Das alte Ostpreußen, die kleineren Orte

  • "Namen, die keiner mehr nennt", so ein Buchtitel der Ostpreußin Marion Gräfin Dönhoff. Das passt zum Inhalt dieses Strangs. Leider verschwindet Ostpreußen immer mehr aus dem kollektiven Gedächtnis unseres Volkes, nur die "Königsberger Klopse" werden noch damit in Verbindung gebracht. Von daher gebührt dir, lieber Pirat großes Lob, dass du auch die kaum bekannten Bauwerke oder Dörfer Ostpreußens mit diesem Strang ins kollektive Gedächtnis zurückrufen zu versuchst.

  • Die Generationen, die eine persönliche Beziehung zu Ostpreußen oder anderen ehemaligen deutschen Ostgebieten haben, sterben in der Tat aus, aber immerhin bleibt das Interesse seitens der Wissenschaft, so dass ich guter Dinge bin, dass nicht alles aus dem Gedächtnis verschwinden wird. Zur Zeit darf ich die Website für die "Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung" erstellen, die dann irgendwann im Sommer online gehen wird. Und so kommt dann wieder ein Puzzlestein hinzu.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Mein Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits hätten freude an den Fotos. Sie waren Preußen, die 1945 vertrieben wurden. Erst kamen sie in Auffanglager nach Dänemark und wurden dann Jahre später in Westdeutschland verteilt. Meine Großmutter mütterlicherseits kam mit meiner Mutter, die erst 2 Jahre alt war, nach Stollhofen bei Baden Baden. Da ihr Mann im Krieg verschollen war, heiratete sie 1959 erneut und blieb im Schwarzwald. Sie kauften sich 1972 ein kleines Fachwerkhaus mit großem Garten und ich verbrachte immer sehr gerne die Schulferien da. Aber immer wenn sie von zu Hause oder der Heimat sprach meinte sie Danzig. Genau wie bei meiner Oma väterlicherseits, dessen Mann im Krieg in einem Krankenhaus, was bombardiert wurde gestorben ist. Sie war von Thorn und ihr Mann aus Königsberg. Ihre Heimat war immer Preußen, auch im hohen Alter.

    Meine Mutter wunderte sich jedes mal. Sie sagte, dass die beiden schon viel länger in einer neuen Heimat leben und immer noch ist das "zu Hause" in Preußen...

  • Sind das alles deine AKs?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es gab im alten Ostpreußen unzählige Aufnahmen von kleineren Orten die wahrscheinlich vielen von uns nicht geläufig sind, zumal sie heute andere Ortsnamen haben.

    Vor ein paar Jahren habe ich einen Herrn getroffen, bei dem mir - wieder einmal - der Zungenschlag auffiel. Die Frage, ob er vielleicht Ostpreuße sei, bejahte er erstaunt. Auf die Folgefrage, woher genau, sagte er aus dem Samland, Kreis Fischhausen. Darauf ich ungefähr so: "Oh je, was gibt's denn da...Peyse? Kraxtepellen? Tenkitten?"

    Da machte der Herr große Augen. "Ja, Nähe Tenkitten. Wahnsinn." Sein Dorf (Sanglienen, ein paar Kilometer von Tenkitten entfernt) kannte ich dem Namen nach nicht, es war auch zu klein, um in Vogels Atlas des Deutschen Reichs zu erscheinen (auf den alten Meßtischblättern ist es zu sehen). Der Herr war ein Wolfskind, mit der ganzen entsetzlichen Geschichte. Alter Scheiß...

    Dann fing er an, ein Lied "von damals" zu singen, Puttheneke. Als ich nach ein paar Worten mitsang, machte er nochmal große Augen. Woher ich das wüßte, fragte er. Mei, Interesse an der Geschichte vom eigenen Land, und das über Jahre, da kommt sowas bei raus. (Ich kann Stunden damit verbringen, über alten Landkarten und Stadtplänen zu brüten. Würde man mich per Zeitmaschine auf den Platz vor'm Königsberger Hauptbahnhof beamen und ich danach zur Neuroßgärter Kirche sollen, ich bräuchte nicht nach dem Weg fragen. Bissle plem-plem, der BIO-Bayer... ;) )

    Sehr schönes Thema, EP!


    ...

    Mithin, es gibt was ganz Lustiges über ostpreußische Ortsnamen, welches ich hier (wieder einmal, glaube ich) zum Besten geben möchte:

    "Irrwege eines Wanderers" oder "Wie komme ich nach Königsberg"

    Bei meinen Wanderungen stieß ich wiederholt auf Ortschaften mit nicht sehr bekannten, aber desto klangvolleren Namen, so daß ich oft glaubte, mich in einer verzauberten Landschaft umherzutreiben.

    So fuhr ich einmal mit der Bahn nach Groß-Aschnaggern über Liegetrocken, Willpischken, Pusperschkallen nach Katrinigkeiten, frühstückte in Karkeln, kam über Pissanitzen, Perkuiken, Jukenischken, Kuhdiebs nach Katzenduden, aß in Aschlacken Mittag, verirrte mich dann in Pudelkeim, Pupinnen, Bammeln, Babbeln und abendbrotete in Pschintschiskowsken, übernachten wollte ich in Kartzpanupchen, wo ich entdeckte, daß ich infolge der vielen mir vorgekommenen merkwürdigen Namen meinen eigenen Vatersnamen ganz vergessen hatte, was den Wirt in Kartzpanupchen mit dem Namen Strunzkeitski veranlaßte, mich fortzuweisen; so ging ich über Strontzken, Grondzken und Dumbeln nach Bumbeln und Budschißken, wo mir mein Name infolge der Klangähnlichkeit wieder einfiel.

    An den folgenden Tagen lernte ich noch kennen: Plampert, Purtzunsken, Kotzlauken, Mierunsken, Spirokeln, Wanagpuchen, Meschkruppchen, hörte noch von Spucken, Maulen, Puspern, Plumpern, Schabbeln, Wabbeln, wurde ohnmächtig und erwachte in Mierodunsken, wo mich der Landjäger von Uschpiauschken hingebracht hatte. Es dauerte lange, bis ich meine Sprache beherrschte, denn meine Zunge drehte sich mir fortgesetzt im Leibe um, so daß ich auf die Frage des Mannes, wohin ich wollte, sagte: Göbisknerg - Kösichgers - Knösiggerb - Königsberg.

    Der Beamte meinte: über Mischmiautzken oder Kampinischken, was mich so ärgerte, daß ich ihn mit "Dammelskopp" anschrie. " Das liegt an der anderen Strecke," sagte er entgegenkommend. So gelangte ich denn über mehrere -ischken, -umsken, -schkallen und -scheiten

    nach Königsberg. Ein Blick in den Eisenbahnfahrplan überzeugte mich, daß ich nicht geträumt hatte.

    - Robert Budzinski"

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Bielitz ditto.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.