Stuttgart - KONTRA (Galerie)

  • Ein zugegebenermaßen tendenziöser Thread...


















    ...da hat auch das schöne Wetter nichts mehr geholfen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • @Dirk:

    Das Problem ist, genau diese Strecke laufen auch Touristen ab.
    Ich weiß schon, dass es in Stuttgart noch ganz andere Ecken gibt, leider fast alle außerhalb des Zentrums.
    Mal abgesehen vom Schlossplatz.
    Dies ist aber ein Kontra-Thread, und da gehört der nicht rein :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Und was ich besonders erschreckend finde: die meisten
    Einheimischen finden das noch o.k.. Es interessiert die gar nicht,
    was für eine wunderschöne Innenstadt Stgt. vor dem Krieg hatte.
    Rekos sind hier tabu - es würde ihnen niemals in den Sinn kommen.
    Dann doch lieber weiter solche Gebäude wie auf dem Foto.

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • memet, ich glaube nicht daß es die meisten einheimischen OK finden, es ist mehr eine resignierte Haltung, die angesichts des unmittelbaren Zentrums
    ja irgendwo verständlich ist, denn wo soll man bei all den Scheußlichkeiten anfangen? Ähnlich wenig hört man aus Hannover oder Kassel, der
    Eindruck ist "hier kann man nichts mehr ausrichten".
    Dabei wäre in Stuttgart noch einiges rauszuholen, wer weiß schon daß 2 der ursprünglichen 3 Breuninger-Bauten hinter den neuen Fassaden noch
    existieren, dasselbe gilt für einige Gebäude der Königstrasse (Nr.27, 31, 35, 50, 54, 62, 68 ).
    Würde man hier auf Fassadenreko setzen wie in Hamburg oder Wuppertal, es würde gleich ganz anders aussehen.
    Unmittelbar ist mir für Stuttgart vorrangig wichtig, das Bestehende zu erhalten, denn Abrisse geschehen hier meist recht unauffällig, wie z.B. zuletzt
    in der Hermannstraße oder der Rotebühlstraße.
    Die Seite http://www.stadtzerstoerung.de">http://www.stadtzerstoerung.de beschäftigt sich mit den Abrissen in der Neckarstrasse, und wird momentan anscheinend auch auf andere
    Schwerpunkte im Stadtgebiet ausgeweitet. Es ist also nicht so, daß es gar keinen Widerstand gibt. Was noch fehlt, ist eine wortstarke Bürgerinitiative.
    Was die vielen Scheußlichkeiten in der Altstadt angeht, ich denke hier wird sich in den kommenden Jahren einiges wandeln, viele
    Nachkriegsbaracken werden durch (hoffentlich ansprechendere)Neubauten ersetzt werden.
    Vielleicht können wir dabei ähnlichen Einfluß nehmen wie es in Nürnberg oder Frankfurt momentan der Fall ist.

    In dubio pro reko

  • Hallo Dirk, das mit Breuninger wusste ich schon, aber das
    mit der Königstraße ist mir neu. Auch der ursprüngliche
    Rathausturm scheint noch unter den hässlichen Platten zu
    existieren.
    Aber von Widerstand gegen Abrisse spüre ich nicht viel.
    Ab und an ein Leserbrief in der Zeitung - das war's.
    Es gibt glaube ich nur einen Architekten (Ostertag),
    der sich gegen diese Zerstörungen wehrt, aber ich
    z. B. fühle mich total machtlos. Oder wissen Sie Bescheid,
    welche Gruppierung hier ein bisschen tätig wird?
    Wäre gerne dabei!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Ich glaube, daß in Stuttgart auch nicht mehr viel zu machen ist und daß auch nichts in dieser Richtung geplant ist. Das Rathaus wurde ja erst gerade totalsaniert und sieht genauso (scheußlich) aus wie vorher. Der kleine Schloßhof ist zwar sicher nicht mehr ganz so trostlos wie zuvor (ich habe auch nie begriffen, was diese Betonplattform zuvor sollte), aber letztlich immer noch eine ziemliche Betonwüste....

  • Besser wäre es gewesen, das Thema "Eine typisch deutsche Stadt" zu
    nennen. Denn das ist alles austauschbare 08/15 Normal-Brutaloarchitektur
    wie wir sie von Flensburg bis Konstanz und von Aachen bis Frankfurt/oder
    kennen !

