider nicht.

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  • Einen Aufzug? Wo denn das? Das wird doch hoffentlich keine Wiederaufbaupläne zunichte machen...

    Die Visualisierungen für den Saal sehen wirklich schmackhaft aus! Hoffentlich wird das irgendwann was. Einen derart repräsentativen Festsaal kann Dresden doch gut gebrauchen. http://www.palais-grosser-garten.de/palais_anliegen2.html#vs

  • Zitat

    Das Palais im Großen Garten steht für den Ursprung des Barocks in Sachsen. Für die Politik ist es ein lästiges Stiefkind.
    Wenn sich jetzt die Tore für die neue Doppelausstellung im Palais Großer Garten öffnen, ist der Barockbau für einen Moment wieder im Bewusstsein der Dresdner. Ihre Stadt werden sie auf Infrarot-Fotografien und historische Kostüme der Zeitsprünge-Ausstellung erleben. Alles in Ordnung, so scheint es. Doch nichts ist gut im Palais Großer Garten, wenn es um den baulichen Zustand geht, beklagt der gleichnamige Förderverein. [...]

    Der vergessene Prunksaal des Kurfürsten - Sächsische Zeitung

    Hier noch eine Ansicht vor der Zerstörung:

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Es wäre zu wünschen, dass der Palais-Saal endlich wieder im alten Glanz hergestellt wird. Das Desinteresse der derzeitigen Politik ist fahrlässig und dumm.