    :schild6:

    P.S. Der Breuninger ist ja echt die Härte (im wahrsten Sinne des Wortes) !
    Hat der Breuninger-Architekt früher den Atlantikwall hochgezogen ?
    So ähnliche Bunker habe ich mal in Norwegen gesehen... :irrer:

  • ach na ja, es ist alles eine frage der zeit: wenn der stuttgarter markt noch einige jahrzehnete in seiner jetzigen gestalt überdauert, ohne wie andernorts üblich zeitgeistig antikisiert oder modernisiert zu werden, wird er wahrscheinlich bald die wertschätzung erfahren, die ihm eigentlich schon heute gebührt: als einem gelungenen ensemble der nachkriegsmoderne.
    es wird hier im forum ja viel über denkmalschutz für nachkriegsarchitektur diskutiert. dieser platz hätte in meinen augen diesen schutz (oder zumindest ein moratorium) durchaus verdient.

  • Zitat von "rakete"

    [..], wird er wahrscheinlich bald die wertschätzung erfahren, die ihm eigentlich schon heute gebührt: als einem gelungenen ensemble der nachkriegsmoderne.[..]

    :schild6:


    :klaresnein: Nein! Rakete! Ich mein, wo kann man den auch nur ein gutes Wort an NAchkriegsarchitektur lassen? Das sind für mich reinste Brutkastenfassaden! Sowas kann keinem einigermaßen gebildetem Menschen gefallen, der auch nur mal ein bisschen den Kopf hebt, wenn er durch die Innenstadt marschiert. Wer geht denn schon GERNE in so ein Haus rein? Kalt, kahl, glatt, grau, kastenartig, künstlich, gefühlslos, apathisch ... das sind Begriffe die mir dazu einfallen. Aber nicht: Ein gelungenes Ensemble der Nachkriegsmoderne. Du sitzt wohl auch an deinem Schreibtisch und wenn dir langweilig ist entwirfst du die nächste Plattengeneration fpr die LWB .. aus Liebe zur harmonischen Architektur! :lachen:

  • Zitat von "rakete"

    ... als einem gelungenen ensemble der nachkriegsmoderne.
    es wird hier im forum ja viel über denkmalschutz für nachkriegsarchitektur diskutiert. dieser platz hätte in meinen augen diesen schutz (oder zumindest ein moratorium) durchaus verdient.

    ...bei Ihrem merkwürdigen "Sinn für Ästhetik" würde ich Ihnen wärmstens den Umzug nach Pforzheim empfehlen!
    Dort finden Sie nur noch Architektur in diesem Stil
    und Sie könnten sich ohne "Stil-Unterbrechung" an den vielen,
    vielen Betonburgen ergötzen...

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Zitat von "rakete"

    ach na ja, es ist alles eine frage der zeit: ....

    Meinen Sie damit den "Ruinenwert" der Brutaloarchitektur ? Speer soll
    seine Klötze ja auch für tausende von Jahren geplant haben, damit
    sogar der post-homo sapiens was von den Klötzen hat. Vermutlich
    hatte der Breuningerarchitekt ähnliches für seinen Stuttgartbunker
    vorgehabt.... :grinsenlachen:

  • madmellow: die gebäude auf den fotos 7-9 sind doch nicht grau, kahl etc.

    memet: es geht nicht um viele, viele betonburgen. es geht überhaupt nicht um quantität, sondern um qualität. und davon scheinen diese häuser mehr zu aufzuweisen, als die meisten der später errichteten gebäude.

    Oliver: bei den gebäuden die ich meine, rührt die architektonische und städtebauliche qualität gerade daher, dass sie nichts mit speerscher brutaloarchitektur gemein haben, sondern in den baumassen und der fassadengestaltung auf jeden protz verzichten.

    aber wie gesagt: zur zeit wird 50er jahre architektur nicht gerade goutiert. je mehr jedoch davon verschwindet, desto mehr wird sich auch dies ändern. wer die entwicklung des berliner kranzler-ecks kennt, wird vielleicht verstehen, was ich meine. und deshalb meine ich: es ist eine frage der zeit.

  • Zitat von "rakete"

    memet: es geht nicht um viele, viele betonburgen. es geht überhaupt nicht um quantität, sondern um qualität. und davon scheinen diese häuser mehr zu aufzuweisen, als die meisten der später errichteten gebäude.

    Liebe Rakete: "Qualität"? Auch ein Betonklotz kann qualitativ solide und gut gebaut sein und ich denke, diese Gebäude sind auch so gebaut worden. Aber: Wo bleibt der ästhetische Aspekt????? Man kann alles Hässliche "schön saufen", aber ich will den schönen Zustand auch nüchtern genießen! Und das gelingt mir und vielen Stuttgartern bei diesem Marktplatz nicht!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Zitat

    aber wie gesagt: zur zeit wird 50er jahre architektur nicht gerade goutiert. je mehr jedoch davon verschwindet, desto mehr wird sich auch dies ändern. wer die entwicklung des berliner kranzler-ecks kennt, wird vielleicht verstehen, was ich meine. und deshalb meine ich: es ist eine frage der zeit.

    Ganz meiner Meinung. Zwar gibt es hier im Forum nur Wenige Fans der Architektur nach 1920. Ich finde aber, dass viele 50er Jahre Bauten ziemlich gut sind. Z.B. das Grüne Haus am Markt in Stuttgart. Irgenwann wird man verstehen, dass diese Häuser sich weit besser ins Stadtbild fügen als neue Glasskisten....

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich find's irgendwie lustig, daß hier im Forum regelmäßig jemand, sobald er haarsträubende Dinge von sich gibt, plötzlich von den anderen gesiezt wird. Nach dem Motto, "bravo ich bin derselben Meinung, sag Du zu mir" bzw. nein, "da bin ich völlig anderer Meinung, Herr Müller-Lüdenscheid...." :lachen:

    Zum Thema: Man kann, wenn man will, jede Stadt vorteilhaft darstellen, also die städtebaulichen Rosinen herauspicken oder sich nur auf die Ekelbereiche beschränken, um die Stadt im negativen Licht darzustellen.

    Hier ein schönes Beispiel: Wenn man bei google "Magdeburg" eingibt, bekommt man wahlweise das (igitt, häßlichste Stadt Europas) oder das (oh, hübsche Stadt!)

    Von Frankfurt/M könnte ich auch eine Galerie zusammenstellen, die dem Ahnungslosen den Eindruck vermittelt, es handele sich um eine wunderschöne Stadt. Ebenso könnte ich von Wiesbaden alle Ekelbauten zusammenraffen, so daß man denkt, es sei eine völlig zerbombte und im komplett im 60er-Jahre-Stil hingekotzte Stadt. Ich sehe nicht so richtig den Sinn darin, in einem Forum über klassische Architektur nur das häßliche herauszusuchen, wenn es in der Stadt auch noch schöne Bauten gibt, aber - bitte...

  • Zitat von "rakete"

    Oliver: bei den gebäuden die ich meine, rührt die architektonische und städtebauliche qualität gerade daher, dass sie nichts mit speerscher brutaloarchitektur gemein haben, sondern in den baumassen und der fassadengestaltung auf jeden protz verzichten.

    aber wie gesagt: zur zeit wird 50er jahre architektur nicht gerade goutiert. je mehr jedoch davon verschwindet, desto mehr wird sich auch dies ändern. wer die entwicklung des berliner kranzler-ecks kennt, wird vielleicht verstehen, was ich meine. und deshalb meine ich: es ist eine frage der zeit.

    Hallo Rakete,
    Sie kennen ja sicherlich den Architekturstil "Brutalismus". Dieser Stil
    ist eine besondere Form des Bauhaus. Ich finde Sie haben oben einen
    sehr wichtigen Punkt angesprochen. Nämlich die Nähe der Speerschen
    Bauten zu Bauhaus (Mies v.d. Rohe) und zum Nachkriegsbrutalismus.
    Das fällt vor allem bei der "Neuen Reichskanzlei" auf, wo auf eine
    "schlichte Größe" wert gelegt wurde. Also sehr wertvolle Materialien
    im innern bei gleichzeitiger spartanischer Ausgestaltung. Viele
    Bauhäusler mögen es nicht gerne hören, aber Speer zitiert hier Mies
    v.d.Rohe. Speer will die "Deutsche Baukunst (Bauhaus)" allerdings
    weiterentwickeln und überhöht ihn ins gigantische. Hier kommt dann
    der Frühe Brutalismus (der eigentliche Brutal. verzichtet ja auf jegliche
    wertvolle Materialien) ins Spiel. In diesem Zusammenhang sei auch die
    Worte Hitlers hingewiesen, der davon gesprochen hat, daß er eine
    "Architektur der Zeit" bauen will und gerade nicht in Architektur aus
    vergangenen Zeiten "hausen" möchte.

    Zum zweiten Teil möchte ich nur sagen, daß ich mir nicht vorstellen kann,
    daß der weitüberwiegende Teil der Menschheit Nachkriegsarchitektur
    (also der Klotz von nebenan) jemals als schön empfinden wird. Dafür
    erzeugt sie keine angenehmen Emotionen. Ein Dresdner Polizeipräsidium
    (am Neumarkt) wird immer das Gegenteil im Menschen erwecken.
    Die trostlose Aufeinanderstapelung von Betonklötzen sagt nur was
    über den Architekten und sein Umfeld aus, aber es kann keinen begeistern.
    Das Kranzlereck gefällt mir übrigens nicht. Es wirkt wie temporäre
    Architektur. Wäre dort ein tolles Gründerzeitcafé wäre dort dreimal
    so viel los.
    Grüße

  • Der Hauptgrund, warum die moderne oft schlechter abschneidet als ältere Stile, ist die totale Ornamentlosigkeit. Sobald es Ornamente gibt, wie die Bauten von Gaudi aber sogar einige 50'er Jahre Bauten, gefällt sie. Es gab nie einen Stil ohne Ornamente, selbst die Romanik kannte Ornamente. Das unterscheidet die Moderne von allen anderen Stilen.

    Und wenn Rakete meint, die Marktplatzarchitektur wird beliebter, wenn sie seltener wird, muss ich zustimmen. Aber das ist zugleich ein Armutszeugnis: Eine Architektur, die man nur schätzt, weil sie Seltenheitswert hat. Barock, Klassizismus, Historismus haben wir nach wie vor sehr viel und trotz der großen Menge finde ich diese Stile schön.
    Außerdem finde ich nicht, dass man Architektur als umso schöner empfindet, je älter sie ist. Ich empfinde z. B. romanische Bauwerke nicht schöner als klasizistische oder Barocke, eher umgekehrt. Die Moderne hat mitlerweile 100 Jahre auf dem Buckel und ich kenne viele sehr neue Bauten der Moderne nennen, z. B. Kollhoffs Klinkerbau am Potzdamer Platz, die ich viel eleganter finde als die Kästen am Stuttgarter Marktplatz.

    Der Irrglaube, dass wir in einigen Jahrzehnten sozusagen mit romantischen Augen auf den Brutalismus schauen, wird allein schon dadurch widerlegt, dass die meiste derzeitige Brutalismusmoderne nur eine untergeordnete Rolle in den Reiseführern spielt. Das war vor 100 Jahren noch ganz anders. Ich habe selbst alte Reiseführer, in denen der Historismus als damals moderner Baustil sehr gelobt wird. So stellt z.B. Woerls Dresden Reiseführer von 1903 eine Liste der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Dresdens zusammen, wobei mehr als die Hälfte der Bauten der Epoche des Historismus angehören. Während der alte Renaissance Jägerhof dort nicht erwähnt wird, befinden sich das gerade erst gebaute Finanzministerium, Viktoriahaus, Kasernen usw. usw. auf der Liste.
    Welche heutigen Reiseführer stellen moderne Architektur lobend in den Vordergrund?

  • Zitat von "jojojetz"


    Welche heutigen Reiseführer stellen moderne Architektur lobend in den Vordergrund?

    Das ist wahr. Brasilia, die Hautstadt von Brasilien, ist so ein Beispiel. Diese Stadt wurde von "Stararchitekten" aus aller Welt aus dem Boden gestampft, besteht nur aus Betonburgen und ist wirklich das Hässlichste, was es gibt. Ich habe auch noch nie einen Reiseführer diesbezügl. gesehen

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Ich denke, rakete meint nicht die Klötze wie der von Breuniger sondern die durchaus einigermaßen eleganten 50er-Jahre Bauten am Marktplatz mit vielen Fenstern usw.
    Allerdings gibt es selbst diese Gebäude überall in Deutschland, für eine fachgerechte Rekonstruktion des alten Stuttgarter Marktplatz könnte man sie m.M. nach durchaus opfern. Allerdings würde jeglicher moderner Neubau vermutlich häßlicher werden.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)